Filmografie
Shelley Winters wurde am 18. August 1920 als Shirley Schrift in St. Louis1) (Missouri) (nach anderen Quellen in East St. Louis1) (Illinois)) geboren. Ihr Vater Jonas Schrift arbeitete in der Herrenmode-Branche, ihre als Rose Winter geborene Mutter betätigte sich als Sängerin beim "St. Louis Municipal Opera Theatre". Die Tochter einer jüdischen Immigrantenfamilie wuchs ab ihrem neunten Lebensjahr gemeinsam mit der fünf Jahre älteren Schwester Blanche im New Yorker Stadtteil Brooklyn1) auf und besuchte die "Thomas Jefferson High School", die sie vorzeitig abbrach, um Schauspielerin zu werden. Sie nahm Unterricht an der "New Theatre School" in New York sowie bei Charles Laughton, finanzierte das Studium unter anderem als Fotomodell und trat im "Conga Night Club" als Chorsängerin sowie bei Sommer-Theatern auf. Ihr professionelles Bühnendebüt gab sie im Frühjahr 1941 am Broadway1) bzw. am "Morosco Theatre" in der eher kurzlebigen Komödie "The Night before Christmas" von Laura und S. J. Perelman1). Ein Jahr später trat sie ab Herbst 1942 als Fifi in dem Musical "Rosalinda" auf, eine von Max Reinhardt1) geschaffene Version der Operette "Die Fledermaus"1) von Johann Strauss1), zu der Gottfried Reinhardt1) das amerikanische Libretto geschrieben hatte – unter der Regie von Felix Brentano spielten unter anderem Dorothy Sarnoff (Rosalinda von Eisenstein), Gene Barry1) (Gefängnisdirektor Falke) und Oskar Karlweis (Prinz Orlofsky); in beiden Produktionen trat sie noch als Shelley Winter (ohne "s") auf. Eine größere Aufgabe erhielt sie erst 1947 mit der komischen Rolle der Ado Annie bzw. als Nachfolgerin von Celeste Holm1) in dem Musical "Oklahoma!"1) von Richard Rodgers1) (Musik) und Oscar Hammerstein1) (Text) und konnte damit erstmals Aufmerksamkeit erregen.
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Die filmische Karriere von
Shelley Winters begann 1943, als sie einen Vertrag von "Columbia Pictures"1) erhielt, zunächst wurde sie jedoch nur in kleineren, meist ungenannten Rollen besetzt. Mit der Mini-Rolle einer noch ungenannten Sekretärin in Irving Cummings1) Komödie "Eine Frau hat Erfolg"2) ("What A Woman!") trat sie 1943 erstmals auf der Leinwand in Erscheinung. In den kommenden Jahren folgten diverse weitere winzige Auftritte, wo sie meist nicht einmal als Darstellerin im Abspann aufgeführt wurde. Der Durchbruch zur anerkannten Mimin gelang ihr erst 1947 in George Cukors1) Psychodrama "Ein Doppelleben"1) ("A Double Life") mit der (Opfer)-Rolle der Pat Kroll, zeitweilige Geliebte von Theaterstar Anthony John (Ronald Colman1)). Es folgten prägnante Parts unter anderem in dem Film noir "Schrei der Großstadt"1) (1948, "Cry of the City"), in "Der große Gatsby"1) (1949, "The Great Gatsaby") nach dem gleichnamigen Roman1) von F. Scott Fitzgerald1), oder in dem Western "Winchester '73"1) 1950). Für ihre Rolle in dem von George Stevens1) nach dem Roman "An American Tragedy"1) von Theodore Dreiser1) gedrehten, sechsmaligen ""Oscar"1)-prämierten Melodram "Ein Platz an der Sonne"1) (1951, "A Place in the Sun") erhielt Shelley Winters, die ihre Schauspielausbildung am renommierten "Actors Studio"1) vertieft hatte, eine "Oscar"-Nominierung als "Beste Hauptdarstellerin", unterlag jedoch Vivien Leigh in "Endstation Sehnsucht"1). Ihre eindringliche Interpretation der schwangeren Arbeiterin Alice Tripp, die durch ihren Verführer George Eastman (Montgomery Clift) wegen der reichen, schönen Angela Vickers (Liz Taylor) ums Leben kommt, bleibt untrennbar mit Shelleys Leinwandpräsenz verbunden.
