Dirk Dautzenberg wurde am 7. Oktober 1921 als Sohn eines Modellschreiners im Duisburger
Stadtteil Meiderich geboren und wuchs
auch dort auf. Nach dem Besuch der Realschule machte er zunächst eine Lehre
zum Kaufmann, die er erfolgreich abschloss, entschied sich dann aber für den
Beruf des Schauspielers. Dautzenberg ging nach Düsseldorf und Darmstadt, um sich an der "Immermann-Schauspielschule"
bzw. der "Hessischen Landesmusikschule" entsprechend ausbilden zu lassen. Nach
Ende des 2. Weltkrieges gab er in Herford sein Bühnendebüt, erhielt anschließend erste Engagements am
"Braunschweiger Staatstheater" sowie am "Landestheater Detmold",
weitere Verpflichtungen führten ihn
unter anderem nach Mainz, Baden-Baden, Kiel, Wuppertal, Köln und Frankfurt am Main.
Daneben gab er Gastspiele an vielen bedeutenden deutschsprachigen
Bühnen, so beispielsweise am Hamburger "Ernst-Deutsch-Theater".
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Sowohl in klassischen als auch modernen Stücken beeindruckte der
Charakterdarsteller immer wieder sein Publikum, brillierte beispielsweise als Franz Moor in Schillers "Die Räuber"1), als
Jago in Shakespeares
"Othello"1) oder mit den Titelrollen in Molières "Tartuffe"1),
"Der eingebildete Kranke"1) und "Der Geizige"1). Dautzenberg
feierte Triumphe als Shylock in Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig"1),
als Mephisto in Goethes "Faust"1) und als Dorfrichter Adam in Kleists
"Der
zerbrochne Krug"1), interpretierte den Gangsterboss Arturo Ui in Brechts
"Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui"1) ebenso grandios wie den
Kriegsheimkehrer Beckmann in Borcherts "Draußen vor der Tür"1). Zu seinen
weiteren herausragenden Theaterrollen zählen unter anderem auch der
Landstreicher Schluck in Gerhart Hauptmanns Komödie "Schluck und Jau"1) sowie der
Gottlieb Biedermann1) in Max Frischs
Drama "Biedermann und die Brandstifter"1). Dautzenberg bewies seine
schauspielerische Bandbreite auch in etlichen Operetten, so war er ein
einmaliger Sigismund in Benatzkys "Im Weißen Rössl"1), gab den
Egon von Wildenhagen in Eduard Künnekes "Der Vetter aus Dingsda"1)
oder den Fritz Steppke in "Frau Luna"1)
von Paul Lincke.
Populär wurde der Schauspieler, der sich auch mit verschiedensten
Regiearbeiten einen Namen gemacht hat, seit Mitte der 1950er Jahre durch Film
und Fernsehen. Neben zahllosen Auftritten in beliebten Krimi-Reihen wie
"Der Kommissar", "Derrick", "Der Alte", "SOKO 5113",
"Dem Täter auf der Spur, "Stahlnetz" oder "Tatort"
erlebte man Dautzenberg meist mit prägnanten und interessanten Nebenrollen in
verschiedensten Fernsehproduktionen.
Das Privatfoto wurde mir freundlicherweise von
Dr. Dirk Dautzenberg jr. zur Verfügung gestellt.
→ www.dirk-dautzenberg.de
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Oft mimte er grummelnde, bärbeißige,
manchmal gewöhnliche Typen, die dennoch das Herz auf dem rechten Fleck haben, spielte den
hemdsärmeligen, einfachen kleinen Mann aus dem Kohlenpott, dem er mit seiner
Sprachlichkeit und trockenen Humor Glaubwürdigkeit verlieh. Unter der Regie
von Peter Beauvais1), mit dem er
wiederholt zusammen arbeitete, agierte er
beispielsweise in "Das Glück läuft hinterher" (1963), "Die Teilnahme" (1964)
und "Spätsommer" (1964). Beauvais besetzte ihn auch in dem Schauspiel
"Tag für Tag" (1965) des britischen Dramatikers Arnold Wesker, wo
Dautzenberg als proletarischer Jimmy Beales und Filmehemann von Bruni Löbel
glänzen konnte. Bis Ende der 1960er Jahre folgten Rollen in erfolgreichen
Stücken wie dem kultigen Posträuber-Krimi "Die Gentlemen bitten zur Kasse" (1966),
wo er als Sergeant Davies half, die Bande zu fassen, oder dem dreiteiligen Durbridge-Straßenfeger "Ein Mann namens Harry Brent".
