Siegfried (Sigi, Sig) Arno wurde am 27. Dezember 1895 als Siegfried Aron und Sohn des Kassierers Louis Aron in Hamburg geboren; sein Bruder Bruno Arno1) (1902 – 1990) wurde ebenfalls als Schauspieler, Tänzer und Choreograf, später auch als Maler, bekannt. Nach dem Besuch der Hamburger "Talmud-Thora-Realschule"1) absolvierte er auf Drängen der Eltern eine 3-jährige Ausbildung zum Modezeichner an der  "Hamburger Kunstgewerbeschule"1).
Als Mitglied des "Hamburger Theatervereins" kam Arno zur Bühne, wo er erstmals 1912 am "Stadttheater Harburg"1), später (1914/15) am dortigen "Neuen Operettentheater" auftrat. Während des 1. Weltkrieges wurde er 1915 zum Kriegsdienst einberufen, stand dann nach Ende des Krieges wieder an Hamburger Theatern auf der Bühne. Ab 1922 trat er in Berlin am "Thalia-Theater", am "Metropol-Theater"1) sowie bei Eric Charell1) am "Großen Schauspielhaus"1) auf, avancierte rasch zum populären, wenn auch als exzentrisch geltenden Komiker und Operettendarsteller.
1927 beispielsweise brillierte er in der Erik Charell-Produktion bzw. Operette "Die lustige Witwe"1) von von Franz Lehár1) als Partner von Fritzi Massary (1892 – 1969), in den folgenden Jahren feierte er unter anderem in den Operetten "Der liebe Augustin" von Leo Fall1) sowie in "Die Drei Musketiere"1) und "Casanova"1) von Ralph Benatzky1)  Triumphe. Ein nachhaltiger Erfolg war 1930 sein Auftritt in Benatzkys Singspiel "Im Weißen Rößl"1) mit dem ihm gewidmeten Schlager "Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist" → cinegraph.de. Auch am Kabarett machte sich Arno einen Namen, begeisterte beispielsweise 1932/33 im legendären "Kabarett der Komiker"1) und viele seiner Lieder wie "Mensch du hast 'ne Zillefigur", "Du hast mir was versprochen Kunigunde" oder "Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt'" avancierten zu Evergreens.

Foto: Siegfried Arno vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe hier

Siegfried Arno vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch
Siegfried Arno (links) mit Kurt Gerron (1897-1944) im März 1931 bei einer bei Kochkunstausstellung; Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-11401; Fotograf: unbekannt / Datierung: März 1931 / Lizenz CC-BY-SA 3.0. Foto: Siegfried Arno (links) mit Kurt Gerron (1897 – 1944) 
im März 1931 anlässlich einer Kochkunst-Ausstellung
Historische Originalbeschreibung: Prominente Bühnen- und
Filmschauspieler als Kochkünstler auf der Kochkunstausstellung
am Kaiserdamm1)! Der bekannte Bühnenkünstler Kurt Gerron lässt
Siegfried Arno von seinem selbstzubereiteten Essen kosten.
 
