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Karl-Heinz von Hassel wurde am 8. Februar 1939 in Hamburg geboren,
wuchs in seiner Geburtsstadt sowie im Schleswig-Holsteinischen Bad Oldesloe auf und machte nach
seinem Realschulabschluss zunächst eine Ausbildung als Import- und
Exportkaufmann. Schon früh interessierte er sich für das Theater, nahm
in seiner Freizeit Schauspielunterricht und stand 1960 in Schleswig erstmals auf der
Bühne. Weitere Engagements führten ihn unter anderem nach
Bielefeld, Konstanz, Zürich, Braunschweig, Hamburg, Stuttgart und
Bremen.
Ab Mitte der 1960er Jahre übernahm der Schauspieler dann auch Rollen in
verschiedensten Film- und Fernsehproduktionen und wurde rasch einem
breiteren Publikum bekannt.
Szenenfoto aus "Ein Seestern im Garten"
an der "Komödie
Düsseldorf"
Foto mit freundlicher Genehmigung der "Komödie
Düsseldorf"
© Komödie Düsseldorf
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Die Kinozuschauer erlebten ihn in etlichen Fassbinder-Filmen, beispielsweise 1979
mit einer Nebenrolle in "Die Ehe der Maria Braun"1) oder zwei Jahre
später als NS-Kulturbeauftragten Henkel in "Lili Marleen"1). In "Lola"1)
übernahm er im gleichen Jahr die Rolle des Polizeichefs Timmerding und auch in
"Die Sehnsucht der Veronika Voss"1)
gehörte er 1982 zur Besetzung, ebenso wie in dem von Fassbinder für das
Fernsehen inszenierten Drama "Bolwieser"2) (1978;
→ Wikipedia).
1986 agierte er als Heidemann in Hans-Christoph Blumenbergs
Thriller "Der Sommer des Samurai"1)
und in Walter Bockmayers Heimatfilm-Parodie "Die
Geierwally"1) mimte er 1988 den Bauern Stromminger.
Die
Fernsehzuschauer sahen von Hassel ab Anfang der 1970er Jahre immer wieder
regelmäßig in so beliebten Krimi-Serien wie "Tatort" oder
"Kriminalmuseum", er wirkte in Stücken wie "Vier gegen die Bank"1) (1976) oder "Der Hochzeitstag" (1985) mit.
Der Schauspieler tauchte in verschiedenen legendären Mehrteilern auf, als
Hauptmann Kalinowski in "Die
merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck" (1972),
als Kusnetschow in "Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski" (1974), als
Feldmarschall Illo überzeugte er in "Wallenstein" (1978) und
auch in der Christine Brückner-Adaption "Jauche
und Levkojen" (1978) spielte er einen kleineren Part.
Ungeheure Popularität erlangte von Hassel ab Mitte der 1980er Jahre
als hessischer "Tatort"-Kommissar Edgar Brinkmann: er verkörperte genau
das Gegenteil eines Kommissar Schimanski, war höflich-distanzierter
Ermittler alter Schule, immer korrekt gekleidet, bevorzugte auch bei seinen
Recherchen korrektes und unbestechliches Vorgehen und wurde als
"der mit der Fliege" bundesweit bekannt. Zwischen Oktober 1985 und September 2001
leitete er sechzehn Jahre lang insgesamt 28 Einsätze und ging dann mit "Tatort Havarie" in den
wohlverdienten Ruhestand.
Die "Tatort"-Folgen mit Kommissar
Edgar Brinkmann mit
Datum der Erstausstrahlung
(Link: Wikipedia) |
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2003 löste Rentner
"Brinkmann" in der Krimikomödie "Fliege kehrt zurück"3) noch einmal einen brisanten
Fall; unterstützt wurde er dabei von dem arbeitslosen Schauspieler Otto von Thalheim
alias Peter Weck, dem pensionierten Tierarzt Richard Bilinsky, gespielt
von Wolfgang Winkler, sowie seiner "Perle" Frau Dieter, die
herrlich von Heidelinde Weis verkörpert wurde. Ein Jahr später folgte
im Dezember 2004 mit
"Fliege hat Angst"3)
ein weiteres, amüsantes Abenteuer der "Rentnergang", der auch
"Frau Dieter" wieder tatkräftig zur Seite stand. Danach war er
zuletzt in der "Löwenzahn"-Episode "Moor Der Fund im dunklen Sumpf" (2009) als Opa Krummbein
sowie in der Episode "Noch mal mit Gefühl" (EA: 21.08.2012) aus dem
Dauerbrenner "In
aller Freundschaft"1)
auf dem Bildschirm präsent → mehr Filmografie.
