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In den 1920er Jahren wurde Diessl für den Stummfilm entdeckt, nach einer kleineren Rollen in
dem Abenteuer "Im Banne der Kralle" (1921) ging er Mitte der
1920er Jahre nach Berlin. Es folgten Aufgaben in Streifen wie "Das Gesetz der schwarzen Berge" (1928)
oder dem von Georg Wilhelm Pabst1) in Szene gesetzten Ehedrama "Abwege"1) (1928), dann besetzte ihn
Pabst als "Jack the Ripper"1) in dem inzwischen zum Klassiker gewordenen
Stummfilm "Die Büchse der Pandora"1) (1929),
gedreht nach den Dramen "Erdgeist"
und "Die
Büchse der Pandora" von Frank Wedekind1)
mit Louise Brooks als Lulu.
Mit Hauptrollen in "Mutterliebe" (1929) an der Seite von Henny Porten
oder dem noch stummen Bergdrama "Die Weiße Hölle vom Piz Palü"1) (1929)
mit Leni Riefenstahl als Partnerin avancierte
Diessl zum Publikumsliebling ein Film, der dann 1935 vertont
wurde, außerdem entstand 1930 eine englische Tonfilmfassung mit dem Titel "The White Hell of Piz Palü":
Diessl spielt darin einen Arzt, dessen junge Frau während einer
gemeinsamen Kletterpartie in eine Gletscherspalte abstürzt, und der sich später
selbst opfert, um einem in Bergnot befindlichen jungen Paar (Leni Riefenstahl,
Ernst Petersen1)) das Leben zu retten. Diessls Darstellungskunst fiel aus dem
Rahmen des Konventionellen, weil er reife, ruhige, grundverlässliche, oft
jedoch etwas introvertierte oder komplexe männliche Charaktere mit Sex-Appeal
spielte. In seiner Zeit war er der Prototyp des etwas schwierigen Mannes, der
Frauen geradezu gegen seinen Willen anzieht, eben weil er so kompliziert und
so schwer zu erobern ist. In "Die weiße Hölle vom Piz Palü" zum
Beispiel verliebt Maria Majoni (Leni Riefenstahl) sich nur deshalb in ihn,
weil er ein verbitterter Einzelgänger ist und sie als Frau zunächst kaum zur
Kenntnis nimmt. Die Abgründigkeit seiner Charaktere sowie seine
Undurchschaubarkeit hat Diessl andererseits oft auch zur Interpretation von
Verbrechertypen qualifiziert.2)
Gustav Diessl vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: www.virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Das Drehbuch basiert auf Motiven der Hörspielvorlage von Friedrich Wolf1),
die den Absturz des Luftschiffes "Italia"1) im nördlichen Eismeer
im Jahr 1928 und die sich daran anschließende internationale Rettungsaktion
behandelt. Betont die Vorlage noch die Rolle des Funkverkehrs für die
internationale Solidarität (die italienischen Havaristen werden schließlich
durch einen sowjetischen Eisbrecher gerettet), so wird "SOS Eisberg" aus betont
nationaler Perspektive erzählt: Eine deutsche
Funkstation koordiniert die Suchaktion, ein deutscher Flieger bringt die
Rettung.2)
Auch hier wurde wegen der noch mangelnden
Synchronisationstechnik mit "SOS Iceberg"3) eine englischsprachige Version
gedreht, in der der US-amerikanische Filmstar Rod La Roque1) (1898 1969)
den Part von Gustav Diessl übernommen hatte.
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Auch international war Gustav Diessl ein vielgefragter Darsteller, er spielte
in der Schweizer Produktion "Das Schicksal eines Verfemten" (1934)
mit, in den 1940er Jahren kamen einige italienischen Streifen hinzu und auch ein
kurzer Ausflug nach Hollywood gehört zu seiner Filmografie. Doch sein Metier
blieb der deutschsprachige Film, so sah man ihn unter anderem als russischer
Hauptmann Serge Smrirnow
in Paul Wegeners Flucht- und Liebesdrama "Der Weg nach Shanghai"1) (1936) zusammen mit
Pola Negri,
unter der Regie von Arthur Maria Rabenalt glänzte er in dem exotischen
Film "Die Liebe des Maharadscha" (1936), unter der Regie von Richard Eichberg
in "Der Tiger von Eschnapur"1) (1938) und "Das
indische Grabmal"1) (1938).
