Rudolf Carl erblickte am 19. Juni 1899 im mährischen Lundenburg (heute: Břeclav1), Tschechien) das Licht der Welt. Er war erst vier Jahre, als sein Vater starb, die Mutter konnte die Familie nicht ernähren und so wuchs der kleine Rudolf im "Kaiserlichen Waisenhaus" in Wien auf. Später machte er eine Lehre in einer Eisenwarenhandlung, musste dann während des 1. Weltkrieges als einfacher Infanterist Dienst tun.
Nach 1918 begann dann seine Karriere als Schauspieler. Nach ersten Auftritten bei der Laienbühne "Dilettantenverein Nestroybühne Brünn" wurde er an das dortige "Deutsche Theater" engagiert und schon bald konnte er sich als jugendlicher Charakterkomiker einen Namen machen. Während dieser Zeit kam Rudolf Carl auch erstmals mit dem Film in Berührung und übernahm die kleine Rolle eines Räuberhauptmanns in dem stummen Streifen "Babinsky" (1922).  
1934 wechselte der Schauspieler am "Theater an der Wien"1) und an der "Volksoper"1) mit Bufforollen in das Operettenfach, gleichzeitig arbeitete er nun vermehrt für den Film. In "Karneval der Liebe" (1934) übernahm er als Ersatz für Hans Moser die Rolle eines vertrottelten Lakaien und wurde auch in den nachfolgenden leichten Unterhaltungsstreifen gerne als dümmlicher Diener oder naiver Mitmensch besetzt. Er zeigte sich mit kleineren Parts beispielsweise in den Operettenadaptionen "Frasquita"1) (1934) und "Polenblut" (1934), dem Gesangs- und Liebesfilm "Ein Stern fällt vom Himmel"1) (1934) oder in der Komödie "Der Himmel auf Erden"1) (1935), wo er als Diener des Gutsbesitzer Peter Hilpert (Heinz Rühmann) auftauchte.
 

Rudolf Carl 1954
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: United States Information Service (USIS)1); Datierung: 10.1954
 © ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer US 12.509/2)

Rudolf Carl 1954; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: United States Information Service (USIS); Datierung: 10.1954;  Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer US 12.509/2)
In mehr als 200 meist heiteren Kinoproduktionen mimte Rudolf Carl Gendarmen, Kutscher, Gemeindediener, Sekretäre, Gefängniswärter oder Landstreicher, wurde auf die komische Charge festgelegt, die auch Klamauk und Übertreibung nicht scheut. So meinte er einmal in einem Interview "Meist spiele ich den Depperten… ein echt österreichischer Ausdruck, der nicht mit blöd oder doof zu übersetzen ist. Deppert ist eben deppert."
Zu seinen zahlreichen Filmen vor Ende des 2. Weltkrieges zählen unter anderem "… nur ein Komödiant"1) (1935), "Der Kosak und die Nachtigall" (1935), "Unsterbliche Melodien" (1935), "Abenteuer in Warschau"1) (1937), "Dreizehn Stühle"1) (1938), "Kleines Bezirksgericht"1) (1939), "Frauen sind doch bessere Diplomaten" (1941), "Die heimliche Gräfin" (1942) oder die bereits 1944 gedrehte, 1950/51 erstmals aufgeführte Anzengruber-Verfilmung "Die Kreuzlschreiber"1). → Übersicht Produktionen bis 1945.
Auch im Nachkriegsfilm blieb Rudolf Carl ein vielbeschäftigter Leinwanddarsteller, die Produktionen lassen sich nicht alle aufzählen, in denen der Schauspieler sein komödiantisches Talent, aber auch seine perfekte Menschendarstellung unter Beweis stellen konnte – oft an der Seite von Paul Hörbiger und Hans Moser, deren Starstatus er jedoch nie erreichte. So trat der kleine, untersetzte Mann in den 1950er und 1960er Jahren immer wieder in den Unterhaltungsstreifen jener Jahre in Erscheinung, beispielsweise mit Hans Moser in "Der Herr Kanzleirat"1) (1948), mit Maria Andergast in "Eva erbt das Paradies"1) (1951) und einmal mehr mit Paul Hörbiger sowie Maria Andergast in "Der alte Sünder"1) (1951). 
Er stand für die Kästner-Verfilmung "Pünktchen und Anton"1) (1953) vor der Kamera, stand auf der Besetzungsliste der Streifen  "Hallo Dienstmann"1) (1955), "Lumpazivagabundus"1) (1956), "Ober, zahlen!"1) (1957), "Der Page vom Palast-Hotel"1) (1958), "Im weißen Rößl"1) (1960), "Hochzeitsnacht im Paradies"1) (1962), "Der Musterknabe"1) (1963) oder "An der Donau, wenn der Wein blüht"1) (1965) – um nur einige der vielen Kinofilme zu nennen, in denen Rudolf Carl auf der Leinwand präsent war. Der Versuch Anfang der 1950er Jahre Rudolf Carl gemeinsam mit Hans Richter (1919 – 2008) zum Duo "Knall und Fall" im Stil der Kultkomiker Stan Laurel & Oliver Hardy oder "Pat und Patachon" aufzubauen, war nicht sonderlich erfolgreich. Die Slapstick-Komödien "Knall und Fall als Hochstapler"1) (1952) sowie "Knall und Fall als Detektive"2) (1953, in denen Carl als quengelnder "Knall" und Richter als dummdreister "Fall" zwei lockere Vagabunden darstellten, die unterwegs viel Unfug und Verwirrung stiften, floppten an der Kinokasse.
Ab Mitte der 1960er Jahre zog sich Rudolf Carl vom Filmgeschäft zurück, zu seinen letzten Leinwandauftritten zählte Géza von Cziffras Heimatfilm "An der Donau, wenn der Wein blüht"1) (1965), wo er als Kellermeister in Erscheinung trat. Zwei mal führte Carl auch Regie, so bei dem Schwank "Der Leberfleck" (1948) mit den Komikern Oskar Sima, Fritz Imhoff und Carl selbst sowie bei dem musikalischen Lustspiel "Dort in der Wachau"1) (1957) mit Wolf Albach-Retty und Gerlinde Locker in den Hauptrollen → Übersicht Kinoproduktionen nach 1945.
 

