Filmografie
Gérard Philipe wurde am 4. Dezember 1922 als Gérard Albert Philip im französischen Cannes1) in der Villa "Les Cynanthes" in eine wohlhabende Familie hineingeboren und wuchs mit dem ein Jahr älteren Bruder Jean auf. Sein Vater Marcel Philip (1893 – 1973) führte in Cannes eine Anwaltskanzlei und besaß mehrere Hotel-Betriebe an der Côte d’Azur1) und in Paris. Mutter Marie Elisa, eine geborene Villette (1894 – 1970), genannt "Minou", war die Tochter eines Konditors aus Chartres1) bzw. eines tschechischen Emigranten, der direkt aus Prag kam. Marcel Philip schloss sich 1936 kurzzeitig der Nationalistischen Liga "Croix-de-Feu"1) an, begeisterte sich für den faschistischen Jacques Doriot1), trat später der "Parti populaire français"1) ("Französische Volkspartei") bei, die vor allem durch die Kollaboration1) mit den Nationalsozialisten1) während der deutschen Besatzungszeit1) bekannt wurde. Als Geschäftsführer des "Parc Palace Hôtel" in Grasse1), 1940 war die Familie in die südfranzösische Gemeinde ungezogen, beherbergte er während des 2. Weltkriegs zeitweise etliche Nazi-Größen und den Generalstab Mussolinis1), nach dem Kriegende ebenfalls der Kollaboration beschuldigt, setzte er sich nach Spanien ab, wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt und das Vermögen konfisziert. Im Zuge einer Amnestie kehrte er, zehn Jahre nach dem Tod seines Sohnes, nach Frankreich zurück.
Zunächst begann Sohn Gérard 1942 nach dem Abitur (Baccalauréat1))  auf Wunsch des Vaters in Nizza1) kurzzeitig ein Jura-Studium, entschied sich dann jedoch, unterstützt von der Mutter, für die Schauspielerei. Anlässlich eines Wohltätigkeitsfests im "Parc Palace Hôtel" machte er die Bekanntschaft mit Regisseur Marc Allégret1) (1899/1900 – 1973), der ihn in seinen Plänen ermutigte, ihm riet, sich in Nizza beim "Centre des jeunes du cinéma" einzuschreiben und ihm zudem Unterricht in Cannes bei den Schauspielern Jean Wall (1899 – 1959) und Jean Huet vermittelte. Sein Bühnendebüt gab er dort wenig später in dem Stück "Une grande fille toute simple" (dt. "Die Komödianten kommen") von André Roussin1), auf Grund des großen Erfolges schloss sich eine Tournee an. Bereits zu dieser Zeit erregte das junge Ausnahmetalent Aufmerksamkeit und Gérard Philipe – auf Wunsch der abergläubischen Mutter hatte er seinem Nachnamen ein "e" hinzugefügt – startete eine bemerkenswerte schauspielerische Karriere.
In Paris vertiefte er seine Studien am "Cours Simon"1 sowie am "Conservatoire national supérieur d'art dramatique"1), bereits während dieser Zeit feierte er seit Oktober 1943 am "Théâtre Hébertot"1) in dem von Georges Douking (1902 – 1987) inszenierten Stück "Sodome et Gomorrhe", einem modernen Ehedrama von Jean Giradoux1), an der Seite von Edwige Feuillère1) in der Rolle der Lia und Lucien Nat (1895 – 1972) als Jean mit der Figur des Engels einen riesigen Erfolg, in über 200 Vorstellungen avancierte der junge, gerade mal etwa über 20-jährige Gérard Philipe zum umjubelten Bühnenkünstler. Die Befreiung von Paris1) von den deutschen Besatzern im August 1944 erlebte er als Mitglied der Résistance1).

