Filmografie |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jacques Tati wurde am 9. Oktober 1907 als Jacques Tatischeff im französischen Le Pecq1) (heute: Département Yvelines1)) geboren; sein Vater Georges Emmanuel Tatischeff (1875 1957) war der Sohn von Graf Dimitri Tatischeff, Militärattaché an der russischen Botschaft in Paris, und verdiente das Geld als Bilderrahmenmacher, seine Mutter die Niederländerin Marcelle Claire van Hoof († 1968). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mit der im "Hôtel de la Plage" (heute noch als leicht verändertes Hotel existent) in einem Urlaubsort am Meer (Saint-Marc-sur-Mer, nahe Saint-Nazaire1)) angesidelten Geschichte "Les vacances de Monsieur Hulot"1) (1953, "Die Ferien des Monsieur Hulot") folgte dann sein wohl bekanntestes filmisches Werk, in dem er mit dem kleinbürgerlichen Protagonisten "Monsieur Hulot", dem die moderne Welt die Sprache verschlägt, eine Figur schuf, die zu den ganz großen komödiantischen Figuren der Filmgeschichte zählt: Der unbeholfene Hulot, der Träumer mit Regenmantel, Pfeife und viel zu kurzer Hose, ist ein freundlicher, argloser Störenfried, der alles richtig machen möchte, aber ständig Opfer des Alltäglichen wird und von einer Katastrophe in die andere schlittert. Durch das scheinbare Ungeschick entsteht subtile Komik, doch nicht allein Hulot ist komisch, das gesamte Ferienmilieu, die Riten der Freizeit, die Organisationsform der Jagd nach Erholung, die Dinge selbst tragen gleichsam an sich bizarre Züge, die der Film erst erschließt. Stärker noch als in "Jour de fête" spricht Hulot nur undeutlich, es gibt keine geschliffenen Dialoge, dafür aber eine sorgfältige Komposition der Geräusche. Der heute als Klassiker geltende Film gewann 1953 den "Louis-Delluc-Preis"1) und nahm an den "Internationalen Filmfestspielen von Cannes"1) teil, bei dem er mit dem "Preis der internationalen Kritik" ausgezeichnet wurde, die "Goldene Palme"1) blieb ihm versagt. Außerdem nahm der Film an der "Berlinale 1953"1) teil, ging bei der Preisverleihung aber leer aus. Nominiert für einen "Oscar"1) in der Kategorie "Bestes Originaldrehbuch"1), unterlagen Tati und Henri Marquet1) bei der Verleihung der begehrten Trophäen am 21. März 1956 jedoch Sonya Levien1) und William Ludwig1) für "Unterbrochene Melodie"1) (1955, "Interrupted Melody"). Die Figur des Monsieur Hulot ließ Tati später in allen seinen Filmen auftreten. Mit "Mein Onkel"1) (1958, "Mon oncle") erschien der erste von Tati gedrehte Farbfilm, in dem er Kritik an der vollautomatisierten Welt übte und die Diskrepanz zwischen Herz und Technik aufzeigte. Neben verschiedenen anderen Auszeichnungen, unter anderem 1958 dem "Sonderpreis der Jury"1) der "Internationalen Filmfestspiele von Cannes" und dem "New York Film Critics Circle Award" als "Bester fremdsprachiger Film"1), konnte Tati nun am 6. April 1959 einen "Oscar"1) in der Kategorie "Bester ausländischer Film"1) entgegennehmen. Mitte der 1960er begann er mit den Dreharbeiten zu "Playtime – Tatis herrliche Zeiten1)) ("Playtime"). Der Film zeigt Monsieur Hulot, den bescheidenen Feriengast, der sich in der hochtechnisierten Villengegend verirrt und sich zwischen gigantischen Großbauten, unpersönlichen Büros und ungemütlich steifen Hotels und Restaurants nicht zurecht findet. Die Produktion, für die er eine eigene Kulissenstadt aufbauen ließ, gelangte wegen enormer finanzieller Schwierigkeiten erst 1967 in die Kinos, wurde an den Kinokassen ein totaler Reinfall aber von der Kritik hoch gelobt, 1968 von der französischen "Académie du Cinéma" mit dem "Étoile de Cristal"1) ("Grand Prix") als "Bester Film"1) sowie 1969 mit dem dänischen "Bodil"1) als "Bester Europäischer Film" ausgezeichnet. "Ein von melancholischer Herzlichkeit geprägtes Welttheater, organisiert wie ein filmisches Ballett, das keiner Geschichte bedarf, sondern nur Bewegungen und Begegnungen als Initialzündung braucht. Ein bisweilen etwas betulicher, stets aber intelligent unterhaltender Spaß von hohem ästhetischem Reiz." notiert filmdienst.de. Dem Publikum stand damals nicht der Sinn nach handfester Kapitalismuskritik, nicht nach Tatis Spott über den Fortschrittsoptimismus jener Jahre. "Playtime" kam nur als billigere 35mm-Version in die Kinos und dieses kleinere Format machte jenen optischen Eindruck architektonischer Gigantomanie zunichte, für den Tati sein Vermögen beim Bau der Kulissen eingesetzt hatte. Schließlich konnten die Zuschauer/-innen in "Trafic"1) (1971), einer sanft witzigen Satire auf den Straßenverkehr und die menschliche Kommunikation, Monsieur Hulots Kampf gegen die perspektivlose Technik verfolgen, für das schwedische Fernsehen drehte er eine