Vanessa Redgrave wurde am 30. Januar 1937 als Tochter des
Schauspieler-Ehepaars Rachel Kempson1)
(1910 2003) und Sir Michael Redgrave
(1908 1985) in der britischen Hauptstadt London geboren und wuchs somit in der Welt des Theaters auf.
Schon früh stand für das junge Mädchen fest, dass sie in die Fußstapfen
ihrer Eltern treten wollte. Nach einer achtjährigen Ausbildung beim Ballet Rambert,
besuchte sie bis 1958 die "Royal
Central School of Speech and Drama"1) in London, sprach
später bei Sir Laurence Oliver vor und
gab ihr Theaterdebüt in London an der Seite ihres Vaters in dem Stück "A Touch Of The Sun"
von Norman Charles Hunter.
Ebenfalls zusammen mit ihrem Vater erschien sie im gleichen Jahr in dem
Krankenhausdrama "Behind the Mask" (Hinter der Maske) auf der Leinwand, ein zunächst
einmaliger Ausflug ins Filmgeschäft.
1961 wurde sie Mitglied der "Royal Shakespeare Company"1)
und
erwarb sich in kurzer Zeit den Ruf eines der hervorragendsten Talente ihrer Generation zu
sein, riss die Kritiker und Publikum zu Lobeshymnen hin. Aber Vanessa Redgrave widmete sich nicht allein dem Theater. Obwohl sie
nicht immer in bedeutenden Filmen zu sehen war, avancierte die
zerbrechlich wirkende und sensible Schönheit zu einer der begehrtesten Filmdarstellerinnen
der späten 1960er und frühen 1970er Jahre.
Foto: Vanessa Redgrave 2011 auf der "Berlinale"1)
anlässlich der Pressekonferenz zu dem Film "Coriolanus"1)
Urheber: Thore Siebrands (Siebbi)
Quelle: (cropped version) von www.ipernity.com
bzw. Wikimedia
Commons/Wikipedia
Lizenz CC-BY-SA 3.0
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Ab Mitte der 1960er Jahre stand sie regelmäßig vor der Kamera, einen beachtlichen Erfolg
verbuchte sie mit ihrer ersten größeren Filmrolle als Künstler-Gattin Leonie Delt in Karel Reisz'
turbulenten Polit-Komödie
"Protest"1)
(1966, Morgan! A Suitable Case for Treatment), die ihr auch eine "Oscar"-Nominierung
als "Beste Hauptdarstellerin" einbrachte, sie unterlag jedoch Elizabeth Taylor
("Wer
hat Angst vor Virginia Woolf?"1)). 1966 erregte sie als verführerisches Model und kühle Gegenspielerin von
David Hemmings1) in Michelangelo Antonionis
Literaturverfilmung "Blow-Up"1) weltweites
Aufsehen. Sie spielte nur eine kleine Rolle in dem Thriller, eingebettet in das London der
"Swinging Sixties",
aber sie verkörperte die Schlüsselfigur.
Ihre Interpretationen der Anna Boleyn1) in Fred Zinnemanns Thomas More-Biografie "Ein Mann zu jeder
Jahreszeit"1) (1966, A Man for All
Seasons), der jungen Nina in Sidney Lumets
Tschechow-Adaption "Die
Möwe"2) (1968, The Sea
Gull), der exzentrischen Tänzerin Isadora Duncan1) in
Karel Reisz' gleichnamigen Film "Isadora"1) (1969)
oder der Maria Stuart1) in "Maria Stuart, Königin von
Schottland"1) (1971, Mary, Queen of
Scots)
lieferten den Beweis dafür, dass sie "zu den Schauspielerinnen zählt,
die dich auf ihren Flügeln forttragen", wie es Jane Fonda1)
einmal neidlos formulierte. Ihre schauspielerische Leistung in Fred Zinnemanns
Film "Julia"1),
gedreht nach dem autobiographischen Buch von Lillian
Hellman1), brachte der Redgrave 1977 einen "Oscar"1) als "Beste Nebendarstellerin" ein. Hier stellte sie
die jüdische Freundin der von Jane Fonda gespielten amerikanischen Schriftstellerin Lillian Hellman
(1905 1987) dar, die zu den erbitterten Kämpferinnen gegen die Nazis gehörte. Trotz ihrer
großen Kinoerfolge gab Vanessa Redgrave jedoch im Laufe ihrer Karriere stets dem Theater den Vorzug.