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 102-11401;
Fotograf: unbekannt / Datierung: März 1931 / Lizenz CC-BY-SA 3.0.
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dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 102-11401 bzw. Wikimedia Commons
Zum Film kam der Schauspieler schon früh, bereits 1903 soll er in dem kurzen Dokumentarstreifen "Mr. Krebs in seiner sensationellen Schleifenfahrt"2) einen Auftritt gehabt haben. Mitte der 1920er Jahre wurde Arno dann nicht nur als Leinwandkomiker, dessen originelle Schwänke bejubelt wurden, zum Star. Als "der deutsche Chaplin" bezeichnet, spielte er beispielsweise in den stummen Streifen "Die vertauschte Braut"1) (1925), "Vorderhaus und Hinterhaus"1) (1925), "Der Hahn im Korb"1) (1925), "Vater werden ist nicht schwer"2) (1926), "Der Sohn des Hannibal"1) (1926) oder "Looping the Loop"1) (1928).
In "Manon Lescaut"1) (1926) nach dem Roman "Histoire de Manon Lescaut et du Chevalier des Grieux"1) von Antoine-François Prévost1) beeindruckte er neben der Titelheldin (Lya de Putti) und Wladimir Gaidarow (Chevalier des Grieux) den bedeutendsten Theaterkritiker der Weimarer Republik, Herbert Ihering1) (1888 – 1977), der über Arnos Spiel urteilte: "Darstellerisch dominiert Arno als Gauner Lescaut. Er setzt alles in Bewegungswitz um. Er ist erfinderisch, launig und genau". Nicht immer konnte der Schauspieler sein komödiantisches Talent in den unzähligen Produktionen voll entfalten, Mit Auftritten in Militärklamotten wie "Die dritte Eskadron" (1926) und "Der Stolz der Kompagnie"2) (1926) oder in dem patriotischen Streifen "Lützows wilde verwegene Jagd"1) (1927) wurden seinen schauspielerischen Fähigkeiten wenig gefordert. Dass er mehr zu bieten hatte als Klamauk, bewies Arno jedoch beispielsweise unter der Regie von Georg Wilhelm Pabst1): So als Detektiv Gaston in "Die Liebe der Jeanne Ney"1) (1926) nach dem Roman von Ilja Ehrenburg1) mit Édith Jéhanne1) in der Titelrolle, als Theaterinspizient in "Die Büchse der Pandora"1) (1929), gedreht lose nach den Dramen "Erdgeist"1) und "Die Büchse der Pandora"1) von Frank Wedekind1) mit Louise Brooks als Lulu und Fritz Kortner als Dr. Schön sowie erneut neben Louise Brooks als Gast im Bordell in "Tagebuch einer Verlorenen"1) (1929) nach dem gleichnamigen Roman1) von Margarete Böhme1).

Foto: Siegfried Arno vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
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Siegfried Arno vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888-1929); Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei
"Das Leben" – Im Film: Ossi Oswalda und Siegfried Arno in dem "Ama"-Stummfilm "Schatz, mach' Kasse" (1926) in der illustrierten Zeitschrift "Das Leben" (4.1926/27, H.7, Januar); Quelle: Wikimedia Commons von arthistoricum.net bzw. digital.slub-dresden.de; Urheber; Unbekannter Fotograf; Lizenz: gemeinfrei Wiederholt bildete der schmale, schlaksige Arno mit dem korpulenten Kurt Gerron ein Komiker-Team. Als "Beef und Steak" kreierten sie unter anderem mit "Wir halten fest und treu zusammen"2) (1929) und "Aufruhr im Junggesellenheim"1) (1929) deutsche Film-Grotesken, die bei der Kritik allerdings nicht die erhoffte Resonanz fanden. Zu seinen letzten Stummfilmen zählte "Das Mädel mit der Peitsche"1) (1929) nach dem Lustspiel von Hans H. Zerlett1) und "Die Kaviarprinzessin"2) (1929), jeweils an der Seite von Anny Ondra → Übersicht Stummfilme,
Mit Beginn des Tonfilms übernahm Siegfried Arno verschiedenste Rollen als Sänger, Tänzer und "ernstzunehmender" Komiker. Man erlebte ihn unter anderem als Zahlkellner Ferdinand in der Liebesromanze "Wien, du Stadt der Lieder"1) (1930) und einmal mehr neben Anny Ondra als Budenausrufer Hannes in der Geschichte "Die vom Rummelplatz"2) (1930). In "Moritz macht sein Glück"2) (1931)  mimte er den Lehrling Moritz Meier und potentiellen Millionenerbe, in der Komödie "Das Geheimnis der roten Katze"3) (1931) tauchte er als Unterweltganove Moustache auf, eine Rolle, mit der er bereits auf der Bühne geglänzt hatte. Es folgten Parts wie die des schüchternen Modehausangestellten Ignaz Fischbein in "Ein ausgekochter Junge"2) (1931) oder die Titelfigur des Heiratsvermittlers Siegmund Meyer in dem Schwank "Keine Feier ohne Meyer"2) (1931). Seine letzten Arbeiten für das Kino in Deutschland waren die Adaption "Die Nacht ohne Pause"1) (1931) nach dem Schwank "Der keusche Lebemann" von Franz Arnold1) und Ernst Bach1), wo Arno als Prokurist Max Stieglitz glänzte, sowie der Militärschwank "Der schönste Mann im Staate" (1932) mit der Rolle des Gemeindeschreibers Fritz Piesicke → Übersicht Tonfilme in Deutschland.
   

