Filmografie
Jane Russell im September 1945; Quelle: Wikimedia Commons von "Yank, the Army Weekly"; Urheber: U.S. Army Jane Russell (Ernestine Jane Geraldine Russell) wurde am 21. Juni 1921 als Tochter des ehemaligen Armeeoffiziers Roy William Russell (1890 – 1937) in Bemidji1) (Minnesota , USA) geboren; ihre Mutter, Geraldine Jacobi (1891 – 1986), hatte vor der Ehe als Schauspielerin mit einer Theatertruppe auf der Bühne gestanden. Im südkalifornischen San Fernando Valley1) als einziges Mädchen mit den vier jüngeren Brüdern Thomas (geb. 1924), Kenneth (geb. 1925), Jamie (geb. 1927) und Wallace (geb. 1929).aufgewachsen, absolvierte die junge Jane zunächst die "Van Nuys High School", war dann eine Zeit lang als Sekretärin und Sprechstundenhilfe in einer Arztpraxis tätig. Nebenbei arbeitete sie als Model, machte bei der russischen Emigrantin und Charakterschauspielerin Maria Ospenskaya1) am "Max-Reinhardt-Theater-Workshop" eine solide Ausbildung als Schauspielerin. Dort entdeckte sie der Hollywood-Regisseur Howard Hawks1), der auf die dunkelhaarige Schönheit durch ein Foto aufmerksam geworden war und stellte sie seinem Produzenten, dem millionenschweren Exzentriker Howard Hughes1) (1905 – 1976), vor. Dieser nahm Jane Russell wegen ihrer (96 cm) Oberweite gleich unter Vertrag und baute sie zu einem neuen Sexsymbol auf, indem er eine beispiellose Werbekampagne startete.
In dem Western "The Outlaw"1) ("Geächtet") mit Jack Buetel1) als William Bonney1) alias "Billy the Kid" gab Jane Russell 1943 als Rio McDonald, Freundin von Doc Holliday1) (Walter Huston1)),  ihr sensationelles und vielbeachtetes Leinwanddebüt. 
 
Foto: Jane Russell im September 1945
Quelle: Wikimedia Commons von "Yank, the Army Weekly"
Urheber: U.S. Army; Angaben zur Lizenz siehe hier
Filmgeschichte hat "Geächtet" mit seinen jahrelangen Rechtsstreitigkeiten, verzögerten Kinostarts und vor allem mit einer geschmacklosen Publicity-Kampagne geschrieben, die das Sternchen Jane Russell zum bekannten Covergirl und Pin-up aufbaute, ehe es überhaupt auf der Leinwand erschien. Der gewagteste Ausschnitt der stets im Heu hingeräkelten Rio war aber nicht im Kino, sondern auf zahlreichen freizügigen Werbefotos zu sehen – zu jenen Zeiten reichte schon die Ablichtung eines Brustansatzes aus, um die Verantwortlichen des "Production Code", dem damaligen amerikanischen Zensurorgan, auf den Plan zu rufen. Der Streifen wurde in vielen Städten der USA verboten, weil er angeblich zu pornographisch war. In den übrigen Orten sorgten die Bilder der leichtbekleideten Jane Russell für Schlangen an den Kinokassen und ganz Hollywood sprach nur noch von der Oberweite des Starlets: Sie liegt im Heu und blickt mit halb geöffneten Augen in die Kamera, die eine Hand hat sie hinter dem Kopf, die andere hält einen Grashalm, den Stiel im halb geöffneten Mund. Das Kleid ist tief dekolletiert, ein Träger etwas heruntergerutscht. Mehr sieht man nicht von Jane Russell, einen ganzen Film lang – bis auf die letzte Einstellung, wo sie sich auf galoppierendem Pferd ganz nach vorne neigt, halbnah. Und doch ist jeder, der den Film gesehen hat, von dieser Frau fasziniert.2) Unter dem Druck der Öffentlichkeit nahm Hughes den Film sieben Wochen nach der Premiere zunächst wieder aus den Lichtspielhäusern, offiziell wurde eine zensierte Version ohne einige leidenschaftlichen Szenen erst 1950 gezeigt.
  
