Filmografie
Fritz Grünbaum ist in die Geschichte eingegangen als bedeutender österreichischer Kabarettist der Zwischenkriegszeit, darüber hinaus machte er sich einen Namen als Operetten-, Revue- und Drehbuchautor, konnte auch als Leinwanddarsteller Erfolge verbuchen.
Am 7. April 1880 als Franz Friedrich Grünbaum in der damals zu Österreich-Ungarn1) gehörenden mährischen Stadt Brünn1) (heute: Brno, Tschechien1)) in eine deutsch-jüdische Familie hineingeboren, wuchs er in seiner Geburtsstadt gemeinsam mit den Geschwistern Rudolf (1881 – ?), Paul (1884 – ?) und Lilli (1885 – ?) auf. Der Vater Wilhelm Grünbaum (1844 – 1902) war Versicherungsagent und besaß einen Kunsthandel, Sohn Fritz ergriff auf dessen Wunsch hin nach der Matura (= Abitur) Anfang Oktober 1899 an der "Universität Wien"1) ein Jura-Studium, welches er am 31. Juli 1903 erfolgreich mit dem "Absolutorium"1) beendete. Der schon immer für Literatur begeisterte junge Mann wandte sich anschließend der Künstler-Szene zu und begann ab 1906 seine Karriere als Conférencier im Wiener Kabarett "Die Hölle"1), angesiedelt im Souterrain des "Theaters an der Wien"1). In den kommenden Jahren feierte er Triumphe an Wiener Kellerbühnen und Revuetheatern, erlangte seinen größten Ruhm als scharfzüngiger Kabarettist, seine geistreich-witzigen Texte bzw. Monologe wurden legendär. "Meist handelte es sich bei seinen literarischen Beiträgen um kurze, freche und parodistisch-humorig eingefärbte Texte, die er mit viel Sinn für Selbstironie selbst vortrug."*)

Foto: Fritz Grünbaum 1924
Quelle: Wikimedia Commons (von: Österreichisches Theatermuseum)
Urheber: Unbekannt; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Fritz Grünbaum 1924; Quelle: Wikimedia Commons (von Österreichisches Theatermuseum); Urheber: Unbekannt; Lizenz: gemeinfreit
Bereits bei der der Uraufführung (07.10.1906) der burlesk-mythologischen Operette "Phryne" (Musik: Edmund Eysler1)) anlässlich der Eröffnung von "Die Hölle" erregte er Aufmerksamkeit – das Libretto verfasste er gemeinsam mit Robert Bodanzky1). Seit 1903 arbeitete Grünbaum bereits als Revue-Autor und Librettist, insgesamt stammen 40 Operetten-Librettos aus seiner Feder sowie (teils mit Co-Autoren), sieben Theaterstücke, unter anderem das Lustspiel "Sturmidyll" (1914) oder die Komödie "Dorine und der Zufall" (gemeinsam mit Wilhelm Sterk1)) mit der Musik von Jean Gilbert1), das unter der Regie von Fritz Freisler1) mit dem gleichnamigen Titel1) als erstmals am 12. Oktober 1928 als Stummfilm in die Lichtspielhäuser gelangte. Weitere von Fritz Grünbaum verfasste Operetten-Libretti (Auswahl):
(Fremde Links: Wikipedia, operetten-lexikon.info; UA = Uraufführung)
Das Duett "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein" aus der Robert Stolz-Operette "Der Favorit" (→ projekt-gutenberg.org) geriet zum Evergreen, der Gassenhauer "Ich hab das Fräul'n Helen baden seh'n" mit der flotten Foxtrott-Musik von Fred Raymond1) zählt bis heute zu den beliebten Schlagern. Im Laufe der Jahrzehnte gehörte es zum Repertoire etlicher Künstler, wurde unter anderem von dem legendären Berliner Vokal-Ensemble "Comedian Harmonists" und dem Tenor Max Kuttner1), später von Chris Howland oder Werner Böhm1) alias "Gottlieb Wendehals" dargeboten.
 