Gérard Philipe im Filmkostüm (Fotografie (Weltpostkarte), um 1950)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0000073)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Documenta Film, Rom
Quelle: www.deutschefotothek.de; Sammlung der Kostümbildnerin Annelies Rose
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Gérard Philipe im Filmkostüm (Fotografie (Weltpostkarte), um 1950); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0000073); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Documenta Film, Rom; Quelle: www.deutschefotothek.de; Sammlung der Kostümbildnerin Annelies Rose; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Wenig später machte er in dem Schauspiel "Caligula"1) von Albert Camus1) Furore, die Uraufführung fand am 26. September 1945 ebenfalls im "Théâtre Hébertot" statt. Unter der Regie von Paul Œttly (1890 – 1959) brillierte er mit der Titelrolle des römischen Kaisers Caligula1), weitere Rollen spielten unter anderem Michel Bouquet1) als Caligulas Jugendfreund, der junge Dichter Scipio, und Georges Vitaly (1917 – 2007) als der freigelassene Sklave Hélicon. Anfang der 1950er Jahre traf er auf Jean Vilar1) , der 1947 das "Festival d'Avignon"1) begründet hatte sowie seit 1951 das Pariser "Théâtre National Populaire"1) (TNP) leitete. Vilar holte Gérard Philipe in sein Ensemble und dort zeigte er, auch im Rahmen von Tourneen, die ganze Bandbreite seiner schauspielerischen Kunst vornehmlich im klassischen Genre, führte zudem bei mehreren Stücken selbst Regie, unter anderem bei dem Drama "Lorenzaccio"1) (1952) Alfred de Musset1), aber auch bei Werken  zeitgenössischer Autoren wie Henri Pichette1) und Jean Vauthier1)
Philipe erlangte enorme Popularität als romantischer Held bzw. mit Titelrollen wie in der Tragikomödie "Le Cid"1) (1951–1952) von Pierre Corneille1) – wohl eine seiner berühmtesten Interpretationen –, in dem Drama "Der Prinz von Homburg"1) (1951–1952) von Heinrich von Kleist1), in dem Shakespeare-Schauspiel "Richard II."1) (1953) oder in der Tragödie "Ruy Blas" (1954) von Victor Hugo1). Während seiner Arbeit für den Film setzte Philipe stets seine Theaterarbeit fort und umfangreiche Tourneen führten ihn durch ganz Europa.
 
Erste Erfahrungen vor der Kamera hatte Gérard Philipe bereits unter der Regie von Marc Allégret1) mit der Rolle des Jérôme Hardy in dem Streifen "Les petites du quai aux fleurs" (1944) gesammelt, erzählt wurde die Geschichte des alleinerziehenden Buchhändlers Frédéric Grimaud (André Lefaur; 1879–1952) und seiner vier Töchtern Edith (Simone Sylvestre; 1923–2020), Indiana (Colette Richard; 1924–2020), Bérénice (Danièle Delorme1)) und Rosine (Odette Joyeux1)), die alle in seinem Laden beschäftigt sind und mit deren Liebesbeziehungen, Streitereien und Eifersüchteleien er fertig werden muss. Nach einem kleineren Auftritt in der Komödie "La boîte aux rêves (1945, Regie: Yves Allégret, Jean Choux1)) mit Viviane Romance1) in der weiblichen Hauptrolle, beeindruckte er dann als Fürst Myschkin in der von Georges Lampin1)
nach dem gleichnamigen Roman1) von Fjodor Dostojewski1) in Szene Adaption "Der Idiot"1) (1946, "L'idiot").
Wie auf der Bühne errang der charismatische Schauspieler auch beim Film ungeheuren Ruhm, wurde nicht nur in seinem Heimatland gefeiert, sondern erlangte auch internationales Ansehen.
Als charmanter Herzensbrecher, romantischer Liebhaber und Draufgänger, aber auch in sensiblen Rollen avancierte Philipe innerhalb kürzester Zeit zum beliebtesten Leinwanddarsteller.
So trat er beispielsweise in dem von Claude Autant-Lara1)
nach dem Roman (dt. "Den Teufel im Leib") von Raymond Radiguet1) gedrehten, tragisch endenden Melodram "Stürmische Jugend"1) (1946, "Le diable au corps") als der Gymnasiast François Jaubert in Erscheinung, der sich in die frisch verheiratete, ältere, schöne Krankenschwester Marthe Grangier (Micheline Presle1)) verliebt, deren Ehemann im 1. Weltkrieg an der Front ist. In "Die Kartause von Parma"1) (1948, "La Chartreuse de Parme") nach dem gleichnamigen Roman1) von Stendhal1) präsentierte er sich unter der Regie von Christian-Jaque1) als der leichtfertig-charmante Adlige Marquis Fabrice del Dongo, der zu 20 Jahren Kerkerhaft verurteilt wird und dort in der schönen Clelia Conti (Renée Faure), Tochter des Festungskommandanten General Conti (Aldo Silvani1)), seinen einzigen Trost findet. Für René Clair1) gab er in der amüsanten Umsetzung der "Faust-Sage"1) mit dem Titel "Der Pakt mit dem Teufel"1) (1950, "La beauté du diable") den jungen Heinrich Faust/jungen Mephistopheles1), Michel Simon übernahm die Rolle des alternden Professors Heinrich Faust/Mephistopheles. "… die Spielfreude der Hauptdarsteller Michel Simon und Gérard Philipe trägt dazu bei, daß die philosophischen Gedanken des Teufelspaktes schwerelos transportiert werden. Clairs außerordentlich dichter Film ist ein intellektuelles Vergnügen ersten Ranges." notiert filmdienst.de. Ebenfalls 1950 gelangte mit "Der Reigen"1) ("La ronde") die von Max Ophüls1) realisierte Verfilmung des Theaterstücks "Reigen"1) von Arthur Schnitzler1) in die Kinos, in der er als "der Graf" neben prominenten Kollegen/Kolleginnen wie Adolf Wohlbrück (Conferencier/Meneur de jeu), Simone Signoret (die Dirne), Daniel Gélin (der junge Herr), Danielle Darrieux (die junge Frau) oder Jean-Louis Barrault1) (der Dichter) zur Besetzung gehörte.
