Der Durchbruch zur gefeieren Mimin gelang ihr dann dort 1879 an der Seite
der großen Tragödin Giacinta Pezzana (1841 1919; → Foto)
mit der Titelrolle in der Theater-Adaption des Romans "Thérčse Raquin"1)
von Emile Zola1)
(1840 – 1922).
Beeinflusst durch ihre französische Kollegin Sarah Bernhardt
(1844 1923),
die sie während eines Gastspiels in Turin1) gesehen hatte, übernahm
sie dann ab 10. Januar 1883 erstmals, ebenfalls in Turin, auch deren legendäre Rolle der Kurtisane
Marguerite Gautier in "Die Kameliendame"
nach dem gleichnamigen Roman bzw. dem Bühnenstück "La dame aux camélias"1)
von
Alexandre
Dumas der Jüngere1) (1824 1954), überzeugte Publikum und
Kritiker gleichermaßen.
Das Bühnendrama "Die Kameliendame" gehörte seit seiner Pariser Uraufführung
am 2. Februar 1852 zu den bevorzugten Interpretationen jeder angesehenen
Theatermimin. Im Gegensatz zu Sarah Bernhardt bevorzugte Eleonora Duse sparsame Gesten, zurückhaltende
Posen und verzichtete auf jegliches "Make-up". In der Zeit großer Posen auf den Bühnen
wurde
"Die Duse" berühmt für ihre kleinen Gesten, die innere Vorgänge sichtbar
machten; ihre Spezialität waren zwar leidende, jedoch starke Frauengestalten.
Ihre Interpretation des jungen Bauernmädchens Santuzza in dem
Volksstück "Cavalleria rusticana" ("Sizilianische
Dorfgeschichten") nach der Erzählung "Dörfliche Ehre" aus der
Sammlung "Sizilianische
Novellen"1) von Giovanni Verga1)
(1840 1922) geriet bei der Turiner Uraufführung am 14. Januar 1884
ebenfalls zu einem Triumph für die Duse; Vergas Vorlage wurde
später von Pietro Mascagni1) zur
Oper "Cavalleria rusticana"1) vertont (UA: 17.05.1890.
Eleonora Duse als Marguerite Gautier in "Die Kameliendame"
(ca. Ende des 19. Jahrhunderts)
Urheber: Aimé Dupont (1842 1900);
Link Wikimedia englisch)
Quelle: Wikimedia
Commons; Lizenz zur Veröffentlichung (gemeinfrei) siehe
hier
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In den nachfolgenden Jahren
zeigte sich die Mimin mit
wachsendem Erfolg auf allen großen italienischen Bühnen, ab 1890
unternahm sie zudem Gastspiele ins Ausland. Sie bereiste Ägypten, Süd- und Nordamerika, trat in ganz Europa
einschließlich Russland auf und war auch schnell außerhalb Italiens
als eine der größten Darstellerinnen in Bühnenstücken von
Henrik Ibsen1) oder nach
Vorlagen der Werke von Zola oder Dumas berühmt. Durch die Einnahmen aus
ihren zahlreichen weltweiten Tourneen verfügte die Schauspielerin
bald über ein beträchtliches Vermögen, Ende Januar 1909 zog sich
die Duse nach einer Welttournee bzw. einer Berliner Aufführung
des Ibsen-Dramas "Rosmersholm"1)
und ihrer Rolle der Rebekka West im Alter von 50 Jahren
überraschend von der Theaterbühne zurück,
lebte in den kommenden Jahren auf ihrem Anwesen in Asolo1)
(Provinz
Treviso1)). Der Grund
für den Bühnenabschied waren wohl auch gesundheitliche Probleme
gewesen, aber auch der Wunsch, sich innerlich zu erneuern.2)
Eleonora Duse ca. 1896
Urheber: Aimé Dupont (1842 1900);
Link Wikimedia Commons)
Quelle: Wikipedia
bzw. Wikimedia Commons
Lizenz zur Veröffentlichung siehe hier |
1916 ließ sie sich überreden, die Titelrolle der Rosalia Derios
in dem veristische, halbstündigen, stummen Drama "Cenere"1)
("Asche") nach dem Roman
von Grazia Deledda1)
(1871 1936) zu übernehmen, doch dem von Febo Mari (1884 1939)
nach einem Drehbuch der Duse in Szene gesetzten Streifen war kein
durchschlagender Erfolg beschieden. Nach dem Ersten Weltkrieg besuchte Eleonora Duse im Mai 1919 ihre Tochter Enrichetta
in England. Enrichetta, die die ganzen Jahre bei Pflegeeltern oder in englischen, französischen
und deutschen Internaten aufgewachsen war, hatte 1908 einen Mathematikprofessor in
Cambridge1) geheiratet
und war inzwischen Mutter zweier Kinder. Die Duse wollte eigentlich mehrere Monate in
England bleiben, brach den Aufenthalt allerdings wegen gesundheitlicher Probleme schon
nach wenigen Wochen ab und kehrte nach Italien zurück.3) |
Aus finanziellen Gründen stand Eleonora Duse dann am 5. Mai 1921
im Turiner "Teatro Balbo" in dem Ibsen-Schauspiel
"Die Frau vom Meere"1) wieder auf der Bühne. Nach
kurzen Gastspielen in Wien und London
trat die inzwischen 55-Jährige ab 29. Oktober 1923 damit
auch in New York City1) auf, eine fünf Wochen
währende Tournee führte
sie anschließend nach Baltimore1),
Philadelphia1),
Washington1),
Boston1),
Chicago1),
New Orleans1),
Los Angeles1),
San Francisco1) und
Detroit1).