Der Star spielte im Laufe ihrer Karriere die unterschiedlichsten Charaktere, aber
immer auf allerhöchstem
Niveau und bei der Auswahl ihrer Film- und TV-Rollen blieb sie stets experimentierfreudig.
So wirkte sie 1967 in dem Filmmusical "Camelot Am Hofe König
Arthurs"1) (Camelot) als Guinevere1)
mit oder 1971 in dem blutrünstigen
Melodram "Die
Teufel"1) (The Devils), drehte spektakuläre Fernsehfilme wie 1980
mit Regisseur Daniel Mann1), der die Autobiografie von
Fania Fénelon1) "The Musicians of Auschwitz"
über das Mädchenorchester
von Auschwitz1) mit "Spiel um
Zeit" (Playing for Time) in Szene gesetzt hatte.
1974 sah man Vanessa Redgrave in Sidney Lumets hochkarätig besetzten Agatha Christie-Verfilmung
"Mord im Orient Express"1) (Murder on the Orient Express),
bewunderte 1992 ihren kühlen Charme als Ruth Wilcox in James Ivorys
Romanafaption "Wiedersehen in Howards End"1) (Howards End),
eine Rolle, die ihr die sechste und bislang letzte "Oscar"-Nominierung
einbrachte. Man war 1987 begeistert über ihre Schrulligkeit
in Stephen Frears' Biopic "Prick Up Your Ears Das stürmische Leben des Joe Orton"
über den Dramatiker Joe Orton1)
(Gary Oldman1))
und dessen Lebensgefährten bzw. Mörder Kenneth Halliwell1)
(Alfred Molina1))
nach der Biographie von John Lahr, oder genoss 1993 ihre britische Distinguiertheit in Bille Augusts
preisgekröntem Film "Das
Geisterhaus"1) (The House of the Spirits) nach dem
gleichnamigen Bestseller1)
von Isabel Allende1), wo ihr Kopf so wunderschön durch die Luft segelte.
Wiederholt verkörperte die Redgrave auch Figuren an der Grenze zwischen Frau
und Mann: So 1986 als transsexueller Tennisstar Renee Richards1) in dem TV-Film
"Second Serve" (Zweiter Aufschlag) oder 1990 als einsame Südstaatlerin
Miss Amelia in Simon Callows "The Ballad of the Sad Café"2) (Die Ballade
vom traurigen Cafe) nach der Novelle von Carson McCullers1) und dem Bühnenstück
von Edward Albee1). Sehenswert auch 1994/95 ihre
Darstellung als skrupellose Agentin "Max" in Brian De Palmas schrillem
Agentenspektakel "Mission
Impossible"1) an der Seite von Tom Cruise1). Die Rolle war ursprünglich für einen Mann
geschrieben, doch De Palma konnte die Schauspielerin davon überzeugen, dass
sie dafür genau die Richtige sei.
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"Die Ballade vom traurigen Cafe":
Abbildung Szenenfoto sowie
DVD-Cover
mit Vanesa Redgrave als Miss Amelia
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film,
welche die
Produktion am 14. Juli 2023 auf DVD herausbrachte.
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Danach drehte die Redgrave den Science-Fiction-Katastrophen-Thriller "Deep
Impact"1) (1998) und das Psycho-Drama "Durchgeknallt"1) (1999, Girl, Interrupted), in dem sie
eine Ärztin spielte.
Erschütternd war 1994 ihre Darstellung der langsam dahinsiechenden Ehefrau von
Maximilian Schell
in der aufsehenerregenden Schilderung russisch-jüdischer Emigranten
"Little Odessa Eiskalt wie der
Tod"1) (Litle Odessa).
