Der Opernsänger, Schauspieler und Intendant Michael Bohnen
erblickte am 2. Mai 1887 als Franz Michael Bohnen in Köln1)
das Licht der Welt Taufpate war übrigens der mit der Familie
befreundete August Bebel1),
Begründer der organisierten sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Der Sohn
des Volksschullehrers bzw. späteren Werkmeisters Johann Heinrich Bohnen wuchs mit mehreren Geschwistern auf, besuchte eine Höhere Schule, die er
jedoch 16-jährig kurz vor dem sogenannten
"Einjährigen"1) verließ. Schon als Schüler war er durch
seine wunderschöne Stimmte aufgefallen, entschied sich nun für eine
Laufbahn als Sänger, studierte ab 1905 mittels eines Stipendiums am Kölner "Steinbach
Konservatorium"
bzw. bei Prof. Richard Schulz-Dornburg (1855 1913) Gesang.
Nach Abschluss der Ausbildung zum Bass-Bariton (mit einem seltenen
Stimmumfang von drei Oktaven) gab Bohnen am 13. Oktober 1910 sein Bühnendebüt
am "Stadttheater
Düsseldorf"1) als
Jägerbursche Kaspar in der romantischen Oper
"Der Freischütz"1)
von Carl Maria von Weber1). 1912 wechselte er
an das "Hoftheater
Wiesbaden"1), wo er bis 1914 blieb, parallel dazu gehörte er zum
Ensemble der "Hofoper Berlin" (heute "Staatsoper
Berlin"1)). Als er dort 1914 für einen
erkrankten Kollegen mit der Partie des Gralsritters Gurnemanz
in Wagners "Parsifal"1) einsprang, gelang ihm der Durchbruch
zum gefeierten Opernstar. Bereits 1913 wurde ihm von Kaiser Wilhelm II.1) als jüngstem Sänger
der Titel "Königlich preußischer Hofopernkammersänger" verliehen.
Auch bei einem Gastspiel am Londoner "Royal
Opera House"1) ( (1914)
mit Wagners "Lohengrin"1)
und Bohnen als König Heinrich der Vogler1) sowie bei den
"Bayreuther
Festspielen"1),
wo er seit seinem Debüt (1914) als norwegischer Seefahrer Daland
in Wagners romantischen Oper "Der fliegende Holländer"1) bzw. dem
Hunding1)
in "Die Walküre"1) jedoch nie mehr auftrat, begeisterte der
stimmgewaltige und bühnenpräsente Sänger schon als Junge war er 1,80 Meter groß und wog 160 Pfund
sowohl Publikum als auch Kritiker.
Foto: Michael Bohnen vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
Quelle: www.virtual-history.com;
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Bereits zu Beginn des 1. Weltkrieges als Soldat eingezogen, konnte
Bohnen seine Karriere nach einer schweren Ruhr1)-Erkrankung bzw.
Genesung und Entlassung jedoch 1916 wieder aufnehmen, wirkte bis 1918
als festes Mitglied an der "Hofoper Berlin" und sang
vor allem Partien des seriösen Bass-Fachs; darüber hinaus unternahm
er verschiedene Gastspielreisen.
Als Richard Strauss1), der
bis 1918 für kurze Zeit die "Hofoper Berlin" interimistisch geleitet hatte, im Mai nach Wien
wechselte, um dort
gemeinsam mit Franz Schalk1)
die Direktion der "Wiener Hofoper"1) zu übernehmen,
ging Bohnen mit ihm. Hier konnte er unter anderem das verwöhnte Wiener Opernpublikum als
Baron Ochs auf Lerchenau im Strauss'schen "Rosenkavalier"1)
begeistern, zeigte seine Kunst zwischen 1920 und 1922 auch in der Schweiz an den Theatern
in Basel und
Bern.
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Zur Spielzeit 1922/23 folgte er einem Ruf an die "Metropolitan
Opera"1) in New York,
gab seinen Einstand mit der Partie des Francesco in der amerikanischen
Erstaufführung der Oper "Mona Lisa"1)
von
Max von Schillings1).
