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Es ist nicht
weiter verwunderlich, dass sich Mathilde, geprägt von dem familiären künstlerischen
Umfeld, schon früh für das Theater interessierte, bereits mit neun
Jahren stand sie 1912 als Kinderdarstellerin erstmals auf der Bühne des
"Burgtheaters". Wenig später trat sie an ihrer späteren langjährigen
Wirkungsstätte, dem "Deutschen
Theater"1) in Berlin bei Max Reinhardt1) auf und spielte in dessen
deutschsprachigen Erstaufführung des Kinder- und Jugendschauspiels
"Der blaue Vogel" ("L'oiseau bleu") von Maurice Maeterlinck1),
bildete zusammen mit Lia Rosen das Geschwisterpaar Mytyl und Tyltyl → digi.ub.uni-heidelberg.de.
Mathilde Danegger reifte im Laufe der Jahre zu einer angesehenen
Charakterschauspielerin, gestaltete unter anderem am "Burgtheater"
das Gretchen in Goethes "Faust"1) (1919/20), spielte in
Wien am "Deutschen Volkstheater"1) (19201923) und
am "Theater in der Josefstadt"1) (19241927). Eine weitere Station
für die junge Mimin wurde bis 1930 das
"Schauspielhaus Zürich"1), wo sie beispielsweise in einer
Inszenierung von Herman Wlach als Luise in
Schillers "Kabale und
Liebe"1) brillierte. Nach einem neuerlichen Aufenthalt in Wien (19301932) kam sie 1932
für kurze Zeit wieder an das "Deutsche Theater" in Berlin.
Mathilde Danegger, fotografiert von Barbara Morgenstern
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_mo_0000293_008)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Barbara Morgenstern;
Urheber: Barbara Morgenstern; undatiertes Foto;
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte die
Schauspielerin 1933 in die Schweiz, spielte einmal mehr am
"Schauspielhaus Zürich" (1933/34), zwischen 1934 und 1938
betätigte sie sich in Zürich als Ensemblemitglied des "Cabaret Cornichon"1),
das 1934 unter anderem auch von ihrem zweiten Ehemann Walter Lesch1)
(1898 1958) gegründet worden war → Foto bei cyranos.ch. Seit 1938 wieder am
"Schauspielhaus Zürich" engagiert, glänzte sie dort
beispielsweise als Mrs. Webb in "Unsere
kleine Stadt"1) von
Thornton Wilder oder als Shakespeare-Interpretin, gestaltete
die Margarete1) in "König Richard III."1)
und die Emilia in
"Othello"1).
Nach Ende des 2. Weltkrieges kam die engagierte Kommunistin Mathilde Danegger
1946 nach Deutschland zurück und fand zunächst Arbeit am "Hessischen
Landestheater" in Wiesbaden (19471951), ging dann im Frühjahr 1951
mit ihrer Familie in die DDR bzw. nach Ost-Berlin. Zwischen 1951 und 1953 wirkte sie an
Bertolt Brechts "Berliner Ensemble"1),
um dann die nächsten zwanzig Jahre bis 1973 mit ihrem unfangreichen
Repertoire zu den prägenden Darstellern
des "Deutschen Theaters" zu gehören. Gerühmt wurden ihre
Darbietungen von Mutterfiguren und volkstümlichen Gestalten, im folgenden
eine kleine Auswahl der Rollen bzw. Theaterstücke, in denen sie am
"Deutschen Theater" auftrat:
(Quelle (unter anderem) und fremde Links: Wikipedia)
Schon zu Stummfilmzeiten hatte Mathilde Danegger Erfahrungen vor der Kamera gesammelt und unter der
Regie von Mihály Kertész1) (= Michael Curtiz) in
"Wege des Schreckens" (1921) und "Die Lawine" (1923) mitgewirkt. Doch erst mit Beginn der 1930er Jahre nahm sie ihre
Tätigkeit für den Film in Schweizer Produktionen wieder auf. Zwischen 1933
und 1947 spielte sie in sieben Kinofilmen, so unter der Regie ihres Mannes Walter Lesch und Richard Schweizers1)
als Resi in dem Dialektschwank "Wie
d'Warret würkt"1) (1933) und zwei Jahre später als
Sophie in der Dialektkomödie "Jäsoo!"1) (1935), diesmal
von Walter Lesch zusammen mit Leopold Lindtberg1) in Szene gesetzt.
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Es folgte Leopold Lindtbergs Gottfried Keller-Adaption "Die
missbrauchten Liebesbriefe" (1940) mit der Rolle des "Blaustrumpfs" Jungfer Kätter Ambach,
in "Gilberte de Courgenay"1) (1941),
Franz Schnyders1) Biopic
über das Schweizer Soldaten-Idol Gilberte de Courgenay1), mimte sie die Tante Ottilie.
