Filmografie / Hörspiel
Edith Hancke wurde am 14. Oktober 1928 als Tochter eines Bankangestellten in Berlin geboren und wuchs im Bezirk Charlottenburg1) auf. Trotz zunächst heftigen Widerstands ihrer Eltern entschied sich die junge Edith, Schauspielerin zu werden und nahm nach dem 2. Weltkrieg Unterricht bei Marlise Ludwig1) (1886 – 1982). Schnell avancierte sie zu einer vielbeschäftigten und beliebten Darstellerin und stand seit 1948 an vielen Berliner Theatern auf der Bühne, erst am "Deutschen Theater"1), später an Westberliner Spielstätten und beim Kabarett. So war sie auch zwei Spielzeiten lang Mitglied bei dem legendären Kabarett "Die Stachelschweine"1), wo sie gerne als "kesse Berliner Göre" eingesetzt wurde, oder feierte Triumphe an der "Tribüne"1).
Dort lernte sie 1970 auch ihren dritten Ehemann, den sieben Jahre jüngeren Intendanten, Regisseur und Schauspieler Klaus Sonnenschein1) kennen, den sie 1972 heiratete, der mit ihr viele Boulevardstücke inszenierte und auch gemeinsam mit ihr auf der Bühne stand. Noch bis kurz vor Hanckes 75. Geburtstag im Oktober 2003 sah man das Paar in der "Komödie Winterhuder Fährhaus"1), wo die populäre Schauspielerin als umtriebige Portiersfrau Annie Wiesner in dem Boulevard-Dauerbrenner von Curth Flatow1) und Horst Pillau1) "Das Fenster zum Flur" zu sehen war – einem Stück mit dem sie ab Frühjahr 2004 auch auf Tournee ging.
 