Zusammen mit Wolfgang Kieling stand er für Axel von Ambessers "Das Abgründige in Herrn
Gerstenberg" (1966) vor der Kamera, erneut unter der Regie von Peter Beauvais erlebte man
ihn in der Komödie "Geibelstraße 27" (1966)
nach Horst Lommer, zusammen mit Inge Meysel in der Hauptmann-Adaption "Die
Ratten" (1969).
In den 1970er und 1980er Jahren übernahm Dirk Dautzenberg Aufgaben in vielen populären
Serien und Mehrteilern wie beispielsweise ab 1972 26 Folgen lang die Titelrolle in
dem skurrilen Krimi "Butler Parker", wo er als Amateurdetektiv seine Gegner mit
unorthodoxen Methoden aus dem Verkehr zog. Er zeigte sich unter anderem in
"Der Anwalt" (ab 1976), in "MS Franziska"1) (1978), "Es muß nicht immer Mord
sein" (1982), "Alte Gauner" (1985), oder in "Justitias kleine Fische". In den 1990ern
folgten Auftritte, beispielsweise als Futtermeister Bruno in "Unsere
Hagenbecks"1)
(1992 - 1994) oder neben Günther Pfitzmann in der Folge "Lieber
reich, aber glücklich" (1990) aus der Serie "Der Millionenerbe"1).
Für seine Verkörperung des Erich
Mielke1) in dem Dokumentarspiel "Wer
zu spät kommt – Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution"1)
(1991) erhielt auch Dautzenberg zusammen mit Claudia Rohe/Jürgen Flimm1)
(Regie), Martin Wiebel
(Produktion), Cordt Schnibben1)
(Co-Drehbuch) und Hans Christian Blech (Erich Honecker1)1))
1991 den "Grimme-Preis"1)
in Silber.
In nachhaltiger Erinnerung bleibt vor allem 1987 sein Bruno Kalkowski in der
Kriminalkomödie "Beule oder Wie man einen Tresor knackt" an der
Seite von Diether Krebs und Peter Bongartz, ebenso wie sein herrlich grantiger
Opa Schlönzke in Hape Kerkelings Kinofilm "Kein Pardon"1) (1993).
Schon in Ralf Gregans "Alles im Eimer"1) (1981, mit Dieter Hallervorden)
und "Otto Der Neue Film"1) (1987) hatte Dautzenberg sein
komödiantisches Talent auch auf der Leinwand unter Beweis stellen können. Zu
seinen weiteren Arbeiten für das Kino zählen unter anderem der Jerry
Cotton-Krimi "Mordnacht in Manhattan"1) (1965), Vojtech Jasnys
Böll-Adaption "Ansichten eines Clowns"1) (1976) und Alfred Vohrers
Ruhrgebiets-Krimi "Anita Drögemöller und die Ruhe an der Ruhr"1) (1976),
nach dem Roman von Jürgen Lodemann.
Dirk Dautzenberg als "Butler Parker"
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; © SWR
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Dirk Dautzenberg, der im Verlaufe seiner Karriere in mehr als 250 Film-
und Fernsehproduktionen mitwirkte, war in den letzten Jahren wohl aufgrund seines
Alters nur noch selten auf dem
Bildschirm präsent. Zu seinen letzten Arbeiten vor der Kamera zählen Auftritte in dem
TV-Krimi "Der Solist Kuriertag" (2002) sowie
in den Serien "Unser Charlie" (2001) und "Klinikum Berlin Mitte Leben in Bereitschaft" (2002)
→ mehr Filmografie.
Mitunter stand Dirk Dautzenberg auch im Hörspiel-Studio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank
gelisteten Produktionen findet man hier.
Der Schauspieler, Vater von zwei Kindern, starb am 15. Februar 2009 im Alter
von 87 Jahren im niedersächsischen Wilhelmshaven1).
Er wurde auf dem dortigen Friedhof im Stadtteil Aldenburg1) anonym
beigesetzt → Foto bei knerger.de.
