Theater / Filmografie / Hörspiel
Tilla Durieux wurde am 18. August 1880 als Ottilie Godeffroy in der österreichischen Hauptstadt Wien1) geboren; ihr Vater Richard Godeffroy1) (1847 – 1895) war Professor für Chemie, ihre Mutter eine aus Ungarn stammende Pianistin. Schon früh interessierte sich die junge Ottilie für das Theater, absolvierte in ihrer Geburtsstadt eine Theater-Vorbereitungsschule von Karl Arnau1) und stand als Elevin bereits auf der Bühne, so unter anderem 1899 als Susanne in dem Stück "Die Ballschuhe" von Octave Gastineau (1878 – ?).
Nach dem Abschluss gab sie im September 1901 am "Königlich-Städtischen Theater" im mährischen Olmütz1) (heute Olomouc, Tschechien) ihr professionelles Theaterdebüt. Da ihre Eltern die Berufswahl ihrer Tochter ablehnten, wählte sie den Künstlernamen "Durieux" nach ihrer französischen Großmutter.
Über Engagements in Stuttgart sowie in Breslau1), u. a. am "Lobe-Theater"1) von Theodor Lobe1), kam die junge Schauspielerin zur Spielzeit 1903/04 nach Berlin, wo sie bis 1911 wirkte und sich vor allem an den "Reinhardt-Bühnen"1) bzw. dem "Deutschen Theater"1) bei Max Reinhardt1)  als Charakterdarstellerin profilierte. Ihr Repertoire war breit gefächert, reichte von Tragödien wie denen von Euripides1) und Sophokles1) über Klassiker von William Shakespeare1), Friedrich Schiller1), Friedrich Hebbel1) oder Molière1), Stücken der Moderne wie von Frank Wedekind1) oder Arthur Schnitzler1) bis hin zu Lustspielen beispielweise von Bjørnstjerne Bjørnson1) oder Georges Courteline1). Danach übernahm sie drei Jahre lang Gastspielrollen in verschiedenen deutschen Städten, spielte in St. Petersburg, Wien, Prag und Zürich, So wurde sie beispielsweise am "Münchner Künstlertheater"1) 1912 mit der Titelrolle der Zauberin Circe1) in "Circe" von Pedro Calderón de la Barca1) (Regie: Alfred Halm1)) gefeiert oder zur Spielzeit 1912/13 mit der Rolle der Lulu  in "Erdgeist"1) von Frank Wedekind und als Cleopatra1) in "Antonius und Cleopatra"1) von William Shakespeare. Bei der Uraufführung (24.01.1914) seines Stücks "Simson oder Scham und Eifersucht" mit der Durieux als Delila1) führte Wedekind selbst Regie.

Porträt der Schauspielerin Tilla Durieux
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia (Nicola Perscheid, Theodor und Jacob Hilsdorf, August Sander.
"Der rheinland-pfälzische Beitrag zur Geschichte der Photographie". Katalog Landesmuseum Mainz 1989.
Urheber: Jacob Hilsdorf1) (1872 – 1912); Genehmigung (Weiternutzung dieser Datei) siehe hier.

