Filmografie
Gino Cervi (Luigi Cervi) wurde am 3. Mai 1901 als Sohn des Theaterkritikers Antonio Cervi (1862 – 1923) in der italienischen Metropole Bologna1) geboren. Nach seinem Bühnendebüt 1924 konnte er als Mitglied bedeutender italienischer Ensembles und große Erfolge, beispielsweise als Shakespeare'scher "Falstaff"1) oder "Othello"1) verzeichnen. "Er entwickelte sich zu einem der beliebtesten Theaterschauspieler Italiens. Sein erstes Engagement fand er in der Truppe um Alda Borelli (1879 – 1964), danach wechselte er oft und entwickelte sich zum ersten Hauptdarsteller, wobei er zusammen mit Sergio Tofano1) und Evi Maltagliati (1908 – 1986) ab 1935 eine eigene Compagnie gegründet hatte. Seine Bühnenkarriere trieb Cervi mit großen Erfolgen bis zu Beginn der 1960er Jahre voran." notiert Wikipedia.
Sein Leinwanddebüt gab Cervi mit einem noch ungenannten Part in dem von Gennro Righhelli1) gedrehten Dokumentarfilm mit Spielhandlung "L'armata azzurra" (1932), avancierte jedoch rasch zu einem der populärsten Schauspieler des italienischen Films der 1930er Jahre. Seine besten Rollen verdankte er Alessandro Blasetti1) (1900 – 1987), der mit ihm unter anderem in dem Klassiker bzw. die Tragikomödie "Lüge einer Sommernacht"1) (1942, "4 passi fra le nuvole") drehte – hier beeindruckte Cervi als der gutmütigen Handelsvertreter Paolo, der in das dramatische Leben einer unverheirateten, schwangeren jungen Frau (Adriana Benetti1))  hineingezogen wird und in schwierige Situationen gerät; diese Produktion sah die Kritik später als Vorgriff auf den "Italienischen Neorealismus"1) an. Bereits vier Jahre zuvor glänzte Cervi unter der Regie von Blasetti in dem Abenteuer "Stürme über Morreale"1) (1938, "Ettore Fieramosca") als der italienische Nationalheld Ettore Fieramosca1) (1476 – 1515), verkörperte den italienischen Maler, Dichter und Schauspieler Salvator Rosa1) (1615 – 1973) in der ebenfalls abenteuerlichen Geschichte "Der geheimnisvolle Rächer"2) (1940, "Un avventura di Salvator Rosa"), weitere gemeinsame Arbeiten sollten folgen.

Cervi stand für die renommierten Filmemacher jener Ära vor der Kamera und stellte in Literaturadaptionen, Komödien, Dramen, Krimis oder auch später in den so genannten "Sandalenfilmen"1) seine schauspielerische Vielseitigkeit unter Beweis. Beispielsweise mimte er in der humorvollen Story "Närrisches Quartett"3) (1945, "Quartetto pazzo") den "abgetauchten" Ehemann von Elena (Anna Magnani), überzeugte in "Die Elenden" (1948, "I miserabili") nach dem Roman "Les Misérables"1) von Victor Hugo1) als die von Inspektor Javert (Hans Hinrich1)) verfolgte. gequälte Kreatur Jean Valjean oder als Titelheld  Wilhelm Tell1) in "Guglielmo Tell" (1949) nach dem Schauspiel "Wilhelm Tell"1) von Friedrich Schiller1).
  
