Friedrich Domin wurde am 15. Mai 1902 im oberschlesischen Beuthen1)
(heute: Bytom, Polen) als Sohn eines Blumenhändlers bzw. Gärtners geboren.
Er schloss die Schulzeit mit dem Abitur ab und besuchte anschließend die
1919 von Walter Gropius1) (1883 1969) in Weimar gegründete Kunsthochschule
"Bauhaus"1), da er
Kunstmaler und Architekt werden wollte. Dann
orientierte er sich um, war zeitweise Wirtschaftseleve in der Landwirtschaft
und beschloss dann, Schauspieler zu werden. Er ließ sich an dem
renommierten "Reinhardt-Seminar"1) in Berlin ausbilden und gab
im November 1921 sein
Bühnendebüt am "Berliner Theater an der Köpenicker Straße" mit der Rolle des Ernst Lachmann in Gerhart Hauptmanns
Drama "Michael Kramer"1); gleichzeitig konnte er seine malerischen
Fähigkeiten als Bühnenbildner für dieses Stück unter
Beweis stellen. Ein weiteres Engagement führte ihn zu Berthold Viertels1) Kollektivtheater "Die
Truppe", dann spielte Domin an verschiedensten Theatern die großen
Rollen der Weltliteratur, unter anderem in Königsberg (1924). Weitere
Stationen seiner Theaterkarriere waren dann erneut Berlin, Zürich (1926), Gera (1927) und
schließlich Kassel (1928), wo er erstmals als Regisseur arbeitete, aber auch
weiterhin bühnenbildnerisch tätig war; seit 1934 war Domin
festes Ensemblemitglied der "Münchner Kammerspiele"1).
Das Rollenrepertoire Domins umfasste klassische Helden wie
Shakespeares "Othello"1), Lessings "Nathan
der Weise"1), Schillers Franz Moor in "Kabale und Liebe"1) oder den
Dorfrichter Adam in "Der
zerbrochne Krug"1) von Kleist.
Er begeisterte aber ebenso in Stücken der Moderne, so als Polizeichef
in der Bühnenversion von Graham Greenes Roman "Die Kraft und die Herrlichkeit"1) oder als
herrischer Landbesitzer Pozzo in Becketts "Warten auf Godot"1), 1954 inszeniert
von Fritz Kortner
mit Heinz Rühmann als Erstragon,
Ernst Schröder als Wladimir
und Rudolf Vogel als Lucky. Domin gab beispielsweise den Pastor Manders in dem Ibsen-Dram
"Gespenster"1), war der
ehemalige Theaterdirektor Harro Hassenreuter in Hauptmanns "Die
Ratten"1), gestaltete die Titelrolle in Dürenmatts
Komödie "Die Ehe des Herrn
Mississippi"1) und in Büchners
Drama "Dantons
Tod"1) sowie den Ingenieur Oderbruch
in Zuckmayers "Des Teufels General"1). Hervorzuheben ist auch seine
Verkörperung sein General a.D. in Jean Anouilhs1) Tragikomödie "Der Walzer des
Toreros", letztmalig stand Friedrich Domin Anfang Dezember 1961 in Maxim Gorkis Schauspiel
"Wassa Schelesnowa"1)
als Bruder der Titelheldin auf der Bühne der "Münchner
Kammerspiele".
|
Zum Film kam Friedrich Domin bereits Ende der 1930er Jahre und war erstmals 1939 als Sir Collins
in dem Zarah
Leander-Abenteuer "Das Lied der Wüste"1)
auf der Leinwand zu sehen. Im Verlaufe der Zeit folgten unzählige
Kinoproduktionen, in denen Domin meist mit profilierten Nebenrollen in Erscheinung trat. Bis Ende des 2. Weltkrieges stand er
für Streifen wie beispielsweise den Krimi "Alarmstufe V"2) (1941),
den Historienfilm "Der unendliche Weg"2) (1943)
oder die Komödie "Mit
meinen Augen"2) (1944) vor der Kamera, die allerdings erst Ende
Februar 1948 zur Erstaufführung gelangte.
Auch im deutschen
Nachkriegsfilm gehörte Domin zu den populären Darstellern und
mimte oftmals Persönlichkeiten "von gehobener Bedeutung". Man sah
ihn beispielsweise 1951 als Bankdirektor in "Das
seltsame Leben des Herrn Bruggs"1)
oder 1954 als Dichter in Kurt Hoffmanns Verfilmung des Schwanks "Der
Raub der Sabinerinnen"1).