Porträt der Schauspielerin Tilla Durieux; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia (Nicola Perscheid, Theodor und Jacob Hilsdorf, August Sander. Der rheinland-pfälzische Beitrag zur Geschichte der Photographie. Katalog Landesmuseum Mainz 1989; Urheber: Jacob Hilsdorf (1872-1912); Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Wikipedia notiert: "Zudem engagierte sie sich als Sprecherin beispielsweise im "Neuen Club"1) von Kurt Hiller1). Im Jahr 1907 begann Durieux zusammen mit dem Kulturpolitiker, SPD-Mitglied und späterem Musikpädagogen Leo Kestenberg1), an vielen ihrer probefreien Sonntage in die damaligen Vororte Berlins (wie in den Park Hasenheide1) in Neukölln) zu fahren und dort bei Arbeiter-Matineen und -Versammlungen Werke von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Richard Dehmel1), Georg Herwegh1) oder Adelbert von Chamisso1) zu lesen, klassische Musik zu spielen oder Melodramen aufzuführen. Diese Darbietungen wurden erst durch den Beginn des Ersten Weltkrieges unterbrochen." Sie betätigte sich nun als Krankenschwester in Buch1), einem heutigen Ortsteil des Berliner Bezirks Pankow1). Nach Kriegsende war sie in Berlin Ensemblemitglied am "Königlichen Schauspielhaus", spielte wie bereits vor dem Krieg am "Lessingtheater"1) sowie an etlichen anderen Bühnen der Hauptstadt und entwickelte sich in den nachfolgenden Jahren zu einer der gefragtesten Schauspielerinnen der "Weimarer Republik"1).
An der Seite von Paul Wegener (1874 – 1948) oder Albert Bassermann (1867 – 1952) verhalf sie den Klassikern aber auch den Stücken der Moderne zum Erfolg. 
Tilla Durieux auf einer Fotografie des Fotoateliers "Zander & Labisch", Berlin, Urheber Siegmund Labisch (1863–1942); Quelle:  www.cyranos.ch Ihre unpathetische, realistische Darstellungskunst setzte Maßstäbe für vollendete Rolleninterpretationen von Shakespeare bis Wedekind, Ibsen, Shaw, Tolstoi oder Gorki. Von vielen Zeitgenossen wurde sie auch als die "Nielsen des Sprechtheaters" bezeichnet. Wichtige Rollen in jenen Jahren waren unter anderem die Gräfin Werdenfels in dem Schauspiel "Der Marquis von Keith"1) (1920) von Frank Wedekind und die Titelrolle in dessen Drama "Franziska", eine Figur, die sie auch 1925 unter der Regie von Karlheinz Martin1) am Wiener "Volkstheater"1) gestaltete.
Weiterhin kann man bei Wikipedia lesen: "In Berlin lud sie die Gebrüder Karl1) und Robert Walser1) sowie Frank Wedekind und dessen Frau an einem Weihnachtsfest gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem deutschen Verleger, Kunsthändler und Galeristen Paul Cassirer1), in ihre Wohnung ein. Im Mai 1919 unterstützte und versteckte sie (angeblich in ihrem Kleiderschrank) den Schriftsteller Ernst Toller1), der als einer der führenden Protagonisten der "Münchner Räterepublik"1) wegen Hochverrats gesucht wurde. Durieux, die sich zu der Zeit in der Münchner Klinik von Ferdinand Sauerbruch1), den sie und Paul Cassirer bereits im Rahmen kultureller Veranstaltungen kennengelernt hatten, in ärztlicher Behandlung befand, versorgte Toller auf seiner Flucht zunächst mit finanziellen Mitteln und sagte weitere Hilfe zu. 1927 war sie an der Finanzierung der "Piscator-Bühne"1) beteiligt und trat auch unter der Regie von Erwin Piscator1) auf. Im Berlin der "Goldenen Zwanziger Jahre"1) kam sie mit ebenfalls berühmten Berliner Persönlichkeiten wie der Gesellschaftsfotografin Frieda Riess1) in Kontakt."