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Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, deutsches-filmhaus.de, Die
Krimihomepage,
fernsehserien.de, prisma.de, theatertexte.de) |
Kinofilme
Fernsehen (Auszug)
- 1959: Der blaue Strohhut (als Mario)
- 1959: Peterchens
Mondfahrt (nach dem Märchen
von Gerdt von Bassewitz; als Sandmännchen)
- 1961: Ein Außenseiter (als Paddy)
- 1963: Jahre danach Reunion Day (als Greg Porter)
- 1963: Der Maulkorb (nach dem
Roman von Heinrich
Spoerl; als Kriminalkommissar)
- 1963: Das Glück läuft hinterher (als Erich Abt) → Chronik
der ARD
- 1964: Die Teilnahme (als
Wachtmeister)
- 1964: Der Protest (als John)
- 1964: Campingplatz
(als Clubmanager Baker)
- 1965: Michael Kramer (nach dem Schauspiel von Gerhart
Hauptmann mit Martin Held in der Titelrolle;
Regie: Peter
Beauvais; als Assessor Schnabel)
→ www.zeit.de
- 1965: Tag für Tag (nach
dem Drama "Roots"
von Arnold Wesker; als
Jimmy Beales, Ehemann von Jenny (Bruni Löbel),
Schwager von Jennys Schwester Beatie Bryant (Hannelore Hoger))
- 1965: Exil (nach
dem Schauspiel "A Reason für Staying" von Leo Lehmann;
als Bober)
- 1965: Mach's Beste draus (als Hans Scheuerwein)
- 1966: Die
Gentlemen bitten zur Kasse (Dreiteiler über den legendären Postraub
1963; als Sergeant Davies)
- 1966: Gewagtes
Spiel (Krimiserie; als Ploberg in der Folge "Drei Giraffen")
- 1966: Kostenpflichtig zum Tode verurteilt (als Andrej Zielinski)
- 1966: Das Abgründige in Herrn Gerstenberg (nach
der Komödie von Axel
von Ambesser (auch Regie); als der Schlechtere)
- 1966: Geibelstraße
27 (als
Malermeister Hermann Dottich)
- 1966: Ich war Schlemihl (als
Meckl)
- 1967: Zug der Zeit (als Erich Abt)
- 1968: Ein
Mann namens Harry Brent (Francis Durbridge-Dreiteiler; als Roy Phillips, Assistent von Inspektor James
Wallace)
- 1968: Mord in Frankfurt (als Guttke)
- 1968: Stahlnetz
(Krimiserie als Josef "Jupp" Krützefeld in der Folge "Ein Toter zuviel")
- 1969: Die Ratten
(nach dem Schauspiel von Gerhart
Hauptmann mit Inge
Meysel als Frau John; als
Pastor Spitta)
- 1969: Die Kuba.Krise 1962 (von
Peter
von Zahn über die Kubakrise
im Oktober 1962; als Andrei
Andrejewitsch Gromyko)
- 1969: Der Hausfreund (nach
dem Schauspiel von Thomas
Valentin; Regie: Hellmuth
Matiasek; als Paul Flum) → www.spiegel.de
- 1969: Der Schelm von Istanbul (als
Sülün Osman)
- 19691976: Der
Kommissar (Krimiserie)
- 1970: Abseits (als Gustav Ackerknecht) → IMDb
- 1970: Eine große Familie (Zweiteiler;
als Pohl)
- 1971: Hamburg Transit (Krimiserie; als
Vertreter Rudolf Holtaus in der Folge
"35 Minuten Verspätung")
- 1971: Augenzeugen müssen blind sein (als Kriminal-Amtmann Krunau)
- 1971: Der Vereinsmeier (Comedy-Serie; als Jean Volz)
- 1972: Dem
Täter auf der Spur (Krimiserie; als Monsieur Henri in der Folge "Ohne Kranz und Blumen")
- 19721973: Butler
Parker (Krimiserie; als Butler Josuah Parker)
- 1973: Mein
Onkel Benjamin (nach dem Roman von Claude
Tillier; als Pfarrer Pierre-Louis)
- 1974: Madame Pompador (nach der gleichnamigen
Operette von Leo
Fall; mit Ingeborg Hallstein als
Madame Pompadour;
