Während des Nazi-Regimes verließ Adrienne Gessner ihre Heimat Österreich und emigrierte 1936
mit ihrem Mann, dem Schriftsteller und
Theaterregisseur Hofrat Prof. Dr. Ernst Lothar1)
(1890 1974; Heirat: 22.05.1933) über die Schweiz nach London, im
April 1939 ließ sich das Ehepaar in New York nieder, wo sie erfolgreich an "Austrian
Theatre" ("Die Österreichische Bühne") und auch am Broadway
(u.a. mit Marlon Brando) auftrat. Nach Kriegsende kehrte Adrienne Gessner gemeinsam mit Ernst Lothar
1946 nach Österreich zurück und gehörte in vielen Inszenierungen ihres
Mannes zur Besetzung.
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Neben ihren Erfolgen am "Theater in der Josefstadt" feierte Adrienne Gessner
Triumphe bei den "Salzburger Festspielen"1) sowie am Wiener "Burgtheater"1), wo sie ab 1955 bis 1981 wirkte.
Bei den "Salzburger Festspielen" glänzte sie zwischen 1950 und 1977, so erstmals 1950 in der Inszenierung
ihres Mannes Ernst Lothar als
altes Weib in dem Zaubermärchen "Der
Verschwender"1) von Ferdinand Raimund1).
Wiederholt trat sie in dem Stück "Jedermann"1)
von Hugo von Hofmannsthal1)
als Mutter des Jedermann auf, 19531959 an der Seite von Will Quadflieg in
der Rolle des Jedermann (Regie: Ernst Lothar) und 19751977 in den von
Ernst Haeusserman1)
in Szene gesetzten Aufführungen mit Curd Jürgens in der Titelrolle. In dem
Schiller Drama "Kabale und Liebe"1)
(Regie: Ernst Lothar) gab sie 1955 die Frau des Stadtmusikanten Miller
(Ewald Balser),
Will Quadflieg brillierte als Ferdinand, Maria Schell als Luise Miller.
Erneut neben Titelheld Will Quadflieg sah man sie 1956 in Goethes
Trauerspiel "Egmont"1)
als Mutter von Klärchen (Inge Konradi1)), Regie führte einmal mehr Ernst Lothar.
Oscar Fritz Schuh inszenierte 1957 die deutschsprachige
Erstaufführung des Schauspiels "Fast ein Poet" von Eugene O'Neill1),
hier verkörperte Adrienne Gessner die Nora Melody, geduldige Ehefrau des
von Attila Hörbiger dargestellten Protagonisten, dem ehemaligen Major und
nun verarmten, tyrannischen Kneipenwirt Cornelius Melody.
Adrienne Gessner als Madame Pernelle, Mutter von Orgon,
in der Moličre-Komödie "Tartuffe"1),
1961 am "Burgtheater"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Ungenannt ; Datierung: 1961
© ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO600185/01) |
1959 erlebte das
Salzburger Festspielpublikum das Trauerspiel "Der
Turm"1) von Hugo von Hofmannsthal,
hier hatte sie den eher kleinen Part einer Bauersfrau, die zentrale Figur
des Sigismund spielte unter der Regie Ernst Lothars Maximilian Schell.
Für ihre
schauspielerischen Leistungen wurde Adrienne Gessner Anfang Juni 1966 mit der "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien"1)
in Silber ausgezeichnet, am 24. Oktober 1966 überreichte man ihr die "Kainz-Medaille"1)
für ihre bravouröse Darstellung der Abby Brewster in der schwarzen Kriminalkomödie
"Arsen und alte Spitzen" am "Burgtheater"
("Akademietheater") nach dem Klassiker "Arsenic and Old Lace"
von Joseph Kesselring1)
Alma Seidler1) gab
nicht minder exzellent deren mörderische Schwester Martha Brewster.
"Als große Frauengestalterin verfügte sie über ein breitgefächertes Repertoire und gehörte zu den beliebtesten großen alten Damen des österreichischen Theaters."
notiert geschichtewiki.wien.gv.at.
Nicht nur auf der Bühne, auch auf der Leinwand konnte man die
Schauspielerin mit vielen prägnanten Figuren erleben, bereits Anfang der 1930er Jahre hatte Adrienne Gessner eine kleine
Rolle in dem Melodram "Die
große Liebe" (1931) übernommen, 1936 mimte sie die
Köchin Berta in Liebesfilmkomödie "Katharina
die Letzte"1). Ihr erster Kinofilm
nach Kriegsende war die Literaturadaption "Der Engel mit der
Posaune"1) (1948), gedreht
von Karl Hartl nach dem gleichnamigen Roman ihres Mannes Ernst Lothar, wo sie als Fürstin
Pauline von Metternich1) neben
ihren nicht minder berühmten Kolleginnen Paula Wessely,
Helene Thimig,
Hedwig Bleibtreu
und Alma Seidler in Erscheinung trat.
