Claus Eberth wurde am 21. September 1934 in Würzburg in eine
Künstlerfamilie hineingeboren, seine Eltern waren das Schauspielerpaar Fritz
(1910 1968) und Gertrud Eberth. Gleich nach Abschluss der Oberrealschule
nahm er 1957 Unterricht an der Schauspielschule der "Hamburger
Kammerspiele", noch im selben Jahr gab er sein Bühnendebüt
am Fränkischen Theater Schloss Maßbach1),
wo Eberth bis 1961 weitere darstellerische Erfahrungen sammelte. Nach einem
kurzem Intermezzo am "Kammertheater Karlsruhe" folgte er einem Ruf
nach Berlin an die "Staatlichen Schauspielbühnen" und trat bis 1968
am "Schillertheater" auf. Hier zeigte er sich unter anderem als Karl in dem
expressionistischen Schauspiel "Die
Wupper"1) von Else Lasker-Schüler, gab den Sohn Karl in Friedrich Hebbels
Tragödie "Maria
Magdalena"1), den 3. Bürger in
Büchners "Dantons Tod"1)
(an der Seite seines Vaters Fritz Eberth → Berliner
Theatertreffen 1968), den Soldat in
George Bernard Shaws Drama "Die heilige Johanna"1) und
den Student in dem eher selten gespielten Stück "Die Barbaren" von Maxim Gorki1). Eine weitere
Theaterstation wurde bis 1976 die "Wuppertaler Bühnen", hier
glänzte Eberth beispielsweise als Biff Loman in Arthur Millers "Tod eines
Handlungsreisenden"1),
als Benedikt in der Shakespeare-Komödie "Viel Lärm um nichts"1)
und mit der Titelrolle in der Tragödie "Timon von Athen"1),
ebenfalls von Shakespeare.
Seit 1976 gehörte Eberth für mehr als zwei Jahrzehnte zum Ensemble der
"Münchner Kammerspiele", gab seinen Einstand mit der Rolle des Wachtmeisters Paul Werner in Lessings
"Minna
von Barnhelm"1) in
einer Inszenierung von Dieter Dorn1) Als dieser 2001 als Intendant
an das "Bayerischen Staatsschauspiel"
wechselte, ging Eberth mit ihm. Im folgenden eine Auswahl seiner weiteren zahlreichen
Rollen an den "Münchner Kammerspielen" bzw. dem "Bayerischen Staatsschauspiel",
wenn nicht anders vermerkt Link: Wikipedia:
Claus Eberth beherrschte sowohl das klassische Fach als auch die
Darstellung von Figuren in Stücken der Moderne. Über seine Gestaltung des Gutsbesitzers Boll
in dem Barlach-Drama "Der blaue Boll" schrieb Prof. Joachim Kaiser1) in der "Süddeutschen
Zeitung" (11.03.1991) unter anderem: "Der größte Vorzug dieser Aufführung war die Musikalität der Dialogführung
und des szenischen Rhythmus.
Wahrscheinlich konnte sie entstehen, weil Claus Eberth den blauen Boll, der ja zunächst lärmender, versoffener Gutsbesitzer sein
müßte, von allen ordinären Kraftmeiereien wegspielte. Er war von vornherein auffallend leise, fast zu nachdenklich.
Eher magenkrank, versonnen als "blau", versoffen, dröhnend. Eberth nahm der Rolle das Auftrumpfende, machte
den Boll eine Riesenrolle zum Mittelpunkt, zum sympathischen Faust aus Güstrow, indem er ihn um eine Nuance zu leise
anlegte".*)
C. Bernd Sucher1)
würdigte Claus Eberth anlässlich seines 70. Geburtstages als einen "sensiblen, nie auftrumpfenden und klugen
Schauspieler" (
) "Die Stärke dieses Schauspielers ist es, Schwäche nicht zu einem Defekt zu verkleinern,
sondern hinter der Feigheit, der Faulheit, der Fäulnis, den Zuschauern zu entdecken, warum diese Männer so geworden sind,
wie sie nun sind. Er offenbart Lebens- und Leidenswege." (Süddeutsche Zeitung, 21.09.2004).*)
Neben seiner umfangreichen Arbeit für das Theater betätigte sich Eberth seit
Anfang der 1960er Jahre auch
bei Film und Fernsehen. Auf der Leinwand sah man ihn unter anderem mit Hauptrollen in zwei
Kinofilmen von Christian Ziewer1), in dessen ersten, mit dem
"Grimme-Preis"1)
ausgezeichneten Arbeiterfilm "Liebe Mutter, mir geht es gut"3) (1972) mimte er
den arbeitslos gewordenen
Maschinenschlosser Alfred Schefczyk, in dem Nachfolgestreifen "Der aufrechte Gang"3) (1976) den Maschinenschlosser Dieter Wittowski, der durch einen Streik für
bessere Löhne in Finanznot gerät. Im Fernsehen präsentierte sich der
Charakterdarsteller mit der markanten Statur sporadisch meist in Literaturadaptionen mitunter in
Theateraufzeichnungen , war aber auch in populären Unterhaltungsserien oder
Krimis zu erleben wie beispielsweise in den beiden "Tatort"-Folgen
"Spiel mit Karten"1) (1980)
und "Die Frau an der Straße"1) (1994).