Bis 1933 trat Bohnen an der "Met" immer wieder
regelmäßig auf, brachte es in diesen über zehn Jahren auf insgesamt
21 verschiedene Partien in 174 Vorstellungen und erhielt
stets glänzende Kritiken. Während dieser Zeit machte er im Rahmen
von Gastspielen auch an anderen Opernhäusern in halb Europa Furore,
so beispielsweise in Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, den
Niederlande und in Schweden.
Foto (von l.n.r): Kammersänger Michael Bohnen,
Kammersängerin Elisabeth Rethberg1) (1894 1976)
und Kammersänger Lauritz Melchior
(1890 1973) im Februar 1932 während ihrer Überfahrt
an Bord des deutschen Ozean-Schnelldampfers "Europa", um an
der New Yorker "Metropolitan Opera" aufzutreten.
Quelle: Deutsches Bundesarchiv,
Digitale Bilddatenbank, Bild 102-13075;
Fotograf: Unbekannt / Datierung: Februar 1932 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
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wurde am 11.10.2010 erteilt.
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Deutsches Bundesarchiv Bild 102-13075
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Im Frühsommer 1933 floh der als "Sympathisant der jüdischen
Rasse" unter Verdacht stehende Bohnen vor den Nazis nach Argentinien,
sein Engagement am "Teatro Colón"1) in
Buenos Aires1) blieb
jedoch nur ein Intermezzo, das Heimweh war stärker. Ende 1933 kehrte der
Star nach Berlin zurück und wirkte zunächst an der
"Deutschen Staatsoper" bzw. bis 1945 wieder an der "Deutschen
Oper", trat auch bei den "Salzburger Festspielen"1) auf, wo er 1939 einmal mehr als Kaspar in
"Der Freischütz" glänzte. . Bohnen feierte im Laufe seiner Karriere mit
einem breit gefächerten Rollenrepertoire große Erfolge, machte sich als exzellenter Wagner-Sänger
einen Namen. Für seine Interpretation des Hagen1) in der "Götterdämmerung"1)
trieb er völkerkundliche Studien und trat mit einem auf mongolische Art kahlgeschorenen Schädel
auf das mag verdeutlichen, wie intensiv sich Bohnen auf seine Rollen vorbereitete. Auch der
Hans Sachs1)
in den
"Meistersingern von Nürnberg"1) zählt zu seinen großen Erfolgen. In dieser Phase seiner Karriere begann sich Bohnen auch
die heldischen Baritonpartien des italienischen Faches zu erschließen, wozu ihn sein ungewöhnlicher Stimmumfang
befähigte: vor allem den Amonasro in "Aida"1), den
Scarpia in "Tosca"1) und den Jago in
"Otello"1). (
) Daß Bohnen nicht nur dämonische und
finstere Rollen meisterte, beweist sein Erfolg als Kezal in Smetanas
"Verkaufter Braut"1), in der er oft mit
Richard Tauber auftrat.2)
Zu seinen herausragenden Partien zählten neben den Wagner-Interpretationen
im "Parsifal" (Gurnemanz), "Der fliegende Holländer"
(Daland), "Das Rheingold"1)
(Wotan1)), "Die Walküre" (Hunding),
"Siegfried"1)
(Der Wanderer), "Götterdämmerung" (Hagen),
"Die Meistersinger von Nürnberg" (Hans Sachs), "Tristan und
Isolde"1) (König
Marke1)) unter anderem auch Partien in
Werken von Giuseppe Verdi1), so Aidas
Vater Amonasro in "Aida", und von Ruggero Leoncavallo1) mit der Rolle des Tonio in "Pagliacci"1)
("Der Bajazzo"). Bohnens Paraderollen des Ochs auf Lerchenau in "Der Rosenkavalier"
von Richard Strauss und der Kaspar in "Der Freischütz"
wurden bereits erwähnt. Er brillierte als der Heiratsvermittler Kezal
in Smetanas "Die verkaufte Braut"1) als englischer König
Heinrich VIII.1) in "Anna Bolena"1)
von Gaetano Donizetti1)
oder als Méphistophélès1) in "Margaret(h)e"1)
von Charles Gounod1) und machte auch als Sir John Falstaff in "Die
lustigen Weibern von Windsor"1) von
Otto Nicolai1) in wahrsten Sinne des
Wortes eine gute Figur um nur einige seiner vielfältigen Opernpartien zu
nennen. Verschiedentlich machte er auch Ausflüge in das "leichte"
Fach der Operette, trat unter anderem im
Berliner "Großen Schauspielhaus"1) mit der Titelrolle
des Casanova1)
unter der Regie von Erik Charell1) in der Uraufführung
(03.09.1928) der Revue-Operette "Casanova"1) von
Ralph Benatzky1) auf, der hierfür
Musik aus der Operette "Cagliostro
in Wien"1) von Johann Strauss1) (Sohn) verwendet hatte.