Friedrich Domin und Zarah Leander in "Das Lied der Wüste"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Körperschaft: Scherl Bilderdienst; © ÖNB/Wien;
Datierung: 21.06.1939
Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1527/2)
|
In dem Biopic "Sauerbruch Das war mein Leben"1) (1954)
verkörperte er im gleichen Jahr den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg1),
ein Jahr später den Reichskanzler Otto von Bismarck1)
in Helmut Käutners Historienstreifen "Ludwig II"1) (1955),
als Kommerzienrat Wagner zeigte er sich in dem von Willy Birgel
in Szene gesetzten Melodram "Rosenmontag"2) (1955)
sowie, eher untypisch, als Zirkusmanager in Max Ophüls' Biopic "Lola Montès"1) (1955). Domin stand unter
anderem 1956 als Gefängnisdirektor in der mit Heinz Rühmann
in der Titelrolle gedrehten Zuckmayer-Adaption "Der Hauptmann von Köpenick"1)
vor der Kamera, wirkte wiederholt in Produktionen neben
Hauptdarstellerin Ruth Leuwerik mit, so in "Die
Trapp-Familie"1) (1956), "Königin Luise"1) (1957),
"Auf
Wiedersehen, Franziska!"1) (1957), "Immer wenn der Tag beginnt"1) (1957),
"Die ideale Frau"1) (1959),
"Eine Frau fürs ganze Leben"1) (1960)
und "Liebling der Götter"1) (1960).
Zu Domins letzten Kino-Auftritten zählen 1960 die
Zuckmayer-Verfilmung "Die
Fastnachtsbeichte"1) sowie der
Rühmann-Film "Das
schwarze Schaf"1), wo er
in die Rolle eines Bischofs schlüpfte, der von den kriminalistischen
Ambitionen des Pater Brown wenig begeistert ist.
Vereinzelt wirkte Domin auch in Fernsehproduktionen mit, unter anderem
als Pastor Dahlström, Seelsorger der schwedischen Kolonie Berlin, in dem
Stück "Waldhausstraße 20"3) (1960)
und als Minister a.D. Philip Russell
in "Staatsaffären"3),
gedreht nach der Komödie von Louis Verneuil1).
Der Schauspieler und Theaterregisseur Friedrich Domin starb am 18. Dezember 1961 im Alter von
nur 59 Jahren in München an den Folgen einer
Grippe. Die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen Friedhof Bogenhausen1),
in der Grabstätte wurde später auch seine Ehefrau Else Domin (1905 1993)
beigesetzt → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Im Münchener Stadtteil Ramersdorf-Perlach erinnert
der "Friedrich-Domin-Weg" an den heute fast vergessenen,
großartigen Charaktermimen.
|
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die
Krimihomepage)
|
Kinofilme
- 1939: Das Lied der Wüste
(als geldgieriger Profiteur Sir Collins, Vater der Sängerin Grace)
→ filmportal.de
- 1941: Der siebente Junge
(als Baron Florian von Röckl)
- 1941: Komödianten
(über die Theaterprinzipalin Caroline
Neuber; als Johann
Neuber, Carolines Ehemann)
→ filmportal.de
- 1941: Alarmstufe
V (als Prof. Crusius, Chef von Hilde Meindl)
- 1942: Kleine Residenz
(als Waldemar Prinz von Lauffenburg)
- 1942: Fünftausend
Mark Belohnung (als Fabrikbesitzer Joachim Wengraf)
- 1943: Der unendliche Weg
(als Fürst
Metternich)
- 1943: Man rede mir nicht von Liebe
(nach dem Roman von Hugo
Maria Kritz; als Kunsthändler van Italy) → filmportal.de
- 1944: Melusine
(Uraufführung: 02.03.2014; als Professor von Hardegg)
- 1944: Mit
meinen Augen (Berliner Erstaufführung: 27.02.1948; als
Richard Doysen)
- 1944: Die
Schuld der Gabriele Rottweil / Regimentsmusik (EA:
01.09.1950; nach dem Roman "Regimentsmusik"
von Hans
Gustl Kernmayr; als Herr von Wahl, Vater von Gabriele (Heidemarie
Hatheyer)) → filmportal.de,
Murnau Stiftung
- 1945: Wo
ist Herr Belling? (unvollendet; als Dr. Fiedler) → filmportal.de
- 1949: Der Ruf
(Semi-autobiografischer Film um Fritz
Kortner (auch Drehbuch und Rolle des Professor Mauthner);
als Prof. Helfert) → filmportal.de
- 1949: Krach im Hinterhaus (nach der Komödie von Maximilian
Böttcher; als Justizrat Dr. Horn, Vater von Assessor
Dr.