Am 1. April 1924 traf die gesundheitlich schwer angeschlagene Schauspielerin in
Pittsburgh1) (Pennsylvania1)), ein, wo sie an einer schweren Lungenentzündung
erkrankte und wenig später nach einem Auftritt am 5. April einen
Zusammenbruch erlitt.
Am 21. April 1924 starb die eindruckvollste und expressivste Theaterschauspielerin ihrer Zeit in ihrem Hotelzimmer
in Pittsburgh im Alter von nur 65 Jahren. Ihre sterblichen Überreste
wurden auf einem italienischen Kreuzers in ihr Heimatland überführt,
die Beisetzung fand unter großer Anteilnahme auf dem "Cimitero di Santa Anna"
in der Gemeinde Asolo1),
wo sie ein Anwesen besaß, statt → Foto der Grabstelle bei
knerger.de
sowie Wikimedia Commons.
Die Überführung der großen Tragödin Eleonora Duse von Amerika
nach
Italien.
Der Sarg wird an Bord eines italienischen Kreuzers gebracht.
Quelle: Deutsches Bundesarchiv,
Digitale Bilddatenbank, Bild 102-00414;
Urheber: Unbekannt / Datierung: Mai 1924 / Lizenz CC-BY-SA
3.0.
Deutsches Bundesarchiv Bild
102-00414 bzw. Wikimedia
Commons;
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb
dieser
Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
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Das Privatleben der legendären Schauspielerin war überaus
turbulent: Ihre kurze, aber intensive Liebesbeziehung mit dem 17 Jahre älteren
Journalisten und Lebemann Martino Cafiero (1848 1884)
blieb nixht ohne Folgen, doch trotz des Kindes,
welches Eleonora Duse von ihm erwartete, verließ Cafiero die
21-Jährige; der gemeinsame Sohn
starb 1880 kurz nach der Geburt. Anfang September 1881 heiratete sie
ihren vierzehn Jahre älteren Schauspielerkollegen Tebaldo Marchetti, genannt
"Checchi" (1844 1918), vier Monate später, am 7. Januar 1882, wurde die gemeinsame Tochter Enrichetta
geboren. Auf einer ihrer Gastspielreisen durch Südamerika verliebte sie sich
dann in ihren Bühnenpartner Flavio Andň1) (1851 1915) und trennte sich von ihrem Ehemann.
Zusammen mit ihrem neuen Liebhaber gründete sie die Theatertruppe "Compagnia della Cittŕ di Roma",
doch die Liaison war nicht von langer Dauer, als Eleonora Duse am 11. Februar 1887 im
Mailänder Theater "Manzoni" in einer Komödie von Carlo Goldini1)
auftrat, saß auch der berühmte Dramatiker, Komponist und Theaterkritiker
Arrigo Boito1)
(1842 1918)
im Publikum. Die damals 28-Jährige und der sechzehn Jahre ältere Dichter
verliebten sich ineinander. Eine jahrelange Affäre begann, da Arrigo Boito verheiratet und eine Scheidung im
strenggläubigen Italien unmöglich war, mussten die Treffen allerdings stets heimlich
stattfinden. Darüber hinaus hätte die Duse das Sorgerecht für
ihre Tochter an ihren Noch-Ehemann Tebaldo Checchi, der die Scheidung
verweigerte, verloren und der Ruf des honorigen Schriftstellers Boito wäre ruiniert gewesen.3)
Eleonora Duse 1896 in New York
Urheber: Aimé Dupont (1842 1900);
Link Wikimedia (englisch)
Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz zur Veröffentlichung (gemeinfrei) siehe
hier |
1892 gab Eleonora Duse in Wien ihr erstes Gastspiel und lernte den etwas
mehr als fünf Jahre jüngeren Dichter Gabriele d'Annunzio1)
(1863 1938) kennen, zwei Jahre später wurden sie in Venedig ein Liebespaar.