Zur Besetzung gehörten so populäre Künstler/-innen wie Paul Morgan (Graf Waldenstein),
Siegfried Arno (Casanovas Diener Costa),
Wilhelm Bendow (Graf Dohna) oder
La Jana (Dolores) → operetten-lexikon.info.
Ab Ende der 1920er Jahre intensivierte Michael Bohnen seine Arbeit für den
Film und avancierte damit auch bald zu einem beliebten Leinwandstar. Bereits
zu Stummfilm-Zeiten sammelte er erste Erfahrungen vor der Kamera und
sich in dem von Ernst Reicher (auch Co-Regie, Co-Autor und Hauptdarsteller) aufwendig produzierten,
zweistündigen altbiblischen Monumentalfilm
"Das Buch Esther"1) (1919) als Feldhauptmann Haman sowie in fünf Teilen des aus insgesamt
acht Teilen bestehenden Sensations- und Abenteuerstreifens
"Die Herrin der Welt"1) (1919/20) neben
Protagonistin Mia May als Konsul Madsen gezeigt.
Sporadisch wirkte Bohnen in weiteren stummen Streifen mit, wovon einige mit seiner eigenen kleinen
Produktionsfirma entstanden, so das Abenteuer "Präsident Barrada"1) (1920),
wo er die Hauptrolle des lateinamerikanischen
Glücksritters José Barrada übernahm. Den reichen Großgrundbesitzer
Sebastiono mimte er in der melodramatischen Adaption "Tiefland" (1922),
gedreht nach dem Bühnenstück "Terra baixa" von Àngel Guimerà1) bzw.
dem Libretto von Rudolph Lothar1) zu
der Oper "Tiefland"1)
von Eugen d'Albert1) mit unter
anderem Lil Dagover als Martha → Murnau Stiftung. In
Robert Wienes1)
legendären Verfilmung "Der Rosenkavalier"1)
kam er natürlich mit seiner (wenn auch stummen) Paraderolle des Ochs auf Lerchenau
daher, die Marschallin wurde von der französischen Theatermimin und
Stummfilmdarstellerin Huguette Duflos1) (1887 1982) verkörpert. Die
Uraufführung mit der Original-Musik von Richard Strauss vom Meister
selbst dirigiert fand am 10. Januar 1926 in der Dresdner
"Semperoper"1) statt. Rund 80 Jahre später wurde die in Zusammenarbeit
mit dem "Filmarchiv Austria"1), der "Staatsoper Dresden" und der
Spielfilmredaktion von ZDF/ARTE entstandene restaurierte Fassung am 6. September 2006
wieder in der "Semperoper" aufgeführt, "Eine
unverhoffte Sensation", titelte DIE WELT in einer Rezension.3)
Für die musikalische Begleitung sorgte die "Sächsische Staatskapelle
Dresden"1) unter der Leitung des Dirigenten Frank Strobel1).
Foto: Michael Bohnen vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
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Als Frederic Zelnik
mit "Der
Zigeunerbaron" (1927) die gleichnamige
Operette1) von Johann
Strauss1) (Sohn) auf die stumme Leinwand bannte, besetzte er
Bohnen als den reichen Schweinezüchter Kálmán Zsupán, William Dieterle gab den
jungen Sándor Barinkay, Lya Mara das
Mädchen Saffi. Auch die Revue-Operette" Casanova" (1928)
wurde mit Bohnen in der Titelrolle verfilmt, seinen letzter Auftritt in
einem Stummfilm hatte er als fieser Kommissar Sajenko in Erich Waschnecks1) Emigranten- Melodram
"Die geheime Macht"4) (1928),
unter anderem mit Suzy Vernon,
Paul Otto,
Ferdinand von Alten und
Walter Rilla.