Erich Horn = Ernst
von Klipstein)
- 1950: Die Nacht ohne Sünde
(als Professor Rackmann)
- 1951: Der Unheimliche / Die Tat des anderen (als ?)
→ filmdienst.de,
IMDb
- 1951: Das
seltsame Leben des Herrn Bruggs (als Bankdirektor Reisch)
- 1951: Die
Frauen des Herrn S. (als mazedonischer General) → filmportal.de
- 1952: Der
große Zapfenstreich (nach dem Bühnenstück von Franz
Adam Beyerlein; als Wachtmeister Volkhardt, Vater von Kläre)
- 1952: Die große Versuchung
(nach dem Roman "Der Erfolgreiche" von Hans
Kades; als Verteidiger Dr. Frank) → filmportal.de
- 1953: Die geschiedene Frau
(nach der Operette von Leo
Fall; als Gerichtsvorsitzender)
- 1954: Meines Vaters Pferde (nach dem Roman von Clemens
Laar; als Professor)
- 1954: Sauerbruch Das war mein Leben
(über Ferdinand
Sauerbruch; als Paul
von Hindenburg) → filmportal.de
- 1954: Dieses Lied bleibt bei dir
/ Kabarett (als Arzt) → filmportal.de
- 1954: Der
Raub der Sabinerinnen (nach dem Schwank
von Franz und Paul von Schönthan; als Dichter) → filmportal.de
- 1954: Schloß
Hubertus (nach dem Roman
von Ludwig Ganghofer; als Graf Egge) → filmportal.de
- 1954: Das
Bekenntnis der Ina Kahr (als Vater Stoll) → filmportal.de
- 1955: Marianne
/ Marianne de ma jeunesse (nach dem Roman "Schmerzliches
Arkadien" von Peter
de Mendelssohn; als Professor)
→ filmportal.de
- 1955: Ludwig II
(über König
Ludwig II. von Bayern; als Otto
von Bismarck) → filmportal.de
- 1955: Lola Montes
/ Lola Montès (über Lola
Montez; als Zirkusdirektor / Clown) → filmportal.de
- 1955: Geliebte
Feindin (nach dem Roman von Maria von Kirchbach; als Mr.
Trapp) → filmportal.de
- 1955: Rosenmontag
(als Kommerzienrat Wagner)
- 1955: San
Salvatore (nach dem Roman von Hans
Kades; als Lungenspezialist Dr. Breymann)
- 1955: Sarajevo Um Thron und Liebe (über
das Attentat
von Sarajevo am 28. Juni 1914; als deutscher Professor)
- 1955: Ein
Mädchen aus Flandern (nach der Novelle "Engele von
Loewen" von Carl
Zuckmayer; als General Haller) → filmportal.de
- 1956: Der Hauptmann von Köpenick
(nach dem Theaterstück
von Carl Zuckmayer über den "Hauptmann
von Köpenick"
mit Heinz
Rühmann in der Titelrolle; als Zuchthausdirektor)
→ filmportal.de
- 1956: Die
Trapp-Familie (nach den Erinnerungen von Maria
Augusta Trapp; als Bankier Gruber) → filmportal.de
- 1956: Heiße
Ernte (als Vater Rudolf Stammer) → filmportal.de
- 1956: Königin Luise
(über Königin
Luise; als Herzog
von Mecklenburg-Strelitz, Luises Vater) → filmportal.de
- 1956: Kleiner
Mann ganz groß (als Theodor Krüger) → filmportal.de
- 1957: Immer wenn der Tag beginnt
(als Professor Wächter) → filmportal.de
- 1957: Der
Edelweißkönig (nach dem Roman von Ludwig
Ganghofer; als Untersuchungsrichter)
- 1957: Auf
Wiedersehen, Franziska! / Franziska (als Professor Thiemann)
→ filmportal.de
- 1957: Die
große Chance (nach einer Filmnovelle von Aldo
von Pinelli; als Bischof) → filmportal.de
- 1958: Worüber man nicht spricht
(als Professor Julius Gruber) → filmdienst.de
- 1958:
und nichts als die Wahrheit (nach dem Kriminalroman "Der
Fall Deruga" von Ricarda
Huch; als Rechtsanwalt
Dr. Fein,
Strafverteidiger des Arztes Dr. Stefan Donat (O.
