Filmografie / Hörspiel
Portrait Edith Heerdegen um 1955, fotografiert von Li Naewiger (1917–1986); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0037193); Eigentümer(in)/Copyright Li Naewiger / SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Edith Heerdegen wurde am 2. Juli 1913 in Dresden1) geboren; sie wuchs in einem gutbürgerlichen Elternhaus auf und besuchte ein Gymnasium. Nach dem Abitur ließ sie sich zur Schauspielerin ausbilden und gab als Zwanzigjährige ihr Bühnendebüt mit einer winzigen Rolle in dem Schiller-Drama "Wilhelm Tell"1)
Es dauerte mehrere Jahre, bis sie sich als anerkannte Schauspielerin etablieren konnte, lange zog sie mit einer Wanderbühne über Land und tingelte durch die Provinz. Erst gegen Ende des 2. Weltkrieges erhielt sie durch den berühmten Erich Ponto am "Staatstheater Dresden"1) ein festes Engagement, dem sie dann 1947 nach Stuttgart an das "Württembergische Staatstheater"1) folgte, welches für mehr als dreißig Jahre zu ihrer künstlerischen Heimat wurde; im Juli 1979 stand sie dort letztmalig auf der Bühne. Zwischenzeitlich wirkte sie auch am "Deutschen Theater"1) in Göttingen und am Münchener "Residenztheater"1). Als Claus Peymann1) 1979 von Stuttgart an das "Schauspielhaus Bochum"1) wechselte, folgte sie ihm und war dort zuletzt unter dessen Intendanz tätig. 
 
Portrait Edith Heerdegen um 1955,
fotografiert von Li Naewiger1) (1917 – 1986)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0037193)
Eigentümer(in)/© Li Naewiger / SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Quelle: www.deutschefotothek.de 
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Das Repertoire von Edith Heerdegen war breit gefächert, sie beeindruckte sowohl mit klassischen als auch modernen Frauenfiguren: So etwa mit  Titelrollen in dem Lessing-Lustspiel "Minna von Barnhelm"1) oder in dem Drama "Die heilige Johanna"1) George Bernard Shaw1), sie glänzte beispielsweise als Witwe Margret in der Shakespeare-Tragödie "Richard III"1), als Königin Elisabeth1) in dem Schiller-Drama "Maria Stuart"1) oder als Rebecca West in dem Schauspiel "Rosmersholm"1) von Henrik Ibsen1). Zu ihren weiteren bedeutenden Interpretationen zählten auch die Lucile Blanchard in dem Stück "Um Lucretia" ("Pour Lucrčce") von Jean Giraudoux1), die Mizzi in "Das Schloss"2) nach dem unvollendeten, gleichnamigen Roman1) von Franz Kafka1), die morphiumsüchtige Ehefrau Mary Tyrone in dem Drama "Eines langen Tages Reise in die Nacht"1) von Eugene O’Neill1), die "Irrenärztin" Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd in der Tragikomödie "Die Physiker"1) von Friedrich Dürrenmatt1) oder die Stella, Ehefrau des Schriftstellers Sam Kinsale, in dem als "ein biographisches Abenteuer" untertitelten, amüsanten Stück "Endspurt"2) ("The Photo Finish") von Peter Ustinov –  um nur weniges zu nennen. Vor allem im vorangeschrittenen Alter konnte Edith Heerdegen am Theater ihre schauspielerische Dominanz beweisen. Noch zur Spielzeit 1980/81 brillierte sie in Bochum an der Seite des legendären Bernhard Minetti als fast verstummte, willenlose Gattin in der Uraufführung (06.12.1980) des Stücks "Der Weltverbesserer"1) von Thomas Bernhard1), inszeniert von Claus Peymann1) → Theatertreffen 1981; die größtenteils positiv aufgenommene Aufführung wurde in einer Aufzeichnung am 12. April 1981 auch im Fernsehen gezeigt → fernsehserien.de.
 