Edith Hancke als Susanne Häggestad in dem Stück "Die Arche Noah"
von Horst Lommer an den Berliner "Kammerspielen" (1950)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000875_002)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 07.07.1950;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Edith Hancke als Susanne Häggestad in dem Stück "Die Arche Noah"; von Horst Lommer an den Berliner "Kammerspielen" (1950); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000875_002); Copyrit SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 1950; Quelle: www.deutschefotothek.de
Ebenfalls riesigen Erfolg verzeichnete die umtriebige Schauspielerin mit dem Flatow-Stück "Mutter Gräbert macht Theater", einem Singspiel das Klaus Sonnenschein mit viel Schwung in Szene gesetzt hat und in dem Edith Hanke mit der Titelrolle der verwitweten Mutter Gräbert im Berliner "Theater am Kurfürstendamm"1) seit Ende Oktober 2002 vier Monate lang sowohl Kritiker als auch Publikum begeisterte. Flatow hatte Edith Hancke die Rolle der resoluten Theaterdirektorin Julie Gräbert1), geborene Pickenbach (genannt "Mutter Gräbert") auf den Leib geschrieben. Fast 20 Jahre lang war das amüsante Stück auf den Berliner Bühnen zu sehen, anfangs an der "Tribüne" (1990 auch TV), dann im "Theater am Kurfürstendamm". Es soll zu den Lieblingsstoffen der Schauspielerin gehört haben. Edith Hancke wurde 2003 zum zwölften Mal vom Berliner Publikum als "Beliebteste Theaterschauspielerin" gewählt und erhielt für ihre darstellerischen Leistungen einmal mehr den "Goldenen Vorhang"1) des "Berliner Theaterclubs".
Das Publikum des "Theaters am Kurfürstendamm" liebte die "Berliner Pflanze" und so bleibt sie mit mit zahlreichen Bühnenstücken in nachhaltiger Erinnerung, beispielsweise als Gertrud Stranitzky, erfolgreiche Inhaberin eines Schneiderateliers, der die Männer in der Flatow-Komödie "Keine Ehe nach Maß" (Uraufführung) nicht treu bleiben (1993, Regie: Folke Braband1) → folkebraband.de). Ein Jahr später brillierte sie zusammen mit Brigitte Mira als mörderisches Schwesternpaar Martha and Abby Brewster in dem von Wolfgang Spier in Szene gesetzten Evergreen des schwarzen Humors "Arsen und Spitzenhäubchen" (22.03.–10.07.1994) von Joseph Kesselring1). Zusammen mit Herbert Herrmann (als Schriftsteller Frank Hoffmann; auch Regie) spielte sie 1996 in dem Flatow-Stück "Mein Vater, der Junggeselle" und mimte die Portiersfrau bzw. Hoffmanns Haushälterin Frau Stadelmayr → komoedie-berlin.de. In "Verzwickte Lügen" (1997) zeigten sich Edith Hancke und Herbert Herrmann als Mutter und Sohn: Die beiden treffen sich in einem Cottage, um seinen Geburtstag zu feiern, denn sie soll nicht wissen, dass er verheiratet ist. Als seine Angestellte Heather (Jessica Stockmann1)) dort aufläuft, ist das Chaos komplett.2) Ebenfalls von Herbert Herrmann inszeniert mit sich in der männlichen Hauptrolle des Autors bzw. Frauenhelden Robert Schoenberger war Ende der 1990er Jahre die Geschichte "Ein Mann, ein Wort", die einmal mehr aus der Feder Flatows stammte – Edith Hancke als Roberts schwerhörige Mutter Olga, die trotz ihres Alters noch einmal auf Freiersfüßen wandelt, riss das Publikum zu Beifallsstürmen hin.
Eine Paraderolle für Edith Hancke war sicherlich auch die der liebenswürdige, aber etwas spleenigen Autorin Josephine Zillerthal, die sie seit Sommer 2009 in der Wiederaufnahme des von Jürgen Wölffer1) inszenierten Komödienklassikers "Pension Schöller"1) gab. Das Stück stand bis 10. Januar 2010 auf dem Spielplan, als Eugen Schöller, Schauspielschüler mit L-Fehler, glänzte Winfried Glatzeder, den Part des Großwildjägers Fritz Bernhardy hatte übrigens ihr Mann Klaus Sonnenschein übernommen → komoedie-berlin.de. Zuvor hatte das Paar im Sommer 2009 in der Uraufführung des pointenreichen Stücks "Alles Astro" von Frank-Lorenz Engel1) (auch Regie) das Publikum begeistert, Hancke mimte die Charlotte alias Wahrsagerin "Astro-Lola", Sonnenschein deren Gatten Lothar, Inbegriff eines hochintelligenten, trotteligen Wissenschaftlers → komoedie-berlin.de.
  
Die Schauspielerin war vor allem immer dann gefragt, wenn es um echte Berlinerinnen mit "Herz und Schnauze" ging. Auch der Film entdeckte schon früh das Talent der jungen Edith Hancke und ihr Leinwanddebüt gab sie 1949 als couragierte Adelheid Wolff in Erich Engels Filmversion von Gerhard Hauptmanns "Der Biberpelz"1). Im Verlaufe der Jahre folgten für die quirlige Schauspielerin mit der markanten kieksend-grellen Stimme – laut Presseberichten das Ergebnis einer verpfuschten Mandeloperation im Kindesalter – Rollen in verschiedensten Kinoproduktionen. So agierte sie beispielsweise 1954 als Fräulein Müller-Muthesius in "Der Raub der Sabinerinnen"1), war 1956 in Kurt Hoffmanns Zuckmayer-Adaption "Der Hauptmann von Köpenick"1) neben Heinz Rühmann als das kranke Mädchen Lieschen zu sehen.
Edith Hancke als Lukretia in der Dürrenmatt-Verfilmung "Die Ehe des Herrn Mississippi" (1961); Quelle: www.cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG, Zürich", mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); Copyright Praesens-Film AG 1958 beispielsweise stand sie als Billa in Wolfgang Staudtes Heinrich Spoerl-Verfilmung "Der Maulkorb"1) zusammen mit O.E. Hasse vor der Kamera, ein Jahr später mimte sie in dem Ehrhardt-Film "Natürlich die Autofahrer"1) eine schusselige Fahranfängerin. Man sah Edith Hancke in verschiedensten, meist komischen Rollen auf der Leinwand, so 1961 als Lizzy Smith in dem Wallace-Streifen "Die seltsame Gräfin"1), 1962 als Mimi in "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett"1) oder 1964 als Friedericke Kussmaul in "Holiday in St. Tropez"1). In den 1970ern spielte sie unter anderem in "Unser Willi ist der Beste"1) (1971) die Elsetraut Knöpfke oder wirkte 1973 in dem Roy Black-Streifen "Alter Kahn und junge Liebe"1) mit → Übersicht Kinofilme.
 