In den letzten Jahren konzentrierte sich Karl-Heinz von Hassel, der übrigens privat nie eine Fliege trug,
wieder vermehrt auf die
Arbeit am Theater, war beispielsweise auch an der "Komödie
Düsseldorf" in den heiteren Geschichten "Eine gute Partie" (2003)
von Stefan Vögel und "Ein Seestern im Garten" (2006) von
Peter Limburg zu sehen. Ab 21. November 2007 bis Mitte Januar 2008
konnte man den Charaktermimen dort in der Produktion "Rente gut – alles
gut (Cash)" von Michael Cooney bewundern, neben seinem ehemaligen
"Tatort"-Kollegen Volker Brandt machte er in dieser
aberwitzigen Farce mit der prägnanten Nebenrolle des Bestatters Mr. Forbright
wie immer eine gute Figur. Auch in der Spielzeit 2008/2009 war von Hassel wieder in Düsseldorf,
ab 22. Oktober bis Mitte Dezember 2008 stand er in der "Komödie an
der Steinstraße" in dem turbulenten Stück "Schöne Bescherung" von
Anthony Neilson auf der Bühne.
Seit 2009 spielte von Hassel unter
anderem am Frankfurter "Fritz-Remond-Theater" in dem Kriminalstück
"Die Falle" ("Piège pour un homme seul") von Robert Thomas
den Polizeikommissar von Chamonix, auch 2010 ging er mit
dieser spannenden Krimikomödie auf Tournee.
In dem turbulenten
Boulevardstück "Alles auf Krankenschein" des britischen Autors
Roy Cooney zeigte sich von Hassel seit 11. Januar 2012 einmal mehr in
der "Komödie Düsseldorf" und wusste als "nervig-kauziger
Patient" Bill Lesley im Rollstuhl sitzend das Publikum zu begeistern. Zwischen
dem 20.09. und 30.10.2012 fand überdies eine Tournee durch verschiedene
Städte statt → www.kempf-theater.de.
Karl-Heinz von Hassel mit Alexander von der Groeben1)
(links) und
Max von der Groeben1)
(rechts) in "Alles auf Krankenschein"
© Bernd Schaller (www.schallerfoto.de)
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Seit der umjubelten Premiere am 30. Oktober 2013 war von Hassel wieder in
der "Komödie Düsseldorf" zu sehen und präsentiert sich in dem
Klassiker des schwarzen Humors "Arsen und Spitzenhäubchen".
"In der Rolle des Trompete spielenden "Teddy" ist der frühere
Tatort-Kommissar Karl-Heinz von Hassel in seinem Element." notierte
die NRZ (02.11.2013). In der Düsseldorfer Ausgabe der "Bild"
(31.10.2013) stand zu lesen "Zwei männermordende Schwestern (herrlich
schräg Thorsten Hamer und Jens Knospe). Ein Waldhorn-blasender
Onkel, der sich für den amerikanischen Präsidenten hält (wunderbar
abgedreht Karl-Heinz von Hassel)." Für die die WZ (02.11.2013)
spielte "Karl-Heinz von Hassel diesen drolligen Wahnsinnigen sehr
charakteristisch." und für die "Rheinische Post"
(02./03.11.2013) mimte "Karl-Heinz von Hassel im Tropenanzug
lustvoll den trotteligen Teddy mit Tröte". (Quelle: www.komoedie-steinstrasse.de).
Die Produktion stand noch bis 12. Dezember 2013 auf dem Spielplan,
danach gehörte von Hassel ab 18. Dezember 2013 bis
7. Februar 2014 in dem Stück "Golden Girls" zum Ensemble,
einer von Helmuth Fuschl in Szene gesetzten amüsanten Geschichte um die
vier älteren Damen Dorothy, Blanche, Rose und Sophia, die in einer
Wohngemeinschaft in einem Haus in Miami im US-Bundesstaat Florida zusammen
ihren Lebensabend verbringen und dabei auf allerlei Alltagsprobleme stoßen.
In der Produktion der "Komödie Düsseldorf" bzw. der Bühnenfassung
des gleichnamigen
US-amerikanischen Serienhits1) bildeten
Anita Kupsch (Sophia),
Viktoria Brams1)
(Blanche), Gudrun Gabriel1)
(Dorothy) und Kerstin Fernström (Rose) das muntere Quartett, anschließend
ging es auf Tournee → gastspiel.komoedie-berlin.de.
"Golden Girls" wurde nicht nur für von Hassel ein riesiger Erfolg, noch
Anfang April 2016 kam es zu Aufführungen im Essener "Theater im Rathaus", für
Anfang Mai waren weitere Termine eingeplant.
Dazu kam es nicht mehr, der beliebte Schauspieler Karl-Heinz von Hassel starb am 19. April 2016 überraschend nach kurzer
schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren in seiner Geburtstadt Hamburg;
die letzte Ruhe fand er auf dem "Friedhof
Ohlsdorf" → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Er hinterließ seine Ehefrau, die Stylistin Karin von Hassel, mit der er
seit 1963 verheiratet gewesen war, und den gemeinsamen Sohn, der als Orchesterschlagzeuger arbeitet. Karin von Hassel
(geb. 07.12.1936) starb am 23. März 2018 und wurde an der Seite ihres Mannes
beigesetzt.
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