Martin Balsam während der Dreharbeiten zu dem Film "Unknown Soldier" (1995,"Soldato ignoto"); Regie: Marcello Aliprandi; Urheber: Stefanianj; Lizenz: CC BY-SA 3.0 Deed; Quelle: Wikimedia Commons (Ausschnitt des Originalfotos) Martin (Henry) Balsam wurde am 4. November 1919 als Ältester von drei Kindern des Damenmoden-Verkäufers Albert Balsam und dessen Ehefrau Lillian in New York1) geboren. Aufgewachsen in der New Yorker Bronx1), arbeitete er nach dem Besuch der High School, unter anderem der "DeWitt Clinton High School", in verschiedenen Berufen, betätigte sich Mechaniker, Verkäufer, Funker und Platzanweiser. 1941 wurde er zum Kriegsdienst einberufen und konnte erst nach Ende des 2. Weltkrieges seine Pläne, Schauspieler zu werden, umsetzen. Ab 1947 ließ er sich an Lee Strasbergs1) berühmtem New Yorker "Actor's Studio"1) unter anderem von dem berühmten Schauspiellehrer und Regisseur Elia Kazan1) entsprechend ausbilden. Auf der Theaterbühne war er in Stücken wie "The Wanhope Building" (1947) von John Finch, der Shakespeare-Tragödie "Macbeth"1) (1948) oder 1949 in der Komödie "Three Man on a Horse" ("Drei Mann auf einem Pferd") von George Abbott1) und John Cecil Holm (1904 – 1981) überaus erfolgreich, doch erst seit den 1950er Jahren avancierte Balsam mit zahllosen Rollen zum ungemein populären Filmschauspieler, sowohl auf der Leinwand als auch beim Fernsehen.
 
Martin Balsam während der Dreharbeiten
zu dem Film "Unknown Soldier" (1995,"Soldato ignoto")
Regie: Marcello Aliprandi1) → IMDb, filmstarts.de
Urheber: Stefanianj; Lizenz: CC BY-SA 3.0 Deed
Quelle: Wikimedia Commons (Ausschnitt des Originalfotos)
Einen ersten kleinen Part in einer Kino-Produktion spielte er unter der Regie Elia Kazans als Gillette, Assistent von Kriminalinspektor Glover (Leif Erickson1)), in dem heute als Klassiker geltenden Drama "On the Waterfront"1) (1954, "Die Faust im Nacken") an der Seite von Protagonist Marlon Brando, der Durchbruch als anerkannter Filmschauspieler gelang ihm dann in dem von Sidney Lumet1) nach dem gleichnamigen Fernsehspiel von Reginald Rose1) in Szene gesetzten Gerichtsfilm "Twelve Angry Men"1)  (1957, "Die zwölf Geschworenen"), wo er den gutmütigen, aber sichtlich überforderten Vorsitzenden der Geschworenen-Jury verkörperte. Im selben Jahr sah man ihn als Sergeant Baker in Karl Maldens einzigen Regie-Arbeit "Time Limit" ("Wenn Männer zerbrechen") nach dem Broadway-Stück von Henry Denker1) und Ralph Berkey neben Richard Widmark, in der Adaption "Marjorie Morningstar" (1958, "Die Liebe der Marjorie Morningstar") nach dem Roman von Herman  Wouk1) mimte er an der Seite von Natalie Wood in der Titelrolle und Gene Kelly (Noel Airman) den Dr. David Harris und in dem Biopic "Al Capone"1) (1959) mit Rod Steiger als der berühmt-berüchtigte Gangsterboss Al Capone1) den Reporter Mac Keeley. Unvergessen bleibt seine Rolle des skeptischen Detective Milton Arbogast in dem von Alfred Hichcock1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Robert Bloch1) gedrehten Kult-Thriller "Psycho"1) (1960), der nie eine Chance neben dem Psychopathen Norman Bates (Anthony Perkins) hatte. An der Seite der unvergessenen Audrey Hepburn als New Yorker Partygirl Holly Golightly stand er für die von Blake Edwards1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Truman Capote1) realisierte, "Oscar"-prämierte Komödie "Breakfast at Tiffany's"1) (1961, "Frühstück bei Tiffany") vor der Kamera und zeigte sich als Hollys Mentor O. J. Berman, in dem Psychothriller "Cape Fear"1) (1962, "Ein Köder für die Bestie") nach dem Roman "Kap der Angst" ("The Executioners") von John D. MacDonald1) mit Robert Mitchum und Gregory Peck in den Hauptrollen überzeugte er unter der Regie von J. Lee Thompson1) als Polizeichef Mark Dutton. Rund drei Jahrzehnte später brachte Martin Scorsese1) mit "Cape Fear"1) (1991, "Kap der Angst") ein Remake mit seinen Protagonisten Robert De Niro1) und Nick Nolte1) auf die Leinwand und gab Balsam den kleinen Part eines Richters.
  