Anfang der 1950er Jahre wurde Cervi schlagartig einem breiten, internationalen Publikum durch die komödiantischen Verfilmungen der "Don Camillo und Peppone"1)-Filme nach den Erzählungen/Romanen von Giovanni Guareschi1) über Don Camillo und Peppone1) bekannt, wo er als kommunistischer Bürgermeister Peppone dem schlitzohrig-eigensinnigen Priester Don Camillo (Fernandel) das Leben schwer machte. Julien Duviviers1) erste Adaption "Don Camillo und Peppone"1) (1952, "Le petit monde de Don Camillo") geriet zum Kassenschlager und bereits ein Jahr später kam mit "Don Camillos Rückkehr"1) (1953, "Le retour de Don Camillo"), erneut unter der Regie von Duvivier, eine Fortsetzung in die Kinos. Carmine Gallone1) drehte "Die große Schlacht des Don Camillo"1) (1955, "Don Camillo e l'onorevole Peppone") sowie "Hochwürden Don Camillo"1) (1961, "Don Camillo monsignore ma non troppo"), in dem es der Dorfpfarrer Don Camillo inzwischen zum ehrenwerten Monsignore aufgestiegen war und es sein Gegenspieler Peppone zum Senator gebracht hatte. In "Genosse Don Camillo"1) (1965, "Il compagno Don Camillo"), der von Luigi Comencini1) inszenierten fünften und letzten "Don-Camillo"-Geschichte, reisten die beiden Streithähne in die Sowjetunion. Die 1970 begonnenen Dreharbeiten zu dem geplanten sechsten Film "Don Camillo e i giovani d'oggi"1) nach dem Roman "Don Camillo und die Rothaarige" mit dem unschlagbaren Duo Fernandel/Cervi mussten auf Grund der Erkrankung Fernandels abgebrochen werden, die Produktion blieb unvollendet. Regisseur Mario Camerini1) brachte diese Guareschi-Vorlage dann doch noch in die Lichtspielhäuser (1972, deutscher Titel "Don Camillo und die Jugend von heute"1)), Fernandel wurde durch Gastone Moschin1) ersetzt und auch die Rolle des Peppone musste mit Lionel Stander1) neu besetzt werden, da Gino Cervi ohne den am 26. Februar 1971 gestorbenen Fernandel nicht weitermachen wollte.
In dem kleinen Ort Brescello1), dort wo sich die vergnüglichen Auseinandersetzungen zwischen Don Camillo und Peppone abspielten, gibt es ein "Don-Camillo-und-Peppone"-Museum mit Requisiten, unter anderem kann das alte Motorrad, die "Moto Guzzi"1), von Peppone sowie Don Camillos Fahhrad, besichtigt werden, aber auch Fotos von den Dreharbeiten → Wikimedia Commons. Ein zweites, erst vor ein paar Jahren eröffnetes Museum zeigt Szenerien der Dreharbeiten und die Lebensbedingungen der Einheimischen im Nachkriegsitalien. Vor dem Rathaus befindet sich jeweils eine Bronze-Statue von Don Camillo und Peppone → mehr zu den Filmen findet man hier innerhalb dieser HP; siehe auch die "Don Camillo & Peppone"-Fanpage.
Mit Fernandel zeigte sich Cervi zudem in einigen weiteren Kinofilmen, in der Komödie "Ferien für Musterknaben"2) (1959, "Le grand chef") nach der Kurzgeschichte "The Ransom of Red Chief" von O. Henry1) präsentierten sie sich als zwei Tankstellenangestellte, die den kleinen Sohn eines Millionärs entführten, in der Politsatire "Der Mann mit der Schärpe"4) (1962, "Il cambio della guardia)", kam Cervi als der faschistische Bürgermeister Mario Vinicio daher, der sein Amt unbedingt an den antifaschistischen Musiker Attilio Cappellaro (Fernandel), Verlobten seiner Tochter Aurora (Milla Sannoner1)), abtreten will, bevor die Alliierten in der Stadt Ardea1) eintreffen. In dem Streifen "Le bon roi Dagobert" (1963) trat Fernandel als Monsieur Pelletan, Vater von Bébert (Bibi Morat; auch Kronprinz Sigisbert), und König Dagobert I.1) in Erscheinung, Cervi als dessen Minister Saint Eloi (Eligius von Noyon1)).
 
