Paul Esser wurde am 24. April 1913 im niederrheinischen Kapellen1)
geboren. Seine Karriere als Theaterschauspieler begann nach
einer zweijährigen Ausbildung bei Adolf Dell1)
(1890 1977) am Stadttheater von Paderborn, weitere Engagements
führten ihn im Verlaufe der Jahre unter anderem nach Weimar, Posen
und an das "Deutsche Theater"1) in Berlin sowie nach Kriegsende
an das "Düsseldorfer Schauspielhaus"1) zu Gustaf Gründgens
(1899 1963). Über Frankfurt am Main, wo Esser auch
als Regisseur tätig war, kam er nach Berlin, beeindruckte dort vor
allem 1951 mit der Titelrolle in Schillers "Wilhelm Tell"1)
am neu eröffneten Berliner "Schillertheater"1).
1963 gründete Esser in Berlin das "Schauspielhaus Hansa"
(seit 1974 "Hansa-Theater"1)),
welches er bis 1981 viele Jahre leitete, dort auch Regie führte und
zahlreiche Rollen übernahm.
Neben seiner Arbeit für das Theater war Paul Esser für
Film- und Fernsehen tätig, erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte
er bereits Anfang der 1940er Jahre in den Streifen "Der
Gasmann"1) (1941)
und "Liebesgeschichten"2) (1943).
Mit der Hauptrolle des einfachen Schlossers Hans Behnke, der zum
Nazi-Mitläufer wird, beeindruckte er in Wolfgang Staudtes
Zeitbild "Rotation"1) (1949),
in der DEFA-Märchenverfilmung "Das
kalte Herz"1) (1950)
überzeugte er
mit der Figur des reichen Glashütten-Besitzers Ezechiel.
Paul Esser als Wilhelm Tell mit dem jungen Götz
George als Tells Sohn Walther
Inszenierung: Boleslaw Barlog1)
1951 am "Schillertheater"
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pk_0000961_045)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983); Datierung: 1951
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Im deutschen
Nachkriegsfilm sah man Esser beispielsweise 1951 als großspurigen Regierungspräsident von Wulckow
in Wolfgang Staudtes Heinrich Mann-Adaption "Der Untertan"1) auf der Leinwand, in
Falk Harnacks "Der 20. Juli"1)
gab er 1955 den Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben1). Esser übernahm
Aufgaben in so erfolgreichen Kinoproduktionen wie "Die Toteninsel" (1955), "Vater sein dagegen sehr"1) (1957),
"Das Wirtshaus im Spessart"1) (1958), "Der Schinderhannes"1) (1958),
"Das Spukschloss im Spessart"1) (1960) oder "Unser Willi ist der Beste"1) (1971) um
nur einige der zahlreichen Kinoproduktionen zu nennen, in denen der
Charaktermime mit prägnanten Nebenfiguren glänzte. Als aufgeblasener Regierungsrat Motzmann bzw.
strenger Vorgesetzten des kleinen Finanzbeamten Willi Winzig alias Heinz Erhardt ist
Esser auch in der die Komödie "Was
ist denn bloß mit Willi los"1) (1970)
in Erinnerung geblieben. Bekanntheit erlangte er auch durch seine
Darstellung des Ganoven Blom in den Astrid-Lindgren1)-Verfilmungen
um "Pippi Langstrumpf"1) mit Inger Nilsson1) als kleiner Titeheldin. Seinen letzten Leinwandauftritt hatte er als
Senator Hilton in Peter Zadeks Simmel-Adaption "Die
wilden Fünfziger"1) (1983).
Die Fernsehzuschauer erlebten den Schauspieler neben sporadischen
Serien-Auftritten beispielsweise Anfang der 1970er als Berliner Kommissar Kasulke
in drei "Tatort"-Folgen des SFB, so in "Der Boss"1) (1971),
"Rattennest"1) (1972) und "Mord im Ministerium"1) (1974)
→ Übersicht Filmografie.
Verschiedentlich betätigte sich Esser als Synchronsprecher, lieh unter anderem
Robert Morley (1951, "Der Verdammte der Inseln"1)) und
Ernest Borgnine (1958,
"Geraubtes Gold"1)) seine Stimme → mehr bei synchronkartei.de.
Zudem stand er sporadisch im Hörspielstudio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank
gelisteten Produktionen findet man hier.
Paul Esser, der für seine Leistungen mit dem "Bundesverdienstkreuz"
ausgezeichnet worden war, starb am 20. Januar 1988 drei Monate vor seinem 75. Geburtstag auf der spanischen Insel Teneriffa; die letzte Ruhe fand er auf dem
Waldfriedhof der oberbayerischen Gemeine Gauting1) bei München → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
In ihrem Nachruf schrieb die "Stuttgarter Zeitung" am 25. Januar 1988
unter anderem: "Wenn es darum ging, Menschen mit Saft und Kraft, vollblutige, schwergewichtige, mitten im Leben stehende Kerle
zu verkörpern, dann war der Schauspieler und Regisseur Paul Esser in seinem
Element."
Esser war mit der baltischen Schauspielerin Eleonore von Radecki
verheiratet. Aus der Verbindung stammt die am 31. August 1953 in Berlin
geborene Tochter Ellen Esser, die ebenfalls einen künstlerischen Beruf
ergriff und sich als Schauspielerin, Regisseurin und Autorin einen Namen
machte → www.ellenesser.com.
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