In dem Lustspiel "Der
Schuss von der Kanzel"1) (1942; nach
der Novelle
von Conrad Ferdinand Meyer1)) spielte sie einmal mehr für
Leopold Lindtberg die alte Babeli, tauchte dann noch in zwei weiteren, von Lindtberg
inszenierten Kinoproduktionen auf: In "Marie-Louise"2) (1944) spielte
sie an der Seite der Titelheldin Josiane Hegg die Päuli,
in dem Krimi "Matto
regiert"1) (1947), der Verfilmung
des gleichnamigem
Romans1) von Friedrich Glauser
mit Heinrich Gretler als
Wachtmeister Studer, die Frau Dr. Spühler.
Mathilde Danegger mit Heinz Woester1)
(als Dr. med. Ernst Laduner) in "Matto regiert"
Quelle/Link: cyranos.ch
bzw. Archiv "Praesens-Film AG", Zürich,
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich)
© Praesens-Film AG → DVD-Veröffentlichung
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Erst für die DEFA bzw. den "Deutschen Fernsehfunk" (DFF)
nahm Mathilde Danegger rund zehn Jahre später ihre Filmarbeit wieder auf,
errang auch hier mit ihren ausdrucksstarken, sowohl resoluten als auch gütigen
Mutter- und Großmutterrollen Aufmerksamkeit. "Warmherzigkeit und Volkstümlichkeit geben
vielen Figuren der Danegger eigenes, unverwechselbares
Leben." (Heinz Hofmann, 1974). Besondere Beachtung fand die als gutmütige Protagonistin in dem
farbenprächtigen Märchenfilm "Frau
Holle"1) (1963), "in der werkgetreuen
und phantasievollen Inszenierung strahlt sie Ruhe und Souveränität aus" notiert www.film-zeit.de.
Eine Klammer bilden die beiden Filme von Günter Reisch "Ach,
du fröhliche
"1) (1962) und
"Wie
die Alten sungen
"1) (1987), in denen
Ansichten einer typisch-untypischen DDR-Familie zu Anfang der sechziger und Mitte der achtziger Jahre thematisiert werden.
Als christlich orientierte Schwiegermutter des von
Erwin Geschonneck dargestellten
Kommunisten ist sie ihm ein amüsanter Gegenpart. führt das
"Lexikon der DDR-Stars"*) aus.
Dazwischen lagen Produktionen wie der amüsante Musikfilm "Geliebte weiße
Maus"1) (1964) mit Danegger als Reinigungskraft Mutter Hirsch, die
Opernverfilmung "Der
fliegende Holländer"1) (1964) mit der Part der Amme Mary oder
die Komödie "Seine
Hoheit Genosse Prinz"1) (1969), wo sie mal als Fürstin aufspielen durfte.
Auf dem Bildschirm erlebte man sie neben verschiedenen
Theateraufführungen beispielsweise brillant als Angeklagte Anna Mergel in
"Die
Wahnmörderin"3) (1962),
gedreht nach Akten eines 1960 in Nürnberg geführten Prozesses gegen die
Witwe und fanatische Katholikin Josefine Fischhold, die ihrem Sohn Rudolf
die Kehle durchgeschnitten hatte, weil er eine Frau evangelischen Glaubens
heiraten zu wollte. Großartig war sie auch mit der Titelrolle der sorbischen
Landarbeiterin Jantschowa
in "Mutter
Jantschowa"3) (1968) nach einer Erzählung von Jurij Brězan1) "das war
in heiteren und tragischen Dimensionen große Schauspielkunst, und der Zeitraum, den
Mutter Jantschen zu überleben hatte, wurde durch Mathilde Danegger zum Erlebnis eines Entwicklungsprozesses
"
schrieb 1970 der Publizist bzw. Film- und Fernsehkritiker Heinz Hofmann.*)
Ab Ende der 1970er Jahre wirkte sie auch in populären Krimis mit, zeigte sich
unter anderem drei Mal in dem Quotenrenner "Polizeiruf 110"1).
Einen ihrer letzten TV-Auftritte hatte sie als Tante Beisel in der Serie
"Archiv
des Todes"1) (1980).
Darüber hinaus machte sich
Mathilde Danegger auf KPD-Veranstaltungen einen Namen als Rezitatorin und Sängerin, wirkte
zudem sporadisch in Hörspiel-Produktionen mit. Eine Auswahl der in
der ARD-Hörspieldatenbank
aufgeführten Stücke findet man hier am Ende des Artikels.
Die politisch engagierte Künstlerin bereits in der Schweiz gehörte sie
zu den Gründungsmitgliedern der Bewegung "Freies
Deutschland"1) betätigte sich in der Gewerkschaft bzw. als Vorstandsmitglied des "FDGB"1), setzte sich aktiv
für die Friedensbewegung ein und leitete zeitweilig die Parteiorganisation
des "Deutschen Theaters". Sie kümmerte sich auch um den Schauspielernachwuchs und unterrichtete als Honorarkraft an der
"Berliner Schauspielschule".
