Filmografie / Hörspiel
Jenny Gröllmann 1974, fotografiert von Evelyn Richter, Leipzig; Quelle: Deutsche Fotothek,  (file: df_hauptkatalog_0201066); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Evelyn Richter; Datierung: 1974; Quelle: www.deutschefotothek.de Jenny Gröllmann wurde am 5. Februar 1947 als Tochter eines Bühnenbildners in Hamburg in eine künstlerische Familie hinein geboren; der Vater Otto Gröllmann1) (1902 – 2000 kam während des Nazi-Terrors1) als Kommunist und Widerstandskämpfer ins Gefängnis und wurde in ein Konzentrationslager gesteckt. Ihre Mutter Gertrud (1917 – 1977) war eine bekannte Theaterfotografin, die später unter anderem als Bild-Chefredakteurin bei der DDR-Kultzeitschrift "Das Magazin"1) fungierte. Als Jenny Gröllmann zwei Jahre alt war, siedelte sie 1949 mit ihren Eltern in die ehemalige DDR1), wuchs zunächst in Schwerin1), später, ab 1955, in Dresden1) auf.
Schon als kleines Mädchen war Jenny Gröllmann vom Theater fasziniert, bereits als Schülerin erhielt sie 1961 die Hauptrolle in dem Brecht-Werk "Die Gesichte der Simone Machard"2), überzeugte auch damals mit ihrem leidenschaftlichen Spiel die Kritiker. Zur professionellen Schauspielerin ließ sie sich ab 1963 drei Jahre lang an der Berliner Schauspielschule "Ernst Busch"1) ausbilden, anschließend erhielt sie ein erstes Engagement am "Maxim Gorki Theater"1) in Ostberlin, das für rund 25 Jahre ihre künstlerische Heimat werden sollte. Ihr Theaterdebüt gab sie 1966 mit einer winzigen Rolle in dem Ibsen-Stück "Nora oder Ein Puppenheim"1), mit den Jahren wurden die Aufgaben größer und Jenny Gröllmann avancierte zu einer anerkannten Charakterdarstellerin.
Weitere Stationen ihrer Bühnenlaufbahn waren unter anderem in Berlin das "Renaissance-Theater"1) und das "Schlosspark Theater"1) sowie in Hamburg die "Kammerspiele"1)
   
Jenny Gröllmann 1974, fotografiert von Evelyn Richter1), Leipzig
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0201066)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Evelyn Richter; Datierung: 1974;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Nach 1992 band sie sich nicht mehr fest an ein Haus, arbeitete als freischaffende Schauspielerin. Vor allem in Werken von Maxim Gorki1) zeigte die 1974 mit dem "Ernst-Zinna-Preis der Stadt Berlin"1) ausgezeichnete Jenny Gröllmann ihr eindringliches, facettenreiches Spiel, so beispielsweise als empfindsame junge Anna Fjodorowna, die in "Barbaren"2) (02.11.1972, DDR-Erstaufführung; Inszenierung: Hans Dieter Mäde1)) von ihrem Mann Tscherkun gedemütigt wird, oder als Polja in "Die Kleinbürger"1) (1982), die dem wohlhabenden "Kleinbürger" Bessemjonow als billige Hausangestellte dient. 1983 glänzte sie als Armande in der von Karl Gassauer1) in Szene gesetzten Moličre-Komödie "Die gelehrten Frauen"1).
  
Zum Film kam die Schauspielerin parallel zu ihrer Theatertätigkeit, gab ihr Leinwanddebüt unter der Regie von Ulrich Thein als die Abiturientin Jutta Huth in dem zweiten Segment ("Die Prüfung"1)) des DEFA1)-Episodenstreifens "Geschichten jener Nacht"1) (1967), weitere Kino- und Fernsehproduktionen, vornehmlich in gesellschaftskritischen Gegenwartsstücken, schlossen sich bei der DEFA an. Mit dem Typus der selbständigen jungen Frau besetzt, erlebte man die auch mit fortschreitendem Alter stets mädchenhafte wirkende Gröllmann beispielsweise neben Protagonistin Karin Gregorek in der Rolle der Regina Bayer als engagierte Journalistin Mehlmacher in einer Direktübertragung aus dem "Maxim Gorki Theater" in dem von Hans-Georg Simmgen1) nach der Vorlage von Siegfried Pfaff1)  inszenierten Stück "Regina B. – Ein Tag in ihrem Leben"3) (1969), oder als selbstbewusste Elektrikerin bzw. Partnerin von Reinhard Michalke1) in dem von Jochen Thomas für das Fernsehen realisierten Zwei-Personenstück "Ich bin einem Mädchen begegnet"3) (1972) von Rainer Kerndl1). Eine herausragende Interpretation war 1971 die Figur des Mädchens Gila in Ingrid Reschkes1) Kinofilm "Kennen Sie Urban?"1) mit Manfred Karge1) als Genosse Urban, der Filmkritiker Horst Knietzsch1) schrieb in der Zeitung "Neues Deutschland"1) unter anderem "Da ist Jenny Gröllmann als Mädchen Gila, eine sehr selbstbewusste Studentin, der kleinbürgerliches Getue fremd ist, die es sich leistet und leisten kann, einen Jungen zu lieben, dessen Schattenseiten ihren Eltern erst einmal die Sprache verschlägt."