Ich hab das Fräul'n Helen baden seh'n
Text (gemeinfrei): Fritz Grünbaum (1880 – 1941)
Musik: Fred Raymond (1900 – 1954)

Immer, wenn man sieht den guten Friedrich, jammert er: Das Leben ist so widrig!
Aber gestern Nacht hat er so gelacht, 
als hätt' einen Treffer er gemacht! (gemacht, gemacht, gemacht).
Wie er ins Hotel nach Haus gekommen, hat er eine falsche Tür genommen,
wo das schöne Fräul'n Helene grad im Bade saß. Da rief er in heller Eksta's:

Ich hab das Fräul'n Helen baden seh'n, das war schön. 
Da kann man Waden seh'n, rund und schön im Wasser stehn.
Und wenn sie ungeschickt tief sich bückt – so! 
Da sieht man ganz genau bei der Frau – Oh!
Ich hab das Fräul'n Helen baden seh'n, das war schön. 
Da kann man Waden seh'n, rund und schön im Wasser steh'n.
Man fühlt erst dann sich recht als Mann, wenn man beim Baden gehn Waden sehen kann.

Wie verwandelt ist der Friedrich heute, freundlich grüßt er unbekannte Leute.
Auch beim Business ist er voll Nobless, will man ihn betrügen, sagt er: yes, (oh yes, oh yes, oh yes).
Er, der punkto Reinlichkeit ein Hasser, schwärmt begeistert plötzlich nur für Wasser.
Die Gemeinde seiner Freunde weiß nicht aus noch ein. Doch er lacht in sich nur hinein.

Refrain : Ich hab das Fräul'n Helen baden seh'n …

Unser Freund, der nahm zur Frau Helene, doch die Waden, welche erst so schöne,
schlank und zart und süß, wurden später mies und so dick 
wie vom Klavier die Füß! (Die Füß, Die Füß, Die Füß).
Geht die Gattin heut' ins Badezimmer, schaut der Mann sich nicht mehr an die Trümmer,
sondern weise schließt er leise hinter ihr die Tür und spielt am verstimmten Klavier:

Refrain: Ich hab das Fräul'n Helen baden seh'n …

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges – 1915 meldete er sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst, kämpfte unter anderem an der italienischen Front und wurde (desillusioniert von den Kriegsgreueln) im Rang eines Oberleutnants entlassen – reiste Grünbaum immer wieder nach Berlin und trat unter anderem in dem berühmten, literarisch-musikalischen Kabarett "Chat Noir" von Rudolf Nelson1) auf oder wirkte als Conférencier an dessen Theatern. Grünbaum gehörte rasch zu den Lieblingen des Berliner Publikums, so sagte Nelson einmal über Grünbaum: " … wenn er nicht redete, wirkte er wie ein bemitleidenswertes Geschöpf, ein Nichts, zwischen den Kulissen wie verloren. Aber – wenn er den Mund auftat – ein "Feuerwerk des Gehirns". Schiesst pausenlos seine Witzraketen und Bonmots mit überdrehter Logik ins überraschte Parkett. Famose Begabung! Viel zu schade für Wien …".2)
Der wortgewandte Künstler, von seiner kleinwüchsigen Erscheinung und auffallenden Physiognomie her nicht unbedingt prädestiniert für einen darstellenden Beruf, war bereits 1914 mit einem Gedichtprogramm in dem legendären Wiener Kabarett "Simpl"1) aufgetreten, und begeisterte durch sein Charisma bzw. seinen Witz. Nach Kriegsende übernahm er zum Jahreswechsel 1918/19 die Conférence bei den dortigen Veranstaltungen.