Mehrfach wurde sie ausgezeichnet, 1955 erhielt sie die "Clara-Zetkin-Medaille"1),
fünf Jahre später den "Kunstpreis der DDR"1).Weitere Ehrungen waren unter
anderem der "Vaterländischer
Verdienstorden"1) in Bronze (1963),
der "Nationalpreis
der DDR1) II. Klasse für Kunst und Literatur" (1969), der "Vaterländische
Verdienstorden" in Gold (1978), der "Wolfgang-Heinz-Ring"1) (1985) und
der "Stern
der Völkerfreundschaft" in Gold1) (1988) → Übersicht der
Auszeichnungen bei Wikipedia.
Mathilde Danegger 1955, Trägerin der "Clara-Zetkin-Medaille"
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pkm_0001188_001)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983); Datierung: 08.03.1955
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Mathilde Danegger starb am 27. Juli 1988 in Ost-Berlin wenige Tage vor ihrem 85. Geburtstag;
die letzte Ruhe fand sie auf dem Friedhof I im brandenburgischen Zeuthen1) → Foto der
Grabstelle bei knerger.de.
In erster Ehe war sie mit dem österreichischen Regisseur und
Schauspieler Herbert Waniek1) (1897 1949) verheiratet, in zweiter Ehe, wie erwähnt, seit 1932
mit dem Schweizer Regisseur, Dramaturgen und
Schriftsteller Dr. Walter Lesch. Die 1935 in Zürich geborene gemeinsame Tochter Karin Lesch1)
trat in die Fußstapfen ihrer Mutter und wurde ebenfalls Schauspielerin; sie
präsentierte sich auch in einigen Kinofilmen, unter anderem als Königin
in dem Kult-Märchenfilm "Drei
Haselnüsse für Aschenbrödel"1) (1973).
Nach der Trennung von Lesch lernte Mathilde Danegger in der Emigration ihren dritten
Ehemann, den Kommunisten und Gesellschaftswissenschaftler
Herbert Crüger1) (1911 2003) kennen,
der dann seit 1951 in der DDR als Universitäts-Dozent tätig war. Im Zuge
kritischer Diskussionen nach dem XX. Parteitag der KPdSU und seinem Einsatz für den verhafteten
Bernhard Steinberger1) wurde Crüger
selbst im März 1958 vom "Ministerium für Staatssicherheit" (MfS)
verhaftet, im Dezember 1958 in einem geheimen Prozess wegen "schweren Staatsverrats" zu acht Jahren Zuchthaus
verurteilt und ab 1959 in die berüchtigten Stasi-"Haftanstalt
Bautzen II"1)
verbracht wurde. Auch
Mathilde Danegger musste sich der politischen Diskussion stellen, stand aber
stets an der Seite ihres Ehemannes, der 1961 vorzeitig entlassen wurde.
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Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet
Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de,
defa-stiftung.de, fernsehenderddr.de) |
Kinofilme
- Stummfilme
- 1921: Wege des Schreckens (Regie: Mihály
Kertész = Michael Curtiz; als Gabrielle)
Kurzinfo: Edward Stephenson (Alphons
Fryland),
der Sohn des Großindustriellen (Max
Devrient),
soll Gabrielle (Mathilde
Danegger), Tochter des Großindustriellen
Thomas Racton (Paul
Askonas) heiraten.
Doch als Edward nach einem Auslandsaufenthalt nach Hause zurückkehrt,
löst er unerwartet seine Verlobung
mit Gabrielle. Wenig später
beginnt er eine Liebesbeziehung mit der kleinen
Angestellten Maud Hartley (Lucy
Doraine).
Als Edward annimmt, Maud sei im
untreu in Wirklichkeit handelt es sich
bei dem vermuteten Liebhaber um
Mauds kriminellen Bruder George (Jean Ducret) trennt er sich
von ihr. Später
wird das Mädchen Opfer eines
Eisenbahnunglücks und liegt lange bewusstlos in einem Krankenhaus, ohne dass
jemand weiß, was mit ihr passiert
ist. Edward macht sich auf die Suche nach Maud, doch das Mädchen
bleibt
zunächst verschwunden. Nach der
Genesung führte sie ein ausschweifendes Leben, erst nach einem Jahr
findet Edward Maud in einer luxuriösen
Hotel-Suite wieder und sie erzählt ihm von den tragischen Ereignissen
schließlich kommt es zur Versöhnung
bzw. zum Happy End
)
→ stummfilm.at,
Wikipedia (englisch)
- 1923: Die Lawine (Regie: Mihály Kertész = Michael
Curtiz; als Jeanne Vandeau) → stummfilm.at
- Schweizer Produktionen
- DEFA-Produktionen
Fernsehen (Auszug)
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