Mehrere Jahre lang wirkte Shelley Winters in teils zu vernachlässigenden Hollywood-Produktionen unterschiedlichsten Genres mit, beispielsweise in dem Krimi "Gangster unter sich"3) (1951, "Behave yourself"), dem Psychothriller "Steckbrief 7-73"3) (1951, "He Ran all the Way") oder den Dramen "Ein Fremder ruft an"1) (1952, "Call from a Stranger") und "Die Intriganten"1) (1954, "Executive Suite"). Meist wurde ihr darstellerisches Potential nicht genutzt und man besetzte sie überwiegend als Sexbombe und dümmliche Blondine. Eine Ausnahme bildete Robert Aldrichs1) Melodram "Hollywood Story"1) (1955, "The Big Knife") nach dem Theaterstück von Clifford Odets1) mit Jack Palance1) als Partner.
 
Doch Shelley Winters konnte sich bald von diesem Image lösen und schaffte den Übergang zu einer herausragenden Charakterdarstellerin. In dem von Charles Laughton nach dem Roman von Davis Grubb1) in Szene gesetzten düsteren Psychothriller "Die Nacht des Jägers"1) (1955, "The Night of the Hunter") überzeugte mit der Figur der leichtgläubigen, getäuschten Witwe Willa Harper neben Protagonist Robert Mitchum, der großartig den psychopathischen "Wanderprediger" bzw. hingerichteten Mörder Harry Powell darstellte. In dem bewegenden Drama "Das Tagebuch der Anne Frank"1) (1959, "The Diary of Anne Frank", gedreht von George Stevens1) nach dem Bühnenstück von Albert Hackett1) und Frances Goodrich1), basierend auf " Das Tagebuch der Anne Frank"1) mit Millie Perkins1) als Anne Frank1), gelang ihr mit der Figur der ebenfalls im Hinterhaus untergetauchten Auguste van Pels1) (im Film Auguste van Daan) eine darstellerische Glanzleistung – sie erhielt ihren ersten  "Oscar" in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin"1); sie spendete den Preis dem "Anne-Frank-Haus"1) in Amsterdam, wo er heute noch zu sehen ist.
Von diesem Zeitpunkt an verkörperte Shelley Winters bis weit in die 1980er Jahre dann fast ausschließlich ordinäre Matronen oder dominante Mütter, wie 1962 in Stanley Kubricks1) Romanverfilmung "Lolita"1) als liederliche Mutter der Protagonistin, gespielt von Sue Lyon1): Nach dem gleichnamigen Roman1) von Vladimir Nabokov1) wird die Geschichte des distinguierten Literaturwissenschaftlers Humbert (James Mason) erzählt, der die propere Witwe Charlotte Haze (Shelley Winters) heiratet, aber mehr Augen für deren nymphenhafte, 12-jährige Tochter Lolita hat. Als die Mutter – nicht auf natürliche Weise – stirbt, glaubt Humbert gesiegt zu haben. Ihren zweiten "Oscar" für die beste weibliche Nebenrolle erhielt Shelley Winters für das Melodram "Träumende Lippen"1) (1965, "A Patch of Blue"), hier brillierte sie als Prostituierte Rose-Ann D'Arcey bzw. schlampige, garstige Mutter der blinden Selina (Elizabeth Hartman1)), die sich in einen Schwarzen (Sidney Poitier) verliebt. Shelley Winters faszinierte in dieser Rolle ebenso wie auch als "Bloody Mama"1) in Roger Cormans1) gleichnamigem Gangsterfilm (1970) um die Bandenchefin Ma Baker1), die mit ihren vier Söhnen im Amerika der 1920er Jahre auf Raub und Mord ausging. Ein dritter "Oscar" blieb ihr verwehrt, nominiert war sie für ihre Gestaltung der gealterten Wettschwimmerin Belle Rosen, die in dem nach dem Roman von Paul Gallico1) starbesetzten Katastrophenfilm "Die Höllenfahrt der Poseidon"1) (1972, "The Poseidon Adventure") durch ihren mutigen Tauchgang Menschenleben rettete, dabei aber selber zu Tode kam; diesmal unterlag sie ihrer Konkurrentin Eileen Heckart1) als "Beste Nebendarstellerin" in der Komödie "Schmetterlinge sind frei1) ("Butterflies Are Free"). Sehenswert ist auch das Psychogramm um eine verängstigte Frau "Was ist denn bloß mit Helen los?"3) (1971, "What's the Matter with Helen?") mit Debbie Reynolds als Partnerin, köstlich war 1976 ihre jüdische "Momme", Mutter von Larry (Lenny Baker1)), in der Tragikomödie "Ein Haar in der Suppe"2) ("Next Stop, Greenwich Village"): In einem kleinen, schmuddeligen Restaurant in Greenvich Village treffen sich eine Gruppe von Außenseitern der Gesellschaft. Erzählt werden kleine Schicksale, Heiteres und Ernstes vor dem Hintergrund der düsteren 1950er Jahre.