In den anschließenden Jahren trat er neben dem "Simpl" im "Ronacher"1) auf, pendelte weiterhin zwischen Berlin und Wien. Legendär wurde ab 1922 seine sogenannte "Doppelconférence" mit Karl Farkas1), in denen beide in den Rollen des "Gscheiten" (Farkas) und des "Blöden" (Grünbaum) auftraten: Farkas erklärt seinem Partner: "Das Wesen der Doppelconference besteht darin, dass man einen äusserst intelligenten, gutaussehenden Mann nehme – das bin ich – und einen zweiten, also den Blöden, dazustellt. Das bist, nach allen Regeln der menschlichen Physiognomie, natürlich du!".2)
1923 übernahm Grünbaum die Leitung des Kabaretts "Die Hölle", im darauffolgenden Jahr berief man ihn zum künstlerischen Leiter des Wiener Kabaretts "Pavillon". Ab 1926 trat er am Wiener "Bürgertheater"1) gemeinsam mit Farkas in dem Programm "Journal der Liebe" auf, in 18 Bildern zeigten zu der Musik von Egon Neumann1) auch "schöne Girls" ihre Beine, die Soubrette und Opernsängerin Rita Georg1) wurde in einer Hosenrolle parodiert. Ähnlich liefen die Vorstellungen der am 1. Oktober 1927 beginnenden Gastspiele der "Marischka-Revue" ab, in 30 Bildern führten Grünbaum und Farkas (Musik: Ralph Benatzky1)) die vorjährige Schlagerrevue vor, die nichts an Popularität eingebüßt hatte; dabei gab es nicht weniger als 120 Mitwirkende und 900 Kostüme.

Fritz Grünbaum in der Revue "Hallo, hier Grünbaum"
Urheber: "Atelier Willinger" bzw.
Wilhelm Willinger1) (1879 – 1943)
Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PE2912
© KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
→ siehe auch Theaterzettel bei theatermuseum.at

Fritz Grünbaum in der Revue "Hallo, hier Grünbaum"; Urheber: "Atelier Willinger" bzw. Wilhelm Willinger (1879–1943); Quelle: theatermuseum.at; Inv. Nr.: FS_PE2912; Copyright KHM-Museumsverband; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Fritz Grünbaum, fotografiert von Yva1) (Else Ernestine Neuländer-Simon) (1900–1942); Quelle: www.virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Ende der 1920er Jahre interessierte sich auch Grünbaum für das inzwischen populär gewordene Medium Film, beteiligte sich zunächst als Co-Autor an Drehbüchern bzw. Texter. Für den ersten Ufa-Tonfilm "Melodie des Herzens"1) (UA: 16.12.1929) mit Dita Parlo und Willy Fritsch lieferte er mit anderen die Liedtexte ab, ebenso für die deutsch-britische Produktion "Zwei Welten"1) (1930) oder (mit Otto Julius Bierbaum1)) für die Paul Czinner1) mit dessen Ehefrau Elisabeth Bergner in der Titelrolle realisierte Verfilmung "Ariane"1) (1931) nach dem gleichnamigen Roman von Claude Anet1). Bald spielte er sich dann selbst als Leinwanddarsteller in die Herzen des Publikums und gestaltete in seinem überschaubaren filmischen Werk kleine Kabinettstückchen der Schauspielkunst. So notiert Kay Weniger1)*): "Als Filmschauspieler reüssierte der eher unscheinbare, kleingewachsene, mit Glatze, Nickelbrille und riesiger Nase behaftete Fritz Grünbaum mit prägnanten Parts als klassischer Edelcharge der frühen 1930er-Jahre. Seine Nebenrolle-Auftritte – Diebe und Faktoten, Saufkumpane und kleine Angestellte, aber auch verbeamtete Vorgesetzte und schlitzohrige Anwälte – waren interpretatorische Gemmen: er spielte sowohl in dramatischen als auch komödiantischen Geschichten."
  