Unvergesen bleibt Gérard Philipe mit der Figur des Draufgängers und Schürzenjägers Fanfan, La Tulipe1) in Christian-Jaques Mantel-und-Degen-Film "Fanfan, der Husar"1) (1952, "Fanfan la Tulipe") unter anderem mit Gina Lollobrigida als die "Wahrsagerin" Adeline. "Eine liebenswert-freche, geistvoll-ironische Unterhaltung, heiter und spritzig. Hervorragend sind Landschaft und Dekors genutzt, die Handlung wird mit leichter Hand von Höhepunkt zu Höhepunkt getrieben, die Aktionsszenen sind unbeschwert und liebenswert." urteilt filmdienst.de. Zu einem weiteren Höhepunkt seiner filmischen Karriere geriet René Clairs Klassiker "Die Schönen der Nacht"1) (1952, "Les belles de nuit"), wo er als der junge Musiklehrer bzw. eher erfolglose Komponist Claude glänzte, der sich in eine Traumwelt flüchtet und dort von schönen, ihn bewundernden Frauen umgeben, ist – so auch von Edmée de Villebois (Martine Carol) und der Kassiererin des "Grand Café" (Gina Lollobrigida) die sich in seinen Träumen in die verführerische Haremsdame Leïla verwandelt. "Eine originelle und lebenskluge Komödie; witzig, geist- und einfallsreich inszeniert. Die Sprünge zwischen Traum und Wirklichkeit sind ironisch perfekt gebrochen, und die Botschaft, daß das Leben schön ist, ist ohne Bitterkeit und Häme. – Sehenswert." meint filmdienst.de.
Porträt Gérard Philipe, 1955 fotografiert von Hans-Joachim Koch; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0084200); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Hans-Joachim Koch; Urheber: Hans-Joachim Koch; Datierung: 04.1955; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Nach einer Idee von Jean-Paul Sartre1) entstand die von Yves Allégret1) und Rafael E. Portas (1897 – 1975) gedrehte, glühende Liebesgeschichte "Die Hochmütigen"1) (1953, "Les orgueilleux"), in der er als der ehemalige Arzt, jetzt obdachlose Alkoholiker Georges überzeugte, der von Nellie (Michèle Morgan) ins "Leben" zurückgeholt wird. "Ein atmosphärisch ausgesprochen dicht gezeichnetes Drama, hervorragend fotografiert und gespielt." so filmdienst.de. Ebenfalls authentisch war seine Darstellung des vor Gericht stehenden Julien Sorel, der in dem von Claude Autant-Lara1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Stendhal1) in Szene gesetzten Drama "Rot und Schwarz"1) (1954, "Le rouge et le noir") den Mordversuch an seiner früheren Geliebten Madame de Rénal (Danielle Darrieux) gesteht, in das Kostüm des Musketiers d'Artagnan schlüpfte er in Sacha Guitrys1) opulent ausgestattetem Historien-Epos "Versailles – Könige und Frauen"1) (1954, "Si Versailles m'était conté").
Für die Titelrolle des unverbesserlichen Frauenhelden André Ripois, der in dem französisch-britischen, von René Clément1) basierend auf dem Roman "M. Ripois et la Némesis" von Louis Hémon1) inszenierten Spielfilm "Liebling der Frauen"1) (1954, "Monsieur Ripois"/"Knave of Hearts") wegen seiner zahlreichen Affären nicht nur Ehefrau Catherine (Valerie Hobson1)) unglücklich machte, wurde Gérard Philipe 1955 mit dem erstmals vergebenen "Étoile de Cristal"1) in der Kategorie "Bester Darsteller"1) ausgezeichnet.
