Filmografie / Hörspiel
Karin Anselm wurde am 22. Januar 1940 als Karin Jesper in Hamburg1) geboren und wuchs auch dort auf. Gleich nach ihrem Schulabschluss ließ sie sich an der Hamburger "Hochschule für Musik und darstellende Kunst"1) unter Professor Eduard Marcks (1901 – 1981) zur Schauspielerin ausbilden, anschließend erhielt sie zur Spielzeit 1959/60 ein erstes Engagement am "ETA Hoffmann-Theater"1) in Bamberg1). Im darauffolgenden Jahr wechselte sie kurz an die "Städtischen Bühnen Regensburg"1), kam dann über das "Stadttheater Bern"1) (1961/62) zu Heinz Hilpert1) an das "Deutsche Theater"1) in Göttingen1), wo sie bis 1966 zum Ensemble gehörte. Danach band sie sich nicht mehr fest an ein Haus, gab Gastspiele wie beispielsweise bei den "Ruhrfestspielen"1) in Recklinghausen1) (1973/1975), an der "Kleinen Komödie"1) in München (1972/1974), am Hamburger "Ernst Deutsch Theater"1) oder am "Rheinischen Landestheater"1) in Neuss1); außerdem ging sie mit zahlreichen Stücken auf Tournee.
Am Theater machte sich Karin Anselm rasch einen Namen als exzellente Charakterdarstellerin, die sowohl mit klassischen als auch modernen Rollen ihre schauspielerische Dominanz bewies. Zu ihren herausragenden Bühnenrollen zählten die Titelfiguren in "Jeanne oder Die Lerche"1) von Jean Anouilh1) und in "Die heilige Johanna"1) von George Bernard Shaw1) ebenso wie die Olivia in der Shakespeare-Komödie "Was ihr wollt"1) oder die Franziska in dem Lessing-Lustspiel "Minna von Barnhelm"1). Sie interpretierte eindrucksvoll die Kammerzofe Suzanne in dem amüsanten Werk "Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit"1) von Beaumarchais1) oder die Polly in der Brecht/Weillschen "Die Dreigroschenoper"1) und auch auf der Musicalbühne begeisterte sie als Nanette in "No, No, Nanette"1) – um nur einiges zu nennen.

Rasch war auch der Film bzw. das Fernsehen auf die Schauspielerin aufmerksam geworden und seit Mitte der 1960er Jahre stand Karin Anselm vermehrt vor der Kamera. Man erlebte sie neben Serienauftritten in zahlreichen Einzelproduktionen wie beispielsweise neben Robert Graf und Christoph Bantzer1) in "Der Drache"2) (1965) nach dem gleichnamigen dreiaktiges Märchenstück1) in Parabelform von Jewgeni Schwarz1) oder mit der weiblichen Hauptrolle in der Komödie "Ein Florentiner Hut" (1967) nach dem Bühnenstück von Eugčne Labiche1) und Marc Michel. Unter der Regie namhafter Filmemacher trat sie mit prägnanten Rollen in erfolgreichen Literaturadaptionen in Erscheinung, so besetzte sie beispielsweise Erich Neureuther1) als Johanna, Tochter des Müllers Arnold (Paul Esser) in "Die Mühle von Sanssouci" (1968), basierend auf der Legende um den Müller von Sanssouci1), eine Geschichte, die bereits zu Stummfilmzeiten mit Otto Gebühr als Friedrich II.1) auf die Leinwand gebannt wurde (1926, "Die Mühle von Sanssouci"1)); in dieser TV-Version stellte Uwe-Jens Pape1) den Preußenkönig dar. Man sah Karin Anselm unter anderem in dem von Heinz Schirk1) nach der Komödie von Hermann Gressieker1) inszenierten Stück "Heinrich VIII. und seine Frauen" (1968) als Jane Seymour1), dritte der sechs Ehefrauen von König Heinrich VIII.1) (Hans Dieter Zeidler), oder unter der Regie von Oswald Döpke1) als Slavka Hlubinová, Tochter des Papierhändlers Jan Hlubina (Walter Taub1)) und dessen Frau (Edith Heerdegen), in "Mond über dem Fluss" (1969) nach dem Drama von Fráňá Šrámek1) bzw. Drehbuch von Pavel Kohout1). In nachhaltiger Erinnerung blieb auch ihre Rolle der Mariane, Tochter von Orgon (Siegfried Lowitz) und Geliebte Valčres (Michael Heltau), in "Tartuffe oder Der Betrüger"2) (1970), inszeniert von Otto Tausig nach der gleichnamigen Komödie1) von Moličre1) mit Klaus Schwarzkopf in der Titelrolle und unter anderem Ida Ehre (Madame Pernelle). Auch mit der Figur der Anna Oberholzer, Tochter von Fabrikant Albert Oberholzer (Alfred Schieske) und dessen Ehefrau Karline (Gretl Schörg1)), konnte sie in "Das Feuerwerk"3) (1971) beim Publikum punkten. Die von Kurt Wilhelm1) gedrehte, erstmals am 1. Januar 1971 im ZDF ausgestrahlte Adaption entstand nach der musikalischen, gleichnamigen Komödie1) von Paul Burkhard1) mit den Libretti von Erik Charell1), Jürg Amstein (1916–1988; eigentlich Georg Schmidt) und Robert Gilbert1), einer hochdeutschen Variante des mundartsprachlichen Werks "Der schwarze Hecht"1), wiederum basierend auf dem Lustspiel "De sächzigscht Giburtstag" von Emil Sautter1). Unter anderem spielte Hanne Wieder als Iduna die rassige Ehefrau von Alberts Bruder Alexander alias Sascha Obolski (Gerhard Riedmann), eine Rolle, mit der man Lilli Palmer in Kurt Hoffmanns1) Kinofilm "Feierwerk"1) (1954) sah, die Anna Oberholzer gab damals Romy Schneider.
  