Der zu dieser Zeit noch relativ unbekannte d'Annunzio schrieb etliche Stücke für seine Geliebte,
Eleonora Duse versuchte ihn zu fördern, übernahm die Hauptrollen in Stücken
wie "La Gioconda" (→ fischer-theater.de)
sowie die Kosten für die jeweils
aufwendigen Produktionen und stürzte sich in horrende Schulden. Gabriele d'Annunzio dankte es ihr
nicht und stellte seine Beziehung zu der Tragödin in einem Roman bloß: In seinem im März 1900 veröffentlichten pathetischen
Buch "Il Fuoco"1)
(dt. "Das Feuer") stellte er die Protagonistin Foscarina, in der unschwer die Duse zu erkennen
war, als alternde Geliebte eines gefeierten jungen Dichters dar, die auf ihn verzichtet, damit er sich auf seine
künstlerische Berufung konzentrieren kann. Ungeachtet der Depressionen, die
d'Annunzios egomanische Darstellung bei ihr auslösten, trat die Duse bei einer Tournee durch die USA von Oktober 1902
bis Januar 1903 mit einer einzigen Ausnahme in Schauspielen ihres Geliebten auf. Doch es
gelang ihr nicht, das amerikanische Publikum dafür zu begeistern. Als dann
die Liebesbeziehung d'Annunzio's mit einer siebenundzwanzigjährigen Witwe in
den italienischen Gazetten verbreitet wurde, trennte sich Eleonore Duse 1905
von dem Dichter und trat auch nie mehr in dessen Werken auf.
Foto: Eleonora Duse ca. 1910
Urheber: Mario Nunes Vais (1856 1932)
Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz zur Veröffentlichung (gemeinfrei)
siehe hier
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"Die Duse" zählt neben Sarah Bernhardt und
Mrs. Patrick Campbell1) zu den
großen Theaterschauspielerinnen des 19. Jahrhunderts. Ihr Spiel war subtil und wenig theatralisch und gilt
als wegweisend für das Moderne Theater. Sie verkörperte zumeist leidende, aber willensstarke Frauencharaktere. (
) Wegen ihres
großen Könnens wurde Eleonora Duse, so wie ihr nachfolgend weitere große Darstellerinnen wie zum Beispiel die
Garbo, bereits zu Lebzeiten überschwänglich
"die Göttliche" genannt. George Bernard Shaw1),
selbst Theaterkritiker, stellte sie, nachdem er ihre Interpretation der
"Kameliendame“ gesehen hatte, sogar über ihre Rivalin Sarah Bernhardt. Sie wurde von zahlreichen Malern, unter anderen auch
Franz von Lenbach1) und
John Singer Sargent1), verewigt
und von Schriftstellern wie Rainer Maria Rilke1),
dem sie 1912 in Venedig begegnete, und dessen Freund Hugo von Hofmannsthal1) verehrt.
Als erster Frau widmete ihr das
"Time Magazine"1) am 30. Juli 1923 zur Vorankündigung
ihrer Amerikatournee eine Titelgeschichte unter der Rubrik
"Arts and Entertainment" mit der Aussage: "ihr muss im Allgemeinen
die Ehre zugestanden werden, sich an vorderster Front der weltbesten Schauspieler eingereiht
zu haben, obwohl sie im Schatten anderer Schauspielgrößen wie
Mrs. Siddons1),
David Garrick1),
Tommaso Salvini1),
Ellen Terry1) und Sarah Bernhardt steht. Sie spielt nur auf
Italienisch." notiert Wikipedia3).
Eleonora Duse, fotografiert von Grete Back (18781965)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0040010)
→ Infoblatt
Eigentümer / © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Grete Back/undatiertes
Foto
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Nicht nur über die Liebesbeziehungen der legendären Schauspielerin kann man in verschiedenen
Veröffentlichungen nachlesen, so publizierte bereits 1928 Emil Alphons Rheinhardt1)
(1889 1945) im Berliner "S. Fischer Verlag"1) das Buch "Das Leben der Eleonora Duse" → projekt-gutenberg.org. 1988 beispielsweise erschien
eine Biografie von Doris Maurer1)
mit dem Titel "Eleonora Duse. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten".
In englischer Sprache kam im Sommer 2003 von Helen Sheehy4) die Biografie "Eleonora Duse. A Biography" auf den Markt,
2005 folgte von Jeanne Bordeux "Eleonora Duse. The Story of Her Life."
→ Literatur bei Wikipedia
Der kanadische Schauspieler Nick Mancuso1)
setzte im Mai 2004 das Theaterstück
"Duse" in Szene, das ab Juni 2004
im "Tarragon Theatre" im kanadischen Toronto1)
zur Aufführung gelangte; die Titelrolle spielte
Jennifer Dale5).
Der US-amerikanische Tänzer, Choreograf und Ballettdirektor John Neumeier1)
inszenierte an der "Hamburgischen Staatsoper"1) das als "Choreografische Phantasien
über Eleonora Duse"
untertitelte Ballett "Duse" mit der Musik von Benjamin Britten1) und
Arvo Pärt1), welches am 6. Dezember 2015
mit der berühmten, italienischen Primaballerina Alessandra Ferri1) als die legendäre Duse uraufgeführt wurde → hamburgballett.de.
In verschiedenen italienischen Städten gibt es Theater, die nach der Schauspielerin benannt wurden, so
die "Teatro Duse" in
Bari1),
Bologna1),
Genua1) und
Rom1).
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