  

Porträt Gérard Philipe, 1955 fotografiert von Hans-Joachim Koch
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0084200)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Hans-Joachim Koch
Urheber: Hans-Joachim Koch; Datierung: 04.1955
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
In René Clairs Melodram "Das große Manöver"1) (1955, "Les grandes manoeuvres") konnte man ihn dann als notorischen Herzensbrecher Leutnant Armand de la Verne in Husaren-Uniform bzw. einmal mehr an der Seite von Michèle Morgan bewundern, welche die Modistin und Salon-Betreiberin Marie-Louise Rivière mimte. "René Clairs erster Farbfilm läßt die beiden Hauptdarsteller in dieser eigentlich banalen Geschichte brillieren; die außerordentlich liebevolle Inszenierung vermittelt das Können des Regisseurs, höchst intelligent und ironisch zu unterhalten." kann man bei filmdienst.de lesen.
Ein einziges Mal tat er sich als Regisseur bei einem Film hervor, zu Beginn der Dreharbeiten trat der ursprünglich vorgesehene Regisseur Joris Ivens1) aus Termingründen zurück. In Zusammenarbeit mit der ostdeutschen DEFA1) entstand die Produktion "Die Abenteuer des Till Eulenspiegel"1) (1956, "Les aventures de Till L'Espiègle") nach dem Roman "Die Legende und die heldenhaften, fröhlichen und ruhmreichen Abenteuer von Ulenspiegel und Lamme Goedzak"1) von Charles De Coster1), in dem er zudem die Titelrolle des Till Eulenspiegel1) übernahm und auch am Drehbuch beteiligt war. An seiner Seite zeigten sich etliche DEFA-Stars wie Erwin Geschonneck (Stahlarm), Wilhelm Koch-Hooge (Prinz von Oranien), Elfriede Florin1) (Soetkin) und Marga Legal (Katheline), Jean Carmet1) tauchte als Lamme Goedzak auf → defa-stiftung.de, fernsehserien.de, filmdienst.de, Fotos bei filmportal.de.
  

Gérard Philipe, fotografiert von Richard Peter jun.1) (1915 – 1978)
anlässlich des Gastspiels des "Théâtre National Populaire"1) (TNP)
mit "Ruy Blas" von Victor Hugo1) im "Großen Haus"
der "Staatstheater Dresden"1) (19. März 1955)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pj_0000034_034)
Rechteinhaber/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Richard Peter jun.
Urheber: Richard Peter jun.; Datierung: 19.03.1955
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Gérard Philipe, fotografiert von Richard Peter jun. (1915–1978) anlässlich des Gastspiels des "Théâtre National Populaire" (TNP) mit "Ruy Blas" von Victor Hugo im "Großen Haus" der "Staatstheater Dresden" (19. März 1955); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pj_0000034_034);  Rechteinhaber/Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Richard Peter jun.; Urheber: Richard Peter jun.; Datierung: 19.03.1955; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Grundlage für die Tragikomödie "Immer, wenn das Licht ausgeht"3) (1957, "Pot-Bouille") war der Roman "Pot-Bouille"1) (dt. "Ein feines Haus") von Émile Zola1). Julien Duvivier1) brachte die Geschichte bzw. bitter-sarkastische Auseinandersetzung mit dem Pariser Bürgertum des 2. Kaiserreichs1) mit Gérard Philipe als dem jungen, ehrgeizige  Provinzler Octave Mouret auf die Leinwand, Danielle Darrieux trat als die verheiratete, später verwitwete Caroline Hédouin in Erscheinung. die das Modehaus "Au Bonheur des Dames" ("Paradies der Damen"1)) betreibt, wo Octave als Verkäufer angestellt ist, Dany Carrel1) spielte dessen Geliebte Berthe Josserand, die auf Druck der Mutter Eléonore Josserand (Jane Marken1)) den Ladenbesitzer Auguste Vabre (Jacques Duby1)) heiratete. Im Folgejahr sah man ihn unter der Regie von Claude Autant-Lara in dem Drama "Das Spiel war sein Fluch"1) (1958, "Le joueur") nach dem Roman "Der Spieler"1) von Fjodor Dostojewski1) als Protagonist Alexej Iwanowitsch, Hauslehrer bei dem verarmten General Sagorianski (Bernard Blier), der mit seinen beiden kleinen Söhnen und seiner erwachsenen Stieftochter Polina (Liselotte Pulver) in Baden-Baden weilt, in dem Biopic"Montparnasse 19"1) (1959, "Les amants de Montparnasse") verkörperte er für Regisseur Jacques Becker1) den italienischen Maler Amedeo Modigliani1), der mit der von Lilli Palmer dargestellten britischen Dichterin, Journalistin und Kunstkritikerin Beatrice Hastings1) eine über zwei Jahre andauernde Liebesbeziehung führte, diese dann für die junge Jeanne Hébuterne1) (Anouk Aimée) beendete. 