   
Tilla Durieux auf einer Fotografie des Fotoateliers "Zander & Labisch", Berlin
Urheber Siegmund Labisch1) (1863–1942)
Quelle:  www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe hier
Ihre erste Ehe schloss Tilla Durieux 1903 mit dem Maler Eugene Spiro1) (1874 – 1972), von dem sie sich zwei Jahre später wieder scheiden ließ. Die zweite Ehe ging sie 1910 mit dem Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer1) (1871 – 1926) ein; die Verbindung endete nach 16 Jahren tragisch, da Cassirer noch vor Abschluss des Scheidungsvertrags einen Selbstmordversuch verübte, an dem er kurz darauf verstarb. Seit  1930 war sie in dritter Ehe mit dem jüdischen Unternehmer Ludwig Katzenellenbogen1) (1877 – 1944), Generaldirektor des Berliner Brauerei-Konzerns Schultheiss-Patzenhofer1), verheiratet. Nach der so genannten "Machtübernahme"1) am 30. Januar 1933 durch die Nationalsozialisten verließ die Schauspielerin gemeinsam mit ihrem Gatten wegen dessen jüdischen Wurzeln Deutschland, ließ sich anfangs für einige Zeit im Schweizerischen Ascona1) nieder, emigrierte dann mit ihrem Mann nach Zagreb1) im damaligen Königreich Jugoslawien1), wo eine entfernte Verwandte lebte. 1936 eröffnete sie in dem Küstenort Abbazia1) (heute Opatija, Kroatien1)) ein Hotel, welches sie zwei Jahre lang leitete. Während dieser Zeit ging sie weiter auf ausgedehnte Gastspielreisen, die sie durch ganz Europa, besonders aber nach Skandinavien führten. Ihr dritter Ehemann, Ludwig Katzenellenbogen, wurde 1941 beim Einmarsch deutscher Truppen im griechischen Thessaloniki1) verhaftet und in das "KZ Sachsenhausen"1) nördlich von Berlin deportiert; er starb am 30. März 1944 im "Jüdischen Krankenhaus Berlin"1). Tilla Durieux unterstützte daraufhin aktiv die jugoslawische Widerstandsbewegung und begann auch damit, ihre Lebenserinnerungen niederzuschreiben. "1944 beteiligte Tilla Durieux sich nach eigener Aussage an der "Roten Hilfe"1) für die Partisanen unter Josip Broz Tito1)." vermerkt Wikipedia.
Nach Ende des 2. Weltkrieges arbeitete die Schauspielerin zunächst als Näherin, um sich über Wasser zu halten, erhielt dann eine Stelle als Regieassistentin in einem staatlichen Puppentheater in Zagreb, wo sie mit Unterbrechungen bis 1951 blieb. Dan ging sie 1952 zurück nach Deutschland und stand erstmals in Berlin wieder auf der Bühne, kehrte dann aber eine Zeit lang nach Jugoslawien zurück. Ab Mitte der 1950er Jahre gab sie dann wieder Gastspiele im deutschsprachigen Raum, wirkte in Hörspielen, Filmen sowie Fernsehspielen mit. Man konnte die großartige Tilla Durieux unter anderem am Wiener "Theater in der Josefstadt"1), am "Theater Bremen"1), an den "Münchner Kammerspielen"1), am Berliner "Theater am Kurfürstendamm"1), am "Theater Münster"1), oder der "Komödie Basel" bewundern.  Heraustagende Altersrollen waren unter der Regie von Oscar Fritz Schuh beispielsweise die Pförtnerin in dem Stück "Ein Traumspiel"1) von August Strindberg1) am "Theater am Kurfürstendamm" (1955) und am Hamburger "Deutschen Schauspielhaus" (1963), die Mutter Olan in "Die Chinesische Mauer"1) von Max Frisch1) (1955 in Berlin und 1963 in Hamburg) oder die Amme Peitho in "Atriden" ("Atriden-Tetralogie"1)) von Gerhart Hauptmanns1) (1962, "Freie Volksbühne"1), Regie: Erwin Piscator1)).

