Der Bariton Willi Domgraf-Fassbaender (auch Willy) wurde am 19. Februar 1897 als Wilhelm Josef Maria Fassbaender in Aachen1) geboren; während seines Engagements in Stuttgart fügte er wegen häufiger Verwechslungen mit seinem Kollegen, dem Bass-Bariton Wilhelm Fassbinder (1887 – 1946), seinem Nachnamen den Spitznamen "Domgraf" hinzu.. Zunächst studierte er in seiner Geburtsstadt Klavier und Musikwissenschaften bei dem Komponisten Felix Knubben1) (1880 – 1934), anschließend ließ er sich in Berlin von Jacques Stückgold1) (1877 – 1953) und Paul Bruns (1867 – 1934) in Gesang ausbilden, schließlich nahm er in Mailand noch Unterricht bei dem berühmten italienischen Heldentenor Giuseppe Borgatti (1871 – 1950).
Die Karriere Domgraf-Fassbaenders begann als Konzert- und Oratoriensänger, 1922 stand er am "Stadttheater Aachen"1) in der Opera buffa1) "Figaros Hochzeit"1) von Wolfgang Amadeus Mozart1) mit der Partie des Grafen Almaviva erstmals als Opernsänger auf der Bühne, wenig später wechselte nach Berlin an das "Deutsche Opernhaus"1), dessen Ensemblemitglied er von 1923 bis 1925 war. Eine weitere Station wurde dann die "Düsseldorfer Oper"1) (1925–1927), über die "Staatstheater Stuttgart"1) (1927–1930) kam er schließlich auf Drängen seines Freundes Richard Tauber (1891 – 1948) an die "Berliner Staatsoper"1), welche bis 1948 seine künstlerische Heimat blieb. Darüber hinaus trat der Bariton bei verschiedensten Festspielen auf, wurde bei Gastspielen an vielen bedeutenden internationalen Opernhäusern wie in Barcelona, Paris, Amsterdam, Kopenhagen, Basel, Wien und Mailand gefeiert.
   

Porträt des Opernsängers Willy Domgraf-Fassbaender vor 1930
von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930) 
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Porträt des Opernsängers Willy Domgraf-Fassbaender vor 1930 von Nicola Perscheid1 (1864 – 1930); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Vor allem als herausragender Mozart-Interpret machte er sich einen Namen, seine Paraderolle, den "Figaro" in "Figaros Hochzeit", interpretierte er nicht nur grandios 1931 bei der letzten Vorstellung an der Berliner "Krolloper"1), sondern auch bei zahlreichen Aufführungen wie beispielsweise wiederholt bei den  Vorstellungen in der "Glyndebourne Festival Opera"1) (1934 – 1937 und 1939), wo er auch als Guglielmo in "Cosě fan tutte"1) brillierte.
Bei den "Salzburger Festspielen"1) wirkte er 1937 als Papageno in "Die Zauberflöte"1) mit (Dirigent: Arturo Toscanini1)) und auch als "Don Giovanni"1) wurde er bewundert. Als Verdi-Interpret begeisterte er mit der Titelrolle im "Rigoletto"1), als Graf Luna im "Troubadour"1) und als Graf Anckarström im "Ein Maskenball"1), zu seinen weiteren großen Bühnenpartien zählten beispielsweise der Torero Escamillo in"Carmen"1) von Georges Bizet1), der Graf Liebenau in "Der Waffenschmied"1) von Albert Lortzing1), der Figaro in "Der Barbier von Sevilla"1) von Gioachino Rossini1),  der Maler Marcello in "La Bohčme"1) von Giacomo Puccini1), der Polizeichef Baron Scarpia in "Tosca"1) (ebenfalls von Puccini) sowie die Opern "Ariadne auf Naxos"1) (als Harlekin) und "Elektra"1)  (als Orest) von Richard Strauss1). Zu nennen sind die zudem Partien in den Opern "Tannhäuser"1) (Wolfram von Eschinbach), "Parsifal"1) (Gralskönig Amfortas) und sogar der Hans Sachs in "Die Meistersinger von Nürnberg"1) von Richard Wagner1).