In Eduard von Borsodys historischem Abenteuerstreifen "Kautschuk"1) (1938),
der Geschichte des Engländers Henry Wickham1)
(René Deltgen),
mimte er den reichen brasilianischen Plantagenbesitzer Don Alonzo de Ribeira, einen
weiteren reichen Brasilianer, den Don Felipe Escobar in dem Krimi "Stern von Rio"1) (1940) mit
La Jana.
Zu Gustav Diessls weiteren Arbeiten für das Kino zählten in den
1930er Jahren unter anderem das Melodram "Starke
Herzen"3) (1937),
die Komödie "Fortsetzung
folgt"3) (1938) sowie
die Krimis "Der
grüne Kaiser"3) (1939) und "Ich
bin Sebastian Ott"1) (1939. Anfang der 1940er Jahre
trat er beispielsweise in dem antiserbischen Propagandastreifen "Menschen im Sturm"3) (1941)
mit der Rolle des Alexander Oswatic in Erscheinung, in Georg Wilhelm Pabsts Historienfilm "Komödianten"1) (1941)
um die von Käthe Dorsch gespielte Theaterprinzipalin Caroline Neuber
als Ernst Biron, Herzog von Kurland.
Für Gerhard Lamprecht mimte er in der Romanze
"Clarissa"3) (1941)
den Bankdirektor Feerenbach an der Seite von Titelheldin Sybille Schmitz,
in Harald Brauns Ibsen-Adaption "Nora"1) (1943,
mit Luise Ullrich) stellte er den den Doktor Rank dar sowie in
Veit Harlans berüchtigtem NS-Durchhaltefilm "Kolberg"1) (1945)
mit Heinrich George
als Joachim Nettelbeck1)
den Leutnant Ferdinand von Schill1).
Porträt Gustav Diessl nach 1947
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Körperschaft: Photo Simonis; © ÖNB/Wien,
Photo Simonis; Datierung: nach 1947
Bildarchiv Austria (Inventarnummer SIM 202)
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Letztmalig erlebte man Diessl als Ankläger bzw. Staatsanwalt Both in G. W. Pabsts Spielfilm "Der Prozeß"1) (1948), mit dem
der legendäre Regisseur einen Ritualmord-Prozess des Jahres 1882 bzw. die Affäre
von Tiszaeszlár
thematisierte bzw. sich mit dem Antisemitismus auseinandersetzte,
sowie in Karl Antons Krimi "Ruf an das Gewissen"1) (1944/45)
auf der Leinwand ein Film der erst nach Diessls Tod am 3.
Februar 1950 in die Kinos gelangte.
Mit klaren Zügen, schwarzem Vollbart, Überzeugungskraft und feinnerviger
Energie gestaltete der Abenteurer seine Rollen: Bergführer, Liebhaber, und
Überlebenskünstler ebenso wie später seine Charakterrolle als Hausfreund in
"Nora".4)
Gustav Diessl, der 1935 Erinnerungen zu seinem Expeditionsfilm "Der Dämon des Himalaja" (1935) veröffentlicht hatte,
machte sich zudem als Kunstmaler einen Namen. Der
Schauspieler, der als Bergführer, Liebhaber und Überlebenskünstler, aber
auch mit Charakterrollen in mehr als 35 Filmen überzeugen konnte,
starb am 20. März 1948 nach zwei Schlaganfällen mit nur 48 Jahren in seiner Geburtsstadt
Wien; die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen "Döblinger Friedhof"1)
(Gruppe 28, Reihe 1, Nr. 6) → Foto der Grabstätte bei
knerger.de.
Diessl war in erster, kurzer Ehe mit Irmgard Amalie Wettach verheiratet,
danach lebte er mehrere Jahre mit der Schauspielerin Camilla Horn (1903 1996)
zusammen.