Hommage an den Zirkus mit dem Titel "Parade"2) (1974), führte als Gastgeber/Zirkus-Cöown durch die Show. "Dabei ist der Film aber nicht nur eine schlichte Abfilmung des Zirkusgeschehens, sondern er verwischt die Grenze zwischen Artisten und Publikum, rückt spielende Kinder ebenso in den Fokus wie die professionellen Zirkusleute und hält das Ganze durch wunderbare Gags zusammen. Eine Feier des menschlichen Spieltriebs, mit der sich Tati auch selbst ein Denkmal setzt." vermerkt filmdienst.de. Unter anderem wurde diese Werk mit dem "Grand prix du cinéma français"1) sowie auf dem "Internationalen Filmfestival Moskau"1) ausgezeichnet. Sein letzter Film bzw. das Projekt "Confusion", geplant als Nachfolge-Film von "Playtime", sollte sich mit dem Medium Fernsehen auseinandersetzen und mit dem Pop-Duo die "Sparks"1) bzw. den Brüdern Ron und Russell Mael gedreht werden, kam aber nie zustande → Übersicht Filmografie. 1974 musste Tati mit seiner 1956 gegründete Produktionsfirma "Spectra Films" Insolvenz anmelden, das Unternehmen wurde liquidiert, seine ersten vier Filme beschlagnahmt bzw. er verlor die Nutzungsrechte an seiner Arbeit und er zog sich vom Filmgeschäft zurück. Jacques Tati, dessen Bedeutung von der Filmindustrie nie so richtig erkannt wurde, konnte wegen andauernder Finanzprobleme innerhalb eines Vierteljahrhunderts nur sechs Filme realisieren, doch diese wenigen Filme sowie die von ihm geschaffene Figur des "Monsieur Hulot" reichen völlig aus, um ihn zu einem der bedeutendsten Komödien-Regisseure und Komiker der Filmgeschichte zu erklären. Er war ein Filmemacher par excellence, der auf absoluter Kontrolle über sein Werk bestand und seine Arbeit keinen Sachzwängen unterordnete. Der Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Filmproduzent Jacques Tati, der zu Recht neben so legendäre Stars wie Charles Chaplin (1889 1977), Buster Keaton (1895 1966) und Harold Lloyd (1893 1971) gestellt werden darf und dessen Leistung 1977 von der "Académie des Arts et Techniques du Cinema"1) mit dem Ehren-César1) ("César d’honneur") gewürdigt wurde, starb am 4. November 1982 im Alter von 73 Jahren in Paris1) an den Folgen einer Lungenembolie1); die letzte Ruhe fand er in einem Familiengrab auf dem "Cimetière ancien" in Saint-Germain-en-Laye1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Seit 25. Mai 1944 war Jacques Tati mit Micheline Winter verheiratet, aus der Verbindung gingen die 1978 mit einem "César" ausgezeichnete Regisseurin Sophie-Catherine Tatischeff1) (1946 2001) sowie der 1949 geborene Sohn Pierre-François Tatischeff hervor, der unter anderem als Filmproduzent tätig war und sich auch "Pierre Tati" nennt. 2002 ehrte man in Frankreich Tati als eine Art Nationalhelden: Anlässlich der"Internationalen Filmfestspielen von Cannes"1) fand eine Retrospektive und die umjubelte Aufführung von "Playtime"1) im originalen 70-Millimeter-Format statt, der Film und entpuppte sich als der Renner des Pariser Kino-Sommers. Es war Tatis Neffe Jérôme Deschamps1), der die Filme seines Onkels aus den Archiven ausgegraben und "Playtime" neu ins Kino gebracht hatte. Das Filmmagazin "Cahiers du Cinema"1) widmete Tati eine Sonderedition und die Ausstellung "La vie en Tatirama" konnte man bis Ende Oktober 2002 in Paris besuchen; 2003 wandert sie weiter in die niederländische Metropole Rotterdam1). Kurz, Frankreich verbeugte sich vor einem Meister des Kinos, der von sich sagte, er habe das monströse Hochhausviertel "La défense"1) westlich von Paris bereits filmisch karikiert, bevor sie auf dem Reißbrett der Planer entstand. 2010 veröffentlichte der französische Regisseur Sylvain Chomet1) mit "L' illusionniste"1) einen Animationsfilm, der auf einem unveröffentlichten Drehbuch Tatis aus dem Jahr 1956 beruht und sich des bekannten Komikers als Titelheld annimmt. Chomet hatte das Skript von Tatis Tochter Sophie erhalten. Anlässlich des Kinostarts berichtete die internationale Presse über eine uneheliche Tochter des Künstlers, Helga Marie-Jeanne Schiel, die ihn zum Drehbuch inspiriert habe. Diese stamme aus einer Beziehung zu der Österreicherin Herta Schiel, mit der Tati während der deutschen Besatzungszeit im Pariser Varietétheater zusammengearbeitet haben soll. Tati selbst hat Helga nie als seine Tochter anerkannt.3)
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch), www.widi.ch Fotos bei Wikimedia Commons, filmstarpostcards.blogspot.com |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de, 4) IMDb 3) Quelle: Wikipedia (abgerufen 04.08.2011) |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Um zur Seite der Leinwandstars zurückzukehren, bitte dieses Fenster
schließen. Home: www.steffi-line.de |