Tilla Durieux, 1963 fotografiert von Fritz Eschen1) (1900–1964)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_e_0041740)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Fritz Eschen
Urheber: Fritz Eschen; Datierung: 13.06.1963;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Tilla Durieux, 1963 fotografiert von Fritz Eschen1) (1900–1964); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_e_0041740); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Fritz Eschen; Urheber: Fritz Eschen; Datierung: 13.06.1963; Quelle: www.deutschefotothek.de
Seit Februar 1967 spielte sie in Münster die Mutter in der deutschsprachigen Erstaufführung von "Ganze Tage in den Bäumen" nach dem Roman "Des journées dans les arbres" von Marguerite Duras1), inszeniert von Alfred Erich Sistig1); eine Gastspielreise zwischen September und Dezember 1968 mit dem "Schweizer Tournée-Theater Basel" schloss sich an. Letzte Auftritte hatte sie am "Hessischen Staatstheater Wiesbaden"1), so als die Herzogin in "Leocadia"1) von Jean Anouilh1) (Premiere: 11.05.1969), als Mutter Luciole in "Durch die Wolken"2) ("Il faut passer par les nuages", Premiere: 05.12.1969) von François Billetdoux (1927 – 1991) mit Maria Wimmer als Claire Verduret-Balade (auch TV3), EA: 13.05.1970) und als Mary-Anne Carter in "Zwei ahnungslose Engel"4), einer Komödie von Erich Ebermayer4) (Premiere: 30.12.1969) → Übersicht Wirken am Theater.
Tilla Durieux um 1900 auf einer Fotografie des Ateliers " Becker & Maas"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2010-a_0000245); Eigentümer/Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Auf der Leinwand präsentierte sich Tilla Durieux bereits zu Stummfilmzeiten, gab ihr Leinwanddebüt in dem Streifen "Der Flug in die Sonne"1) (1914) als Partnerin von Carl Clewing1), gefolgt von den Titelrollen on dem Liebesdrama "Die Launen einer Weltdame"1) (1914) und dem Drama "Nahira – Die Hand am Vorhang"1) (1915). In den kommenden Jahren wirkte sie sporadisch in stummen Produktionen wie "Die Verschleierte" (1920), "Prinz Karneval"5) (1923) und der von Fritz Lang1) nach einem Drehbuch von Thea von Harbou1) in Szene gesetzten Science-Fiction-Geschichte "Frau im Mond"1) (1929) mit.
Nach langer Pause trat sie erst in den 1950er Jahren wieder vor die Kinokamera, unter anderem als alte Bäuerin Mara in Helmut Käutners Partisanen-Drama "Die letzte Brücke"1) (1955) mit Maria Schell und Bernhard Wicki, als Zarenmutter Maria Feodorowna1) in "Anastasia, die letzte Zarentochter"1) (1956) mit Lilli Palmer als die Unbekannte (Anna Anderson1)), die bis an ihr Lebensende behauptete, die russische Großfürstin Anastasia Nikolajewna Romanowa1), Tochter des letzten Zaren Nikolaus II.1) zu sein, oder als Mutter des Prinzen Ali (Ulrich Beiger) in der Literaturadaption "El Hakim"1) (1957) nach dem Roman "Dr. Ibrahim" von John Knittel1) mit O. W. Fischer als Dr. Ibrahim Gamal. Tilla Durieux zeigte sich beispielsweise als Mutter von Rudolph Avenarius (Johannes Heesters) in der Komödie "Von allen geliebt" (1957), als Tante Ermelin in dem Melodram "Morgen wirst du um mich weinen"1) (1959) oder als Witwe Köhler in der "Rififi"-Parodie "Als geheilt entlassen"1) (1960) mit Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller

Tilla Durieux um 1900 auf einer Fotografie des Ateliers "Becker & Maas" (1893–1938)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2010-a_0000245)
Eigentümer © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Nach der Rolle der Großmutter in dem satirischem Zeit- und Sittenbild "Verdammt zur Sünde"1) (1964), für das sie mit dem "Filmband in Gold"1) als "Beste weibliche Nebendarstellerin" geehrt wurde, hatte sie 1966 einen letzten Leinwandauftritt als "die Alte aus dem Osten" in Ulrich Schamonis1) preisgekröntem Spielfilm "Es"1) an der Seite von Sabine Sinjen und Bruno Dietrich1).