Auch als harmoniebedürftige ältere Dame in John Irvins
nostalgischem Liebesfilm
"Sommer am See"1) (1995, A Month by the Lake) bleibt Vanessa Redgrave
in nachhaltiger Erinnerung: Hier war sie in einer ganz ungewöhnlichen Rolle zu sehen als humorvolle,
souveräne und durch die Liebesgeschichte doch leicht irritierte Frau. In
Jonathan Sangers Psychothriller "Der
Tod hinter der Maske"2) (1995, Down Came a Blackbird) gab sie die
einfühlsame Psychotherapeutin Anna Lenke, David Greene
besetzte sie als couragierte "Mafia-Frau" in dem erfolgreichen
TV-Zweiteiler "Bella
Mafia"2) (1997), Marleen Gorris mit der
Titelrolle in "Mrs. Dalloway"1) (1997),
gedreht nach dem gleichnamigen
Erfolgsroman von Virginia Woolf1). In
der Dokumentation "Escape to Life: Die Erika und Klaus Mann Story"2) (2001) von Andrea Weiss und
Wieland Speck1)
über das Leben der beiden ältesten Kinder Thomas Manns Erika1)
und Klaus Mann1) bzw. nach deren Buch "Escape
to Life. Deutsche Kultur im Exil"1) über
die künstlerischen, wissenschaftlichen und politischen Repräsentanten der deutschen Emigration während des Nationalsozialismus
ist die Britin in der englischsprachigen Version als Sprecherin der Erika Mann (dt.
Barbara Nüsse)
zu hören → spiegel.de.
Zu ihren jüngeren
Arbeiten für das Kino zählt neben verschiedenen ambitionierten TV-Spielen
unter anderem "The Keeper: The Legend of Omar Khayyam" (2005), der
von Kayvan Mashayekh verfilmten Geschichte des großen persischen
Mathematikers, Astronomen und Dichters Omar
Chayyām1), der im 11. Jahrhundert
lebte. Weiter zu nennen sind James Ivorys Melodram "The White Countess"1) (2005) mit
Ralph Fiennes1) und Natasha Richardson1), "Der
Herr der Diebe"1) (2006, The Thief Lord)
nach dem Kinderbuch-Bestseller1) von
Cornelia Funke1), der britische Streifen "Der geheimnisvolle Code"
(2007, The Riddle) von Regisseur Brendan Foley
sowie Joe Wrights preisgekröntes Drama "Abbitte"1)
(2007, Atonement)
nach dem gleichnamigen Roman von Ian McEwan1). In dem
Generationenfilm über starke Frauen "Spuren eines
Lebens"1) (2007, Evening)
von Regisseur Lajos Koltai spielte sie "mit
bewegender Intensität" (so DIE WELT) die Figur
der todkranken Ann Lord, die Ereignisse Revue passieren lässt, die 50 Jahre
zuvor stattgefunden haben; der Film kam am 10. Januar 2008 auch in die
deutschen Kinos.
Das romantische Drama "Briefe an Julia"1) (2010, Letters to Juliet), in dem
Vanessa Redgrave neben der Protagonistin Amanda Seyfried1) auch mit Ehemann
Franco Nero zu sehen ist, ging in Deutschland am 19. August 2010 an den
Start. Die Romanverfilmung "Miral"1)
mit Vanessa Redgrave als Bertha Spafford feierte seine Premiere am 3. September 2010
bei den "Internationalen
Filmfestspielen Venedig"1), anlässlich des
"Filmfest
Hamburg"1) (30.09.09.10.2010) gelangte es zur deutschen Erstaufführung. Schnabel verfilmte
einfühlsam den semi-autobiogafischen Roman "La strada dei fiori di Miral" (2004)
seiner Lebensgefährtin, der palästinensisch-italienischen
Journalistin und Schriftstellerin Rula Jebreal, die auch das Drehbuch
schrieb.