Zu den aufsehenerregendsten Filmen des beliebten Stars gehörte Roger Vadims1) Literaturverfilmung "Gefährliche Liebschaften"1) (1959, "Les liaisons dangereuses") nach dem gleichnamigen Briefroman1) von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos1) (1741 – 1803), der in den Salons des französischen Adels in einer Phase der gesellschaftlichen Verwahrlosung angesiedelt war – als Vicomte de Valmont, der mit Gattin Juliette de Merteuil (Jeanne  Moreau) eine offene Ehe führt, beeindruckte er einmal mehr das Publikum. Der Film wurde von Einigen als "genüsslich erotisches Emotionskino" kritisiert, dennoch verzeichnete der Streifen an den Kinokassen großen Zuspruch. Die Beurteilung von filmdienst.de untermauert die Zuschauerresonnanz: "Roger Vadims Film wurde zur Entstehungszeit eher als geschmäcklerisch und spekulativ denn als kunstvoll und seriös wahrgenommen, stellt im Rückblick aber seine wohl formal durchdachteste Arbeit dar. Mit teils ätzender Kälte, aber durchs versierte Spiel der Darsteller dennoch sensibel, kritisiert seine französische "Dolce Vita"-Variante die oberflächliche Gesellschaft der späten 1950er-Jahre."
Mit Regisseur Luis Buñuel Drehte Philipe seinen letzten Film, das auf einem Roman von Henri Castillou (1921 – 1994) basierende und auf einer Sträflingsinsel spielende Drama "Für ihn verkauf ich mich"1) (1959, "La fièvre monte à El Pao"). Hier zeigte er sich als der Idealist Ramón Vázquez, bis zu dessen Ermordung Sekretär des mit Inés (María Félix1)) verheirateten, faschistischen Gouverneurs Mariano Vargas (Miguel Ángel Ferriz; 1899–1967). Als die Produktion am 5. Dezember 1959 in Frankreich zur Uraufführung gelangte, war Gérard Philipe bereits tot → Übersicht Filmografie.
Zu seinen letzten Auftritten am Theater zählte im Februar 1959 in einer Inszenierung von René Clair1) die Tragikomödie "On ne badine pas avec l’amour" (dt. "Man spielt nicht mit der Liebe") von Alfred de Musset1) am Pariser "Théâtre de Chaillot"1) mit der Figur des Perdican an der Seite von Suzanne Flon1) in der Rolle der Camille → dreimaskenverlag.de.
  
Der gefeierte Bühnen- und Filmschauspieler Spitzenstar sowie Publikumsliebling seiner Generation Gérard Philipe starb neun Tage vor seinem 37. Geburtstag am 25. November 1959 nach kurzem, schweren Leiden in Paris1) an den Folgen seiner Leberkrebs-Erkrankung. Drei Tage später wurde er auf dem Friedhof der Gemeinde Ramatuelle1) oberhalb der Bucht von Saint Tropez1) beigesetzt – seinem letzten Willen entsprechend im Kostüm des "El Cid"1); seine am 16. April 1990 verstorbene Witwe fand an Seite ihres Ehemannes die letzte Ruhe → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons sowie knerger.de.

Der charismatische Charaktermime hinterließ seine Ehefrau, die Ethnographin, Schriftstellerin und Schauspielerin Nicole Fourcade (1917 – 1990), welche er am 29. November 1951 geheiratet hatte und die sich später Anne Philipe1) nannte, sowie die beiden Kinder aus dieser Verbindung. Tochter Ann-Marie, die später selbst als Schauspielerin, aber auch als erfolgreiche Kinderbuchautorin arbeitete, wurde am 21. Dezember 1954 geboren, am 9. Februar 1956 erblickte Sohn Olivier das Licht der Welt.
Seine Witwe Anne Philipe veröffentlichte mit den Büchern "Souvenirs" (1960) und "Le temps d'un soupir" (1964) Biografien bzw. Erinnerungen an den Künstler, der schon zu Lebzeiten zur Legende wurde.
