Philip Dorn
Frits van Dongen wurde am 30. September 1901 als Hein van der Niet und jüngstes von zehn Kindern im holländischen Scheveningen1) geboren. Wie sein Vater, der Schuster Leendert van der Niet, machte auch Sohn Hein nach der Schule eine Lehre, um später Schuhmacher zu werden, seine heimliche Leidenschaft galt jedoch schon früh der Schauspielerei. Bereits mit 14 Jahren stand er auf der Bühne eines Amateurtheaters, bald schon entschied er sich ganz für die Profession des Schauspielers. Er studierte an der "Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten"1) in Den Haag1), nach verschiedensten Auftritten bei der renommierten Theatertruppe "De Haeghe-spelers" kam Frits van Dongen, wie er sich nun mit Künstlernamen nannte, etwa Ende der 1920er Jahre nach Berlin, im darauffolgenden Jahrzehnt tourte er unter anderem mit der Truppe "De Spelers van Stad en Lande" von Anton Verheyen (1873 – 1960) durch die Niederlande sowie die damalige Kolonie Niederländisch-Indien1), das spätere Indonesien1).
  
Um 1934 begann van Dongens Karriere beim Film, sein Leinwanddebüt gab er in dem Fischerdrama "Op hoop van zegen" (1934), vier weitere niederländische Produktionen wie die Heimkehrergeschichte "Op stap" (1935), der Kriegsfilm "De Big van het regiment" (1935), die Verwechslungskomödie "De Kribbebijter"1) (1935, "Der Murrkopf") und das Kolonialstück "Rubber" (1936) nach dem Roman von Madelon Székely-Lulofs1) schlossen sich neben seiner Arbeit für das Theater an. Inzwischen war der Schauspieler recht populär geworden und erhielt ein Angebot von der amerikanischen Filmgesellschaft "Warner Brothers"1), welches er jedoch ausschlug. Stattdessen übernahm er Aufgaben im deutschen und österreichischen Produktionen, tauchte als Maharadscha von Eschnapur in Richard Eichbergs1) Abenteuer "Der Tiger von Eschnapur"1) (1938) sowie der Fortsetzung "Das Indische Grabmal"1) (1938) nach dem Roman von Thea von Harbou1) auf und wurde über Nacht auch im deutschsprachigen Raum populär. Mit Marta Eggerth als Partnerin zeigte sich der attraktive Schauspieler in dem Revuefilm "Immer wenn ich glücklich bin"1) (1938), Veit Harlan besetzte ihn in als Pariser Bezirksarzt Dr. Morot in dem Krimi "Verwehte Spuren"1) (1938) an der Seite von Kristina Söderbaum. Nach dem Liebesfilm "Der Hampelmann" (1938) und der Rolle des jungen Angestellten Peter, der seinem eleganten Chef Paul (Wolf Albach-Retty) nach allerlei Verwechslungen die Wäscherin Steffi (Hilde Krahl) ausspannt, stand Frits van Dongen erneut für Veit Harlan vor der Kamera. Dieser hatte das Melodram "Die Reise nach Tilsit"1) (1939) nach der gleichnamigen Novelle1) von Hermann Sudermann1) inszeniert, Dongen mimte den jungen Fischer Endrik Settegast, der seine Angetraute Elske (Kristina Söderbaum) mit der eleganten polnischen Madlyn Sapierska (Anna Dammann) betrügt.

Einem verlockenden Angebot aus Spanien konnte van Dongen dann nicht widerstehen, er sollte in einer geplanten Filmproduktion den Seefahrer Christoph Columbus1) verkörpern, unter der Bedingung, dass er englisch sprechen konnte. Zu diesem Zweck verließ der Schauspieler Europa, ging Mitte August 1939 in die USA, um die Sprache zu erlernen, wie es offiziell hieß. Ein hauptsächlicher Grund für seine Entscheidung war sicherlich, dass er mit seiner Familie Nazi-Deutschland verlassen wollte, um seine jüdische Frau, die Schauspielerin Marianne van Dam, zu schützen.
Aus dem geplanten Film wurde nichts, da in Europa wenig später der 2. Weltkrieg ausbrach. Dongen konnte jedoch in Hollywood1) Fuß fassen, wurde anfangs mit kleineren Rollen besetzt und drehte unter dem Pseudonym "Philip Dorn" meist Low-Budget-Streifen wie den Spionagethriller "Enemy Agent" (1940) oder das Abenteuer "Diamond Frontier" (1940), aber auch den von Mervyn LeRoy1) in Szene gesetzten Anti-Nazi-Film "Escape"1) (1940), wo er an der Seite von Norma Shearer den anti-nationalsozialistisch eingestellten KZ-Arzt Dr. Berthold Ditten darstellte. Im Verlaufe der nächsten Jahre stand van Dongen für weitere Produktionen dieser Art mit tragenden Rollen vor der Kamera, mimte meist Männer jeglicher Nationalität, die mehr oder weniger offen gegen Nazi-Deutschland agierten. Zur Filmografie jener Jahre zählten beispielsweise Vincent Shermans1) Kriegsdrama "Underground" (1941) und die Figur des Eric Franken, dem führenden Kopf einer antifaschistischen Widerstandsgruppe in Berlin, der seinen Bruder Kurt (Jeffrey Lynn1)) von der Notwendigkeit überzeugt, gegen die Nazis zu kämpfen. Ähnlich gelagert war "Paris After Dark" (1943), zusammen mit Joan Crawford und John Wayne drehte van Dongen respektive Philip Dorn den Kriegsfilm "Reunion in France"1) (1942), in "Chetniks – The Fighting Guerillas" (1943) verkörpert er eindrucksvoll und charismatisch den Tschetnik1)-Führer General Draža Mihailović1), der mit jugoslawische Partisanen gegen die Nazi-Besatzer kämpft. Doch auch in leichten Unterhaltungsfilmen ohne politischen Hintergrund fand der Schauspieler verschiedenste Aufgaben, mit dem legendären "Tarzan"1)-Darsteller Johnny Weissmüller stand er für das Dschungelabenteuer "Tarzan's Secret Treasure"1) (1941, "Tarzans geheimer Schatz") vor der Kamera, drehte mit Lana Turner, Judy Garland und Hedy Lamarr den Revuefilm "Ziegfeld Girl" (1941, "Mädchen im Rampenlicht"). In der abenteuerlichen Geschichte "Passage to Marseille"1) (1944, "Fahrkarte nach Marseille), von Michael Curtiz1) in Szene gesetzt nach dem Roman "Men Without Country" von Charles Nordhoff1) und James Norman Hall1), gehörte er als Deserteur Renault neben Protagonist Humphrey Bogart zur Besetzung.
  