Dass es Bohnen das neue Medium Film angetan hatte, beweist
auch die Gründung seiner eigenen Produktionsfirma "Bohnen Film GmbH", welche
einige Stummfilme herstellte,
darunter auch der erwähnte, heute vergessene Streifen "Präsident Barrada" (1920; Regie:
Erik Lund1)) sowie
die von Lothar Mendes1) in Szene gesetzten Geschichten "Das Geheimnis der Santa Maria!" (1921),
"Der Abenteurer" (1921) und "Deportiert" (1922), in denen Bohnen als männlicher Hauptdarsteller
agierte → Übersicht Stummfilme.
Foto: Michael Bohnen vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
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Im Tonfilm wusste Michael Bohnen mit seiner machtvollen Stimme vor allem
in musikalischen Komödien und Operetten-Verfilmungen zu glänzen, so als
Kellner Jean in seinem Tonfilm-Debüt "Zwei
Krawatten"4) (1930), von Felix Basch inszeniert nach dem
Revuestück von Georg Kaiser1) (Buch)
und Mischa Spoliansky1) (Musik). In
Richard Oswalds1) Adaption "Viktoria und ihr Husar"1) (1931)
nach der gleichnamigen
Operette1) von Paul Abraham1) (Musik)
präsentierte er sich als der amerikanische
Botschafter John Cunlight, Friedel Schuster1)
spielte dessen Ehefrau, die Gräfin Viktoria, Iván Petrovich den
schneidigen Husarenrittmeister Stefan Koltay.
In dem Musikfilm "Johann Strauss, k. u. k. Hofkapellmeister" (1932) schlüpfte er in das Kostüm des
Walzerkönigs Johann Strauss1) "einer
von zahlreichen pseudohistorischen Musikfilmen über den Walzerkönig Johann Strauß den Jüngeren (18251899) und seinen Bruder
Joseph (18271870). Die Premiere der "Fledermaus" wird um 30 Jahre vorverlegt und mit einem Skandal verknüpft.
Als volkstümliche Wiener Milieu-Romanze ist der Film auf ein Potpourri einschmeichelnder Melodien abgestimmt, das
inszenatorisch und darstellerisch eher glanzlos ausfiel," notiert filmdienst.de. Bohnen
mimte in dem Science-Fiction-Film "Gold" (1934)
neben Hans Albers
und Brigitte Helm
den machthungrigen, schottischen Großindustriellen John Wills, der sich als
Drahtzieher hinter dem Sabotageakt entpuppt, in "Liselotte von der Pfalz"1) (1935)
war er der französische Sonnenkönig Ludwig XIV.,
Schwager der von Renate Müller dargestellten Titelheldin Liselotte
von der Pfalz1). Bohnen drehte weitere unterhaltsame
Historienstreifen wie das Lustspiel "Der Gefangene
des Königs"4) (1935) frei
nach der Lebensgeschichte von Johann Friedrich Böttger1), dem Erfinders
des Meißner Porzellans, mit Paul Kemp als Fritz Böttger und Bohnen erstmals in der Rolle des Königs
August des
Starken1). Zur Hochform
lief er dann mit dieser Titelrolle in Paul Wegeners historischem Sittenportrait
"August der Starke"4) (1936)
auf und konnte hier als "August
der Starke" auch seine Muskelkraft spielen lassen. Lil Dagover,
die in diesem Film als Augusts berühmte Maitresse Gräfin Aurora von Königsmarck1)
in Erscheinung trat, beschreibt in ihrer Autobiographie "Ich war die
Dame" (1979) wie Bohnen mit ausgestreckten Armen einen Knaben zum
Fenster hinaushielt.