In weiteren ambitionierten Kinofilmen wie Roland Gräfs1) Thriller "Die Flucht"1) (1977) oder in dem von Ulrich Weiß1) mit Uwe Kockisch und Michael Gwisdek gedrehten, antifaschistischen Drama "Dein unbekannter Bruder"1) (1982), einer Verfilmung des Buchs von Willi Bredel1), in dem der deutsche Widerstand während des Nazi-Regimes thematisiert wird, zeigte Jenny Gröllmann ihre darstellerische Kraft. In nachhaltiger Erinnerung bleibt sie auch als Susette Gontard1), verheiratete Geliebte des von Ulrich Mühe verkörperten Dichters Friedrich Hölderlin1), in Herrmann Zschoches1) preisgekröntem Biopic "Hälfte des Lebens"1) (1985). Die "Berliner Zeitung"1) notierte damals unter anderem "Vielleicht war es überhaupt die schönste Rolle für Jenny Gröllmann, die sich durch diesen Film liebte, bis Hölderlin unter einer Ledermaske für immer in einer Irrenanstalt verwahrt wurde."
Zu Jenny Grölllmanns Arbeiten für das Kino zählte nach der so genannten "Wende"1) zuletzt unter der Regie von Lars Büchel der Spielfilm "Erbsen auf halb 6"1) (2004) → Übersicht Kinofilme.
Jenny Gröllmann Brillant war ihre Verkörperung der alkoholkranken Mutter Henrich in Helmut Krätzigs1) Krimi "Unheil aus der Flasche"1) (1987) aus dem TV-Dauerbrenner "Polizeiruf 110"1), insgesamt wirkte die Schauspielerin im Verlaufe der Jahre in rund 7 Episoden dieser populären Reihe mit Zuletzt sah man sie 2004 unter der Regie von Bodo Fürneisen1) in der spannenden Story "Das Zeichen"1), neben Imogen Kogge1) als Ermittlerin Johanna Herz. Hauptsächlich konzentrierte die Schauspielerin ihr filmisches Wirken auf das Fernsehen, neben etlichen Auftritten in beliebten Krimiserien/-reihen wie "Ein Fall für zwei"1), "Im Namen des Gesetzes"1), "Die Straßen von Berlin"1), "Großstadtrevier"1), "SOKO 5113"1), "Der Bulle von Tölz"1) und natürlich "Tatort"1) avancierte Jenny Gröllmann bereits Anfang der 1990er in den Geschichten um den "Liebling – Kreuzberg"1) alias Manfred Krug  mit der Figur der Anwältin Isenthal zum gesamtdeutschen Serien-Star. Andere interessante Serienfiguren wie die Iris, Mutter von Violetta (Ann-Cathrin Sudhoff1)) sowie betrogene Ex-Frau von Georg (Fritz von Friedl1)), in "Iris & Violetta"1) (1994/95) oder die (eher unfreundliche) Musiklehrerin Fräulein Conradi in "Unser Lehrer Doktor Specht"1) (1995) mit Robert Atzorn, aber vor allem Rollen in spannenden TV-Krimis ließen die Schauspielerin zur unverzichtbaren Größe auf dem Bildschirm werden. Aus der Fülle ihrer Fernsehrollen für dieses Genre sind beispielsweise zuletzt der Thriller "Jagd auf den Plastiktüten-Mörder"4) (2001) und der Tatort" "Leiden wie ein Tier"1) (2005) zu nennen. Ihren Part der Inge Klinker-Emden in der Telenovela "Sturm der Liebe" musste sie 2005 krankheitsbedingt nach acht Episoden aufgeben → Übersicht TV-Produktionen.
Erwähnt werden muss zudem, dass Jenny Gröllmann verschiedentlich als Sprecherin in Hörspielen mitwirkte. Eine Auswahl der in der ARD-Hörspieldatenbank aufgeführten Produktionen findet man hier am Ende des Artikels.