W. Fischer))
→ filmportal.de
|
|
"
nd nichts als die Wahrheit":
Abbildung DVD-Cover
sowie Szenenfoto mit
O. W. Fischer (l.) als
Arzt Dr. Stefan Donat
und Friedrich Domin als
dessen Strafverteidiger
Dr. Fein
Mit freundlicher Genehmigung
von Pidax-Film,
welche den Krimi
Ende März 2024
auf DVD herausbrachte.
|
- 1958: Die
Landärztin (als Pfarrer) → filmportal.de
- 1959: Die ideale Frau
(als Justizrat Becker, Vater von Fanny) → filmportal.de
- 1959: Heimat Deine Lieder
(als Gärtner Bruno Kummernus) → filmportal.de
- 1959: Ja, so ein Mädchen mit 16
(als Dirigent Franz Vidal, Großvater von Conny = Cornelia
Froboess) → prisma.de
- 1959: Ein
Mann geht durch die Wand (nach der Novelle "Le passe
muraille" von Marcel
Aymé; als Psychiater) → filmportal.de
- 1960: Liebling der Götter
(lose nach der Biografie der Schauspielerin Renate
Müller; als Herr Matthieu)
- 1960: Eine Frau fürs ganze Leben
(als Heinemann) → filmportal.de
- 1960: Die
Fastnachtsbeichte (nach der Novelle
von Carl Zuckmayer; als Domkapitular Dr. Henrici) → filmportal.de
- 1960: Das
schwarze Schaf
(nach Motiven der Geschichten von Gilbert
Keith Chesterton um Pater
Brown; als Bischof)
→ filmportal.de
Fernsehen
- 1954: München Bilder einer Stadt (Mitwirkung)
→ IMDb
- 1955: Gottes Utopia
(nach der Novelle "Wir sind Utopia" von Stefan Andres;
als Padre Damiano)
- 1960: Waldhausstraße
20 (als Pastor Dahlström)
- 1960: Mosaik einer Stadt
(Kurz-Dokumentarfilm; als Sprecher)
- 1961: Staatsaffären
(nach der Komödie von Louis
Verneuil; als Minister a.D. Philip Russell)
- 1961: Die Perser (nach der Tragödie
von Aischylos; Regie: Hans
Lietzau; als Dareios; → weitere Besetzung
IMDb)
- 1961: Korczak und die Kinder (nach dem Theaterstück von Erwin Sylvanus
über Janusz
Korczak;
als Janus Korczak;
→ weitere Besetzung
IMDb;
Kurzinfo: Niemals so sagt man hat Janusz Korczak in seinem Leben gelogen. Er führt ein Leben in Liebe und ohne Lüge,
ein Leben für seine 66 Kinder. Ja, der Kinderarzt Dr. Korczak, Leiter eines jüdischen Waisenhauses in Warschau, tat für seine
Zöglinge
mehr, als vielleicht mancher leiblicher Vater hätte tun können. Er erzog sie zur Wahrheitsliebe, indem er die Lüge
mied.
Nur einmal
sagte er den Kinder nicht die Wahrheit: als sie evakuiert werden sollten. Jeder im Warschauer Getto wußte,
was eine
"Evakuierung"
bedeutete.
Das ist die Geschichte, die Erwin Sylvanus nach einer wahren Begebenheit auf eine ungewöhnliche Weise dargestellt hat.
Die Personen des Stückes treten nicht sofort in das Geschehen ein. Man lernt zunächst die Schauspieler kennen und einen
Mann, der vielleicht die Rolle des Spielleiters innehat. Er erzählt von Korczak, und er unterhält sich auch mit den Darstellern
über das Stück. Erst im Verlauf des Spiels stellt sich langsam die Identität zwischen Schauspielern und Rollen ein.
(Quelle: retro-media-tv.de))
- 1962: Becket oder Die Ehre Gottes (nach dem Bühnenstück
von Jean
Anouilh mit Heinz Baumann als Thomas
Becket;
als ?; → weitere Besetzung IMDb)
|
|