Einem breiten Publikum bekannt wurde die Schauspielerin durch Film und Fernsehen: Bereits 1949 sah man sie mit einer winzigen Rolle in dem von Wolfgang Staudte1) in Szene gesetzten Kino-Drama "Schicksal aus zweiter Hand"1, auch für die von Helmut Käutner1) nach dem Roman von Gábor von Vaszary mit Horst Buchholz und Romy Schneider  gedrehte Adaption "Monpti"1) (1957) stand sie (wenn auch ungenannt) vor der Kamera. Zu ihren weiteren Leinwandauftritten zählten die Rolle der Jugendfürsorgerin Luise Gottschalk in dem Spionage-Streifen "Der Stoff, aus dem die Träume sind"1) (1972) nach dem Roman von Johannes Mario Simmel, die der jüdischen Hausbewohnerin Frau Rosenthal in dem Drama "Jeder stirbt für sich allein"1) (1976), realisiert von Alfred Vohrer1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Hans Fallada1) mit Carl Raddatz und Hildegard Knef als das Ehepaar Otto und Anna Quangel (im realen Leben die Berliner Eheleute Otto Hermann Hampel1) und Elise Hampel1)), und unter der Regie von Ingmar Bergman1) das Krimi-Drama "Das Schlangenei"1) (1977), wo sie an der Seite von David Carradine als der jüdisch-amerikanische Trapezartist Abel Rosenberg und Liv Ullmann als dessen Schwägerin Manuela bzw. Witwe von Abels Bruder Max, als Frau Holle zur Besetzung gehörte. Nach dem Roman "Das Grab des Lebendigen" von Franz Nabl1) entstand der von  Luc Bondy1) gedrehte Spielfilm "Die Ortliebschen Frauen"1) (1981, in dem sie sich als die gerade verwitwete, starrsinnige Helene Ortlieb, Mutter von Josefine (Libgart Schwarz1)) und Anna (Elisabeth Stepanek1)), präsentierte, eine letzte Arbeit für den Kinofilm war die Komödie "Wer spinnt denn da, Herr Doktor?"1) (1982) → Übersicht Kinofilme.
Im Fernsehen trat Heerdegen seit Ende der 1950er Jahre in Erscheinung und konnte hier, im Gegensatz zum Kinofilm, ihr enormes darstellerisches Potenzial in zahlreichen Produktionen unter Beweis stellen.
Unter anderem zeigte sie sich in dem von Rainer Wolffhardt1) nach dem Roman "Sansibar oder der letzte Grund"1) von Alfred Andersch1) bzw. nach dem Script von Leopold Ahlsen1) gedrehten TV-Film "Sansibar"3) (1961) als Bertha, Ehefrau des Fischers Knudsen (Paul Dahlke). An der Seite von Carl Heinz Schroth hinterließ sie mit der Rolle der "Gräfin" in der Komödie "Orden für die Wunderkinder"1) (1963) einen ebenso nachhaltigen Eindruck wie mit der Figur der Rosa Luxemburg1) in der von Theo Mezger1) gedrehten, zweiteiligen Dokumentation "Der Fall Liebknecht-Luxemburg"1) (1969) mit Richard Lauffen als Karl Liebknecht1).

Edith Heerdegen 1973 in dem TV-Spiel "Traumtänzer"
Regie und Autor: Vojtěch Jasný1)
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services;  © SWR

Foto: Edith Heerdegen 1973 in dem Fernsehspiel "Traumtänzer" Regie und Autor: Vojtech Jasný; Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; Copyright SWR