 
Das Geheimnis seines Erfolges ist schwer zu erklären. Die einen nannten ihn "Liebling der Götter", andere beschrieben ihn als begnadeten Schauspieler. Selbst seine politischen Ansichten, seine Vorliebe für den russischen Film, sein Versuch, eine französisch-chinesische Produktion zu realisieren und seine Zusammenarbeit mit der DEFA schadeten seiner Karriere nicht im geringsten. Er übte auch etliche Jahre bis zu seinem frühen Tod die Funktion des Präsidenten der französischen Schauspielergewerkschaft aus.3)

Gérard Philipe 1955
Urheber: Stevan Kragujević (1922–2002)
Lizenz: CC BY-SA 3.0 RS; Veröffentlichung mit Genehmigung von Tanja Kragujević,
Tochter des serbischen Fotografen; Quelle: Wikimedia Commons

Gérard Philipe 1955; Urheber: Stevan Kragujevic (1922–2002); Lizenz: CC BY-SA 3.0 RS; Veröffentlichung mit Genehmigung von Tanja Kragujevic, Tochter des serbischen Fotografen; Quelle: Wikimedia Commons
Am 10. Juni 1961 ehrte die französische Post Gérard Philipe mit einer Sondermarke im Rahmen der Reihe "Große Schauspieler". Wegen seiner enormen Beliebtheit wurde Philipe im Jahre 1990 postum mit dem "César"1)-Ehrenpreis ("César d’honneur") ausgezeichnet. In der Gemeinde Ramatuelle wurde die dortige Schule nach ihm benannt. "Den Namen "Gérard Philipe" tragen zudem zahlreiche Theater und Kulturhäuser, darunter das "Centre Dramatique National" in Saint-Denis1), die städtischen Theater in Orléans1), Montpellier1), Meaux1), Calais1), Champigny-sur-Marne1), Saint-Cyr-l’École1), Lüttich1), Saint-Jean-de-Maurienne1) und Saint-Nazaire1), sowie das Kulturhaus in Raguhn1) und das "Collège Gerard Philipe" in Bagnols-sur-Cèze1). Im Jahr 1960 wurde auch ein Kino in Berlin-Treptow1) nach ihm benannt.
Die Stadt Paris vergibt seit 1962 den nach Gérard Philipe benannten "Grand Prix Gérard-Philipe de la Ville de Paris", der fast jedes Jahr als Auszeichnung für den besten Schauspieler bzw. die beste Schauspielerin an einem Pariser Theater vergeben wird. Preisträger/-innen waren unter anderem Gérard Depardieu1) (1973), Daniel Auteuil1) (1979), Maria de Medeiros1) (1990) und Isabelle Carré1) (1997). Fallweise wurde der Preis doppelt vergeben, wie beispielsweise 1962 an Jean-Pierre Moulin und Claude Giraud1) oder 1980 an André Dussollier1) und Francis Huster1)." wird bei Wikipedia ausgeführt.
Sechzig Jahre nach dem Tod von Gérard Philipe veröffentlichte sein Schwiegersohn, der Journalist und Literaturkritiker Jérôme Garcin, mit "Le dernier hiver du Cid" eine Art Chronik über die letzten Wochen des Schauspielers, die Regisseur Patrick Jeudy in eine mit Archivmaterial versehene, filmische Dokumentation umsetzte, die ebenfalls den Titel "Gérard Philipe, le dernier hiver du Cid" (dt: "Gérard Philipe, der letzte Winter des Cid") trägt; bisher war der Film 2022 anlässlich des bevorstehenden 100. Geburtstages nur in einer Privatvorstellung bei den "Internationalen Filmfestspiele von Cannes"1) zu sehen → IMDb.
Eine Jubiläums-Edition bzw. Hommage "100 Jahre Gérard Philipe" mit 14 DVDs bzw. elf seiner Erfolgsfilme wie "Fanfan, der Husar", "Till Ulenspiegel", "Die Kartause von Parma", "Rot und Schwarz", "Der Spieler" oder "Die Hochmütigen" kam Mitte Mai 2023 auf den Markt.
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de 
Quellen unter anderem Wikipedia deutsch), Wikipedia (englisch), Wikipedia (französisch);
siehe auch cyranos.ch
Fotos bei Wikimedia Commons, virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia 2) fernsehserien.de
Quelle: 3) cyranos.ch
     
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(Fremde Links: Wikipedia, prisma.de (deutscher Titel))
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