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Jochen Brockmann wurde am 14. September 1919 im mecklenburgischen
Sternberg1)
(nach anderen Quellen in Schwerin) geboren und wuchs auch dort auf. Nach dem Gymnasium entschied er sich für
den Beruf des Schauspielers, besuchte ab 1938 in Berlin ein Jahr lang die Schauspielschule des
"Preußischen Staatstheaters",
welches zu dieser Zeit von Gustaf Gründgens1)
(1899 – 1963) geleitet wurde. Nach seiner
Ausbildung folgte Brockmann 1940 einem Ruf des Intendanten Lothar Müthel1) an das berühmte
Wiener "Burgtheater"1), wo er sein Debüt als
Haimon1) in der
Sophokles-Tragödie "Antigone"1)
gab, dort bis 1949 auf der Bühne stand und sich rasch einen
Namen als bedeutender Charakterdarsteller machte. Über Bonn kam Brockmann
1950 nach Hamburg an das "Deutsche Schauspielhaus"1), weitere
Stationen wurden bis Ende der 1950er Jahre unter anderem in Berlin das "Theater am Kurfürstendamm"1),
das "Theater am Schiffbauerdamm"1) sowie
die "Volksbühne"1).
1958 wechselte der Schauspieler erneut nach Wien und gehörte mit
Unterbrechungen bis 1986 zum Ensemble des "Theaters in der
Josefstadt"1);
darüber hinaus gab er zahlreiche Gastspiele, so zwischen 1963 und 1968 unter
Erwin Piscator1)
an der Berliner "Freien Volksbühne", zwischen 1964 und 1968 trat er
regelmäßig bei den "Salzburger Festspielen"1) auf und auch bei den
"Bad
Hersfelder Festspielen"1),
den "Bregenzer
Festspielen"1), den "Ruhrfestspielen
Recklinghausen"1), den
"KunstFestSpielen Herrenhausen" in den "Herrenhäuser
Gärten" und den Festspielen auf Burg Forchtenstein1) begeisterte er immer wieder das Publikum.
Jochen Brockmann als Georgi Dimitrow1) in "Der Teufelskreis" von Hedda Zinner1)
(Szenen über dem Reichtagsbrand-Prozess1)
1933)
Berliner "Theater am Schiffbauerdamm" (Regie: Fritz
Wisten1); Premiere: 10.11.1953)
Quelle: Deutsche Fotothek,
(file: df_pk_0004109_009)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (19011983);
Datierung: 1953;
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Zu seinen frühen Bühnenfiguren zählte beispielsweise Albas
Sohn Ferdinand in Goethes "Egmont"1)
oder der Don Carlos in Molières "Don Juan"1),
an der Berliner "Volksbühne" glänzte er als Adelbert von Weislingen
in Goethes "Götz
von Berlichingen"1) (1955) oder als Bruno Mechelke in "Die
Ratten"1) (1956) von Gerhart Hauptmann. Bei den Salzburger Festspielen
brillierte er 1965 bis 1968 als Mammon in Hofmannsthals "Jedermann"1)
(Regie: Helene Thimig) an der Seite von Protagonist Walter Reyer,
unter der Regie Piscators gab er einen beeindruckenden "Fuhrmann Henschel"1)
in Hauptmanns gleichnamigen Drama. Am Wiener "Theater in der Josefstadt"1)
zeigte er beispielsweise mit der Rolle des Rittmeisters in Strindbergs "Der Vater"1)
seine enorme Bühnenpräsenz, ebenso wie als Sir John Falstaff in Shakespeares
"Die lustigen Weiber von Windsor"1)
oder mit seiner Paraderolle des Dorfrichters Adam in Kleists
"Der
zerbrochne Krug"1) um nur einiges zu nennen.
Jochen Brockmann 1961 als Onkel Chris
in "So war Mama" von John Van Druten1)
am "Theater in der Josefstadt", Premiere: 13.09.1961
Regie: Edwin Zbonek1) → josefstadt.org
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek (ÖNB)2)
Autorenschaft: Nicht genannt; © ÖNB/Wien;
Datierung: 1961
Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO600085/01)
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Seit Mitte der 1950er Jahre war Jochen Brockmann auch sporadisch für den Film
tätig und wurde gleich mit einer seiner ersten tragenden Rollen, dem bulgarischen
Kommunisten Georgi Michajlow Dimitrow1), in dem Drama "Der Teufelskreis"1) (1955)
über die Theaterszene hinaus bekannt und populär. Die DEFA1) hatte das Stück
über den Reichstagsbrand1) im Februar 1933 und den anschließenden Prozess
nach dem gleichnamigen Schauspiel von Hedda Zinner1) von
Carl Balhaus1)
inszenieren lassen, Brockmann
beeindruckte als "intelligenter Widersacher des Gerichts, der mit
Impulsivität und Logik das Lügengewebe der Machthaber auseinander pflückt
und die Protagonisten des nationalsozialistischen Regimes als dumme Hampelmänner
erscheinen lässt." notierte www.kabel1.de.