      
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.  Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
1999 diagnostizierten die Ärzte bei Jenny Gröllmann Brustkrebs, zunächst schien es, als habe sie die Krankheit besiegen können. Der Rückschlag erfolgte 2002 bzw. 2005, am 9. August 2006 erlag die Schauspielerin in Berlin mit nur 59 Jahren ihrer schweren Krankheit; die letzte Ruhe fand sie auf dem Berliner "Französischen Friedhof"1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Von 1984 bis 1990 war Jenny Gröllmann mit Schauspielerkollegen Ulrich Mühe (1953 – 2007) verheiratet, aus der Verbindung ging die 1985 geborene Tochter Anna Maria Mühe1) hervor, die in die Fußstapfen ihrer Eltern trat und inzwischen zu den renommierten Darstellerinnen zählt. Eine weitere Tochter, die 1969 geborene Jeanne, stammt aus Gröllmanns Beziehung zu ihrer Jugendliebe Thomas Goguel, dessen Vater Rudi Goguel1) (1908 – 1976) unter anderem 1933 die Melodie zu "Die Moorsoldaten"1) komponierte, eines der bekanntesten Lieder aus dem sozialistischen und kommunistischen Widerstand. Jenny Gröllmanns erste, 1973 geschlossene Ehe mit dem Regisseur Michael Kann1) endete 1982 vor dem Scheidungsrichter, 2004 ging sie mit dem Filmarchitekten Claus-Jürgen Pfeiffer ein drittes Mal zum Standesamt.
In ihren letzten Lebensmonaten sah sich Jenny Gröllmann einer Medienkampagne ausgesetzt, zwischen 1979 und 1989 soll sie Kontakte zum "Ministerium für Staatssicherheit"1) unterhalten haben und als IM1) "Jeanne" bei der "Stasi" geführt worden sein.
Filmplakat zu "Ich will da sein – Jenny Gröllmann"; Urheber/Autor: Defa-spektrum; Lizenz: CC BY-SA 2.0 DE; Quelle: Wikimedia Commons Nach Interview-Äußerungen Ulrich Mühes über die Vorwürfe im 2006 erschienenen Buch zum Film "Das Leben der Anderen"1) erwirkte Gröllmann mit einem Anwalt vor dem "Landgericht Berlin"1) einstweilige Verfügungen gegen den Verlag des Buches sowie gegen ihren Ex-Ehemann. Sie erklärte eidesstattlich, sie habe nie wissentlich mit dem "Ministerium für Staatssicherheit" zusammengearbeitet. Gestützt wurde ihre Darstellung durch die Aussage des mit dem Vorgang befassten ehemaligen Stasi-Majors, er habe sich ihr gegenüber stets als Kriminalpolizist ausgegeben und Teile der Akte gefälscht. (…) Das Gericht gab dem Antrag Gröllmanns statt und untersagte die weitere Verbreitung des Buches. (Quelle: Wikipedia mit weiteren Infos)
Am 19. Juni 2008 startete der von Petra Weisenburger5) gedrehte und nach eigenem Drehbuch produzierte Dokumentarfilm "Ich will da sein – Jenny Gröllmann"1) in den Kinos. Neben Jenny Gröllmann sind unter anderem ihre Tochter Anna Maria Mühe1) sowie die Schauspieler Henry Hübchen, Jaecki Schwarz und Michael Gwisdek beteiligt. Die Filmemacherin begleitete die Künstlerin während ihrer letzten drei Lebensjahre. Mittels Filmausschnitten und parallel montierten Bildern und Gesprächen mit Kollegen und Wegbegleitern, wie Michael Gwisdek und Henry Hübchen, wird die Karriere einer besonderen Schauspielerin und das bewegende persönliche Portrait einer starken Frau gezeichnet. Die Parallelerzählung von Fiktion und Realität verdichtet sich zu einem faszinierenden Dokument der Schauspielkunst, DDR-Filmgeschichte und schließlich gesamtdeutschen Geschichte. Ein Film über eine außerordentliche Frau zwischen Anerkennung und Vergessenheit, zwischen Selbstverwirklichung und Schmerz, zwischen Diffamierung und Rehabilitierung. (Quelle: verleih.defa-spektrum.de)
 
Filmplakat zu "Ich will da sein – Jenny Gröllmann"
Urheber/Autor: Defa-spektrum; Lizenz: CC BY-SA 2.0 DE
Quelle: Wikimedia Commons
Siehe auch Wikipedia, prisma.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) theatertexte.de, 3) fernsehenderddr.de, 4) filmdienst.de, 5) filmportal.de
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, defa-stiftung.de, prisma.de, fernsehenderddr.de, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung) bzw. Wikipedia)
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de