Seit Ende der 1950er Jahre erlebte man Tilla Durieux auch auf dem Bildschirm, so unter anderem als Agathe Kimble in dem Krimi "Nebel"3) (1957) nach dem Schauspiel von Hans Schweikart1) oder mit ihrer Paraderolle der greisen Witwe Cécile Mouret in "Ihr 106. Geburtstag" (1957) nach dem Bühnenstück "Mamouret" von Jean Sarment (1897 – 1976), eine Figur, die auch mehrfach auf der Bühne darstellte. Sie gab die alte Amme in "Antigone"3) (1958) nach dem Theaterstück von Jean Anouilh1) mit Maria Körber als Antigone1) oder die ehemalige Schauspielerin bzw. Altenheim-Bewohnerin Claudia in "Vergessene Gesichter"3) (1958) nach einem Drehbuch von Walter Jens1). So schrieb die Zeitschrift "Gong"1) (29/1959, Seite 21): "Dass das Fernsehspiel ursprünglich als Hörspiel geschrieben war, konnte man der Inszenierung deutlich anmerken. Fast hätte man es mit geschlossenen Augen anhören können. Aber dann kam die großartige, monologhafte Leistung der greisen Tilla Durieux, die schon vom Mimischen her erschütterte. Das Gespenstische – unterstrichen auch durch das eindrucksvolle, orts- und beziehungslose Szenenbild – steigerte sich nicht zuletzt durch das Bewusstsein, dass hier alternde Schauspieler ein Stück ihres eigenen Lebens spielten, dass sie die Rollen gestalteten, die der Autor den von ihnen verkörperten Gestalten versagte." (Quelle: Die Krimihomepage (Spezial)
Anlässlich des 80. Geburtstag der großen Mimin wurde im Fernsehen am 18. August 1960 das Ein-Personenstück "Langusten"3) von Fred Denger1) ausgestrahlt, mit dem die Schauspielerin zuvor schon auf Tourneen das Publikum begeistert hatte. Sie brillierte einmal mehr als die arme alte Putzfrau Marie Binder, die sich einen Lebenswunsch erfüllen will – einmal Langusten essen, die für die einsame Frau zum Symbol für eine Welt geworden sind, zu der sie nie Einlass fand … 

Die Schauspielerin Tilla Durieux nach der Aufführung
des Schauspiel "Langusten" (12. Oktober 1967)
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia: Eigenes Werk von Hans Bernhard
Lizenz zur Nutzung bzw. Veröffentlichung siehe hier.

Foto: Die Schauspielerin Tilla Durieux nach dem Schauspiel "Langusten" (12. Oktober 1967);  Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia: Eigenes Werk von Hans Bernhard; Lizenz zur Ver&öffentlichung: Es ist erlaubt, die Datei unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren; es gibt keine unveränderlichen Abschnitte, keinen vorderen und keinen hinteren Umschlagtext. Der vollständige Lizenztext ist im Kapitel GNU-Lizenz für freie Dokumentation verfügbar.
Tilla Durieux trat als die alte Frau Jeschke, Nachbarin der Hradschecks (Paul Esser/Agnes Fink), in "Unterm Birnbaum"3) (1963) nach der gleichnamigen Novelle1) von Theodor Fontane1) im Fernsehen in Erscheinung, mimte die Ellen in dem Krimi "Teufelskreise"3) (1963) und die Großmutter in "Die Schneekönigin" (1964) nach Motiven des gleichnamigen Märchens1) von Hans Christian Andersen1) mit Christine Buchegger1) als Schneekönigin. Zum 85. Geburtstag sendete der WDR am 15. August 1965 die Komödie "Weiße Wyandotten"3) mit der Durieux als Tante Pauline, "Hörzu"1) (36/1965, Seite 79) urteilte: "Der großen Seniorin Tilla Durieux zuliebe hatte Köln Konrad Hansens1) "Weiße Wyandotten" auf den Spielplan gesetzt. Man hätte ihr zum 85. Geburtstag ein stärkeres Stück gewünscht. Dass es überhaupt lebensfähig war, verdanken wir neben Tilla Durieux allein Bruno Hübner und dem "Möchtegern-Ganoven" Stanislav Ledinek1)." (Quelle: Die Krimihomepage (Spezial)) Letzte TV-Auftritte hatte sie als Miss Pembroke on dem Krimi "Ein Toter braucht kein Alibi"3) (1969) und als der November in "Die 13 Monate" (1970), einer 30-minütigen Sendung von Dietrich Haugk1) nach dem gleichnamigen Gedichtzyklus1) von Erich Kästner1) mit der Musik von Edmund Nick1) → Übersicht Filmografie.
Zudem stand die Schauspielerin sporadisch im Hörspielstudio, bereits Mitte der 1920er Jahre beteiligte sie sich an Live-Sendungen der Berliner "Funk-Stunde AG"1); eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Verschiedene Auszeichnungen würdigten das künstlerische Schaffen der Ausnahmeschauspielerin, bereits 1959 wurde Tilla Durieux zum Ehrenmitglied der "Deutschen Akademie der Darstellenden Künste"1) ernannt, ein Jahr später ehrte man sie mit dem "Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland"1). 1961 wurde sie Mitglied der Berliner "Akademie der Künste"1), 1963 erhielt die großen Dame des Theaters in West-Berlin den Titel "Staatsschauspielerin" sowie das "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film". 1967 folgte die "Ernst-Reuter-Plakette in Silber", 1969 der Offiziersrang des französischen "Ordre des Palmes Académiques"1). Zu ihrem 90. Geburtstag erhielt Tilla Durieux 1970 die Ehrenmitgliedschaft des Berliner "Deutschen Theaters"1) sowie das "Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland".
 