Edith Hancke als Lukretia in der Dürrenmatt-Verfilmung "Die Ehe des Herrn Mississippi" (1961)
Quelle/Link: cyranos.ch bzw. Archiv "Praesens-Film AG" Zürich",
mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich); © Praesens-Film AG
Auch die Fernsehzuschauer kannten die beliebte Volksschauspielerin aus Stücken, in denen sie ihr kesses Mundwerk und frechen Witz voll ausleben konnte. Neben Dauerbrennern wie "Drei Damen vom Grill"1) oder "Ein Mann für alle Fälle" mit Harald Juhnke sah man Edith Hancke in unzähligen Unterhaltungssendungen mit Berliner Colorit. 1978 beispielsweise agierte sie als Sekretärin in dem Fallada-Mehrteiler "Ein Mann will nach oben", wirkte Ende der 1970er Jahre in der beliebten Serie "Café Wernicke" mit oder zehn Jahre später in der Serie "Hotel Paradies". 1992 mimte sie in "Auto Fritze" die Frau Kewenig und in jüngerer Zeit sah man sie 2002 mit liebenswerten Nebenrollen in den amüsanten Produktionen "Aus lauter Liebe zu Dir"3) und "Mord an Bord"3) auf dem Bildschirm. Im Herbst 2003 stand sie für die romantische ARD-Komödie "Heiraten macht mich nervös"3) vor der Kamera, die im Frühjahr 2004 ausgestrahlt wurde. Danach zeigte sie sich mit kleinen Auftritten in den heiteren Geschichten "Zwei Männer und ein Baby"1) (2004), "Vater Undercover – Im Auftrag der Familie"3) (2006) und "Ich leih mir eine Familie"1) (2007).
Nach längerer Fernsehabstinenz mimte sie dann in der ganz auf Hauptdarstellerin Christine Neubauer1) zugeschnittenen ARD-Beziehungskomödie "Schaumküsse"1) (EA: 23.10.2009), gedreht nach dem "Schwangerschaftsroman" von Susanne Luerweg und Bärbel Schäfer1), die schnoddrige Mutter der Berliner Mietköchin Lilly Heiden (Neubauer); auch Hanckes Ehemann Klaus Sonnenschein war als Filmvater mit von der Partie → Übersicht TV-Produktionen.
Edith Hancke machte sich zudem als gefragte Sprecherin einen Namen, wann immer eine schrille Stimme gefragt war. So hörte man sie beispielsweise in der Anfang der 1990er Jahre produzierten US-amerikanischen TV-Serie "Die Dinos"1) als "Das Baby", als "Pflanze Karin" in der Kindersendung "Blaubär und Blöd"1)  oder als Elefantenkuh Denise in dem Zeichentrickfilm "Das Geheimnis der Frösche"1) (2003) → mehr bei synchronkartei.de.
Auch für den Hörfunk war sie mit ihrer unverwechselbaren Stimme tätig, wirkte beispielweise beim RIAS1) in 150 Folgen  in der von Thierry1) (= Dieter Koch) verfassten populären Familienserie "Pension Spreewitz"1) als Gisela mit, Tochter von Ottilie Spreewitz (Edith Schollwer), Inhaberin der Pension "Spreewitz". Zwischen 1981 und 1987 fungierte sie als Nachfolgerin des am 30. April 1981 verstorbenen Ewald Wenck1) in der RIAS-Hörspielreihe "Damals war's – Geschichten aus dem alten Berlin"1) als Erzählerin; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Verheiratet war die umtriebige Künstlerin wie erwähnt seit 1972 mit ihrem Kollegen Klaus Sonnenschein und lebte mit ihm in einem Haus in Holstein sowie in Berlin-Schlachtensee, wenn sie nicht gerade mit ihrem Mann gemeinsam auf der Bühne stand. Mitte der 2000er Jahre tourte das Paar mit dem Stück "Herbstzeitlose" durch die Lande, einer Komödie von Andreas Fritjof: Die Hancke mimte in dieser unterhaltsamen Geschichte um eine wohlorganisierte Senioren-WG die flotte Agnes, die heimlich in den Hypochonder Leopold (Klaus Sonnenschein) verliebt ist, dritter im Bunde war der "Knödeltenor" Alexander (Gerhard Friedrich), der eine Affäre mit einer glücklich verheirateten feinen Dame (Karyn von Ostholt1)) beginnt. Premiere feierte die Aufführung über Liebe im Alter am 21. Mai 2006 in der "Komödie am Kurfürstendamm".