In Carmine Gallones, ganz auf den Startenor Beniamino Gigli zugeschnittenen Rührstück
"Mutterlied"1) (1938,
"Solo per te") war er der Bariton
Cesare Dore, der eine Liaison mit der jungen Opernsängerin Fiamma (Maria Cebotari) hat und ein schlimmes Ende nimmt.
Bohnen wirkte aber auch in Produktionen anderen Genres mit, neben seiner
Rolle des Saboteurs John Wills in dem erwähnten Streifen
"Gold"1) (1934)
sah man ihn in dem Sensations-Abenteuer "Brand im Ozean"1) (1939)
als zwielichtigen Unternehmer McGowan oder als Betriebsführer Kettwig bzw. Chef der Rüstungsfirma "Kettwig-Werke" in
dem propagandistischen Krimi "Achtung!
Feind hört mit!"1) (1940). In seinen letzten,
während des Krieges gedrehten Filmen stellte er meist historische
Persönlichkeiten dar, so den Kurfürst Wilhelm
I. von Hessen-Kassel1) in dem
bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"1) zählenden
antisemitischem und antibritischem Propaganda-Streifen "Die Rothschilds"1) (1940)
über den Aufstieg der jüdischen
Bankiersfamilie Rothschild1) Anfang des 19. Jahrhunderts.
cyranos.ch notiert:
"Als er sich weigerte, in Propagandafilmen mitzuwirken, wurde sein Sohn Wolfgang der Priester war als Druckmittel
als Frontpriester eingezogen. Dieser fiel zwei Jahre später im Kaukasus; ein schwerer Schicksalsschlag für Michael Bohnen."
Für die Moritaten-Verfilmung "Der liebe Augustin" (1940)
trat er als Kaiser Leopold I.1) vor die Kamera, dessen prunkvolles
Wiener Hofleben Ende des 17. Jahrhunderts von dem Bänkelsänger Augustin
(Paul Hörbiger)
verspottet wird.
Foto: Portrait Michael Bohnen im September 1945
Quelle: Deutsche Fotothek,
(df pk 0000016 b 050)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber: Abraham Pisarek (19011983; Link Wikipedia)
Abgebildeter Ort: Berlin / Datum: 1945.09 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
Originalfoto Fotothek: df_pk_0000016_b_050
sowie Wikimedia Commons
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In dem aufwendigen, farbenfreudigen Groß-Projekt
"Münchhausen"1) (1943) mit
Hans Albers als der
"Lügenbaron" Münchhausen1)
stand er als Herzog Karl von Braunschweig1) auf der
Besetzungsliste. Wegen Differenzen mit Reichspropagandaminister
Joseph Goebbels1) wurde die Szene später gelöscht, in den heute
gezeigten Versionen taucht Bohnen nicht mehr auf. Wikipedia
notiert: "Nach einem ersten Rekonstruktionsversuch 1978 konnte erst
nach der Wende mit Hilfe osteuropäischer Archive ein verschollen geglaubter
Teil des Films aufgefunden werden. Diese längere Fassung wurde am 1. April 1991 im ZDF ausgestrahlt (Redaktion:
Jürgen Labenski1)). Die Ansage machte
Ilse Werner, die auch im Film mitspielt. Somit wurde der Film seiner
Originalfassung weiter angenähert, jedoch fehlen weiterhin ca. 15 Minuten,
die mit der ersten Kürzung im Juni 1943 verloren gegangen sein
mussten. Während der Recherchen anlässlich der Restaurierung des "Agfacolor"-Films wurde 2016 eine 35-mm-Kopie der verschollen geglaubten
Premierenfassung im "Gosfilmofond of Russia" entdeckt. Sie enthält
die bislang nur von Standfotos bekannte Szene am Braunschweiger Hoftheater.
Diese Fassung, die inzwischen den von früheren Filmen bekannten
Falschfarbton Magenta1)
aufweist (allgemeiner bekannt als "Rotstich"), ist offensichtlich
die Premierenfassung, ist 3.590 Meter lang und wurde 2017 aufwändig
restauriert. Seit 29. März 2019 ist sie gemeinsam mit den anderen
Fassungen im Handel, ihre Laufzeit beträgt 131 Minuten."