"Das Leben"1) – Im Film: Ossi Oswalda und Siegfried Arno in
dem "Ama"2)-Stummfilm "Schatz, mach' Kasse"2) (1926) in der
illustrierten Zeitschrift "Das Leben" (4.1926/27, H.7, Januar)
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Urheber; Unbekannter Fotograf; Angaben zur Lizenz sie hier
1933 emigrierte Siegfried Arno, wie viele Künstler mit jüdischen Wurzeln, nach der so genannten "Machtergreifung"1) durch die Nazis zunächst über die Niederlande, Italien, Portugal und die Schweiz nach Spanien, spielte neben zahlreichen Theaterauftritten auch in der portugiesischen Produktion "Gado Bravo"1) (1934) mit. 1939 ging er in die USA, konnte dort als Schauspieler Fuß fassen und verzeichnete sowohl am Broadway1) als auch in mehr als 50 Hollywood-Filmen Erfolge. Oft waren es nur kleine und kleinste, dennoch aber einprägsame Rollen, wie unter anderem sein Minuten-Auftritt in der Satire "Der große Diktator"1) (1940, "The Great Dictator") von und mit Charles Chaplin als Mann mit dem "unfehlbaren Sturzhelm", der sich mit "Heil Hiakel" aus dem Fenster stürzt. In Wilhelm Dieterles Klassiker "Der Glöckner von Notre Dame"1) (1939, "The Hunchback of Notre Dame") nach dem gleichnamigen Roman1) von Victor Hugo1) mit Charles Laughton als Quasimodo und Maureen O'Hara als Esmeralda war er der marktschreierische Schneider oder in der 1941 gedrehten Prosuktion "I Was a Criminal"1) nach dem Bühnenstück "Der Hauptmann von Köpenick"1) von Carl Zuckmayer1) mit Albert Bassermann als Wilhelm Volck (= Schuster Wilhelm Voigt1)) unter der Regie von Richard Oswald1) der Trödler Krakauer; dieser Film gelangte jedoch erst am 1. Januar 1945 in die Lichtspielhäuser und wurde in deutschen Kinos nie gezeigt.

Der Schauspieler Siegfried Arno
Urheber: Gregory Harlip (? – 1945) → Wikipedia (englisch)
Quelle: virtual-history.com; Angaben zur Lizenz siehe hier
 

Der Schauspieler Siegfried Arno; Urheber: Gregory Harlip (?-1945); Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei
 Man sah Arno in Reinhold Schünzels Biopic "Die Unvollendete" (1941, "Great Awakening") an der Seite von Alan Curtis1) als Komponist Franz chubert1) und Albert Bassermann als dessen Förderer Ludwig van Beethoven1) als Maestro Frascini, als Piccolo-Spieler in Julien Duviviers1) Episodenfilm "Sechs Schicksale"1) (1942, "Tales of Manhattan" oder als nervigen Gigolo Toto in der von Preston Sturges1) in Szene gesetzten  Screwball-Komödie "Atemlos nach Florida"1) (1942, "The Palm Beach Story"). Bis Anfang der 1950er Jahre folgten neben seiner Arbeit für das Theater und vereinzelten Aufgaben beim Fernsehen Auftritte in Kinofilmen wie in der Komödie "Die Stubenfee"1) (1943, "His Butler's Sister"), dem musikalischen Militärschwank "Up in Arms"1) (1944), dem Biopic "Polonaise"1) (1945, "A Song to Remember"), dem ganz auf Schwimm-Star Esther Williams zugeschnittenen Streifen "Die Venus verliebt sich"1) (1950, "Duchess of Idaho) oder dem Musikfilm "Der Fischer von Louisiana"1) (1950, "The Toast of New Orleans") mit Tenor Mario Lanza.Zu den letzte Arbeiten vor der Kinokamera zählte die amüsante Geschichte "Romanze mit Hindernissen"3) (1951, "On Moonlight Bay) und der Agentenfilm "Kurier nach Triest1) (1952, "Diplomatic Courier") nach der Novelle "Sinister Errand" von Peter Cheyney1) → Übersicht Kinofilme in den USA.
Daneben machte sich Sig Arno, wie er sich seit 1940 nannte, auch als Zeichner und Porträtist so berühmter Schauspielerkollegen wie Shirley Temple oder Louis Calhern1) einen Namen.
  