Als kongenialer Widerpart zu dem großartigen Fernandel verlieh Cervi der Figur des Peppone die große Menschlichkeit, die man auch in seiner Darstellung des berühmten Kommissars Jules Maigret1) wiederfand, den er zwischen 1964 und 1972 unter der Regie von Mario Landi1) in der langlebigen Serie des italienischen Fernsehens "Le inchieste del commissario Maigret"4) nach den "Maigret"-Krimis von Georges Simenon1) verkörperte. Zudem trat er als findiger Kommissar in dem Kinofilm "Maigret à Pigalle"3) in Aktion, der bei uns unter dem Titel "Maigret und der Würger von Montmartre" lief. Simenon selbst soll Cervi neben Rupert Davies1) als den besten "Maigret"-Interpreten bezeichnet haben.   
  
"Maigret und der Würger von Montmartre": Szenenfoto mit Gino Cervi als Kommissar Maigret; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche den Krimi Anfang Dezember 2017 auf DVD herausbrachte. "Maigret und der Würger von Montmartre": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche den Krimi Anfang Dezember 2017 auf DVD herausbrachte.
"Maigret und der Würger von Montmartre": Szenenfoto mit Gino Cervi als Kommissar Maigret
sowie Abbildung DVD-Cover
Mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche den Krimi Anfang Dezember 2017 auf DVD herausbrachte.

Über Cervis Ruhm, den er durch die "Don Camillo und Peppone"-Produktionen erlangte, wird leicht vergessen, dass er in zahlreichen anderen Filmen jeglichen Genres mit prägnanten Rollen das Publikum für sich einnehmen konnte. In "Die Kameliendame" (1953, " La dame aux camélias") nach dem gleichnamigen Roman1) von Alexandre Dumas d. J.1) mit Micheline Presle1) als Kurtisane Marguerite Gautier gab er den Vater des Armand Duval (Roland Alexandre; 1927–1956), schlüpfte in das Kostüm des Porthos1) in dem nach dem Roman "Die drei Musketiere" von Alexandre Dumas d. Ä.1) gedrehten Streifen "Die Abenteuer der drei Musketiere"3) (1953, " Les trois mousquetaires")  an der Seite von Georges Marchal1) als D'Artagnan1), Jean Martinelli (1909 – 1983) als Athos1) und Jacques François1) als Aramis1). Unter der Regie von Vittorio de Sica spielte er den Polizeikommissar in dem psychologischen Kammerspiel "Rom, Station Termini"1) (1953, "Stazione Termini"), für Sacha Guitry1) den Abenteurer Alessandro Cagliostro1) in dem prominent besetzten Historien-Epos "Versailles – Könige und Frauen"1) (1954, "Si Versailles m'était conté") oder in "Der Sohn des Scheik"1) (1957, "Los amantes del desierto") den Despoten Ibrahim neben Ricardo Montalbán in der Rolle des Prinzen Ali (im Original: Said), Sohn des rechtmäßigen, ermordeten Herrschers Scheich Omar. Den grausamen römischen Kaiser Nero1) stellte er in dem Monumentalfilm "Nero – Der Untergang Roms"2) (1953, "Nerone e Messalina") mit Paola Barbara1) als Neros Mutter Agrippina1) und Yvonne Sanson1) als dessen dritte Ehefrau Stabilia Messalina1) dar, eine Figur, mit der er sich bereits in der Fantasy-Komödie "O.K. Nero"1) (1951, "O.K. Nerone") zusammen mit Silvana Pampanini1) als zweite Nero-Gemahlin Poppaea Sabina1) präsentiert hatte.
Bei dem von Ralph Habib1) gedrehten Spionagefilm "Geheimaktion schwarze Kapelle"1) (1959) – hier als Polizeipräfekt Ferrari – sowie dem von Wilhelm Dieterle in Szene gesetzten, zweiteiligen Abenteuer "Herrin der Welt"1) (1960) mit seinem Part des Professor Johanson handelte es sich um jeweils deutsch-französisch-italienische Produktionen, den machthungrigen Faschisten Carlo Aretusi gab er in dem Drama "Die lange Nacht von 43"1) (1960, "La lunga notte del ’43") , realisiert von Florestano Vancini1) in Anlehnung an die Erzählung "In einer Nacht des Jahres 1943"1)
von Giorgio Bassani1). Basierend auf dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen1) während des 2. Weltkrieges sowie dem vorangegangenen Attentat in der Via Rasella1) entstand von Filippo Walter Ratti1) der eindringliche Spielfilm "Zehn Italiener für einen Deutschen"1) (1962, "Dieci italiani per un tedesco"), in dem Cervi als Baron Alfonso di San Severino den Vater des Untergrundkämpfers Gilberto (Sergio Fantoni1)) gab, in dem von Peter Glenville1) inszenierten, preisgekrönten Drama "Becket"1) (1964) nach dem Bühnenstück "Becket ou l’honneur de Dieu" ("Becket oder die Ehre Gottes") von Jean Anouilh1) gehörte er neben den Protagonisten Richard Burton (Thomas Becket1)) und Peter O’Toole (König Heinrich II.1)) als Kardinal Zambelli zur Besetzung.
Bedingt durch seine regelmäßigen Auftritte zwischen 1964 und 1972 in der erwähnten "Maigret"-Serie übernahm Cervi nur noch wenige Aufgaben für den Kinofilm. Zu seinen letzten Arbeiten zählten unter der Regie von Pino Tosini (1924 – 2003) die Produktionen "Fratello ladro" (1972) mit Giuliano Esperati1) als Franziskanermönch Pater Lino Maupas (1866 – 1924) und seiner Rolle des Unternehmers Pietro Barilla sr. (1845 – 1912), Gründer des Konzerns "Barilla"1)), sowie "I racconti romani di una ex novizia" (1973), wo er den Papst Leo X.1) darstellte → Übersicht Filmografie. Darüber hinaus wirkte er mit seiner volltönenden Bass-Stimme in zahlreichen Filmen als Synchronsprecher mit und war zudem für den Hörfunk tätig.
  