Nach dem zweiten, von Edwin L. Marin1) in Szene gesetzten Melodram "Young Widow" (1946, "Der junge Löwe") sah es zunächst so aus, als würde die eben erstandene Sexgöttin wieder in der Versenkung verschwinden. Der Film kam zunächst nicht in den Verleih, geriet später zum Flop an den Kinokassen. Außerdem hatte ihr Gönner Howard Hughes eine neue Leinwandschönheit entdeckt, und Jane Russell wartete vergeblich auf passende Rollen. Erst Bob Hope holte sie 1948 für die Westernkomödie "The Paleface"1) ("Sein Engel mit den zwei Pistolen") wieder vor die Kamera. Die Story vom ängstlichen, schüchternen Zahnarzt Peter Potter (Bob Hope), der sich nach allerlei Neckereien mit der legendären schießfesten Spezialagentin "Calamity" Jane1) (etwa um 1852 – 1903) zusammentut, geriet zu einer der amüsantesten Western-Parodien. Damit begann eine Wendung in Jane Russells Karriere, immer häufiger wurde sie nun mit humorvollen Rollen besetzt, so etwa erneut mit Bob Hope in Frank Tashlins1) Westernkomödie "Son of Paleface"1) (1952, "Bleichgesicht Junior") oder in Hal Walkers1) amüsanten Geschichte "Road to Bali"1) (1953, "Der Weg nach Bali") aus der "Road"-Reihe mit Bob Hope, Bing Crosby und Dorothy Lamour, wo sie sich selbst spielte. Weitere, wenn auch nicht ganz so bemerkenswerte Streifen waren die musikalische Komödie "Double Dynamite"^1) (1951, "Doppeltes Dynamit") unter anderem mir Frank Sinatra, der Western "Montana Belle"1) (1952, "Die Schönste aus Montana") sowie der Film noir "His Kind of Woman"1) (1951, "Ein Satansweib") mit Vincent Price und Robert Mitchum als Partner. Eine weitere Zusammenarbeit mit Robert Mitchum ergab sich bei Josef von Sternbergs1) Krimi "Macao"1) (1952), wo Jane Russell die
beschäftigungslose, vom Leben enttäuschte Barsängerin Julie Benson mimte, die auf den zynischen Abenteurer und Aussteiger Nick Cochran (Mitchum) traf.

Dann zeigte Jane Russell 1953 in der von Howard Hawks1) gedrehten, inzwischen zum Klassiker avancierten Musikkomödie "Gentlemen Prefer Blondes"1) ("Blondinen bevorzugt") nach dem gleichnamigen Musical1) von Jule Styne1) (Musik) und Leo Robin1) (Liedtexte) neben Marilyn Monroe wohl ihre beste darstellerische Leistung: Zwei Showgirls sammeln, die eine Männer, die andere Diamanten, und am Ende marschieren beide reich und glücklich mit Mann und Moneten zum Standesamt. Die dünne Trivialgeschichte voller Banalitäten und Klischees hatte Howard Hawks nach dem Drehbuch von Charles Lederer1) locker und phantasievoll inszeniert. Wie Marilyn Monroe das naive Blondchen Lorelei Lee und Jane Russell die raffinierte Freundin Dorothy spielten – das erst macht die Meisterschaft dieses schwungvollen Hollywood-Films aus. In nachhaltiger Erinnerung ist wohl der Hit "Diamonds are a Girl's best Friend"1) geblieben, den die Monroe in diesem Film trällerte; weitere "Ohrwürmer" waren "My Heart Belongs to Daddy" von Cole Porter1) und "Bye, Bye Baby".