Am 21. Februar 1971 starb mit Tilla Durieux im West-Berliner "Oskar-Helene-Krankenhaus"1) eine der größten deutschsprachigen Theaterschauspielerinnen des 20. Jahrhunderts; sie hatte sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen und verstarb nach der operativen Versorgung an einer Sepsis1).
In seinem Nachruf schrieb der deutsch-britische Journalist und Kritiker George Salmony (1902 – 1980) unter anderem: ""Eine Hirschkuh, welche Paprika gefressen hat" nannte sie Alfred Kerr1), als sie in der nebeligen Vorzeit von 1903 in Berlin auftauchte und das bürgerliche Establishment der Kaiserzeit mit ihrem animalischen Charme und ihrer intellektuellen Aggressivität wohlig schockierte. Sie sprang die großen und heiklen Rollen von Strindberg und Wedekind, von Shaw und Shakespeare an wie eine fette, ihr von Rechts wegen zustehende Beute, Amazone und Priesterin, Naturgeschöpf und königliche Mänade, der die Dichter der Zeit ihre eigenen Lorbeeren zu Füßen legten. (…) Seit 1952 spielte sie wieder in Deutschland und noch im biblischen Alter nicht nur die dekorativen, betulichen Mütterchen der Klassik und der Gesellschaftskomödie, sondern auch die verzwickten Partien modernen, unkonventionellen Stils wie die "Die Irre von Chaillot"1) und die verschusselte Greisin in Ionescos grotesker Farce "Die Stühle"1), sowie ein kunterbuntes Allerlei in Film und Fernsehen. Manche ihrer früheren (und auch späteren) Kollegen gingen am Krückstock. Sie brauchte ihn nur als Requisit, wenn es die Rolle erforderte." (SZ, 22.02.1971)*)
Berliner Gedenktafel für Tilla Durieux. Bleibtreustraße 15, Berlin-Charlottenburg. Enthüllt am 30. Oktober 1987; Quelle: Wikimedia; Urheber des Fotos: Axel Mauruszat, Berlin; Lizenz Foto der Gedenktafel: Der Urheber gestattet jedermann jede Form der Nutzung, unter der Bedingung der angemessenen Nennung seiner Urheberschaft. Weiterverbreitung, Bearbeitung und kommerzielle Nutzung sind gestattet.

Die berühmte Theaterdarstellerin fand ihre letzte Ruhe auf dem "Friedhof Heerstraße"1) in Berlin-Charlottenburg1) neben ihrem zweiten Ehemann Paul Cassirer (Grablage: 5–C–4) → Foto der Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons. Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Tilla Durieux auf dem "Friedhof Heerstraße" seit 1971 als Ehrengrab des Landes Berlin1) gewidmet.. Der Grabstein, der viel später von einem Bewunderer gespendet wurde, ehrt die große Künstlerin postum mit dem Professorentitel, den die Durieux in Salzburg am "Mozarteum"1) kurzzeitig innegehabt hatte. Sie selber hatte auf diesen Namenszusatz jedoch nie Wert gelegt.6) Ihr schriftlicher Nachlass wird von Berliner "Akademie der Künste" verwaltet → Tilla-Durieux-Archiv.
Am 30. Oktober 1987 wurde Tilla Durieux zum Gedenken eine Tafel in Berlin an ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Bleibtreustraße 15 (Charlottenburg) enthüllt; ein weiteres Denkmal wurde ihr in Berlin mit dem "Tilla Durieux-Park"1) nahe des "Potsdamer Platzes"1) gesetzt.
   