Gino Cervi, der bereits 1953 mit dem "Nastro d'argento"1) für seine Gesamtleistung geehrt worden war und in über 130 Film- und Fernsehproduktionen mitwirkte, starb am 3. Januar 1974, zwei Monate vor seinem 73. Geburtstag, im süditalienischen Punta Ala1), einem Ortsteil der Gemeinde Castiglione della Pescaia1) (Toskana1)), an den Folgen einer Lungenembolie1); die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof "Cimitero Flaminio"1) (Cimitero di Prima Porta) m Vorort Prima Porta1) am Stadtrand der Hauptstadt Rom1). → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Der imposante Schauspieler war seit 1928 mit seiner Kollegin Niní Gordini (1907 – 1988) verheiratet, aus der Verbindung ging Sohn Tonino Cervi1) (1929 – 2002) hervor, der später ein erfolgreicher Filmproduzent, Regisseur und Drehbuchautor wurde. Dessen 1976 geborene Tochter Valentina Cervi1)  trat in die Fußstapfen ihres Großvaters und ist eine erfolgreiche Filmschauspielerin.

Siehe auch Wikipedia 
Fotos bei Wikimedia Commons, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de, 3) wunschliste.de, 4) fernsehserien.de
      
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia, prisma,de (deutscher Titel); R = Regie)
Die "Don Camillo und Peppone"-Filme nach den Erzählungen/Romanen von Giovanni Guareschi über Don Camillo und Peppone;
(mit Fernandel als Don Camillo und Gino Cervi als Bürgermeister Peppone) → Beschreibung innerhalb dieser HP
Weitere Filme (Auszug)
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