 
Fritz Grünbaum, fotografiert von
Yva1) (Else Ernestine Neuländer-Simon) (1900 – 1942)
Quelle: www.virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Erstmals trat er unter der Regie von Géza von Bolváry1) in der musikalischen Filmkomödie "Der Raub der Mona Lisa"1) (1931) als angeblicher Bilderdieb in Erscheinung –- erzählt wurde die wahre Geschichte des von Willi Forst dargestellten italienischen Anstreichers und Dekorationsmalers Vincenzo Peruggia1), der das berühmte Gemälde "Mona Lisa"1) im Jahre 1911 aus dem "Louvre"1) entwendete, zwei Jahre in seiner Unterkunft versteckt hielt, ehe das Bild bei einem Verkaufsversuch in Florenz1) wieder auftauchte und zurückgebracht werden konnte. Es folgte die von Kurt Gerron inszenierte, heitere Ehe-Geschichte "Meine Frau, die Hochstaplerin"1) (1931) mit Käthe von Nagy und Heinz Rühmann, in der Grünbaum als Agent Silbermann auftauchte. In Fritz Kortners Regiedebüt "Der brave Sünder"1) (1931), gedreht nach dem Roman "Die Betrüger" von Walentin Petrowitsch Katajew1) bzw. dem darauf basierenden Theaterstück "Die Defraudanten" von Alfred Polgar1), mimte er neben Protagonist Max Pallenberg den Bürodiener Klapka, den so leicht nichts aus der Ruhe bringt, von Regisseur Richard Oswald1) entstand die Komödie "Arm wie eine Kirchenmaus"1) (1931) nach dem ungarischen Bühnenstück "A templom egere" von Ladislaus Fodor1) mit der Musik von Ralph Benatzky1), wo er als Oberbuchhalter Schünzl brillierte; zudem wurde der Filmvorspann von Fritz Grünbaum und Paul Morgan, der den Bankdiener Quapil spielte, als Sketch gesprochen. Max Nosseck1) besetzte Grünbaum in dem musikalischen Lustspiel "Einmal möcht' ich keine Sorgen haben"3) (1932) als Chef eines Konfektionshauses an der Seite von Max Hansen und Ursula Grabley, einmal mehr für Géza von Bolváry spielte er den Prokuristen Adolph Münzer in "Ein Lied, ein Kuß, ein Mädel"4) (1932), stand mit Gustav Fröhlich und Martha Eggerth vor der Kamera und schrieb zudem das Drehbuch mit Friedrich Kohner1). Einen herrlich durchtriebenen Winkeladvokaten gab er in dem mit Werner Krauß prominent besetzten Melodram "Mensch ohne Namen"1) (1932) ab, meisterlich gedreht von Gustav Ucicky1) frei nach dem Roman "Oberst Chabert"1) von Honoré de Balzac1). Grünbaums vorletzte Rolle in einem deutschen Kinofilm war der Justizrat Feldacker in Kurt Gerrons Streifen "Es wird schon wieder besser"1) (1932) mit Dolly Haas und Heinz Rühmann, der gleichnamige, von Dolly Haas geträllerte Song sollte das Publikum von den Sorgen der Wirtschaftskrise ablenken. Einen letzten beachtenswerten Auftritt hatte er als Heiratsvermittler bzw. Hauswirt Sigurd Bernstein in der von Wilhelm Thiele1) nach dem Bühnenstück von Stefan Zágon (1893 – 1975) mit Renate Müller, Hermann Thimig und Wolf Albach-Retty in Szene gesetzten Komödie "Mädchen zum Heiraten"1) (1932). Seine Mitwirkung in der Emigranten-Produktion bzw. Verwechslungskomödie "Peter, das Mädchen von der Tankstelle"1) (1934; Regie: Hermann Kosterlitz1) = Henry Koster) mit Franziska Gaal in der Titelrolle beschränkte sich auf einen Sekunden-kurzen Mini-Auftritt als Clubgast, der einen Arzt (Hans Jaray1)) herbeiholt → Übersicht Filmografie.
Fritz Grünbaum, fotografiert von Yva1) (Else Ernestine Neuländer-Simon) (1900–1942); Quelle: www.virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Mit der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 war Grünbaums Karriere in Deutschland beendet, die "Reichskulturkammer"1) (RKK) erließ für alle jüdischen Künstler ein Auftrittsverbot. "Von der optischen Erscheinung her der gängigen Klischeevorstellung eines Juden entsprechend, geriet Grünbaum nach der Machtübernahme durch die Nazis augenblicklich ins Kreuzfeuer des staatlich verordneten Antisemitismus" schreibt Kay Weniger1)*). Im Wiener Kabarett wurden Grünbaums Texte nun zunehmend politischer und das Nazi-Regime attackierend. Bei einem seiner letzten Auftritte im "Simpl"1) scherzte er bei einem Stromausfall: "Ich sehe nichts, absolut gar nichts, da muss ich mich in die nationalsozialistische Kultur verirrt haben.2) Am 10. März 1938 trat er mit Karl Farkas1) ein letztes Mal im "Simpl" mit dem Programm "Metro Grünbaum – Farkas höhnende Wochenschau" auf. Am 11. März 1938, einen Tag vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich (→ "Anschluss“ Österreichs"1)), versuchte Grünbaum gemeinsam mit seiner dritten Ehefrau Lilly in die Tschechoslowakei1) zu flüchten, kehrte – an der Grenze abgewiesen – zurück nach Wien. Dort konnte sich das Paar eine Zeit lang versteckt halten, wurde dann jedoch denunziert. 
 