Herrlich war ihre Tante Milla in der von Vojtěch Jasný inszenierten Satire "Nicht nur zur Weihnachtszeit"1) (1970) nach der gleichnamigen Erzählung1) von Heinrich Böll1), zu der dieser zum ersten Mal auch ein Originaldrehbuch für das Fernsehen schrieb: Tante Milla pflegte prachtvolle Weihnachtsfeste zu feiern. Besonders der unter ihrer Anleitung von der ganzen Familie hergerichtete Christbaum war immer ein wahres Wunderwerk. Eines Tages fing Tante Milla beim Abräumen des Baumschmucks plötzlich zu schreien an und wollte sich nicht mehr beruhigen. Keiner der herbeigerufenen Ärzte und psychiatrischen Kapazitäten konnte die Ursache des heftigen Leidens ergründen oder Abhilfe schaffen. Tante Milla schrie ohne Unterlass, bis schließlich Onkel Franz (René Deltgen) die Idee kam, einen neuen Christbaum aufzustellen, ihn der Familientradition gemäß schmücken zu lassen und eine Weihnachtsfeier zu veranstalten. Seitdem feiert die bedauernswerte Familie Abend für Abend Weihnachten, eine Übung, die im Verlauf von wenigen Monaten die solide, respektable Familie völlig demoralisiert. (Quelle: prisma.de)
Neben Auftritten in so beliebten Krimiserien wie "Der Kommissar", "Sonderdezernat K1", "Derrick"1) oder "Der Alte"1) erlebte man die Schauspielerin unter anderem als Jean Taylor in dem von Ludwig Cremer1) nach dem gleichnamigen Roman von Muriel Spark1) mit Lil Dagover und Paul Hoffmann in den Hauptrollen gedrehten Krimi "Memento Mori"1) (1975), als Witwe Mrs. Hewlett in der ebenfalls kriminalistischen Geschichte "Ehrlich währt am längsten"3) (1978) nach der Krimi-Komödie "Plunder" von Ben Travers (1886 – 1980) oder als die im Altersheim lebende Oma in dem Drama "Die zweite Haut"4) (1981), von Frank Beyer1) in Szene gesetzt mit Angelica Domröse und Hilmar Thate als ein Ehepaar, das sich auseinanderlebte. Letzte Arbeiten vor der TV-Kamera waren das sechsteilige Abenteuer bzw. die auf dem Roman "Silas og den sorte hoppe" von Cecil Břdker1) basierende Weihnachtsserie "Silas" (1981), wo sie unter der Regie von Sigi Rothemund1) neben dem Titelhelden Patrick Bach1) als die ihre Schwerhörigkeit nur vortäuschende Frau, genannt "Die Taube", auftauchte, und die Story "Villa zu vermieten"5) (1982; hier mimte sie als Frieda Dingelstätt die Zwillingsschwester von Emmi (Ruth Hellberg), zwei reizende alte Damen, die einen ungewöhnlichen Weg finden, ihr einsames Leben anregender zu gestalten und so der bisherigen Monotonie entfliehen → Übersicht TV-Produktionen.
Darüber hinaus wirkte die Schauspielerin seit Ende der 1940er Jahre bei zahlreichen Hörspiel- und Hörbuchproduktionen mit, ihre Tätigkeit als Sprecherin begann bei "Radio Stuttgart", dem heutigen "Süddeutschen Rundfunk" (SDR). Die ARD-Hörspieldatenbank listet über 340 Sendungen, an denen Edith Heerdegen, bis zu dessen Ableben oftmals zusammen mit Erich Ponto, beteiligt war; einen Auszug findet man hier.

Edith Heerdegen, die in dessen letzten Lebensjahren mit ihrem großen Lehrmeister und Förderer Erich Ponto (1884 – 1957) zusammenlebte, war später mit Otto Böhm, dem Chef einer traditionsreichen Stuttgarter Feinkostfirma, verheiratet; ihr Privatleben schirmte sie stets vor der Öffentlichkeit ab. Sie wohnte im badischen Dachsberg1) (Südschwarzwald), wo sie am 13. Juli 1982 nach längerer Krankheit kurz nach ihrem 69. Geburtstag starb; die letzte Ruhe fand sie auf dem dortigen  Friedhof  → Foto der Grabstelle bei knerger.de.

Siehe auch Wikipedia sowie
den Nachruf anlässlich des Todes bei DIE ZEIT
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) theatertexte.de, 3) deutsches-filmhaus.de, 4) filmportal.de, 5) fernsehserien.de
      
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage, prisma.de,
deutsches-filmhaus.de, fernsehserien.de, felix-bloch-erben.de; R = Regie)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
1940er Jahre 1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre ab 1980
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung),
Wikipedia, tls.theaterwissenschaft.ch, krimilexikon.de, cyranos.ch, whoswho.de;  R = Regie)
1940er Jahre 1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre ab 1980
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