Seit den 1970er Jahren präsentierte sich Karin Anselm zudem immer öfter in populären Serien, beliebt war sie beispielsweise als junge Ärztin Dr. Katharina Freude, in die sich der Titelheld bzw. der angehende Lehrer Bastian Guthmann (Horst Janson) in "Der Bastian" (1973) verliebt. Vor allem aber in Krimiserie wie "Privatdetektiv Frank Kross", "Sonderdezernat K1"oder "Derrick"1) tauchte sie immer wieder auf. Selbst zum Serienstar wurde Karin Anselm dann mit der Rolle der souveränen Kriminaloberkommissarin Hanne Wiegand in den "Tatort"1)-Folgen des "Südwestfunks"1) (SWF); sie war nach der SWF-Kommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) die zweite Frau, die im Fernsehen auf Verbrecherjagd ging und sich gegen das Vorurteil, nur Männer könnten erfolgreich auf Mördersuche gehen, durchsetzte. Noch Mitte der 1980er Jahre meinte der Polizeipräsident in München in Anwesenheit von Karin Anselm, dass Frauen an den Herd gehörten. Bereits mit der ersten Ermittlung in "Das Lederherz"1) (1981) spielte sich Karin Anselm mit ihrer besonnenen, kühlen Art in die Herzen der Zuschauer/-inen, mit und ohne Assistenten löste "Hanne" insgesamt acht Fälle; in den beiden letzten Folgen stand ihr Assistent Leverkühn (Michael Lesch1)) zur Seite. Mit der Episode "Ausgeklinkt"1) verabschiedete sie sich dann am 23. Mai 1988 vom "Tatort", der Grund für den Ausstieg als Ermittlerin lag darin, sich nicht auf ein bestimmtes Rollenklischee festzulegen, für andere interessante Projekte frei zu sein und sich vor allem vermehrt auf die Arbeit am Theater zu konzentrieren.
  
Das TV-Publikum erlebte Karin Anselm in den nachfolgenden Jahren in vielen weiteren prägnanten Rollen, so als Veronika Bach in dem Melodram "Wohin die Liebe fällt" (1990) oder als verdächtige Witwe Wilma Pobradt in dem ersten "Wilsberg"1)-Krimi "Und die Toten lässt man ruhen"1) (1995). Als Oberkommissarin Hellmann trat sie in dem Psychothriller "Der Venusmörder"1) (1996) auf, in dem zweiteiligen Melodram "Die Geliebte und der Priester"3) (1998) mimte sie die Priorin eines Klosters. Bereits 1995 hatte man die Schauspielerin als Schwester Serena in dem rührseligen Dreiteiler "Flucht ins Paradies"3) sehen können, in den Geschichte um "Die Sternbergs"3) (1999) mit dem Untertitel "Ärzte, Brüder, Leidenschaften" wechselte sie dann nach dem Pilotfilm 16 Episoden lang als Oberschwester Johanna in ein Krankenhaus und fungierte dort als die "gute Seele", die alles im Griff hat.
   
