Filmografie / Hörspiel
Kurt Thomas Horwitz wurde am 21. Dezember 1897 als Sohn eines Geschäftsmanns in Neuruppin1) (Brandenburg) geboren. Seine Schulzeit verbrachte er in Düsseldorf1), später kam er nach Berlin, wo er sich ab 1919 von Ferdinand Gregori1) (1870 – 1928) zum Schauspieler ausbilden ließ. Im gleichen Jahr ging er nach München zu Otto Falckenberg1) (1873 – 1947) an die "Kammerspiele"1) und gab dort sein Debüt als Reporter in der Komödie "Der Arzt am Scheideweg" vom George Bernard Shaw1). In den nachfolgenden Jahren avancierte er an den "Münchner Kammerspielen", dessen Ensemblemitglied er bis 1933 war, zu einem bedeutenden  Charakterdarsteller. Vor allem mit Rollen "zwielichtiger" Gestalten machte er Furore, so als Lustmörder Dr. Schön in "Lulu" (Premiere: 26.11.1928), der Zusammenfassung von "Erdgeist"1) und "Die Büchse der Pandora"1) von Frank Wedekind1), als Mackie Messer in Hans Schweikarts1) Inszenierung (1929) der "Die Dreigroschenoper"1) von Bertolt Brecht/Kurt Weill1) oder als verbrecherischer Mechelke, Bruder der von Therese Giehse dargestellten Frau John, in "Die Ratten"1) von Gerhart Hauptmann1) (Premiere: 06.12.1932). Zu einer seiner Glanzrollen zählte auch der Mephisto in Goethes "Urfaust"1) (Premiere: 13.11.1931) mit Ewald Balser als Faust und Therese Giehse als Marthe Schwerdtlein sowie die Titelrolle des Rummelplatzausrufers Liliom in der gleichnamiger Vorstadtlegende1) von Ferenc Molnár1).
Horwitz trat in etlichen Stücken in Erscheinung, so auch in Uraufführungen zweier Schauspiele von Bertolt Brecht: In dem von Falckenberg inszenierten Revolutionsdrama "Trommeln in der Nacht"1) (UA:  29.09.1922) mit Erwin Faber1) als Protagonist Andreas Kragler und unter anderem Maria Koppenhöfer (dessen Verlobte Anna Balicke), Hans Leibelt (Kriegsgewinnler Friedrich Murk) und Max Schreck (kommunistischer Schnapshändler Glubb) gehörte er mit dem Part des Kellners zur Besetzung. Das in Zusammenarbeit mit Lion Feuchtwanger1) entstandene Drama "
Leben Eduards des Zweiten von England" nach der Vorlage "Edward II."1) des Shakespeare-Zeitgenossen Christopher Marlowe1) feierte unter der Regie des Autors selbst am 19. März 1924 Premiere, Erwin Faber gab den Eduard II.1), Oskar Homolka den intriganten Mortimer1), neben Horwitz sah man zudem Maria Koppenhöfer (Königin Anna (Isabelle de France1))), Erich Riewe (Piers Gaveston1)) und Hans Schweikart1).
Horwitz glänzte unter der Regie Falckenbergs unter anderem als Schreiber Licht in dem Lustspiel "Der zerbrochne Krug"1) (1922) von Heinrich von Kleist1), als St. Just1) in dem Drama "Dantons Tod"1) (1926) von Georg Büchner1) mit Kurt Lieck1) in der Titelrolle des Danton1), als General von Möllendorff in dem Schauspiel "Neidhardt von Gneisenau" (1926) über den preußischen Militärreformer  Neidhardt von Gneisenau1) von Wolfgang Goetz1), als Zeitschriftenhändler Kuckuck in dem Abtreibungs-Drama "Cyankali"1) (1930) von Friedrich Wolf1) oder als Riccaut de la Marliničre in dem Lessing-Lustspiel "Minna von Barnhelm"1) (1931). Als Shakespeare-Interpret gestaltete er den missgebildeten und vulgären Griechen Thersites in "Troilus und Cressida"1) (1925) ebenso überzeugend wie den Claudius, Bruder des von ihm ermordeten König Hamlet, in "Hamlet"1) (1930) neben Ewald Balser in der Titelrolle des Prinzen Hamlet.