1955 kehrt Siegfried Arno noch einmal nach Deutschland zurück, stand unter anderem an den "Hamburger Kammerspielen"1) in der musikalischen Burleske "Meine Nichte Susanne" von Hans Adler1) und Alexander Steinbrecher1) neben seiner dritten Frau, der österreichischen Schauspielerin Kitty Mattern1) (1912 – 1998) sowie seinem Bruder Bruno auf der Bühne. Im September 1958 brillierte er im Berliner "Titania-Palast"1) in der Farce "Streichquartett"4), einem Erfolgsstück von Szőke Szakáll, in dem vier, für eine Abendgesellschaft engagierte Musiker kaum verhehlen können, dass sie ihre Instrumente nicht beherrschen.
In den folgenden Jahren suchte Siegfried Arno seine alte Heimat immer wieder einmal auf, lebte aber überwiegend in den USA. 1966 wurde ihm das "Filmband in Gold"1) verliehen, in Anerkennung seines "langjährigen und hervorragenden Wirkens im deutschen Film". Ende der 1960er Jahre zog sich Siegfried Arno wegen gesundheitlicher Probleme aus der Öffentlichkeit zurück. Er erlag nach langem Leiden am 17. August 1975 im "Actors Fund Hospital" im kalifornischen Woodland Hills1), einem Stadtteil von Los Angeles1), im Alter von 80 Jahren den Folgen der Parkinson-Krankheit1); nach der Einäscherung wurden seine sterblichen Überreste der See übergeben.  
Siegfried Arno war in erster Ehe von 1922 bis 1932 mit der Schauspielerin Lia (Caroline) Dahms verheiratet; aus der Verbindung ging der 1926 geborene Sohn Peter hervor, welcher später den Beruf des Kostüm- und Bühnenbildners ergriff. Zweite Ehefrau war ab 1934 Barbara Kiranoff, anschließend gab er kurz nach der Scheidung 1953 Kitty Mattern das Ja-Wort.
Siehe auch Wikipedia, cinegraph.de, cyranos.ch, filmportal.de
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) filmdienst.de, 4) theatertexte.de
Lizenz Fotos Siegfried Arno (Urheber: Alexander Binder/Gregory Harlip): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Lizenz Abbildung Ossi Oswalda und Siegfried Arno im Ama-Film "Schatz, mach' Kasse" (1926); Unbekannter Fotograf: Dieses Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument, … ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren anonym sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Lizenz Portrait Siegfried Arno (Urheber Hans Rewald): Der Urheber dieses Werks ist 1944 gestorben; es ist daher gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 75 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Kinofilme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(R = Regie; Fremde Links: filmportal.de, cyranos.ch,
 Wikipedia (deutsch/englisch), Murnau Stiftung)

Portrait des Siegfried Arno
von Hans Rewald (1886 – 1944),
veröffentlicht in "Jugend" –
Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben
(Ausgabe Nr. 20/1929, Datum Mai 1929)
Quelle: Wikimedia Commons
von "Heidelberger historische Bestände" (digital)
Angaben zur Lizenz siehe hier

Portrait des Siegfried Arno von Hans Rewald (1886 – 1944), veröffentlicht in "Jugend" – Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (Ausgabe Nr. 20/1929, Datum Mai 1929); Quelle: Wikimedia Commons von "Heidelberger historische Bestäde" (digital); Lizenz: gemeinfrei
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