"Flucht ins Paradies": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung  von Pidax Film, welche den Dreiteiler im Mai 2018 auf DVD herausbrachte. "Flucht ins Paradies": Szenenfoto mit Marion Kracht (l.) als engagierte, junge Kinderärztin Sandra Keller, Horst Bollmann als deren Onkel Pater Guido und Karin Anselm als die unheilbar an Krebs erkrankte Ordensfrau Schwester Serena; mit freundlicher Genehmigung  von Pidax Film, welche den Dreiteiler im Mai 2018 auf DVD herausbrachte.
"Flucht ins Paradies": Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Marion Kracht1) (l.)
als engagierte, junge Kinderärztin Sandra Keller, Horst Bollmann als deren Onkel
Pater Guido und Karin Anselm als die unheilbar an Krebs erkrankte Ordensfrau Schwester Serena
Mit freundlicher Genehmigung  von Pidax Film, welche den Dreiteiler im Mai 2018 auf DVD herausbrachte.

Mit Episoden-Auftritten zeigte sich Karin Anselm zudem in den Serien "Die Stadtindianer"1) (1994), "Der Mond scheint auch für Untermieter"3) (1995), "Wolffs Revier"1) (1995), "Ein Mann steht seine Frau"1) (1997), oder "SOKO 5113"1) (1998). In der Abenteuer-Serie "Verschollen in Thailand"1) (1997) war sie als Ursula die Ehefrau von Karl Strauten (Michael Degen), der seit dem Verschwinden seines bzw. in Thailand als verschollen geltenden Bruders Konstantin (Gunter Berger) das gemeinsame Holzhandel-Unternehmen leitet. Zu ihren jüngeren Arbeiten für das Fernsehen zählt die Reihe "Weißblaue Geschichten" (2000), die Rosamunde Pilcher1)-Verfilmung "Zeit der Erkenntnis"3) (2000) mit ihrem Part der Heather Paddington, Haushälterin und Praxis-Mitarbeiterin des verstorbenen Tierarztes bzw. Familienvaters, sowie die Ehe-Komödie "Jetzt bin ich dran, Liebling!"3) (2001) mit Anja Kruse1) und Jochen Horst1). Nach längerer Pause sah man die beliebte Schauspielerin dann Ende September 2006 in dem romantischen TV-Movie "Der Himmel in deinen Augen"3) nach der Kurzgeschichte "Die Erbschaft" von Utta Danella1). Hier mimte Karin Anselm die Töpferin Charlotte Berger bzw. geliebte Tante der Tierärztin Nina (Johanna Christine Gehlen1)), welche sich zwischen zwei Männern entscheiden muss.
Als die ARD am 13. November 2016 die 1000. Folge des Dauerbrenners "Tatort"1) unter dem Titel "Taxi nach Leipzig"1) ausstrahlte, durfte Karin Anselm kurz als Teilnehmerin eines Polizeiseminars bzw. ehemalige Kommissarin Wiegand in Erscheinung treten → Übersicht Filmografie.

Neben ihrer umfangreichen Arbeit für Theater und Fernsehen wirkte die vielseitige Schauspielerin an Hörspielproduktionen mit und arbeitete für die Synchronisation. Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier am Ende dieser Seite. Als Synchronsprecherin lieh sie unter anderem Jana Brejchová1) als Königin in der Kinderserie "Die Märchenbraut"1) (1980, "Arabela") und "Die Rückkehr der Märchenbraut" (1993, "Arabela se vrací") ihre Stimme.  Für Marina Vlady sprach sie die Natacha Tataďev in der Kino-Komödie "Twist Again in Moskau"1) (1986), für Julie Christie die Königin Gertrude in der Shakespeare-Adaption "Hamlet"1) (1996) oder für Jane Alexander1) die Krankenschwester Edna in der Literaturverfilmung "Gottes Werk & Teufels Beitrag"1) (1999, "The Cider House Rules")  → mehr bei synchronnkartei.de.
Auf der Bühne war Karin Anselm zuletzt Ende der 1990er Jahre im Rahmen einer Tournee eindrucksvoll in der Rolle einer lesbischen Alkoholikerin in dem Drama "Die Nacht der Tribaden"4) ("Tribadernas natt") von Per Olov Enquist1) zu sehen.
Die inzwischen über 80-jährige Schauspielerin zog sich in den letzten Jahren aus der Öffentlichkeit zurück und lebt in München.

Siehe auch Wikipedia
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage, 3) fernsehserien.de, 4) theatertexte.de Stand: November 2024
  
Fernsehfilme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database

(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), Die Krimihomepage, fernsehserien.de, 
filmportal.de,tatort-fundus.de,  prisma.de; R = Regie)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung) bzw. Wikipedia)
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