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Kirsten Heiberg wurde am 25. April 1907
in der südnorwegischen Kleinstadt Kragerø1) als Tochter eines
wohlhabenden Holzhändlers geboren und wuchs wie ihre jüngere Schwester Else
Cathrine (1910 1972), die ebenfalls Schauspielerin bzw.
Pianistin und Tanzpädagogin wurde, in einem künstlerisch orientierten
Elternhaus auf. Sie besuchte Schulen und Internate in Lausanne, Dijon und
Paris, ging als junges Mädchen nach Großbritannien, studierte in Oxford
Englisch und erhielt dort auch eine Schauspielausbildung. Ihr gesangliches und
tänzerisches Talent untermauerte sie ebenfalls mit einer entsprechenden
Ausbildung in Oslo. Nach anfänglichen kleineren Auftritten in Bergen1) hier
debütiere sie am 17. Dezember 1929 am Theater "Den
Nationale Scene"1)
feierte sie am Nationaltheater in Oslo erste Erfolge. 1937 kam sie nach
Wien um dort in der Uraufführung der Revue-Operette "Pam-Pam" von Fritz Spielmann1) (Musik)
am "Theater
an der Wien"1) (Premiere: 03.11.1937) die weibliche Hauptrolle zu spielen; hier lernte sie auch den Komponisten Franz Grothe1)
(1908 1982) kennen, den sie kurze Zeit später (1938) in
Oslo heiratete. Mit ihm zog sie nach Berlin und kam auch in Deutschland mit
dem Filmgeschäft in Berührung; Bereits 1934 hatte sie in ihrem
Heimatland erstmals für den Streifen "Syndere i sommersol" vor der Kamera
gestanden, war in vier weiteren norwegischen und schwedischen Filmproduktionen
aufgetreten. Kirsten Heiberg (etwa
1930 bis 1935)
Urheber: Thorleif Wardenær (18971990); Lizenz: CC BY-SA 3.0
Quelle: Oslo Museum (Bild-Nr.
TM.T03055;
Theaterhistorische Sammlung (via oslobilder.no)
bzw. Wikimedia
Commons
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In der spritzigen Gesellschaftssatire "Napoleon ist an allem schuld"1) (1938) von und mit
Curt Goetz schaffte sie dann mit der Rolle der
Fifi den Durchbruch zu einer erfolgreichen, wenn auch kurzen Leinwand- ind
Schallplattenkarriere in Deutschland; das Lied "Warum hat der Napoleon
"
machte sie über Nacht populär. Wie Zarah Leander
wurde auch Kirsten Heiberg als "erotische Botschafterin des hohen
Nordens" aufgebaut, gehörte bald mit Streifen wie "Frauen für Golden Hill"2) (1938)
zu den beliebten Darstellerinnen der Filmszene.
1939 folgte der Krimi "Alarm auf Station III"2) und im gleichen Jahr
mimte sie in "Der singende Tor"2) die Sylvia Franchetti an
der Seite von Startenor Beniamino Gigli. In den 1940er Jahren war
Kirsten Heiberg unter anderem in den NS-Propagandafilmen "Achtung!
Feind hört mit!"1) (1940) und "Falschmünzer"1)
(1940, Vorbehaltsfilm1)) auf der Leinwand zu sehen,
zeigte sich in dem Thriller "Die goldene Spinne"1) (1943),
dem Katastrophen-Drama "Titanic"1)
(1943), dem Melodram "Die schwarze Robe"2) (1944) oder
in dem Musikfilm "Philharmoniker"1) (1944). Als
rassige "Femme fatale"
trat sie in Abenteuer- und Spionagefilmen in Erscheinung, präsentierte
sich neben Ufa-Stars wie
beispielsweise Hans Söhnker oder
Johannes Heesters und sang sich auch als
Chansonette mit vielen Filmliedern ihres Ehemannes in die Herzen der
Zuschauer.
Etliche Schlager wie aus dem Film "Auf den Flügeln bunter Träume" (1938, aus dem Spionagefilm
"Geheimzeichen LB 17"2) mit
Willy Birgel und
Hilde Weissner),
"Komm, Zauber der Nacht" (1942/43, aus dem Film "Liebespremiere"2)),
oder "Wenn ein junger Mann kommt" (1940) gerieten zu Ohrwürmern und
werden bis heute nicht nur von Nostalgiefans gerne gehört → Auswahl
Diskografie bei Wikipedia.