In der 1943/44 gedrehten und am 20. Februar 1945 uraufgeführten Komödie "Meine
Herren Söhne"1) zeigte sich Bohnen dann noch mit
der kleinen Nebenrolle eines Großindustriellen → Übersicht Tonfilme.
Nach Ende des 2. Weltkrieges Krieg gehörte Bohnen zu den Mitgliedern des Präsidialrates der
Anfang Juni 1945 gegründeten, beim Magistrat von Groß-Berlin angesiedelten "Kammer der Kunstschaffenden",
übernahm zwischen 1945 und 1947 die Intendanz
der "Deutschen
Oper Berlin"1). Bei Wikipedia kann man lesen: "Das Amt musste er wegen
einer gezielten Falschaussage seines Schülers, des Tenors
Hans Beirer1) im Zuge
des Entnazifizierungsverfahrens1) aufgeben. In Folge dessen fand eine
Rehabilitation (trotz des schon bald erfolgten Nachweises der Lüge des Tenors) nur zögerlich
statt, sodass Michael Bohnen, lediglich mit einem schmalen Sold der Stadt
Berlin versehen, zum Zeitpunkt seines Todes in völliger Armut lebte."
1951 beendete Bohnen, von Kritikern oft als der "deutsche Schaljapin"5) bezeichnet,
seine sängerische Bühnenlaufbahn mit dem Hans Sachs in
Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg".
Michael Bohnen starb, zuletzt völlig verarmt bzw. von guten Freunden
finanziell unterstützt, am 26. April 1965 in Berlin
an Herzschwäche wenige Tage vor seinem 78. Geburtstag.
Die letzte Ruhe fand er auf dem "Friedhof Heerstraße"1)
in Berlin-Westend1).
Der Berliner
Senat1) beschloss 1984, die letzte
Ruhestätte von Michael Bohnen für zwanzig Jahre als Ehrengrab
des Landes Berlin zu widmen. Nach Ablauf dieser Frist entschied der
Senat im November 2005, die Widmung nicht zu verlängern → Foto der Grabstelle bei
Wikimedia Commons.
Foto: Der Kölner Michael Bohnen-Kenner
bzw. -Verehrer Josef Kley (1938 2018)**)
an der Grabstätte Michael Bohnens
© Paul Nelles
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Michael Bohnen war seit 12. April 1913 in erster Ehe mit Maria Greven (1890 1973), Tochter eines Kölner Unternehmers,
verheiratet gewesen. Aus dieser
Verbindung gingen zwei Söhne hervor: Der am 17. März 1913 geborene Sohn
Wolfgang ergriff den Priesterberuf und fiel am 2. April 1942 mit
nur 29 Jahren als
Front-Priester im Kaukasus1). Wie erwähnt hatte Reichspropagandaminister
Joseph Goebbels Bohnens Sohn als Druckmittel benutzt, um Michael Bohnen zur
Mitwirkung an Propaganda-Streifen zu zwingen. Der jüngere Sohn Marcel erblickte am
8. September 1915 das Licht der Welt und betätigte sich später als
Schiffskoch sowie als Kameramann für Trickfilme; er starb am 13. Februar 1992. Die Ehe mit Maria Greven
wurde am 8. Dezember 1926 geschieden.
Während seiner Zeit an der "Metropolitan Opera" in New York lernte Bohnen die amerikanische
Sopranistin und mehrfache Schönheitskönigin Mary Lewis6) (1900 1941;
nach anderen Quellen geboren 29.01.1897) kennen, die er 1927 unter
Druck (aufgrund der amerikanischen Gesetzeslage) ehelichte. Dieser Verbindung war nur ein kurzes Glück beschieden, nach nur
drei Jahren trennte sich das Paar nicht zuletzt wegen der Alkoholprobleme
von Mary Lewis, 1933 erfolgte die offizielle Scheidung.7)
Nachgesagt wurde Bohnen anschließend eine Affäre mit dem Ufa-Star
bzw. der Tänzerin und Schauspielerin La Jana (1905 1940),
von der er sich wiederum 1939/40 trennte.8)
"!Bestätigt ist der lange Briefwechsel, in welchem beide standen,
durch seine Enkelin." vermerkt Wikipedia.
