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Horst Caspar (Horst Joachim Arthur Caspar) wurde am 20. Januar 1913 als Sohn eines ehemaligen Offiziers
in der Kleinstadt Radegast1)
(heute Ortsteil von Südliches
Anhalt1)) geboren. Sein Interesse galt schon früh dem
Theater, daher ließ er sich in Berlin von Lucie Höflich (1883 1956) und
Ilka Grüning (1876 1964), zwei berühmten Theater- und Filmdarstellerinnen jener
Zeit, zum Schauspieler ausbilden. Sein Bühnendebüt gab Caspar 1933
am "Bochumer Stadttheater"1),
wo er von Intendant Saladin Schmitt1)
gefördert wurde. 1934 gestaltete er in Bochum anlässlich der "Schiller-Woche"
den Karl Moor in "Die Räuber"1),
den Ferdinand in "Kabale und Liebe"1), den
Max Piccolomini1) in
"Wallenstein"1)und
den Don Cesar in "Die Braut von
Messina"1), diese Darstellungen begründeten seinen Ruf als idealer
Schiller-Jüngling.*)
1938 folgte er einem Ruf Otto Falckenbergs1)
an die "Münchner
Kammerspiele"1), wo er 1939
Erfolge als Titelheld in dem Kleist-Drama "Prinz
Friedrich von Homburg"1) und der Shakespeare-Tragödie "Hamlet"1)
feierte. 1940 wechselte er nach Berlin an das von Heinrich George
geleitete "Schillertheater"1), wo er
bis zur kriegsbedingten Schließung im Jahre 1944 auf der Bühne stand.
Als nach den "Nürnberger
Rassengesetzen"1) so genannter "Mischling zweiten Grades"
erhielt er unter dem NS-Regime eine Sondererlaubnis, um als Schauspieler
arbeiten zu dürfen.
Horst Caspar, fotografiert von Hanns Holdt1) (1887 1944)
Quelle: cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Auch am "Schillertheater" wiederholte er in einer Inszenierung
von Jürgen Fehling1)
seinen Triumph als "Prinz von Homburg", hierzu schrieb unter
anderem Florian Kienzl im Berliner "12 Uhr Blatt" (08.02.1940): "Der Prinz von
Homburg ist Horst Caspar aus München. Ein Darsteller, der gewiß zu den schönsten Erwartungen berechtigt.
Ein edel geschnittenes Gesicht mit ungewöhnlicher Ausdrucksfähigkeit, ein strahlendes Temperament.
Unter der Zucht Fehlings ist er noch nicht ganz frei im Sprachlichen. Aber es gibt Szenen, wie die
erste Liebesszene mit Natalie, die ich noch nie mit solcher Innigkeit gefüllt sah."*) Eine weiteres herausragendes Spiel Caspars war 1940 die
Figur des Jacob Doorn in dem Stück "Der Strom" von Max Halbe1), ebenfalls
in Szene gesetzt von Jürgen Fehling.
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In den 1950er Jahren erlebte man Horst Caspar beispielsweise am Berliner
"Hebbel-Theater"1)
unter der Regie von Fritz Kortner seit
der Premiere am 3. Dezember 1950 als Marquis von Posa in
Schillers "Don Karlos"1) (1950), Kortner selbst
hatte das Stück neu für die Bühne bearbeitet und verkörperte zudem den König Philipp II.1);
die Inszenierung rief damals Proteste wegen antitotalitärer Aktualisierung
hervor → www.zeit.de. An
den "Münchner Kammerspielen" stellte er für Fritz Kortner den Major von Tellheim in
dem Lessing-Lustspiel "Minna von Barnhelm"1)
(Premiere: 06.11.1951) an der Seite von Titelheldin Maria Wimmer dar, zur gleichen
Spielzeit setzte Hans Schweikart1) zunächst in München sowie
anschließend in Berlin Büchners Drama "Dantons
Tod"1) mit Caspar in der
Titelrolle des Georges
Danton1) in Szene.
War das Theater seine eigentliche Domäne, so ist der Schauspieler doch auch mit seinen
wenigen Leinwandrollen in nachhaltiger Erinnerung geblieben: 1940 verkörperte er in
Herbert Maischs1)
Literaturadaption "Friedrich Schiller Der Triumph eines Genies"1),
gedreht nach dem Roman "Leidenschaft" von Norbert Jacques1) über Schillers künstlerische
Anfänge, den Dichter Friedrich Schiller.
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Der Film, der von den Nazis
eigentlich als Darstellung einer idealistischen Führerfigur gedacht
war, verkehrte sich ins Gegenteil, wurde vom Publikum eher als Sehnsucht nach Freiheit vom Joch des
Tyrannen verstanden: Herzog Karl Eugen von Württemberg1)
(Heinrich George) lässt die begabtesten Söhne
des Landes an einer von ihm gegründeten Militärakademie zu Offizieren, Juristen und
Medizinern ausbilden. Auch der junge Friedrich Schiller muss sich widerwillig
dieser harten Schule unterziehen, weshalb er sich gegen den despotischen Landesherren auflehnt und heimlich seine
"Räuber"1)
schreibt. Nach der Uraufführung stellt sich Schiller unerschrocken
dem Strafgericht in Stuttgart, wo er
"Freiheit dem Geist, Freiheit dem Volk" fordert. Beim Herzog in
Ungnade gefallen, soll Schiller eine lebenslange Kerkerhaft absitzen.