Fritz Grünbaum, fotografiert von
Yva1) (Else Ernestine Neuländer-Simon) (1900 – 1942)
Quelle: www.virtual-history.com;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Nach der Inhaftierung Anfang Mai 1938 im Gestapo1)-Gefängnis "Karajanschule", eingerichtet im Keller einer ehemaligen Volksschule (heute "Gedenkstätte Karajangasse"5)), deportierten die Nazi-Schergen Grünbaum am 1. April 1938 mit dem ersten Prominenten-Transport in das KZ Dachau1) nordwestlich von München1). Anschließend verlegte man ihn im September 1938 in das KZ Buchenwald1) auf dem Ettersberg1) bei Weimar1), wo er gemeinsam mit Leidensgenossen wie Paul Morgan und Hermann Leopoldi1) Kabarett-Vorstellungen darbot. Im Oktober 1940 verbrachten die Nazi-Schergen den gesundheitlich schwer angeschlagenen und geschwächten Mann erneut nach Dachau, wo der 60-Jährige am 14. Januar 1941 an den Folgen einer Tuberkulose starb – auf dem Totenschein stand die lapidare Notiz "an Herzlähmung abgegangen". Noch am Silvesterabend 1940/41 war Grünbaum ein letztes Mal vor seinen Leidensgenossen aufgetreten, hatte kurz darauf eine Selbsttötung versucht. Tatsächlich starb er entkräftet an der Tuberkulose, zermürbt von den Demütigungen und gebrochen von den Misshandlungen; trotz der Misshandlungen und der Tuberkulose-Erkrankung verstummte seine spitze Zunge bis zum Schluss nicht, und er versuchte, auf diese Weise seinen Mithäftlingen über die schwere Zeit hinwegzuhelfen. Er trat den nationalsozialistischen Torturen mit seinen Mitteln entgegen: Er conferierte zum Beispiel, wie er das "Tausendjährige Reich"1) zu besiegen gedenkt oder dass der völlige Mangel und das systematische Hungern das beste Mittel gegen die Zuckerkrankheit sei. Als ihm ein KZ-Aufseher ein Stück Seife verweigerte, kommentierte Grünbaum dies mit den Worten: "Wer für Seife kein Geld hat, soll sich kein KZ halten".2)
  