Eine dritte Ehe ging Bohnen am 17. Januar 1953 mit der mehr als 35 Jahre
jüngeren Zeichnerin bzw. Verehrerin Ingeborg Behrend ein, nach "negativen
Erkenntnissen", wie es Bohnen in seinem letzten Interview mit Josef Kley**) diplomatisch formulierte, beendete Bohnen Ende Dezember 1963 diese
Beziehung.
Foto: Michael Bohnen im Juli 1964
© Josef Kley ("Michael Bohnen Archiv", Coeln) |
Foto: Michael Bohnen und seine Gattin Mary Lewis im August 1929
Historische Originalbeschreibung: Michael Bohnen, der berühmte deutsche Opernsänger lässt sich scheiden! Die
Scheidung erregt sensationelles Aufsehen in ganz Amerika , da die Ehe-Verhältnisse
beider Bühnenkünstler als vorbildlich angesehen wurden. Vermählung wurde 1927 durch den New Yorker Oberbürgermeister Walker vollzogen.
Quelle: Deutsches Bundesarchiv,
Digitale Bilddatenbank, Bild 102-08166;
Fotograf: Unbekannt / Datierung: August 1929 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser
Webpräsenz
wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 102-08166
bzw. Wikimedia Commons
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Michael Bohnen wurde im Laufe seiner Karriere mit zahlreichen
Auszeichnungen bedacht: Er war Ehrenmitglied der "Deutschen Oper Berlin"
und Ehrenpensionär der New Yorker "Metropolitan Opera". 1952 würdigte man seine
künstlerischen Leistungen mit dem "Goethepreis
der Stadt Berlin"1) (Ost-Berlin), 1957 erhielt er aus der Hand
des damaligen Bundespräsidenten Prof. Theodor Heuss das "Große
Bundesverdienstkreuz"1). In seiner Geburtsstadt Köln erinnern
Gedenktafeln an den berühmten Sänger, so an seinem Geburtshaus am
Friesenwall 102 und am Standort der alten Jugendstil Oper am Habsburgerring 13.
In Berlin-Charlottenburg wurde an Bohnens langjährigem Wohnhaus (Kurfürstendamm 50) ebenfalls
eine Gedenktafel angebracht. Die Edelstahltafel, entworfen und gefertigt von dem Bildhauer
Reinhard Jacob1), konnte auf
Anregung bzw. durch die finanzielle Unterstützung des Kölner
Bohnen-Verehrers Josef Kley erstellt bzw. am 2. Mai 2002 durch die
Bezirksbürgermeisterin (20012011) Monika Thiemen1) enthüllt werden → Rede von Monika Thiemen anlässlich der
Enthüllung bei www.berlin.de.
Seit 15. Mai 1976 gibt es im Berliner Bezirk Neukölln1) zudem einen "Michael-Bohnen-Ring"
weitere Ehrungen bei → Wikipedia.
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Gedenktafel für Michael Bohnen in Berlin, Kurfürstendamm 50
Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz CC-BY-3.0
Urheber des Fotos: Wikimedia-User OTFW, Berlin
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Zahlreiche Schallplatten, aufgenommen unter anderem bereits 1912 bei
der "Favorite Luxus Record" sowie ab 1914 bei der französischen Marke "Pathé"1),
der "Deutschen Grammophon"1) und "Odeon"1),
zeugen bis heute von der Stimmgewalt des Bass-Baritons Michael Bohnen. Die Stimme war groß, fest,
registertechnisch gut verblendet, ungemein farbig und von mächtiger Resonanz. (
) Als Escamillo und als Mephisto setzte er,
bis an die Grenzen der Stimme gehend, seine
"Bomben". Dabei schlug er die hohen Töne (Fis und G) mit äußerster Vehemenz
an und ließ sich sogleich mit einem Glissando abstürzen ein erratischer Effekt, ästhetisch
problematisch, aber suggestiv in der Kühnheit der sängerischen Geste.9)
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