Edith Hancke und ihr Ehemann Klaus Sonnenschein 2008
auf Dampferfahrt mit dem "Theaterclub Berlin"
Foto mit freundlicher Genehmigung von Helga Schlack,
Witwe des Schauspielers Peer Schmidt (1926 – 2010);
© Helga Schlack

Edith Hancke und ihr Mann Klaus Sonnenschein 2008 auf Dampferfahrt mit dem Theaterclub Berlin; Copyright Helga Schlack
Edith Hancke wurde 1987 mit dem "Bundesverdienstkreuz" ausgezeichnet, im Jahre 2000 konnte sie die "Goldene Kamera"1) für ihr Lebenswerk entgegennehmen. Den "Goldenen Vorhang"1) des "Berliner Theaterclubs e. V." erhielt die Künstlerin mehrfach, 1977, 1980, 1985 – 1989, 1991, 1992, 2002 und zuletzt 2006.
Am 14. Oktober 2013 beging die Schauspielerin ihren 85. Geburtstag. "Edith Hancke ist ein Berliner Original und eine tolle Schauspielerin", gratulierte ihr Martin Woelffer, Theaterchef der "Komödie am Kurfürstendamm". "Sie lässt ihr Publikum lachen und weinen und kann es tief berühren. Den Lebensmut, den sie auf der Bühne verbreitet, ist ansteckend." (Quelle: morgenpost.de; siehe auch tagesspiegel.de)

Die "Königin des Boulevard-Theaters" Edith Hancke erlag am 4. Juni 2015 im Alter von 86 Jahren in einem Berliner Krankenhaus ihrem Krebsleiden. Neben ihrem Ehemann Klaus Sonnenschein hinterließ die beliebte Künstlerin Sohn Marian Moik aus erster Ehe mit Schauspieler Lutz Moik sowie die Enkel Moritz, Philipp und Melissa. Die bewegende Trauerfeier und anschließende Beisetzung fand am 16. Juni 2015 auf dem Berliner Waldfriedhof Zehlendorf1) statt → Foto der Grabstätte bei knerger.de. Neben der Familie nahmen etliche Freunde und Weggefährten wie Herbert Herrmann mit Lebendgefährtin Nora von Collande1), Brigitte Grothum, Dagmar Biener, Ilja Richter1), Ingeborg Krabbe und Achim Wolff1) Abschied von der "kleenen Blonden mit der großen Klappe" → Nachruf bei berliner-zeitung.de.
Klaus Sonnenschein starb am 19. April 2019 im Alter von 83 Jahren in Berlin.
Anmerkung: Laut bz-berlin.de bzw. welt.de war Hanckes zweiter Ehemann der Theaterleiter Michael Scheithauer.
Siehe auch Wikipedia, www.komoedie-berlin.de sowie
die Nachrufe bei welt.de, spiegel.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3)  prisma.de
Quelle: 2) komoedie-berlin.de
    
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de,  Die Krimihomepage,
fernsehserien.de, prisma.de, wilhelm-koehler-verlag.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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