Quelle: Wikimedia; Urheber des Fotos: Axel Mauruszat, Berlin; 
Lizenz zur Nutzung bzw. Veröffentlichung siehe hier.

Noch ein weiterer Umstand erinnert an die Schauspielerin, anlässlich ihres 65-jährigen Bühnenjubiläums stiftete sie im Jahre 1967 den "Tilla-Durieux-Schmuck", der alle zehn Jahre an eine hervorragende Vertreterin der deutschen oder der österreichischen Schauspielkunst verliehen wird. Es handelt sich dabei um ein Collier aus 32 in Platin gefassten Zirkonen. Die Art-déco1)-Arbeit war vermutlich ein Geschenk Paul Cassirers an seine Frau. Ausschlaggebend bei der Suche nach einer Preisträgerin ist das Votum der aktuellen Trägerin des Schmuckes, die Schirmherrschaft hat die Berliner "Akademie der Künste".6) Erste Preisträgerin war 1967 Maria Wimmer, es folgten Gisela Stein (1977), Kirsten Dene1) (1988), Annette Paulmann1) (1998), Judith Hofmann1) (2010) sowie jüngst im Februar 2021 Gabriela Maria Schmeide1) → filmportal.de.
Tilla Durieux erwarb sich nicht nur einen Namen als bedeutende Schauspielerin sondern auch als Schriftstellerin. Bereits 1928 veröffentlichte sie den Roman "Eine Tür fällt ins Schloss", ihre Memoiren "Eine Tür steht offen" erschienen 1954. Eine weitere Biografie kam 1977 unter dem Titel "Meine ersten neunzig Jahre. Erinnerungen" auf den Markt. Hierin erzählt die Durieux brillant über Schauspieler und Regisseure ihrer Zeit, berühmte Schriftsteller, Maler oder Kritiker werden ebenso porträtiert wie Verleger und Persönlichkeiten des politischen Lebens, die sie an der Seite des Kunsthändlers Paul Cassirer aus unmittelbarer Nähe kennenlernte. Die tragisch endende Beziehung der Schauspielerin mit Paul Cassirer wurde 1997 von Renate Möhrmann1) in dem Buch "Tilla Durieux und Paul Cassirer. Bühnenglück und Liebestod" dokumentiert → weitere Literatur bei Wikipedia.
 
Bereits zu Lebzeiten porträtierten berühmte Künstler die nicht minder berühmte Schauspielerin, im folgenden eine Übersicht (Auszug):
(Quelle und Link: Wikipedia; in Klammern Standort des Werkes)
  
Ölgemälde Büsten Lithographien
Quelle (unter anderem): "Henschel Theaterlexikon"*)
Siehe auch Deutsches Historisches Museum Berlin
weitere Artikel bei cyranos.ch, Wikipedia, diegeschichteberlins.de,
Artikel zum 50, Todestag bei "Deutschlandfunk"
*) Henschel Theaterlexikon (Hrsg. C. Bernd Sucher; Henschel Verlag, 2010, S. 178/179)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2)  fischer-theater.de, 3) Die Krimihomepage, 4) felix-bloch-erben.de, 5) Murnau Stiftung
6) Quelle: Wikipedia (abgerufen 30.01.2015/11.07.2021)
Genehmigung (Weiternutzung dieser Datei) Foto Tilla Durieux (Urheber: Jacob Hilsdorf): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Genehmigung (Weiternutzung dieser Datei) Foto Tilla Durieux (Urheber: Hans Bernhard): Dual licensed by its author under GFDL-CC-BY-SA-all, see description page; Es ist erlaubt, die Datei unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren; es gibt keine unveränderlichen Abschnitte, keinen vorderen und keinen hinteren Umschlagtext. Der vollständige Lizenztext ist im Kapitel GNU-Lizenz für freie Dokumentation verfügbar.
Lizenz Foto der Gedenktafel: Der Urheber gestattet jedermann jede Form der Nutzung, unter der Bedingung der angemessenen Nennung seiner Urheberschaft. Weiterverbreitung, Bearbeitung und kommerzielle Nutzung sind gestattet.
Lizenz Foto Tilla Durieux (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia)
Theater-Wirken (Auszug)
Quelle: Tilla-Durieux-Archiv sowie "Henschel Theaterlexikon"*)  
(Fremde Links: Wikipedia, dreimaskenverlag.de,  felix-bloch-erben.de, projekt-gutenberg.org, deutsche-biographie.de,
 ARD-Hörspieldatenbank, theatertexte.de, suhrkamptheater.de, biographien.ac.at, fischer-theater.de, leo-bw.de, whoswho.de;
R = Regie, P = Premiere, UA = Uraufführung, DEA = Deutschsprachige Erstaufführung)
    