Abgedreht waren die Kinoproduktionen "Whistleblower In gefährlicher Mission" (2010, The
Whistleblower), "Coriolanus"1)
(2011) und "Anonymous"1) (2011). In dem Politdrama
"Whistleblower" spielt sie neben Rachel Weisz1),
David Strathairn1)
und Monica Bellucci1) als Juristin Madeleine Rees1) eine der Hauptrollen; Premiere feierte der Film
am 13. September 2010 anlässlich des "Toronto
International Film Festival"1), in Deutschland wurde
das Kriegsdrama am 5. Oktober 2011 beim "Filmfest Hamburg" vorgestellt. In der Adaption der
Shakespeare-Tragödie "Coriolanus"1), inszeniert von
Ralph Fiennes1)
(Regiedebüt), der auch die Titelrolle spielte, gab Vanessa Redgrave die Volumnia,
Mutter des römischen Patriziers und Kriegshelden Coriolanus1). Eine weiterer Film, in dem
der englische Dichter Shakespeare eine Rolle spielte, wurde zwischen März und
Juni 2010 komplett in Potsdam-Babelsberg gedreht: Als historischen Thriller
inszenierte Hollywood-Regisseur Roland Emmerich1)
den Thriller "Anonymous"1)
und erzählt
von Edward de Vere1), dem angeblich wahren Autor vieler Werke William Shakespeares.
Rhys Ifans1) zeigte sich in der Rolle des Edward de Vere, dem 17. Earl of
Oxford, Vanessa Redgrave schlüpft in das Kostüm von Königin
Elisabeth I.1), Edward Hogg1) mimte den
Staatsmann Robert Cecil1); Kinostart in Deutschland war der 10. November 2011.
Nach der Tragikomödie "Song für Marion"2) (2012)
trat Vanessa Redgrave in Lee Daniels' starbesetztem Biopic "Der
Butler"1) (2013, The Butler),
inspiriert durch die wahre Geschichte des Butlers Eugene Allen1), als Annabeth Westfall in
Erscheinung, die dem jungen, afroamerikanischen Plantagenarbeiter Cecil Gaines
(Michael Rainley Jr.) nach dem Tod der Eltern eine Ausbildung als Hausdiener
zukommen lässt, die zur die Grundlage der späteren Karriere des erwachsenen
Cecil (Forest Whitaker1)) im "Weißen Haus" wird; der Streifen feierte
am 10. Oktober 2013 seine Deutschlandpremiere. In Bennett Millers Sportlerdrama "Foxcatcher"1) (2014),
der wahren Geschichte des von Steven Carell dargestellten Multimillionärs und Ringsport-Sponsors John E. du Pont1) (1938 2010), der
am 26. Januar 1996 seinen Freund, den Ringer-Olympiasieger David Schultz1) (Mark Ruffalo)
im Streit erschoss und
für diese Tat zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, verkörperte
sie Johns dominant-distinguierte Mutter, Jean du Pont; Kinostart in
Deutschland war der 5. Februar 2015. Das Drama "The Secret Scripture"1) (2016)
entstand nach dem Roman von Sebastian Barry1),
"Film
Stars Don't Die in Liverpool"1) (2017) thematisiert das Leben
der von Annette Bening1)
dargestellten Schauspielerin Gloria Grahame1)
und "The Aspern Papers" (2018) ist eine Kinoproduktion nach dem gleichnamigen Roman
von Henry James1)
bzw. dem Theaterstück von Jean Pavans, in dem die Redgave als Juliana Bordereau auftritt → Wikipedia (englisch).