Die Urne mit Fritz Grünbaums sterblichen Überresten wurde am 17. Februar 1941 auf dem Wiener "Zentralfriedhof"1) (Tor 1, alter israelitischer Teil, Gruppe 20, Reihe 23, Nr. 22) beigesetzt, der Grabstein trägt einen Gedenk-Schriftzug an seine letzte Ehefrau Lilly → Foto der Grabstätte bei Wikimedia Commons und knerger.de.  
Fritz Grünbaum war drei Mal verheiratet, nach der ersten Ehe (1908 – 1914) mit der Diseuse, Sängerin und Komikerin Carli Nagelmüller1) ehelichte er 1916 seine Kollegin Mizzi Dressl. Bereits nach kurzer Zeit wieder von ihr geschieden, gab er dann 1919 der 18 Jahre jüngeren Elisabeth "Lilly" Herzl6) (geb. 28.04.1898), der Nichte des Schriftstellers, Publizisten und Journalisten Theodor Herzl1), das Ja-Wort. Lilly Grünbaum konnte sich während des Nazi-Terrors eine Zeit lang in Wien bei einer Freundin versteckt halten, wurde dann am 5. Oktober 1942 gemeinsam mit ihrer Freundin in das Vernichtungslager Maly Trostinez1) (Weißrussland) verschleppt und starb dort vier Tage später; ihr Leichnam gilt bis heute als vermisst.
 
Grünbaums umfangreiche Kunstsammlung, rund 450 Werke unter anderem von Albrecht Dürer1), Rembrandt van Rijn1), Edgar Degas1), Carl Spitzweg1), Max Oppenheimer1), Oskar Kokoschka1), Käthe Kollwitz1) und vor allem Egon Schiele1) (hier alleine 60 Exponate), sowie seine Bibliothek war 1938 nach der "Arisierung" seiner Wohnung von den Nazis zwangsverkauft worden. Verkaufswege und Verbleib der Grünbaum-Sammlung konnten bis heute nicht gänzlich aufgeklärt bzw. nur teilweise restituiert1) werden. Lediglich 25 Prozent der Sammlung gelangte Anfang der 1950er Jahre über den Schweizer Kunsthändler Eberhard W. Kornfeld1) auf den Kunstmarkt → Abbildung von Teilen der Kunstsammlung bei Wikimedia Commons.
Wikipedia (Stand: 29.11.2023) führt mit entsprechenden Quellenangaben) aus: "Grünbaums Erben kämpfen seit Jahren um die Restitution ehemals in seiner Sammlung befindliche Werke; dabei sind sie jedoch oft zurückgeworfen worden. Im Jahr 2005 wurde ein Antrag, Schieles "Sitzende Frau mit gekrümmtem linken Bein" (Torso) zu restituieren, zurückgewiesen. Das Gericht war der Ansicht, dass zu viel Zeit verstrichen war, bevor Grünbaums Erben Anspruch darauf erhoben hätten. Einen ersten Sieg errangen die Erben 2014, als das Auktionshaus "Christie's"1) das Schiele-Aquarell "Stadt am blauen Fluss" mit dem Vermerk versteigerte, dass Grünbaum ein früherer Eigentümer war, wobei ein Teil des Erlöses für die Erben reserviert war. Der jüngste Fall, der sich seit 2015 durch die Gerichte windet, hat einen noch größeren Sieg gebracht. Im Jahr 2019 entschied ein New Yorker Gericht zu Gunsten der Erben und gegen den Londoner Kunsthändler Richard Nagy, der den Besitz beansprucht hatte. Im Jahr 2022 bestätigte das New Yorker Berufungsgericht die Entscheidung der unteren Instanz mit 5:0. Richter Anil Singh schrieb: "Wir lehnen die Vorstellung ab, dass eine Person, die in einem Todeslager eine Vollmacht unterschreibt, das Dokument freiwillig ausgestellt haben soll. … Jede spätere Übertragung der Kunstwerke hat kein rechtliches Eigentum übertragen."
Die Erben fordern die Rückgabe mehrerer Schiele-Werke. Davon betroffen sind auch die "Republik Österreich"1), die "Albertina"1) und das "Leopold Museum"1). Auch aus Amerika wird jetzt über die Beschlagnahme dreier Gemälde von Schiele aus dem Besitz Grünbaum berichtet."
  