Ab Ende der 1950er Jahre teilte Martin Balsam seine Aktivitäten zwischen Film, Fernsehen und Theater, bei Film-Adaptionen von Broadway-Inszenierungen wiederholte er seine Rollen auch häufig auf der Leinwand. Für seine schauspielerische Leistung bzw. Darstellung des sensiblen Bruders des arbeitslosen TV-Drehbuchautors Murray Burns (Jason Robards) in der Komödie "A Thousand Clowns"1) (1965, "Tausend Clowns"), von Fred Coe1) in Szene gesetzt nach dem gleichnamigen Bühnenstück3) von Herb Gardner1), wurde er bei der "Oscar"1)-Verleihung am 18. April 1966 mit der begehrten Trophäe als "Bester Nebendarsteller"1) belohnt. In New York feierte er 1967 am Theater einen riesigen Erfolg in dem Stück "The Rose Tatoo"1) ("Die tätowierte Rose") von Tennessee Williams1); bereits in der Welturaufführung am 3. Februar 1951 im "Martin Beck Theatre" (heute "Al Hirschfeld Theatre"1)) am Broadway1) hatte er zusammen mit Maureen Stapleton1) und Eli Wallach1) auf der Bühne gestanden. Für seine Gestaltung des Schauspielers Richard Pawling in "The Shock of Recognition", des Ehemannes George in "The Footsteps of Doves" und des Ehemannes Chuk in "I'll be Home for Christmas" in der aus vier Einaktern bestehenden Komödie "You Know I Can't Hear You When the Water's Running" von Robert Anderson1) wurde er 1968 mit dem "Tony Award"1) als "Bester Hauptdarsteller"1) ausgezeichnet → Übersicht der Auszeichnungen/Preise bei Wikipedia (deutsch) sowie Wikipedia (englisch).
  
Seit Anfang der 1970er Jahre arbeitete Martin Balsam zudem für etliche europäische, vor allem italienische Filmproduktionen. Man erlebte ihn mit prägnanten Figuren in Streifen wie den Western "Hombre"1) (1967, "Man nannte ihn Hombre") nach dem Roman von Elmore Leonard1) mit Paul Newman und "Little Big Man"1) (1970) mit Dustin Hoffman, dem Kriegsfilm über den japanischen Angriff auf Pearl Harbor1) mit dem Titel ""Tora! Tora! Tora!"1) (1970) – hier als US-amerikanischen Konteradmiral1) Husband Edward Kimmel1) –  oder in dem Krimi "The Taking of Pelham One Two Three"1) (1974, "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123") mit Walter Matthau als Sicherheitschef der New Yorker U-Bahn1) Lieutenant Zachary "Zach" Garber und seinem Part des Gangsters "Mr. Green"–Harold Longman. In der Star-besetzten Adaption "Murder on the Orient Express"1) (1974, "Mord im Orient-Expreß") nach dem gleichnamigen Roman1) von Agatha Christie1) zeigte er sich als Signor Bianchi, Freund des von Albert Finney dargestellten Meisterdetektivs Hercule Poirot1), in der Westernkomödie "Zwiebel-Jack räumt auf"1) (1975, "Cipolla Colt") neben Protagonist  Franco Nero als der skrupellose Öl-Magnaten Petrus Lamb oder in dem Politthriller "All the President's Men"1) (1976, "Die Unbestechlichen") nach dem Bericht über die "Watergate-Affäre"1) von Carl Bernstein1) und Bob Woodward1) an der Seite von Dustin Hoffman (Carl Bernstein) und Robert Redford (Bob Woodward) als Howard  Simons (1929 – 1989), Chefredakteur bei der "The Washington Post"1). Für das Fernsehen entstand das Drama "The Lindbergh Kidnapping Case"1) (1976, "Die Entführung des Lindbergh-Babys") basierend auf dem Entführungsfall1)1) am 1. März 1932 und dem nachfolgenden Prozess mit Cliff De Young1) als Flugpionier Charles Lindbergh1), Anthony Hopkins als der mutmaßliche Entführer Bruno Hauptmann1) und seiner Rolle des Politikers Edward J. Reilly (1905 – 1953). In der mit Michael Caine und Cybill Shepherd1) gedrehten Krimikömödie "Silver Bears"4) (1977, "Silber, Banken und Ganoven") nach dem Roman "The Silver Bears" (dt. "Die Silberhaie") von Paul Erdman1) tauchte Balsam als Gangsterboss Joe Fiore auf, in dem TV-Biopic "Rainbow"1) (1978, "Judy Garland – Lehrjahre eines Hollywood-Stars") nach der gleichnamigen Biographie von Christopher Finch1) mit Andrea McArdle1) als Judy Garland verkörperte er den legendären Filmproduzenten Louis B. Mayer1)
   