Der Thriller "Georgetown"1), realisiert von Christoph Waltz1)
nach einer wahren Begebenheit mit sich in der männlichen Hauptrolle und Vanessa Regrave als wohlhabende
Witwe, feierte am 27. April 2019 im Rahmen des "Tribeca
Film Festivals"1) Premiere. "Der
Film beruht auf einer wahren Geschichte. Der Deutsche Albrecht Gero Muth war
im Jahr 2014 in den USA wegen Mordes an seiner mehr als 40 Jahre älteren Frau
Viola Drath1)
zu einer langjährigen Haftstrafe
verurteilt worden. Muth und Drath waren dafür bekannt, dass sie in ihrem
Reihenhaus im gehobenen Stadtteil Georgetown großzügige Partys
veranstalteten, an denen Mitglieder der Elite des Washingtoner und
internationalen Establishments teilnahmen. Auf dem Höhepunkt seiner Exzentrik
war der in Ostdeutschland geborene Muth in der Stadt für seine Angewohnheit
bekannt, sich in einer vollständigen irakischen Uniform anzuziehen und zu
behaupten, die Politik im Nahen Osten als regelmäßiger Besucher der Region
beeinflusst zu haben. (
) Bei dem Film handelt es sich um das Regiedebüt von
Christoph Waltz. Er stellt selbst auch Albrecht Gero Muth dar, der im Film
Ulrich Mott genannt wird. Vanessa Redgrave spielt die wohlhabende, ermordete
Journalistin Viola Drath, im Film Elsa Brecht genannt." notiert
Wikipedia. Das von Adrian Noble1)
gedrehte Biopic "Mrs. Lowry and Son" über den englischen Maler Lawrence Stephen Lowry1) (Timothy Spall1)),
in dem sie dessen Mutter Elizabeth Lowry verkörperte, wurde
erstmals am am 30. Juni 2019 beim "Edinburgh
International Film Festival"1) vorgestellt. Erwähnt werden muss die filmische Collage über Aspekte
der Flüchtlingskrise
in Europa mit dem Titel "Sea Sorrow"1) (2017), mit der
Vanessa Redgave erstmals als Regisseurin fungierte und auch für das Drehbuch
verantwortlich zeichnete. Der von ihrem Sohn Carlo Nero produzierte Film wurde 2017 in Cannes innerhalb der Reihe
"Special Screenings" uraufgeführt → Übersicht Kinofilme.
Zwischen den zahlreichen Kinofilmen lagen immer wieder regelmäßige
Auftritte im Fernsehen, auch die deutschen Zuschauer konnten Vanessa Redgrave in der vom britischen
Fernsehen produzierten hochkarätig besetzten, zweiteiligen Neuverfilmung "Die Muschelsucher"2) (Ausstrahlung im ZDF am 25.12.2006) nach dem
millionenfach verkauften Bestseller "The Shell Seekers" von
Rosamunde Pilcher1) erleben. Hier spielte sie unter der Regie von Piers Haggard
die Witwe Peneople Keeling, die ihr Leben Revue passieren lässt. Ihren
Vater, den berühmten Maler Lawrence Sterne, dessen Bild "Die
Muschelsucher" eine besondere Bedeutung für Penelope hat, verkörperte
kein geringerer als Maximilian Schell.
Bereits für den Vierteiler "Peter der Große"2) (1986) über den
russischen Zaren Peter I., der Große1) nach
der Biografie von Robert K. Massie1)
hatte sie gemeinsam mit Schell vor der Kamera gestanden und Peters Halbschwester, die Zarin Sofia Alexejewna1) dargestellt.
Ein ebenfalls vielbeachteter Historienfilm war der Zweiteiler "Die
junge Katharina"1) (1991, Young Catherine) über die
von Julia Ormond1) gespielte
russische Zarin Katharina II.1),
diesmal zeigte sich Vanessa Redgrave als Zarin Elisabeth Petrowna1).
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"Die
junge Katharina":
Abbildung Szenenfoto sowie
DVD-Cover
mit Vanesa Redgrave als Zarin Elisabeth Petrowna
und Julia Ormond als Katharina II.
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film,
welche die
Produktion
Mitte Dezember 2016 auf DVD herausbrachte. |
Mit der Darstellung historischer Personen wusste die Redgrave auch in weiteren TV-Produktionen zu
überzeugen, so als Clementine Churchill1),
Ehefrau von Winston Churchill1) (Albert Finney),
in dem preisgekrönten Doku-Drama "Churchill The Gathering Storm"1) (2002, The Gathering
Storm) und in dem Biopic über Lord Byron1) mit dem schlichten Titel
"Byron" (2003) als dessen Vertraute Lady Melbourne1)
an der Seite von Protagonist Jonny Lee Miller1) → Übersicht
TV-Produktionen (Auszug).