als Poulard, Spitzel von Polizeiminister Maurepas = Karl Lieffen)
→ IMDb
- 19751980: Tatort
(Krimireihe)
- 1975-1991: Derrick
(Krimiserie)
- 1976: Um zwei Erfahrungen reicher (als Fritz Schickedanz,
Freund des Kölner Hundesteuer-Beamten Joseph Völz)
- 1976: Margarete in Aix (nach dem Theaterstück von Peter
Hacks mit Erika
Pluhar in der Titelrolle;
Regie: Helmut Käutner; als Spielmann Papiol)
- 1977: Der Anwalt (Krimiserie; als
Kneipenwirt Paul Klose in der Folge
"Der Frikadellenkrieg")
- 1978: Wenn die Liebe hinfällt (12-teilige Serie über Beziehungsprobleme, die in verschiedenen Szenen dargestellt
und verglichen werden; als Willi Grutsch)
- 1978: MS Franziska (Serie;
als Färber in der Folge 2 "Im grünen Hahn")
- 1978: Eichholz und Söhne (Serie; als
Autohändler Otto Rösch in den
Folgen "Echt antik" / "Zusammenbruch")
- 1979: Phantasten (Zweiteiler;
als Wirt)
- 19791994: Der Alte (Krimiserie)
- 1980: Im schönsten Bilsengrunde (Serie;
als Kaulbach)
- 1981: Keine Angst vor Verwandten! (Drei heitere Episoden um Familienangehörige;
Regie: Rolf
von Sydow; als Onkel Otto) → IMDb
- 1981: Ein
Fall für Kommissar Stein (Kurzfilm-Serie; als Kommissar
Stein)
- 19831985: Polizeiinspektion 1 (Krimiserie;
als Stadtstreicher Hubert von Döszelstetten)
- 1985: Alte Gauner (Serie; als
Herzpatient Alfons in der Folge "Schrittmacher")
- 1985: Es muss nicht immer Mord sein (Krimiserie; als Herbert
Lehnstaedt in der Folge "Übergepäck")
- 1985: Die Schwarzwaldklinik (Serie; als
Vermieter Erwin Mattke in der Folge "Der Dieb")
- 1986: Detektivbüro Roth (Krimiserie; als Otto Heller in der
Folge "Das stinkt dem Schnüffler")
- 1986: Ein Fall für zwei (Krimiserie; als
Erich in der Folge "Blinder Hass")
- 1987: Der
Schatz im Niemandsland (Serie; als Hausmeister Patschke)
- 1988: Beule
oder Wie man einen Tresor knackt (als Ganove Bruno Kalkowski) →
tvspielfilm.de,
zauberspiegel-online.de,
www.zeit.de
- 1988: Sommer in Lesmona (6-Teiler,
basierend auf dem Briefroman von Magdalene
Pauli; als Kutscher)
- 1988: Die Männer vom K3 (Krimiserie; als
Dickow in der Folge "Familienfehde")
- 1990: Wer
zu spät kommt Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution
(Dokumentarspiel; als Erich
Mielke)
- 1990: Der Millionenerbe
(Serie; als ? in der Folge "Lieber reich, aber glücklich";
als ?)
- 1992: Siebenbirken (Serie; als Rudolf Herkrath)
- 1992: Einer stirbt bestimmt (als Theo Jansen) → filmdienst.de,
IMDb
- 1992–1994: Unsere
Hagenbecks (Serie; als Futtermeister Bruno)
- 1995: Stadtklinik (Serie; als Herr Finke in der Folge
"Die Abrechnung")
- 1996. Auf
Achse (Serie; als Hermann Justhoff in der Folge "Falsche Freunde")
- 1996: Bruder Esel (Serie; als Bernhard Hettermann in den
Folgen "Versuchung" / "Theres")
- 1997: Der Coup (als Lohmann) → tvspielfilm.de
- 2000: Die Cleveren (Serie; als Peter Mertens in der Folge
"Der Lebensretter")
- 2001: Unser Charly (Serie; als Herr Urban in der Folge
"Die Delfine von Florida")
- 2002: Klinikum Berlin Mitte Leben in Bereitschaft
(Serie; als Ernst Hofer in der Folge "Nachtschicht")
- 2002: Der Solist Kuriertag (als ?)
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