Nach Kriegsende trat van Dongen in dem eher seichten, musikalischen Beziehungsdrama "I've Always Loved You"2) (1946, "Ich hab dich immer geliebt"!) als tyrannischer Dirigent Leopold Goronoff auf, nach "I Remember Mama"1) (1948, "Geheimnis der Mutter"), einem Film über das Leben einer Familie von norwegischen Einwanderern in den USA, trat er in dem John Wayne-Western "The Fighting Kentuckian"1) (1949, "In letzter Sekunde") als Colonel Georges Géraud in Erscheinung. Seine letzten Arbeiten für den US-amerikanischen Film waren die Produktionen "Spy Hunt" (1950) nach dem Krimi "Panther's Moon" (dt. "Schwarzer Panther") von Victor Canning1) und "Sealed Cargo" (1951) nach dem Roman "The Gaunt Woman" von Edmund Gilligan (1898 – 1973).
Anschließend ließ sich der gesundheitlich angeschlagene Schauspieler wieder in der Bundesrepublik nieder. Bereits 1945 hatte er den ersten von mehreren Schlaganfällen erlitten, wodurch seine Stimme in Mitleidenschaft gezogen wurde, außerdem war er durch einen Herzanfall geschwächt. Dennoch stand er weiterhin vor der Kamera. Harald Reinl1) besetzte ihn neben Olga Tschechowa in dem nach dem Bühnenstück "Das unheilige Haus" von Hans Naderer1) realisierten Melodram "Hinter Klostermauern"1) (1952) mit der männlichen Hauptrolle des vorbestraften Thomas Holinka, in dem Abenteuer "Türme des Schweigens"1) (1952) mimte er einen holländischer Flugkapitän, der seiner Angebeteten (Gisela Uhlen) in die Wüste nachreist. Seine letzten Leinwandauftritte hatte der Schauspieler als Geiger Michael in dem kammerspielhaft inszenierten Drama "Der träumende Mund"1) (1953) mit dem "Traumpaar" Maria Schell und O. W. Fischer sowie als Raubtierdompteur Cadenos neben Margot Hielscher (Kunstreiterin Verena) und Karlheinz Böhm (Treuhänder Manfred Lange) in der Zirkusgeschichte "Salto Mortale"1)  (1953) → Übersicht Filmografie.

Dem Theater blieb Frits van Dongen neben seiner Tätigkeit für den Film stets treu, zuletzt ging er 1953/54 mit Lily Bouwmeester1) (1901 – 1993) und dem Stück "Het Hemelbed" ("Das Himmelbett") von Jan de Hartog1) auf Tournee. Wenig später hatte der Schauspieler 1955 einen schweren Bühnenunfall, musste sich einer Gehirnoperation unterziehen und seine schauspielerische Karriere beenden. Er ließ sich wieder in den USA nieder und lebte zurückgezogen in Kalifornien. 1966 erlitt er einen weiteren Herzinfarkt, von dem er sich nicht mehr erholte und ihn den folgenden Jahren immer wieder zu längeren Klinikaufenthalten zwang.
Frits van Dongen starb am 9. Mai 1975 im kalifornischen Woodland Hills1), einem Stadtteil von Los Angeles1),  im Alter von 73 Jahren an den Folgen eines weiteren Herzinfarktes; die Urne mit den sterblichen Überresten wurde auf dem "Westwood Village Memorial Park Cemetery"1) in Los Angeles beigesetzt → findagrave.com.
Der Schauspieler war seit November 1921 in erster Ehe mit Cornelia Maria Twilt verheiratet gewesen. Trotz der gemeinsamen Kinder Femia (geb. 1922) und Kees (geb. 1926) wurde die Ehe 1930 geschieden. 1933 ging Frits van Dongen eine zweite Verbindung mit der aus Rotterdam stammenden Schauspielerin Marianne van Dam (1903 – 1997) ein, die bis zu seinem Tod an seiner Seite war.
  
2003 erschien von Ingo Schiweck und Hans Toonen das Buch "Maharadscha, Tschetnik, Kriegsheimkehrer. Der Schauspieler Frits van Dongen oder Philip Dorn". Die Autoren zeichnen unter Auswertung einer Vielfalt von Quellen die faszinierende Karriere eines Mannes nach, der als erster Niederländer eine erfolgreiche Hollywoodkarriere machte und auch mit seinen wenigen deutschen Filmen zum Publikumsliebling avancierte. Darüber hinaus erhält man auch einige Einblicke in das Privatleben des Schauspielers.
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de
    
Kinofilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de)
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de