In die Schlagzeilen geriet Vanessa Redgrave wiederholt durch ihr bewegtes Privatleben: 1967 ließ
sie sich von dem Regisseur Tony Richardson1)
(1928 1991) scheiden, als dieser ein Verhältnis mit Jeanne Moreau
begann. Sie hatte ihn fünf Jahre zuvor geheiratet und die Töchter aus dieser Ehe,
Natasha1) (1963 2009) und Joely Richardson1)
(geb. 1965), waren bzw. sind ebenfalls erfolgreiche Schauspielerinnen;
auch ihre Enkelin Daisy Bevan,
Tochter von Joely Richardson und Filmproduzent Tim Bevan1) ist Schauspielerin. Natasha Richardson
zog sich am 16. März 2009 im kanadischen Mont Tremblant bei
einem einen Skiunfall eine Epiduralblutung1)
zu, zwei Tage später erlag die 45-Jährige am 18. März 2009 ihren
schweren Kopfverletzungen.
Nach der
Scheidung von Richardson ging Vanessa Redgrave bis 1972 eine Beziehung mit ihrem Partner
aus "Camelot", Franco Nero,
ein der gemeinsame Sohn
Carlo Gabriel wurde 1969 geboren und später mit
Timothy Dalton1),
der von 1980 bis 1994 an ihrer Seite war. Die Regenbogenpresse
kolportierte auch Affären, die sie angeblich mit Warren Beatty und sogar
Fidel Castro1) gehabt haben soll. Nach mehr als drei Jahrzehnten fand das
Paar Redgrave/Nero wieder zusammen, Ende Dezember 2006 heirateten die beiden
Künstler.
Nach dem dem tragischen Unfalltod ihrer Tochter Natasha
musste Vanessa Redgrave 2010 erneut schwere Schicksalsschläge
verkraften: Am 6. April 2010 starb ihr Bruder, der Schauspieler Corin Redgrave1),
wenige Wochen später, am 2. Mai 2010, ihre
Schwester Lynn Redgrave1), ebenfalls eine namhafte Schauspielerin
Neben dem erwähnten "Oscar" für ihre schauspielerische Leistung in "Julia"1) (1977)
sowie den "Oscar"-Nominierungen als "Beste Hauptdarstellerin" in
"Protest"1) (1967), "Isadora"1) (1969),
"Maria
Stuart, Königin von Schottland"1) (1972) und "Die
Damen aus Boston"1) (1985, The Bostonians)
erhielt die Charakterschauspielerin im Laufe ihrer
eindrucksvollen Karriere zahlreiche weitere Auszeichnungen. Zu nennen sind
beispielsweise der "Laurence Olivier Award"1) (1984)
als "Beste Darstellerin" in einem Theater-Revival für "The
Aspern Papers", der "Golden Globe Award"1) (2001)
als "Beste Nebendarstellerin Serie, Miniserie oder Fernsehfilm"
für "Women Love Women"1) (2000) oder der "Tony Award"1) (2003)
als "Beste Hauptdarstellerin" in einem Theaterstück für
die Gestaltung der Mary Tyrone in dem Eugene O’Neill-Stück "Eines
langen Tages Reise in die Nacht"1) ("Long
Day's Journey Into Night"). Am 24. Januar 2008 wurde Vanessa Redgrave bei
der 18. Verleihung des Deutschen Entertainment Preises "DIVA"1) gemeinsam mit
Ehemann Franco Nero in die Diva-Ruhmeshalle "Hall Of Fame"
aufgenommen. Am 29. August 2018 erhielt sie bei den "Internationalen Filmfestspielen von Venedig"1) den
"Goldenen Löwen"1) ("Leone d'Oro") für ihr Lebenswerk.
Am 30. März 2019 gesellte sich ein weiterer Preis für das Lebenswerk dazu,
diesmal war es die "Goldene
Kamera"1). Die Künstlerin konnte
die Trophäe jedoch nicht persönlich entgegennehmen, da sie auf Grund eines Unfalls
nicht reisefähig war. Stattdessen überreichte man ihrem Mann Franco Nero den Preis anlässlich der
Verleihung der "Goldenden
Kamera 2019" in Berlin. Die Laudatio hielt Judy Winter, Vanessa Redgrave bedankte
sich in einer Video-Botschaft → Übersicht (Auszug)
der Auszeichnungen siehe hier.