Gustav Ucicky besetzte sie als Captain Virginia Jenkins in der
Zuckmayer-Verfilmung "Nach dem Sturm"1) (1948)
und in dem Melodram "Vagabunden der Liebe" (1950) spielte sie die Rolle der Mademoiselle
Belet, einmal mehr an der Seite von Paula Wessely und Attila Hörbiger. In den
1950ern stand die Charaktermimin in zahlreichen Produktionen mit vielen österreichischen Stars vor der Kamera, so
beispielsweise für Georg Marischkas1) Verfilmung "Der fidele
Bauer" (1951) nach der gleichnamigen Operette von Leo Fall1) mit
Paul Hörbiger als der "fidele Bauer",
Ernst Marischka1) besetzte sie neben
Johanna Matz und Adrian Hoven
in der musikalischen Komödie "Hannerl" (1952)
und unter dessen Regie spielte sie auch in "Der Feldherrnhügel" (1953), gedreht nach dem Bühnenstück
von Alexander Roda-Roda1).
In der heiteren Geschichte "An der schönen blauen Donau"1) (1955),
unter anderem mit Hardy Krüger, mimte sie eine Fürstin,
in der Romanze "Die Deutschmeister"1) (1955), mit
Romy Schneider in
der weiblichen Hauptrolle, war sie die Gräfin Burgstetten. Zu ihren weiteren
Filmen jener Jahre zählen unter anderem Kurt Hoffmanns Kassenschlager "Ich denke oft an Piroschka"1) (1955)
und "Salzburger Geschichten"1) (1957), Rudolf Jugerts
Historiendrama "Kronprinz Rudolfs letzte Liebe"1) (1956),
Wolfgang Liebeneiners Heimatstreifen "Die Trapp-Familie in Amerika"1) (1958) und Rolf Hansens Tolstoi-Adaption "Auferstehung"1) (1958). Danach
zeigte sich die Schauspielerin nur noch sporadisch in Kinoproduktionen, so unter
anderem 1961 neben Peter Alexander als Gräfin Henriette Ratzeberg in Géza von Cziffras
Komödie "Die Abenteuer des Grafen Bobby"1), in Géza von Radványis
Melodram "Das Riesenrad"1) (1961)
tauchte sie als Adele von Hill zusammen mit dem "Traumpaar" Maria Schell
und O.W. Fischer
auf und in Franz Peter Wirths Literaturverfilmung "Die Bekenntnisse eines möblierten
Herrn"1) (1962) stellte sie einmal mehr eine hochgestellte
Adlige dar. Letztmalig stand Adrienne Gessner
unter der Regie von Maximilian Schell für "Geschichten aus dem Wienerwald"1) (1979)
nach dem gleichnamigen Theaterstück von Ödön von Horváth1)
als die Großmutter vor der Kamera, eine Rolle, die schon mehrfach auf
der Bühne verkörpert hatte → Übersicht Kinofilme.
Im Fernsehen zeigte sich Adrienne Gessner eher selten, vornehmlich waren
es Literaturverfilmungen bzw. Aufzeichnungen von Theaterinszenierungen wie beispielsweise "Das weite Land"2) (1960) nach Arthur Schnitzler,
Lessings "Nathan der Weise" (1964) oder "Liliom" (1971)
von Ferenc Molnár. In
"Schwester Bonaventura"2) 1969) nach
dem Theaterstück von Charlotte Hastings mit Erika Pluhar in der Titelrolle sah man sie als Schwester Josephine,
einen ihrer letzten TV-Auftritte hatte sie als Frau Spitz in der ORF-"Tatort"-Folge
"Mord auf Raten"1) (1980) mit
Fritz Eckhardt als dem oft spitzbübischen Wiener Oberinspektor
Marek → Übersicht Fernsehfilme.
Die Kammerschauspielerin Adrienne Gessner, welche seit 1950 auch Trägerin des
"Max Reinhardt-Rings" war, starb
am 23. Juni 1987 in Wien einen Monat vor ihrem 91. Geburtstag.
Die letzte Ruhe fand sie in einem Ehrengrab an der
Seite ihres bereits 1974 verstorbenen Mannes auf dem "Wiener Zentralfriedhof"1) (Gruppe 32 C, Nummer 37)
→ Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
Noch zwei Jahr vor ihrem Tod waren 1985 im Wiener "Amalthea Verlag" Gessners Erinnerungen unter dem Titel
"Ich möchte gern was Gutes sagen
" erschienen.
Seit 2014 erinnert in Wien Floridsdorf1)
(21. Bezirk) die "Adrienne-Gessner-Gasse" an die berühmte
Charakterdarstellerin.
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Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de,
fernsehserien.de, Die Krimihomepage) |
Kinofilme
- 1931: Die große Liebe
(als Rosa, Friedas kartenspielende Freundin)
- 1936: Katharina, die Letzte
(als Berta, Köchin bei Sixtus Braun) → filmportal.de
- 1948: Der Engel mit der Posaune
(nach dem Roman von Ernst
Lothar; als Fürstin Pauline
Metternich-Sándor) → filmportal.de
- 1948: Nach dem Sturm
(als Captain Virginia Jenkins)
- 1949: An
klingenden Ufern (nach einer Novelle von Alexander
Lernet-Holenia (auch Drehbuch); als ?)