Jane Russell 1953
Quelle: Wikimedia Commons:
(Ausschnitt des Originalfotos)
von "UCLA Library Digital Collection"; 
Urheber: "Los Angeles Times"1);
Lizenz: CC BY 4.0 Deed

Jane Russell 1953; Quelle: Wikimedia Commons: (Ausschnitt des Originalfotos) von "UCLA Library Digital Collection"; Urheber: "Los Angeles Times"; Lizenz: CC BY 4.0 Deed
Es folgten eine Reihe weiterer Kinoproduktionen, in denen die Russell ihre Reize spielen lassen konnte, so etwa als die attraktive Viehstrecken-Begleiterin Nella Turner neben Clark Gable und Robert Ryan in dem Western "The Tall Men"1) (1955, "Drei Rivalen") nach dem gleichnamigen Roman von Clay Fisher1) oder als rassige "Zigeunerin" Annie Caldash in dem Melodram "Hot Blood"2) (1956, "Feuer im Blut"). Als zwielichtige Halbweltdame Mamie Stover erlebte man sie 1956 in Raoul Walshs1) Drama "The Revolt of Mamie Stover"3) ("Bungalow der Frauen").
Nach der humorvollen Kidnapper-Story "The Fuzzy Pink Nightgown"4) (1957, "Traum in Pink") und ihrer Rolle einer anfangs platinblonden egozentrischen Hollywood-Diva Laurel Stevens zog sich der Star mehr und mehr vom Filmgeschäft zurück, stand nur noch sporadisch vor der Kamera. Ihr kurzes Comeback als "Alabama Tigress" in der Literaturadaption "Darker Than Amber"1) (1970, "McGee, der Tiger"), gedreht von Regisseur Robert Clouse1) nach dem Roman "Dunkler als Bernstein" von John D. MacDonald1) mit Rod Taylor als Travis McGee, unterstrich sie vor der Presse mit den Worten "Ich habe mehr zu bieten als Busen, Beine und Gesicht!". Es war ihre letzte Arbeit für die Leinwand, danach wirkte sie nur noch 1983/84 in drei Episoden der Western-Soap "The Yellow Rose"5) ("Kampf um Yellow Rose") sowie 1986 in einer Folge der Krimiserie "Hunter"1) mit → Übersicht Filmografie.
Jane Russell hatte sich schon früh andere Betätigungsfelder gesucht, seit den 1940er und 1950er Jahren produzierte die Schauspielerin mehrere Schallplatten unter anderem mit Balladen und Spirituals, die durchaus erfolgreich waren. Nachdem ihr Stern am Filmhimmel zu sinken begann, stand sie in Las Vegas als Sängerin auf der Bühne, am New Yorker Broadway1) trat sie in Musicals auf und auch in der TV-Werbung war sie als Model für eine Büstenhalterfirma ("Playtex") gefragt. Die Hollywood-Legende, die 2006 ihren 85. Geburtstag feierte, stand bis zuletzt noch gerne im Rampenlicht, auch wenn sie altersbedingt an einer Seh- und Hörschwäche litt. In der Show-Revue "The Swinging Forties" im kalifornischen Santa Maria1) erinnerte sie mit anderen Senioren zwei Mal im Monat an die vergangenen Glamour-Zeiten. "Mit üppigen Kurven im türkisen Abendkleid ist sie immer noch die flotte, kecke Jane Russell vergangener Jahre" war vor einigen Jahren in der "Los Angeles Times" zu lesen. Anlässlich des 85. Geburtstages der Diva zeigte der "Bayerische Rundfunk" die Dokumentation "Jane Russell – Der Star aus dem Heu". Eckhart Schmidt1) hatte für das 60-minütige Portrait mehrere aktuelle Interviews mit der Hollywood-Legende geführt: "Jane war dabei vital wie immer, hell im Kopf und sie kann phantastisch erzählen über ihre Karriere, ihre Regisseure und ihre Partner und Partnerinnen, über das Hollywood der 50er Jahre und die Welt des Pin-Up und der Sex-Bomben." (Quelle: br.de; siehe auch programm.ard.de)
  