Er kann jedoch fliehen und sich außer Landes in Sicherheit bringen,
wo er sich frei und ungezwungen seinen Dichtungen
widmen kann
2)
Horst Caspar als Friedrich Schiller
und Hannelore Schroth als Laura Rieger
in "Friedrich Schiller Der Triumph eines Genies"
einem Historienfilm aus dem Jahre 1940
Foto mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung |
In Veit
Harlans, bis heute zu den Vorbehaltsfilmen1)
zählende NS-Durchhaltestreifen "Kolberg"1) (1945) verkörperte
Caspar neben Kristina Söderbaum
(Maria) und Heinrich George (Joachim Nettelbeck1)) eindrücklich
den preußischen Generalfeldmarschalls Graf Neidhardt von Gneisenau1):
Der 1943/44 mit großen Aufwand an Menschen und Material im Auftrag von
Goebbels1)
inszenierte Durchhaltefilm
"Kolberg" schildert in tendenziös verfälschter Weise den Widerstand
der Kolberger Bürger gegen die Truppen Napoleons in den Jahren 1806/07. Es wurde der
letzte fertiggestellte Spielfilm aus der nationalsozialistischen Propaganda-Fabrik,
ein monumentales Dokument der Geschichtsverfälschung, Anmaßung und fatalen Vereinnahmung,
zudem inszenatorisch eher schwach. Nachdem der Film lange Jahre in den Archiven verschwunden war, kam er als
"30. Januar 1945" in vollständiger Fassung 1965 wieder in die Kinos,
umrankt von einer erklärenden Dokumentation, die den Film in die Verhältnisse zur
Zeit seiner Entstehung einzuordnen versuchte, indem sie die im Film geschilderten
Ereignisse den tatsächlichen Begebenheiten entgegensetzte. In den Vorspann wurde
auch die vollständige "Deutsche Wochenschau"Nr. 3/1945 eingearbeitet.
Ein durchaus ernsthafter und mit Sachkenntnis unternommener, insgesamt aber
dennoch nicht überzeugender Versuch, ideologische NS-Filme als Diskussionsangebot
und "zeithistorische Belehrung" wieder ins Kino zu bringen.3) Horst Caspars letzte Arbeiten für das Kino waren dann neben Heidemarie Hatheyer
und Paul Klinger die
Titelfigur in "Begegnung mit Werther"1) (1949),
ein Film, den Karl-Heinz Stroux1) nach dem
Goethe-Roman "Die Leiden des jungen
Werthers"1) anlässlich des 200. Geburtstags des deutschen Dichterfürsten für die Leinwand inszeniert hatte, sowie
seine Hauptrolle des Reporters Peter Zabel, der in Helmut Käutners1)
Politthriller "Epilog Das Geheimnis der Orplid"1)
(1950) die Hintergründe einer Schiffskatastrophe aufklären will.
Verschiedentlich stand Caspar auch im Hörspielstudio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank
gelisteten Produktionen findet man hier.
Eine hehre schlanke Gestalt, blauäugig, mit offenen Zügen, war er
das Ideal des romantisch-heldischen Jünglings. Von nervöser Empfindsamkeit
und Leidenschaftlichkeit, beherrschte er virtuos alle theatralischen Mittel,
schien er wie in Trance zu agieren. Preußische Strenge verbanden sich bei
ihm mit der Tiefe des Gefühls. Ein Held der Übergangszeit, der zum einen das "deutsche Wesen" verkörperte,
aber dennoch zu den Gezeichneten, den Davongekommen zählte.4)
Mit nur 39 Jahren starb der Charakterdarsteller überraschend am 27. Dezember 1952 in
Berlin-Dahlem1) an einem Blutsturz; die letzte Ruhe fand Horst Caspar in einem Ehrengrab auf dem dortigen
"St.-Annen-Kirchhof"1)
bzw. dem "Friedhof
Dahlem"1) → Foto der
Grabstelle bei knerger.de
sowie Wikimedia Commons.
Seit 1944 war Caspar mit Schauspielerkollegin Antje Weisgerber (1922 2004)
verheiratet, die später neben ihrem Mann beigesetzt wurde; aus der Verbindung
stammt(e) Sohn Frank, der 1952 kurz nach seinem Vater verstarb, sowie Tochter
Renate.
Seit 30. Mai 1967 erinnert der Der "Horst-Caspar-Steig" in Berlin-Neukölln1)
an den großen Mimen, dessen ganze Liebe dem Theater galt und der sich
vor allem durch seine Interpretation klassischer, jugendlicher
Heldenrollen einen Namen machte. Im Münchner Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach1)
gedenkt man seit 1981 mit der "Horst-Caspar-Straße" ebenfalls
dem Schauspieler.Porträt des Schauspielers Horst Caspar
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pk_0000087_010)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983); Datierung: ungenannt;
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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*) "Henschel Theaterlexikon", Hrsg. C. Bernd Sucher (Henschel Verlag, 2010, S. 129/130)
Fremde Links: 1) Wikipedia
Quellen:
2) Jan-Eric Loebe, von der nicht mehr existenten Seite .deutscher-tonfilm.de
3) Lexikon des internationalen Films
4) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier
und Berndt Schulz
(Ausgabe 2000, S. 62)
Lizenz Foto Horst Caspar (Urheber: Hanns Holdt):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre
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Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit
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