Tilla Durieux in
einem Rollenkostüm,
fotografiert von
Aura Hertwig
(1861 – 1944)
 
Quelle: Deutsche Fotothek,
file: df_pos-2019-a_0000630
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur
Veröffentlichung: 30.03.2017
Tilla Durieux in einem Rollenkostüm, fotografiert von Aura Hertwig (1861 – 1944); Quelle: Deutsche Fotothek (file: df_pos-2019-a_0000630); Eigentümer/Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
"Königlich städtisches Theater Olmütz" (heute Olomouc, Tschechien), zur Spielzeit … Engagements/Auftritte in Breslau (heute Wrocław, Polen), zur Spielzeit … Engagements/Auftritte an den "Reinhardt-Bühnen" (Berlin/München), zur Spielzeit … Engagements/Auftritte in Berlin zur Spielzeit … "Münchner Volkstheater" zur Spielzeit … "Deutsches Schauspielhaus", Hamburg Engagements/Auftritte in Zürich zur Spielzeit … Engagements/Auftritte in Wien zur Spielzeit … "Neues Deutsches Theater", Prag (heute "Staatsoper Prag") zur Spielzeit … "Theater Bremen" / "Theater am Goetheplatz" zur Spielzeit …
  • "Theater Bremen"
  • "Theater am Goetheplatz"
    • 1954/55: Mama Mouret in "Ihr 106. Geburtstag" ("Mamouret") von Jean Sarment (1897–1976) (R: Walter Jokisch; P: 02.07.1955)
       → siehe auch Verfilmung 1958
"Landesbühne Hannover" (heute "Theater für Niedersachsen") zur Spielzeit …
  • 1956/57: Marulja, Frau des Bauern Bauer Nikolaos, in "Philemon und Baucis" von Leopold Ahlsen, angelehnt an die Sage von
    "Philemon und Baucis"  (R: Walter Heidrich; P: 21.09.1956 sowie Tournee) → siehe auch Hörspiel 1955
  • 1956/57: Anna Caducci in "Die Straße nach Carvarcere" von Harald Zusanek (R: Walter Heidrich; P: 12.05.1957)
  • 1957/58: Mama Mouret in "Ihr 106. Geburtstag" ("Mamouret") von Jean Sarment (1897–1976)(R: Walter Heidrich; P: 25.08.1958
    in Sehnde, Tournee bis Ende September 1958
    )
"Stadttheater Luzern"
  • 1957/58: Mrs. Callifer in "Das Geheimnis" ("The Potting Shed") von Graham Greene (R: Gert Otmar Leutner; P: 11.01.1958, Schweizer EA)
    → siehe auch Fernsehspiel 1957
"Münchner Kammerspiele" "Theater Krefeld und Mönchengladbach" "Städtische Bühnen Essen" "Ruhrfestspiele", Recklinghausen "Theater Münster" (vormals "Städtische Bühnen Münster") "Komödie Basel"
  • 1965/66: Mama Mouret in "Ihr 106. Geburtstag" ("Mamouret") von Jean Sarment (1897–1976) (R: Peter Loos; P: 02.1966, Schweizer EA)
"Bad Hersfelder Festspiele" "Hessische Staatstheater Wiesbaden"
Filme
Stummfilme / Tonfilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, krimilexikon.de, Die Krimihomepage)
Stummfilme Tonfilme Fernsehen
Hörspielproduktionen
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, theatertexte.de)
Sendungen der Berliner "Funk-Stunde AG" (Live-Sendung ohne Aufzeichnung; Regie: Alfred Braun) Nachkriegsproduktionen
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