1938 heiratete er die berühmte Sopranistin Maria Cebotari
(1910 1949),
aus der Verbindung stammen zwei Söhne, die nach dem Tod von Cebotari
(sie überlebte Diessl nur um wenig mehr als ein Jahr) von dem englischen
Pianisten Clifford Curzon1) (1907 1982) und seiner Frau Lucille Wallace-Curzon
adoptiert wurden.2)
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Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de
Quellen:
2) Wikipedia,
4) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier und Berndt
Schulz, Ausgabe 2000, S. 73
Lizenz Foto Gustav Diessl (Urheber: Alexander Binder):
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche
Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die
Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Kinofilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de (Fremde
Links: Wikipedia (deutsch/englisch), filmportal.de, cyranos.ch) |
Stummfilme
Tonfilme
- 1930: The White Hell of Piz Palü (englische Tonfilmfassung von "Die Weiße Hölle vom Piz Palü")
- 1930: Westfront 1918
(Regie: Georg Wilhelm Pabst; als Infanterist Karl)
→ filmportal.de
- 1930: Moral um Mitternacht (Regie:
Mark
Sorkin; als Gefangener)
- 1930: Die große Sehnsucht
(als er selbst)
→ filmportal.de
- 1930: Hans in allen Gassen
(als Soranzo)
- 1930: Leutnant warst Du einst bei deinen Husaren (Regie:
Manfred Noa; als Fedor Karew) → IMDb,
Wikipedia (englisch)
- 1931: Das gelbe Haus des King-Fu
(nach dem Bühnenstück "Das gelbe Haus von Rio" von Josef M. Velter (18951949);
als Cyrill Scalpa und King-Fu) → filmportal.de
- 1931: Menschen hinter Gittern
(deutschsprachige Version von "The
Big House"; als Morris)
- 1932: Die Nächte von Port Said / Les nuits de Port Said (Regie:
Leo
Mittler, Drehbuch: Walter
Mehring; als Matrose Hans) → IMDb
- 1932: Die Herrgottsgrenadiere / Der goldene Gletscher /
Goldfieber (als Faletti)
- 1932: Die
Herrin von Atlantis / The Mistress of Atlantis (Regie: Georg
Wilhelm Pabst; als Kolonialsoldat Morhange)
→ filmportal.de
- 1932: Eine von uns
(als Reiseschriftsteller Martin)
- 1932: Teilnehmer antwortet nicht
(als arbeitsloser Schlosser Konrad Quandt)
- 1933: Das
Testament des Dr. Mabuse (Regie: Fritz
Lang; als ausstiegswilliger Gangster Thomas Kent) → cyranos.ch,
filmportal.de
- 1933: Roman einer Nacht
(Regie: Carl
Boese; als Fremder)
- 1933: SOS
Eisberg (Regie: Arnold
Fanck; als Prof. Dr. Karl Lorenz) →
filmportal.de
- 1934: Die
weiße Majestät / Das Schicksal eines Verfemten / Un de la montagne
(Regie: Anton
Kutter; als Bergführer Jakob Burkhardt)
→ Filmlexikon
- 1935: Alles um eine Frau.
Kameraden (Regie: Alfred
Abel; als Flugzeug-Industrieller bzw. ehemaliger 1.
Weltkriegs-Pilot
Frederic Keyne, Ehemann von Blanche
(Chalotte Susa)) →
IMDb
- 1935: Der Dämon des Himalaya (über eine Himalaya-Expedition und die Suche nach einem Berggeist;
Regie: Andrew
Marton,
Drehbuch u.a. Günter Oskar Dyhrenfurth;
als Ethnologe Dr. Norman) → film101.de,
filmpodium.ch,
IMDb
- 1936: Die Liebe des
Maharadscha / Die weiße Frau des Maharadscha (als
Maharadscha von Bathaipore) → film.at
- 1936: Moskau Shanghai (Regie:
Paul
Wegener; mit Pola
Negri; als russischer Hauptmann Sergej Smirnow) → filmportal.de
- 1936: Schatten der Vergangenheit
(als Staatsanwalt Dr. Hans Hellwig) → Filmlexikon
- 1936: Die weissen Teufel / Die weisse Kompanie (Regie:
August
Kern, Alfred
Abel, Serge de Poligny; als ?)