Vor allem durch ihre politischen Aktivitäten
erregte die Schauspielerin immer wieder das Interesse der Medien und geriet
oftmals ins Kreuzfeuer der Kritik: Auf einem Protestmarsch gegen die Atombombe wurde sie
verhaftet; sie führte Demonstrationen gegen die USA und den Vietnam-Krieg an, sympathisierte
mit der IRA1) und unterstützte offen
Jassir Arafat1) und
die PLO1). Wiederholt
kandidierte sie allerdings erfolglos für das britische
Parlament als Kandidatin der trotzkistischen "Worker's Revolutionary
Party". Ihr politisches
Engagement brachte sie in zahlreichen Reden zum Ausdruck. So nutzte sie auch die Zeremonie
der "Oscar"-Verleihung 1978 für ein politisches Statement. Den Protest jüdischer
Gruppen handelte sie sich 1980 mit ihrer Darstellung der
KZ-Überlebenden Fania Fenelon in dem zweiteiligen Fernsehfilm
von Daniel Mann "Spiel um Zeit Das Mädchenorchester von Auschwitz"
(1980, Playing For Time) ein, für den sie allerdings
von den Juroren einen "Emmy"1)
in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin in einem Fernsehmehrteiler oder
Spezial" erhielt.
Vanessa Redgrave, die am 30. Januar 2017 ihren 80. Geburtstag
feierte, galt und gilt als eine unabhängige, emanzipierte und sich
selbst treue Frau mit einer starken Persönlichkeit. Sie entstammt dem bourgeoisen
Milieu, brach dort aus und engagierte sich immer wieder sehr stark für Unterprivilegierte
jeglicher Couleur und gegen Ungerechtigkeit jeglicher Regierung. "Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich von der Notwendigkeit des Marxismus
bis heute absolut überzeugt
bin", schreibt sie, die sich "stets als Anti-Stalinistin" betrachtete, in ihrer
1991 erschienen Autobiografie ("Vanessa Redgrave: Autobiographie").
Auch an ihrem 66. Geburtstag im Januar 2003 verzichtete die
Schauspielerin, die sich seit Jahrzehnten aktiv für die Menschenrechte einsetzt,
auf jeglichen Starrummel und kümmert sich statt dessen weiter um wichtigere Dinge.
So besuchte sie beispielsweise im Herbst 2002 den in Kopenhagen
inhaftierten Tschetschenen-Sprecher Achmed Sakajew1), der 1996 an der Tötung
von mindestens 300 Angehörigen der russischen Sicherheitskräfte
beteiligt und zudem in die Planung der Geiselnahme
im Moskauer Dubrowka-Theater1) Ende Oktober 2002
verstrickt gewesen sein soll, im Gefängnis
und begleitete ihn im Dezember in London vor Gericht. Redgraves Initiative
"Internationale Kampagne für Frieden und Menschenrechte in
Tschetschenien", die auch von ihrem Bruder Corin Redgrave und einigen
prominenten britischen Labour-Politikern unterstützt
wird, brachte die Kaution für Sakajew auf. Im November 2003 entschied ein Londoner
Bezirksgericht, dass Sakajew vorerst nicht von Großbritannien an Russland
ausgeliefert wird. Sie engagierte sich gegen den Irak-Krieg und setzt sich als
UNICEF-Botschafterin weltweit für soziale und politische Belange ein, ist
eine unermüdliche Verfechterin der Menschenrechte. Die Oscar-Preisträgerin
ist nicht nur eine der weltweit anerkanntesten Schauspielerinnen. Als
internationale UNICEF-Botschafterin tritt sie seit den 1990er Jahren
insbesondere für Kinder in den Krisengebieten der Erde ein. "Einmischung
für Kinder ist für Vanessa Redgrave Einsatz für Frieden und eine Welt ohne
Krieg. Ihr Glaube an die Menschlichkeit macht sie mutig und kompromisslos. Und
er gibt ihr die Freiheit, sich nicht vereinnahmen zu lassen", erklärte
Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland anlässlich des
75. Geburtstags. (Quelle: www.unicef.de)
Vanessa Redgrave 2016 bei den "Internationalen Filmfestspielen von Cannes"1)
Urheber: Georges Biard; Lizenz CC-BY-SA 3.0;
Quelle: Wikimedia Commons
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