Nachdem sie sich geweigert hatte, in die Partei einzutreten und ihren Unmut
über die Besetzung ihrer norwegischen Heimat geäußert hatte, erhielt sie zwei
Jahre Auftrittsverbot. Danach bekam sie, bis auf die Hauptrolle in dem Revuefilm
"Liebespremiere" (1942/43), nunmehr nur noch kleinere Rollen in
"Titanic" (1943) oder "Philharmoniker" (1944). In "Eines Tages" (1943) und
"Die Schwarze Robe" (1944) hatte sie ausdrucksstarke Auftritte (auch musikalischer Art in
"Eines Tages"2)
mit "Ich steh' allein"), verlor aber den Held (jeweils Richard Häussler)
an die deutsch wirkenden Heldinnen Magda Schneider bzw.
Lotte Koch. Ihr letzter Film
"Rätsel der Nacht"2) (1945) war bei Kriegsende abgedreht aber noch ungeschnitten.
Er wurde nur in Ost-Berlin 1950 aufgeführt.
Ein Zeitzeuge berichtete, dass Kirsten Heiberg 1945 Berlin nicht mehr verlassen konnte und im
Luftschutzkeller eines Hotels festsaß. Sie flehte einen Wehrmachtssoldaten an, sie aus dem
"Kessel" herauszubringen. Dieser lehnte ab, da er dies nicht dürfe.
Fraglich ist, wo sich ihr Mann Franz Grothe zu diesem Zeitpunkt aufhielt; einem Zeitzeugen zufolge befand er sich nicht mit im
Luftschutzkeller.3)
Nach Ende des 2. Weltkrieges bzw. in den 1950er Jahren ging der Ehe der Schauspielerin mit
Franz Grothe in die Brüche, Kirsten Heiberg kehrte nach Norwegen
zurück, wurde dort aber wegen ihrer Zeit im Nazi-Deutschland als
"Vaterlandsverräterin" abgestempelt und von den Filmproduzenten
nicht beschäftigt; lediglich auf der Theaterbühne konnte sie Fuß fassen und
war später in
Norwegen eine gefragte Schauspielerin.
Kirsten Heiberg 1939
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Körperschaft: Weltbild; © ÖNB/Wien;
Datierung: 11.02.1939
Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1057/1)
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Kirsten Heiberg hatte zwar Ende
der 1940er Jahre versucht, mit den Filmen "Amico" (1949),
"Hafenmelodie"2) (1949)
und "Furioso (1950; auch "Opfer des Herzen") in Deutschland an ihre früheren
Leinwanderfolge anzuknüpfen, was ihr jedoch nicht gelang; letztmalig erhielt
sie 1954 in dem streifen "Bei
Dir war es immer so schön"1),
einer biografischen Hommage an den Komponisten Theo Mackeben1), eine kleine Rolle als Sängerin.
Es war vertraglich vereinbart, dass
dieser Film nicht in Norwegen laufen solle. Man hielt sich jedoch nicht daran
und der Film kam schon ein paar Wochen nach der Deutschlandpremiere in
norwegische Kinos. Kirsten Heiberg sang darin das Chanson "So oder so ist
das Leben"; dessen letzten Worte ("ich habe es nie bereut")
brachten ihr bei ihren Landsleuten erneut eine negative Presse ein.3)
Der ehemalige UFA-Star starb am 2. März 1976 von den
Medien unbeachtet in ihrer Wohnung in Oslo; Franz Grothe war bei
der Beisetzung der Urne auf dem Gemeindefriedhof ihrer Geburtsstadt Kragerøzugegen.
Im Jahre 2008 kam im Rahmen des Filmfestivals in Haugesund1)
ein Theaterstück über ihr Leben mit Elsa Aanensen als Kirsten Heiberg
auf die Bühne.
2014 publizierte der norwegische Autor Bjørn-Erik Hanssen mit "Glamour for
Goebbels" eine große historische Biographie über Kirsten Heiberg → kirsten-heiberg.com
(englisch).3)
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