- 1937: Starke
Herzen (Erstaufführung: 13.01.1953; als Rittmeister Alexander von
Harbin)
- 1938: Der
Tiger von Eschnapur (nach dem Roman von Thea von
Harbou; als
Abenteurer Sascha Demidoff)
→ filmportal.de
- 1938: Das
indische Grabmal (nach dem Roman von Thea von Harbou; als
Sascha Demidoff alias Ingenieur Herr Kurtzow)
→ filmportal.de
- 1938: Fortsetzung
folgt (als Fred)
- 1938: Kautschuk / Die grüne Hölle
(über
den Engländers Henry
Wickham = René
Deltgen; als reicher brasilianischer
Plantagenbesitzer Don Alonzo di Ribeira) → filmportal.de
- 1939: Der
grüne Kaiser (als Großbankier Henry Miller / Hendrik
Mylius)
- 1939: Ich verweigere die Aussage
(als Robert Lerart, Vetter von Noras Freundin Marianne)
- 1939: Ich
bin Sebastian Ott (über gefälschte Rubens-Gemälde;
von (Regie) und mit Willi
Forst als Kunstsachverständiger
Dr. Sebastian Ott und sein Zwillingsbruder Ludwig Ott;
als Kunstmaler Strobl) → filmportal.de
- 1940: Stern von Rio
(als Großkaufmann Don Felipe Escobar) → filmportal.de
- 1940: Herz ohne Heimat
(nach dem Roman "Die beiden Diersbergs" von Renate Uhl (18921967); als Alexander Diersberg,
Albrecht
Schoenhals als Dr. Clemens Diersberg)
- 1940: Senza cielo (Regie: Alfredo Guarini;
als Dottore Martin) → IMDb
- 1941: Komödianten
(über Caroline
Neuber; als Herzog Ernst Biron von Kurland) →
filmportal.de
- 1941: Clarissa
(als Bankdirektor Feerenbach)
- 1941: Menschen im Sturm
(als Alexander Oswatic)
- 1941: Il bravo di Venezia (Regie: Carlo Campogalliani;
als Marco Fuser, "Il bravo") → IMDb
- 1942: Rückkehr ins Leben
/ La donna del peccato (Regie: Harry Hasso (eigentlich Karl Hartnagel (19041984));
als der Ingenieur) → IMDb,
dievergessenenfilme.wordpress.com
- 1943: Maria Malibran / La Malibran (mit Maria
Cebotari als Maria Malibran;
Regie: Guido Brignone;
als ?) → IMDb
- 1943: Calafuria (Regie: Flavio
Calzavara; als Maler Tommaso Bardelli) → IMDb
- 1943: La danza del fuoco (Regie: Giorgio Simonelli;
als Giulio Boldrini) → IMDb
- 1944: Nora
(nach Motiven des Dramas von Henrik Ibsen mit
Luise Ullrich in
der Titelrolle; als Doktor Rank) → filmportal.de
- 1944: Nebbie sul mare (Regie: Marcello Pagliero;
als Pietro Rosati) → IMDb
- 1944: Ein Blick zurück
/ Am Vorabend (als Konzertpianist Erwin Corbach)
→ film.at,
Filmlexikon
- 1944/45: Ruf an das Gewissen
(Erstaufführung: 03.02.1950; als Dr. Gregor Karpinski)
→ filmportal.de
- 1945: Kolberg
(Vorbehaltsfilm/
NS-Durchhaltefilm mit Heinrich
George als Joachim
Nettelbeck; Regie: Veit
Harlan;
als Leutnant Ferdinand
von Schill)
→ filmportal.de
- 1948: Der Prozeß
/ Im Namen der
Menschlichkeit (Regie: G.
W. Pabst; als Staatsanwalt Both)
→ filmportal.de
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