Seit Anfang der 1930er Jahre machte Domgraf-Fassbaender sporadisch Ausflüge auf die Leinwand und wirkte in einigen Kinoproduktionen mit, die ihn ungemein populär werden ließen: Nach einer Gesangseinlage in dem Hans Albers-Film "Der Sieger"1) (1932) erlebte man ihn unter der Regie von Max Ophüls1) in "Die verkaufte Braut"1) (1932) nach der gleichnamigen komischen Oper1) von Bedřich Smetana1) mit einer bezaubernden Jarmila Novotná1) in der Titelrolle und Domgaf-Fassbaenders Part des Postillons Hans. Es folgte die Titelfigur des Schriftstellers und Freiheitskämpfers Theodor Körner1) in dem von Carl Boese1) in Szene gesetzten Biopic "Theodor Körner"1) (1932). "Willi Domgraf-Faßbaender gibt den Helden mit Haltung und verträumter Sinnlichkeit, nur entspricht er in Maske und Spiel nicht dem Typ des deutsche Heldenjünglings, wie unsere Jugend sich einen Theodor Körner vorstellt." schrieb unter anderem Oskar Kalbus1).2)
Ein Jahr zeigte er sich in Heinz Hilperts1) Streifen "Ich will Dich Liebe lehren" (1933), Rudolf van der Noss1) realisierte mit ihm als Komponist Carl Maria von Weber1) die klischeehafter Filmbiografie "Aufforderung zum Tanz"3) (1934, auch: "Der Weg Carl Maria von Webers"). Dann sah man den Sänger eine Zeit lang nicht auf der Leinwand, erst einige Jahre später stand er nach zwei Kurzfilmen (1937/1938) für die von Heinz Rühmann inszenierte Komödie "Lauter Liebe"1) (1940) vor der Kamera und mimte den Opernsänger Enrico Battini; danach drehte er während des Nazi-Regimes keine Filme mehr.
Auch nach 1945 übernahm er nur noch ein Mal eine Aufgabe für den Kinofilm: Er spielte bzw. sang die Figur, die ihn berühmt gemacht hatte, den "Figaro" in Georg Wildhagens1) Leinwand-Fassung von Mozarts "Figaros Hochzeit"1) (1949), einer ersten Opernverfilmungen der DEFA1). In "Kleine Enzyklopädie Film" (Leipzig 1966) wir unter anderem ausgeführt: "In dem Film FIGAROS HOCHZEIT sind sämtliche Rezitative weggefallen und durch Dialogszenen ersetzt worden. Interessanterweise sind die drei Finales erhalten geblieben. Vieles ist dem Theater noch sehr nahe. Im ganzen kommt das Ohr besser weg als das Auge." "Der Sozialdemokrat" vom 27.11.1949 notierte unter anderem "Hier entstand ein bezaubernder Film mit dem beschwingten Geiste und dem Reiz Mozartscher Musik. Ein Genuß, wie er selten ist auf der Leinwand." → Filmografie

Nachdem Domgraf-Fassbaender 1948 die "Berliner Staatsoper" verlassen hatte, gab er überwiegend Gastspiele, so in Hannover und München und zwischen 1951 und 1963 an der "Wiener Staatsoper"; außerdem fungierte er seit 1946 am "Nürnberger Stadttheater"1) als Oberspielleiter, wo er unter anderem am 26. März 1955 anlässlich des "Nürnberger Volksfestes"1) die Uraufführung der Spieloper "Das Bad auf der Tenne"4) von Friedrich Schröder1) (Musik) inszenierte und auch gelegentlich als Sänger in Erscheinung trat. Seit 1954 hatte er überdies eine Professur am "Meistersinger-Konservatorium"1) in Nürnberg inne und war außerdem ein gefragter Gesangspädagoge; zu seinen Schülerinnen/Schülern gehörten beispielsweise die Sopranistin Rita Streich (1920 – 1987) und der Tenor bzw. spätere Kammersänger Erwin Wohlfahrt1) (1932 – 1968).

Willy Domgraf-Fassbaender, dessen Stimmführung und Stilsicherheit seines Vortrages immer wieder bewundert wurde, starb am 13. Februar 1978 in Nürnberg1) – wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag.
Der Künstler war drei Mal verheiratet, laut Wikipedia zunächst mit Mathilde Maria Henriette Reiff, danach mit Ilse Berta Emma Seeger und schließlich mit der Schauspielerin Sabine Peters (1912 – 1982. Aus dieser Verbindung ging die 1939 geborene Brigitte Fassbaender1) hervor, die sich später, nicht zuletzt durch das Studium bei ihrem Vater, als bedeutende Mezzo-Sopranistin, aber auch als Regisseurin und Intendantin einen Namen machte.  
Siehe auch cyranos.ch, Wikipedia, www.cantabile-subito.de (englisch)
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmdienst.de, 4) felix-bloch-erben.de
2) Oskar Kalbus: "Vom Werden deutscher Filmkunst" – 2. Teil: Der Tonfilm (Berlin 1935. S. 78)
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Murnau Stiftung, Wikipedia, filmportal.de, defa-stiftung.de)

*) In der NS-Zeit verboten wegen seines nach Ansicht von Goebbels zu traditionellen, bürgerlichen, nicht dem völkischen Zerrbild
der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung verpflichteten Antikommunismus. (Quelle: Wikipedia)

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