Claus Eberth starb am 24. Juni 2009 im Alter von 74 Jahren. In einem Nachruf
in der "Frankfurter Rundschau" (27.06.2009, → www.fr-online.de) schrieb der Journalist
und Theaterkritiker Peter Michalzik1): "Wenn bei
Kleist Achill und Penthesilea sich zu Tode kämpfen und lieben, heißt es dazu, dass der Wind nicht die kranke,
sondern die gesunde Eiche fälle, "weil er in ihre Krone greifen kann". Nur so kann man sich das mit dem Tod
bei Claus Eberth vorstellen, der eine mächtige Schauspielerkrone auf dem Kopf
trug.". Und Christine Dössel blickte auf ihn in der "Süddeutschen
Zeitung" vom selben Tag zurück: "Dieser Schauspieler war schon rein äußerlich
prädestiniert für die wilden Kerle und ungestümen Kämpfer, für Mannsbilder mit Muskeln, Mumm und
Charisma, aber auch für die komischen Käuze und Gefühlsanarchisten. Ihnen verlieh er nicht nur die Kraft
seines Testosterons, sondern immer auch eine zarte Sensibilität, einen Touch von Wehmut, Sehnsucht,
Unerreichbarkeit."*)
Claus Eberth war verheiratet und Vater zweier Söhne und eine Tochter;
Matthias Eberth (geb. 1959) trat in die Fußstapfen seines Vaters und ist seit
seinem 16. Lebensjahr für Theater und Film tätig → matthias-eberth.de.
So inszenierte er beispielsweise 2004 im Münchener "Marstall"1)
mit seinem Vater in der Rolle des alternden, erfolglosen Schriftstellers Krapp
das Einpersonenstück "Das letzte Band"1) von Samuel Beckett.
Gemeinsam mit ihm hatte er schon Mitte der 1970er Jahre für den Kinofilm
"Der aufrechte Gang", später für "Liebe, Leben, Tod" (1996) vor der Kamera gestanden. Auf der Bühne erlebte man das
Vater-Sohn-Gespann beispielsweise mit der exzellenten Lesung "Doktor Faustus und Mephisto"
bzw. den Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Werkauszügen von Klaus und Thomas Mann
sowie 2007/2008 in dem Drama "Endspiel"1) von Samuel Beckett, mit Claus Eberth als blindem und gelähmten Hamm und
Matthias Eberth als dessen Diener Clov → theaterkritiken.com.
Die Rolle des Hamm sollte zugleich Claus Eberths Abschiedsvorstellung sein,
zuletzt trat er damit am 14. November 2008 auf.
Dieter Dorn sagt über Claus Eberth: "Claus Eberth hatte in München den großen Auftritt. Er kam 1976 mit mir vom Berliner
"Schillertheater", ein hoch geschätzter Schauspieler. 2001 kam er mit uns ans
"Bayerische Staatsschauspiel", konnte aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so viel spielen.
Claus Eberth lebte in einem Widerspruch, in dem Widerspruch zwischen seinem robusten Aussehen,
der großen Kraft, die er ausstrahlte und der ungeheuer zarten Sensibilität, die ihm zu
Eigen war. Eberth sah so aus, wie man sich auf dem Theater einen Kämpfer und Helden vorstellt. Als
Schauspieler war ihm das Revolutionäre und Robuste aber ganz fremd, seine Arbeit war ein ununterbrochenes
Suchen und Entwickeln. Und er war, auch dies nicht unbedingt seiner Wirkung als Kämpfer entsprechend,
ein Mensch, der Harmonie brauchte und suchte, nicht die Konfrontation."
(Quelle: www.nachtkritik.de)
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