Es folgten Aufgaben in etlichen bundesdeutschen Kinofilmen, zur Filmografie
zählen beispielsweise Wolfgang Liebeneiners1) Liebesromanze "Auf Wiedersehen, Franziska!"1) (1957)
mit Ruth Leuwerik und
Josef von Bákys1) Gesellschaftsdrama "Die Frühreifen"1) (1957) sowie der DEFA-Krimi "Tatort Berlin"1) (1958), wo er den
Kriminalkommissar Rollberg mimte. An der Seite von Hans Albers agierte er in
der von Eugen York1)
in Szene gesetzten Siegfried Lenz1)-Adaption "Der Mann im Strom"1) (1958), tauchte als
Fürst Padhu in den Abenteuern "Der Tiger von Eschnapur"1) (1959)
und "Das
indische Grabmal"1) (1959) auf.
Meist auf den schurkischen Typus abboniert, war er in den beliebten
Wallace-Streifen "Der Frosch mit der Maske"1) (1959) und "Der Hexer"1) (1964)
ebenso mit von
der Partie wie in dem Krimi "Das
Rätsel der grünen Spinne"1) (1960) oder dem
Thriller "Der
rote Rausch"1) (1962) mit Klaus
Kinski.
Weiterhin spielte er unter anderem in dem Melodram "Ein
Frauenarzt klagt an"1) (1964) mit Dieter Borsche
oder in der Adaption "Und Jimmy ging zum Regenbogen"1) (1971)
(nach dem gleichnamigen
Roman1) von Johannes Mario Simmel1).
Auch in internationalen Kinoproduktionen wurde Brockmann besetzt, etwa in
dem US-amerikanischen Spionagefilm "The
Secret Ways"1) (1961, "Geheime
Wege") mit Richard Widmark
oder in der deutsch-italienischen Produktion "I Fantastici tre supermen" (1967,
"Die drei Supermänner räumen auf")
mit Brad Harris1) und
Tony Kendall1). Seine letzten Leinwandauftritte hatte Brockmann in dem
Streifen "Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut"1) (1971)
mit Uschi Glas sowie in
der Krimi-Parodie "Müllers Büro"1) (1986)
mit der Figur des hinterhältigen Gangsterbosses Kant, der am Ende,
nachdem er alle seine Gegner ausgeschaltet hat, eines natürlichen Todes
stirbt → Übersicht
Kinofilme.
Die Fernsehzuschauer erlebten den Mann mit der im fortgeschrittenen Alter massigen Figur beispielsweise 1962 als
Ehemann der Titelfigur (Louise Martini) in Pierre Leons Pagnol-Adaption
"Die Frau des Bäckers", im gleichen Jahr mimte er den Direktor Falk
in Wolfgang Liebeneiners1)
Verfilmung "Die große Szene" nach dem gleichnamigen
Einakter1) aus "Komödie
der Worte"1) von Arthur
Schnitzler1), neben Victor de Kowa,
Peter Arens und
Antje Weisgerber.
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In dem Krimi ""Alibi für James"3) (1966) war er der
Chefinspektor Hurst. Die
Krimihomepage meint: "Ein äußerst raffiniert gestrickter Kriminalfilm, bei dem jede der drei Hauptfiguren sich eines anderen Verbrechens bezichtigt, als sie eigentlich begangen hat,
um glimpflicher davon zu kommen. Gut gespielt, Peter Vogel als fieser Bruder ist eine Idealbesetzung,
Heinz Ehrenfreund1) als gutgläubiger James überzeugt ebenso
wie Jochen Brockmann, der einen äußerst interessanten und schlauen Inspektorentyp abgibt."
"Alibi für James":
Abbildung DVD-Cover
sowie Szenenfoto
mit Jochen Brockmann als Chefinspektor Hurst
und Peter
Vogel als
Marshal Armitt
Mit freundlicher
Genehmigung
von "Pidax
Film", welche den
Krimi im November 2015
auf DVD herausbrachte |
Verschiedentlich wirkte er in populären Krimiserien wie "Kriminalmuseum" und
"Der Alte" mit, zeigte sich in dem Zweiteiler "Madame Bovary"4) (1968)
und der Serie "Der
schwarze Graf"4) (1970). Jörg A. Eggers1) besetzte
ihn in dem TV-Spiel "Rebell in der Soutane" (1970) über den
von Kurt Heintel dargestellten
kolumbianischen, katholischen Priester Camilo Torres1),
Eberhard Fechner1) in
dem vielbeachteten Dreiteiler "Ein Kapitel für sich" (1979) nach
den Erinnerungen
von Walter Kempowski1). Zu Brockmanns letzten Arbeiten
für das Fernsehen zählten Walter Davys1) anspruchsvolle
Literatur-Verfilmung
"Die Geschichte einer Vielgeliebten" (1983) nach dem Roman
"Die Vielgeliebte" von Jörg Mauthe1)
sowie Kurt Juneks1) Thriller "Wiener Walzer" (1988) → Übersicht
TV-Produktionen.
Jochen Brockmann, Träger des "Goldenen
Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich"1),
starb am 27. Juni 1990 im Alter von 70 Jahren in einem
Krankenhaus in Horn1)5)
(Niederösterreich); die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof im niederösterreichischen
St. Marein1)
→ Foto der Grabstätte bei www.knerger.de.
Der Schauspieler war mit Ehefrau Elisabeth (1937 1994) verheiratet
und Vater eines Kindes, lebte viele Jahre lang abwechselnd in Wien sowie in
der niederösterreichischen Marktgemeinde Pölla1)
(Ortsteil Neupölla).
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