"Silber, Banken und Ganoven": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche Produktion Mitte Oktober 2020 auf DVD herausbrachte. "Silber, Banken und Ganoven":  Szenenfoto mit Martin Balsam (l.) als Gangsterboss Joe Fiore und Louis Jordan als Prinz di Siracusa; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Produktion Mitte Oktober 2020 auf DVD herausbrachte.
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Martin Balsam (l.) als Gangsterboss Joe Fiore
und Louis Jordan als Prinz di Siracusa in der Krimikomödie "Silber, Banken und Ganoven"5),
einer Satire rund um betrügerische Bankgeschäfte, u. a. mit Michael Caine als Doc Fletcher
Mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Produktion Mitte Oktober 2020 auf DVD herausbrachte.
   
Seit den 1980er Jahren konzentrierte sich Balsam fast überwiegend auf Fernsehproduktionen, übernahm jedoch sporadisch Aufgaben in Kinofilmen wie in dem Action-Thriller "Death Wish III"1) (1985, "Death Wish III – Der Rächer von New York") mit Charles Bronson oder in dem Action-Reißer "The Delta Force"1) (1985) mit Chuck Norris1) in der Hauptrolle. In dem Science-Fiction-Film "Brother from Space"1) (1988) glänzte er als Pater Howard, in dem Horror-Streifen "Two Evil Eyes"1) (1990), gedreht lose nach den Kurzgeschichten "Die Tatsachen im Fall Waldemar"1) ("The Facts in the Case of M. Valdemar" und "Der schwarze Kater"1) ("The Black Cat") von Edgar Allan Poe wirkte er als Mr. Pym in Segment "The Black Cat" mit. Nach seiner Rolle des Richters in dem erwähnten Remake "Cape Fear"1) (1991, "Kap der Angst") übernahm er in der Komödie "The Silence of the Hams"1) (1994, "Das Schweigen der Hammel"), einer grotesken Parodie auf  die Kultfilme "Psycho"1) und "Das Schweigen der Lämmer"1) ("The Silence of the Lambs"), den Part des Detective Martin Balsam. "Der Film ist über Strecken minuziös den Originalen von Jonathan Demme1) und Alfred Hitchcock1) nachempfunden, kann aber sein satirisches Potential nicht ausschöpfen. Klamauk, Nummernrevuen und ein starker Hang zum Kalauer bestimmen weitgehend die Handlung." notiert filmdienst.de. Die Premiere des Jugendabenteuer "Legend of the Spirit Dog"2) (1997, "Spirit Dog – Die Fährte des Geisterhundes"), in dem er als Gramps (Opa) zur Besetzung gehörte, erlebte er nicht mehr → Übersicht (Auszug) Filmografie.
  
Martin Balsam, der sich im Laufe seiner über 40-jährigen, erfolgreichen Schauspielerkarriere in rund 180 Kino- und TV-Produktionen meist mit prägnanten Charakterrollen präsentierte, starb am 13. Februar 1996 im Alter 76 Jahren überraschend an den Folgen eines Schlaganfalls in einem Hotel in Rom1), wo er sich zu Dreharbeiten aufhielt. Die letzte Ruhe fand er auf dem "Cedar Park Cemetery" in Emerson1) (New Jersey1)) → findagrave.com.
Der Schauspieler war von 1952 bis 1954 in erster, kurzer Ehe mit Pearl L. Somner (1923 – 2018) verheiratet, eine zweite Ehe ging er 1959 mit der Schauspielerin Joyce Van Patten1) ein, die bereits wenig später 1962 vor dem Scheidungsrichter endete. Aus dieser Verbindung ging die 1959 geborene Tochter Talia Balsam1) hervor, die ebenfalls eine erfolgreiche Film- und Fernsehschauspielerin wurde. Seit November 1963 war er in dritter Ehe mit der TV-Produktions-Assistentin Irene Miller verheiratet, von der er sich 1987 offiziell trennte und mit der er die Kinder Adam und Zoe hatte.
Siehe auch prisma.de, Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch)
Fotos bei Wikimedia Commons
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de, 3) theatertexte.de, 4) wunschliste.de, 5) fernsehserien.de
  
Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia, prisma.de (Originaltitel), theatertexte.de, fernsehserien.de; R = Regie)
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