In Wien-Süßenbrunn1) im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt1) erinnert seit 1968 die "Grünbaumgasse", seit 1989 der "Fritz-Grünbaum-Platz" in Wien-Mariahilf1) an den legendären Künstler. Beim Kabarett "Simpl" in der Wollzeile Nr. 26 hängt eine Gedenktafel mit dem Text: "Er war ein guter Österreicher und hat für dieses Bekenntnis im Konzentrationslager den Tod gefunden. Er wollte in seiner Menschenliebe nicht an das Grauen glauben, dem er dann selbst zum Opfer fiel." → Foto bei Wikimedia Commons. Die von der "KZ-Gemeinschaft Dachau" und der "Lagergemeinschaft Buchenwald" gestiftete Tafel (allerdings mit einem falschen Sterbe-Datum ) wurde am 19. April 1955 durch den Präsidenten der österreichischen Künstlergewerkschaft Emmerich Arleth1) (1900 – 1965) enthüllt. Seit dem 6. Oktober 2005 hat auch Fritz Grünbaum einen "Stern der Satire" auf dem "Walk of Fame des Kabaretts"1) in Mainz, gestiftet von der "Israelitischen Kultusgemeinde Wien". 
Zwischen dem 17. Februar und 8. Mai 2005 fand anlässlich des 125. Geburtstag des Allroundtalents und genialen Komikers im Wiener "Theatermuseum"1) eine umfangreiche "Fritz Grünbaum-Austellung" statt, welche das Leben und Werk eines Mannes dokumentierte, der zu den größten komischen Talenten seiner Zeit zählte. Die dazugehörige Biografie "Grüß mich Gott! Fritz Grünbaum. Eine Biografie 1880–1941" von dem Dramaturgen bzw. Musikwissenschaftler Christoph Wagner-Trenkwitz1) und der Historikerin Marie-Theres Arnbom1) erschien zeitgleich; weitere Literatur über Fritz Grünbaum bei Wikipedia.
Grünbaum selbst gab zwischen 1905 und 1915 eine Reihe seiner Texte in neun Heften "Verlogene Wahrheiten" heraus, andere Veröffentlichungen nannte er beispielsweise "Liebe? – Mumpitz!" (Gedichte, 1908), "Vom seligen Zensor" (1919) oder "Von an-, un- und ausgezogenen Damen" (1919). Zu seinen beliebten Sätzen gehörte: "Was nützt mir mein Geist, wenn mein Name mich schädigt? Ein Dichter, der Grünbaum heißt, ist schon erledigt!" "Die Stimme von Fritz Grünbaum ist durch sehr wenige Schallplatten der Marken "Odeon" (Wien 1907), "Gramophone" (Berlin 1908–09), "Parlophon" und "Columbia" (beide Berlin 1931–32) erhalten geblieben." vermerkt Wikipedia.

Quellen (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch, kabarettarchiv.at,
www.exilarchiv.de, geschichtewiki.wien.gv.at;
siehe auch den Artikel  bei www.welt.de
Fotos bei virtual-history.com
*) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Metropol, Berlin 2008, S. 159/151)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de, 4) film.at, 5) geschichtewiki.wien.gv.at, 6) lexikon-provenienzforschung.org
Quelle: 2) Wikipedia mit weiterführenden Quellenangaben
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Filme
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(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, theatertexte.de; R = Regie)
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