In den 1980er und 1990er Jahren wurden die Filmangebote zwar seltener, dennoch blieb Shelley Winters auf der Leinwand und im Fernsehen präsent. Zu ihren Kinoproduktionen zählte beispielsweise die deutsche Produktion "Looping"1) (1981) mit dem Untertitel "Der lange Traum vom kurzen Glück", wo sie gemeinsam mit Hans Christian Blech ein in die Jahre gekommenes Schaustellerpaar mimte, das sich nichts mehr zu sagen hat. Sie gehörte zur Besetzung des Streifens "Fanny Hill"1) (1983) nach dem erotischen, gleichnamigen Briefroman1) von John Cleland1) oder dem Action-Reißer "Delta Force"1) (1986, The Delta Force"). Als griesgrämige Pianistin Mrs. Fraser tauchte sie in dem Musical "Stepping Out"1) (1991) an der Seite von Liza Minnelli auf oder als Tante Monica in dem Thriller "Der teuflische Plan der verrückten Mrs. Munck"3) (1995, "Mrs. Munck") mit Diane Ladd1). Ihre letzten Arbeiten vor der Kamera waren das Drama "Portrait of a Lady"1) (1996) nach dem Roman "Bildnis einer Dame"1) ("The Portrait of a Lady") von Henry James1) mit Nicole Kidman1) und John Malkovich1), die Tragikomödie "Gideon"1) (1999) mit Christopher Lambert1) und die italienische Produktion "La bomba" (1999) → Übersicht Filmografie.

Zwischen den vielen Filmrollen blieb die zweifache Oscar-Preisträgerin der Bühne treu, kehrte immer wieder an den Broadway zurück und begeisterte das Publikum in Komödien und Musicals mit schönen Rollen, darüber hinaus betätigte sie sich als Pädagogin und gab ihr Wissen an junge Nachwuchsschauspieler weiter. Als Bühnenautorin war sie weniger erfolgreich, ihr 1971 aufgeführtes Stück "One Night Stands Of A Noisy Passenger" mit stark autobiografischen Zügen fiel beim Publikum durch. 1980 erschienen ihre Erinnerungen unter dem Titel "Shelley, Also Known as Shirley" sowie 1989 "Shelley II: The Middle of My Century".
Die Mimin wird zu Recht als großartige Charakterdarstellerin des amerikanischen Kinos bezeichnet, auch in europäischen Produktionen übernahm sie vor allem in den 1960er und 1970er Jahren interessante Aufgaben. Es gab kaum etwas, was Shelley Winters in über 50 Bühnenstücken und mehr als 100 Kino- und TV-Filmen nicht gespielt hat. Man sah sie in Komödien und Western ebenso wie in anspruchsvollen Gesellschaftsdramen, sie gestaltete heiter-hintergründige Charaktere genau so überzeugend wie ernsthafte, tragische Rollen.
Shelley Winters war vier Mal verheiratet, von 1943 bis 1946 mit dem Verkäufer Mack Paul Mayer aus Chicago, im April 1952 ehelichte sie ihren Schauspielerkollegen Vittorio Gassman (1922 – 2000), von dem sie sich nach zwei Jahren wieder scheiden ließ; aus der Verbindung ging die gemeinsame Tochter Vittoria-Gina hervor. Ihre Anfang Mai 1957 geschlossene dritte Ehe mit dem Schauspieler Anthony Franciosa1) (1928 – 2006) war ebenfalls nicht von langer Dauer und endete 1960 vor dem Scheidungsrichter. Noch Stunden vor ihrem Tod gab sie ihrem langjährigen Lebensgefährten Gerry DeFord († 2019) offiziell das Ja-Wort. Ihre Patentochter Sally Kirkland, eine ordinierte Priesterin, traute das Paar am Freitag, den 13. Januar 2006.
 
Shelley Winters, die zu den wenigen noch lebenden Schauspielerinnen der Goldenen Ära Hollywoods gehörte, starb am 14. Januar 2006 im Alter von 85 Jahren in einem Rehabilitation Center im kalifornischen Beverly Hills1) an Herzversagen; bereits im Oktober 2005 hatte sie einen Herzanfall erlitten, von dem sie sich nicht mehr erholte. Die letzte Ruhe fand sie auf dem jüdischen Friedhof  "Hillside Memorial Park"1) in Culver City1) (Kalifornien) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Heute erinnert ein "Stern" auf dem "Hollywood Walk of Fame"1) an die Charakterschauspielerin, der am 8. Februar 1960 bei der Adresse "1752 Vine Street" eingelassen wurde. Ebenfalls einen "Stern" (1992) widmete man ihr auf dem "St. Louis Walk of Fame"1) → Übersicht der Auszeichnungen (Auswahl) bei Wikipedia.
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Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch)
Fotos bei virtual-history.com, Wikimedia Commons, filmstarpostcards.blogspot.com
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Filme (Auszug)
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