- 1950: Vagabunden
/ Vagabunden der Liebe (als Mademoiselle Belet)
- 1951: Der fidele Bauer
(nach der Operette
von Leo Fall mit Paul
Hörbiger in der Titelrolle; als Frau Holefka) → wunschliste.de
- 1952: Frühlingsstimmen
(als Directrice)
- 1952: No Time for Flowers (als Mama Svoboda) →
IMDb
- 1952: Ich hab' mich so an Dich gewöhnt
(als Tante Helene Meyer)
- 1952: Hannerl / Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein (als Elfie Möller,
Mutter von Hannerl = Johanna
Matz)
- 1952: Abenteuer in Wien
/ Stolen Identity (nach Motiven des Romans "Ich
war Jack Mortimer" von Alexander
Lernet-Holenia;
als Hausdame Anna Fraser) → edition-filmmuseum.com,
filmportal.de
- 1953: Der Feldherrnhügel
(nach dem gleichnamigen
Schwank von Alexander
Roda-Roda
und Carl Rössler;
als Gräfin Kopsch-Grantignan,
Mutter von Komtesse Julia (Annemarie
Düringer), der frisch angetrauten Gemahlin
des österreich-ungarischen Oberleutnants
Geza von Hajos = Hans Holt) → wunschliste.de
- 1954: Die Hexe
(nach dem Roman von Fred
Andreas; als Freifrau von Schwarzegg) → filmportal.de
- 1954: Der erste Kuß
(als Omi Ida)
- 1955: An der schönen blauen Donau
(als Fürstin)
- 1955: Ja, so ist das mit der Liebe / Ehesanatorium
(als Frau Lehmann)
- 1955: Zwei Herzen und ein Thron / Hofjagd in Ischl
(als Gräfin Lahousen)
- 1955: Ich
denke oft an Piroschka (nach dem Roman
von Hugo Hartung; als Ilonka von Csíky) → filmportal.de,
prisma.de
- 1955: Die
Deutschmeister (über die Entstehung des Deutschmeister-Regimentsmarsches
von Wilhelm
August Jurek;
als Gräfin Burgstetten) → filmportal.de,
prisma.de
- 1956: Kronprinz
Rudolfs letzte Liebe / Mayerling (über die "Affäre
Mayerling" um den Doppelselbstmord des
österreichischen
Kronprinzen
Rudolf und seiner Geliebten Mary
Vetsera auf dem Jagdschloss Mayerling;
als Baronin
Vetsera, Mutter von Mary Vetsera) → filmportal.de,
prisma.de
- 1956: Rosmarie kommt aus Wildwest
(als Berta, Frau von Generaldirektor Oskar Braun = Oskar
Sima)
- 1956: Das Liebesleben des schönen Franz (als Eheberaterin
Ida Sorgmann) → filmdienst.de,
IMDb
- 1956: Die goldene Brücke
(nach dem Roman von Lajos
Zilahy; als Tante Julia) → filmportal.de
- 1956: Salzburger
Geschichten (Drehbuch: Erich
Kästner; als Karoline, Schwester des Grafen Leopold
Roitenau) → filmportal.de
- 1957: Die liebe Familie (als Omi Pollinger) → filmdienst.de,
IMDb
- 1957: Familie Schimek
(nach dem Bühnenstück von Gustav
Kadelburg; als Tante Rosa)
- 1958: Meine schöne Mama
(nach dem Roman von Mathilde Walewska; als Fräulein Greiz)
→ siehe auch Plagiatsstreit
- 1958: Die Trapp-Familie in Amerika
(als Mrs. Hammerfield) → filmportal.de
- 1958: Auferstehung
(nach dem Roman
von Leo Tolstoi; als Tante Sonja) → filmportal.de
- 1959: Herrn Josefs letzte Liebe
(als Gusti, Schwester des Bankiers Herrn Türkheim)
- 1960: Ich heirate Herrn Direktor
(als Luise Stahlmann)
- 1960: Prinzessin Olympia / A Breath of Scandal
(nach dem
Theaterstück "Olympia" von Ferenc
Molnár; Regie: Michael Curtiz;
mit Sophia Loren in der Titelrolle; als Amelia) → filmreporter.de,
Wikipedia
(englisch)
- 1961: Die
Abenteuer des Grafen Bobby (als Gräfin Henriette Ratzeberg) → filmportal.de,
prisma.de
- 1961: Das Riesenrad
(als Adele von Hill) → filmportal.de
- 1962: Waldrausch
(nach dem Roman von Ludwig
Ganghofer; als die Zieblingen)
- 1962: Bekenntnisse eines möblierten Herrn
(als Fürstin Mutter)
- 1963: Der
Musterknabe (als Elisabeth Geyer) → prisma.de
- 1964: Der Verschwender (nach dem Zaubermärchen
von Ferdinand Raimund; als ein altes Weib) → wunschliste.de
- 1979: Geschichten
aus dem Wiener Wald (nach dem Theaterstück
von Ödön von Horváth; Regie: Maximilian
Schell;
unter anderem mit Helmut Qualtinger
als Zauberkönig; als die Großmutter) → prisma.de
Fernsehen (Auszug)
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