Filmplakat zu "Knall und Fall als Hochstapler"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Autor: Monogrammist K (1952)/Körperschaft: Karl Piller; Datierung: 1952
© ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer PLA16311178)

Filmplakat zu "Knall und Fall als Hochstapler"; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Autor: Monogrammist K (1952)/Körperschaft: Karl Piller; Datierung: 1952; Copyright ÖNB/Wien, Bildarchiv (Inventarnummer PLA16311178)
Das Fernsehen spielte kaum eine Rolle in Carls schauspielerischem Schaffen. Erwähnenswert ist die 6-teilige Serie "Das alte Hotel" (1963) mit Theo Lingen als Studienrat Sesselbein, der ein heruntergekommenes Hotel geerbt hat; hier gehörte Rudolf Carl als Hausdiener Karl zur Besetzung → TV-Filme. Zudem machte sich der Schauspieler als Sänger einen Namen, bereits 1942 war er mit dem Schlager "Liebe kleine Schaffnerin" überaus erfolgreich. Lieder von Rudolf Carl waren unter anderem "Die Weinprobe"/ "Mir schmeckt der Wein auch allein", "Jeder trägt sein Pinkerl", "Sonnenstich-Polka" oder "Nach jedem Abschied gibt's ein Wiederseh'n".
Klein, untersetzt, mit Schirmmütze, Schnauzer und rollenden Augen mimt er den Begriffsstutzigen, dessen Ungeschicklichkeit ständig neue Katastrophen heraufbeschwört. Der beliebte Komiker zeichnet sich als exzellenter Menschendarsteller aus, der besonders den berühmten Mann aus dem Volk wirklichkeitsnah zu geben versteht.4)
Rudolf Carl Mitte der 1980er Jahre; Copyright Virginia Shue

Rudolf Carl, der zu den bekanntesten und beliebtesten Komikern seiner Zeit zählte, starb am 15. Januar 1987 im Alter von 87 Jahren in Graz1); die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen Zentralfriedhof1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons.
 
Der unter anderem 1973 mit dem "Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich"1) ausgezeichnete Volksschauspieler war seit 1928 mit der Kaufmannstochter Valerie Hagen verheiratet, nach deren Tod ehelichte er 1974 seine Kollegin bzw. die Freundin seiner verstorbenen Frau, Henriette Ahlsen, mit der er für den Klamauk "Gangsterjagd in Lederhosen" (1959) vor der Kamera gestanden hatte → IMDb. Rudolf Carls Tochter Lieselotte war seit 1952 nach dessen Scheidung mit dem Unterhaltungskomponisten, Schauspieler und TV-Koch Ludwig Schmidseder1) (1904  – 971) verheiratet.
Nacherzählt von Gerda Klimek1) erschien 1979 die Autobiografie "Rudolf Carl – Mein Leben war lebenswert". 
Im niederösterreichischen Ratzersdorf1), einem Stadtteil (seit 1972) von St. Pölten, erinnert seit 1998 die "Rudolf-Carl-Gasse" an den Künstler, der während seiner Militärzeit auch kurz in St. Pölten stationiert war.
 
Rudolf Carl Mitte der 1980er Jahre
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Einige Textbausteine des Kurzportraits stammen von cyranos.ch sowie aus
"Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 59)
Siehe auch Wikipedia
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) fernsehserien.de
4) Quelle: "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 59)
    
Filme (Auszug)
Kinoproduktionen bis 1945 / Nachkriegsfilm
Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, geschichtewiki.wien.gv.at, 
Die Krimihomepage, fernsehserien.de)
Kinoproduktionen bis 1945 Kinoproduktionen nach 1945

Fernsehen (Auszug)

Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de