Seit Jahrzehnten engagierte sich die Hollywood-Diva mit ihrer Organisation "World Adoption International Fund" (WAIF) für notleidende und heimatlose Kinder; als Modeschöpferin und Schriftstellerin war sie ebenfalls erfolgreich, ihre Autobiografie "My Path and Detours" erschien 1985. Auf der Leinwand als Sex-Göttin gefeiert, entsprach die private Jane Russell keineswegs diesem Klischee. Anders als einige ihrer Kolleginnen wie beispielsweise Lana Turner hasste sie die Sensationsgier der einschlägigen Presse, das Leben der strenggläubigen Katholikin und erzkonservativen Republikanerin war frei von Skandalen. Bereits auf dem Höhepunkt ihrer Laufbahn gründete sie die "Hollywood Christian Group", eine Vereinigung, die sich wöchentlich in ihrem Heim zu Bibellesungen zusammenfand. Außerdem engagierte sie sich zusammen mit anderen prominenten Hollywoodgrößen wie Lou Costello1), Dick Powell1) oder June Allyson für die konservativen "Republikaner"1).
Neben diversen anderen Preisen wurde Jane Russell 1991 in Berlin mit der "Berlinale Kamera"1) für ihr Lebenswerk geehrt.
"Stern" für Jane Russell auf dem "Hollywood Walk of Fame"; Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: Wikimedia-User Sailko; Lizenz: CC BY-SA 3.0 Deed Am 28. Februar 2011 starb die "Hollywood-Göttin" im Alter von 89 Jahren in ihrem Haus im kalifornischen Santa Monica1) nach Angaben ihrer Schwiegertochter Etta Waterfield an den Folgen einer Atemwegserkrankung im Beisein ihrer nächsten Verwandten.6) Die Trauerfeier fand am 12. März 2011 in der "Pacific Christian Church" in Santa Maria mit anschließender Seebestattung statt.
"Ihr größtes Geheimnis hat sie zum Glück nicht mit ins Grab genommen.  Auf die Antwort, wie denn nun der sagenhafte BH von Howard Hughes1) ausgesehen habe, antwortete sie einmal: scheußlich. Aber sie habe ihn am Set von "The Outlaw" sowieso nicht getragen." bemerkt spiegel.de in seinem Nachruf; siehe auch den Nachruf bei www.welt.de.
Ein ihr am 8. Februar 1960 gewidmeter "Stern" auf dem "Hollywood Walk of Fame"1) (6850 Hollywood Blvd.) erinnert an die einst so populäre Schauspielerin und Sängerin.
 
"Stern" für Jane Russell auf dem "Hollywood Walk of Fame"
Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: Wikimedia-User Sailko
Lizenz: CC BY-SA 3.0 Deed
Jane Russell war drei Mal verheiratet: Ihr erster Ehemann, den sie am 24. April 1943 geheiratet hatte, war der Football-Star Bob Waterfield1) (1920 – 1983), mit dem sie in den 1950er Jahren die Produktionsfirma "Russ-Field Productions" betrieb; die Verbindung wurde im Juli 1968 offiziell geschieden. Ihr zweiter Mann, der Schauspieler Roger Barrett (1921 – 1968), starb knapp drei Monate nach der Hochzeit (25.08.1968) mit nur 40 Jahren am 18. November 1968 an den Folgen eines Herzinfarktes. Dritter Ehemann wurde am 31. Januar 1974 der Immobilienmakler John Calvin Peoples, mit dem sie bis zu dessen Tod im April 1999 in Arizona lebte; danach zog sie zu ihrem jüngsten Adoptivsohn nach Santa Maria, einem kleinen, Städtchen in Kalifornien. Da Jane Russell keine eigenen Kinder bekommen konnte, adoptierten die Waterfields 1952 das Baby Tracy und den 15 Monate alten Jungen Thomas, 1956 komplettierte der damals 9 Monate alte Adoptivsohn Robert John die Familie.
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de 
Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch)
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com, Wikimedia Commons
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmdienst.de, 4) wunschliste.de, 5) fernsehserien.de
Quelle: 2) www.prisma.de, 6) Wikipedia
Lizenz Foto Jane Russell: Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während der Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der Bundesregierung der Vereinigten Staaten ist dieses Bild in public domain.
Filme (Auszug)
(Kinofilme, wenn nicht anders vermerkt)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch),  prisma.de (deutscher Titel), fernsehserien.de)
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