  
Kurz nach der so genannten "Machtergreifung"1) durch die Nazionalsozialisten emigrierte Horwitz im Frühjahr 1933 in die Schweiz und stand (zunächst) bis 1938 am "Schauspielhaus Zürich"1) auf der Bühne. Dann wechselte er für zwei Jahre an das "Stadttheater Basel"1), kam 1940 nach Zürich zurück, wo er bis 1946 wirkte. Dann wurde er für vier Jahre als Direktor an das "Stadttheater Basel" berufen, anschließen ging er 1950 ein drittes Mal für drei Jahre als Schauspieler und Regisseur nach Zürich. Das Schweizer Theaterpublikum erlebte Horwitz beispielsweise als Protagonist in dem Schauspiel "Professor Mamlock"1) (1934) von Friedrich Wolf1), in den Shakespeare-Dramen "Julius Caesar"1) und "König Johann"1) (beide 1941) sowie in der Schiller-Trilogie "Wallenstein"1) (1943). 1944 gestaltete er den Torvald Helmer1) in "Nora oder ein Puppenheim"1) von Henrik Ibsen1) und den Jupiter1), Gott über die Fliegen und den Tod, in "Die Fliegen"1) von Jean-Paul Sartre1).
Zu Horwitz' herausragenden Leistungen während seines Aufenthaltes in der Schweiz zählten vor allem seine Inszenierungen und Uraufführungen der Stücke von Friedrich Dürrenmatt1) wie das Drama "Es steht geschrieben"1) (Premiere: 19.04.1947). "Die Uraufführung führte zu einem Theaterskandal, zum einen wegen des von manchen Kritikern als blasphemisch betrachteten Inhalts, zum anderen wegen des unkonventionellen Stils der Inszenierung." notiert Wikipedia.
Als Dürrenmatt-Darsteller begeisterte er unter anderem während dieser Zeit als italienischer Edelmann Negro da Ponte in dem Stück "Der Blinde" (1948), das am 10. Januar 1948 im "Stadttheater Basel" unter der Regie von Ernst Ginsberg1) zur Uraufführung gelangte, sowie mit den Titelrollen in den Uraufführungen der Komödien "Romulus der Große"1) (Basel: 23. oder 25.04.1949) und "Frank V."1) (Zürich: 19.03.1959). Auch Max Frisch1) wurde von Horwitz gefördert, am 29. März 1945 gelangte "Nun singen sie wieder"1) als erstes Frisch-Stück am "Schauspielhaus Zürich" unter der Regie von Horwitz zur Uraufführung, am 8. Januar 1949 folgte die Uraufführung von "Als der Krieg zu Ende war"1) mit Brigitte Horney in der weiblichen Hauptrolle der Agnes Anders. Außerdem brachte Horwitz in Zürich am 10. Juni 1944 die erste deutschsprachige Aufführung der Dramentetralogie "Der seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu"2) ("Le Soulier de satin") von Paul Claudel1) sowie am am 17. November 1946 in Basel "Die Glasmenagerie"1) ("The Glass Menagerie") von Tennessee Williams1) auf die Bühne.
Ende 1952 ging Horwitz nach Deutschland zurück und wurde als Nachfolger von Alois Johannes Lippl1) (1903 – 1957) mit der Intendanz des "Bayerischen Staatsschauspiels"1) betraut. "1953 berief Horwitz Hans-Reinhard Müller zu seinem persönlichen Mitarbeiter und 1954 zum stellvertretenden Intendanten. Bis August 1958 übte Horwitz dieses Amt aus und machte Fritz Kortner zu seinem Hauptregisseur, unter dem er 1956 die Titelfigur in dem Shakespeare-Drama "Heinrich VI.1) " spielte."3)
Danach band sich der Schauspieler nicht mehr fest an ein Haus, inszenierte unter anderem in Wien die Moličre-Komödie "Der Menschenfeind"1) ("Le Misanthrope ou l'Atrabilaire amoureux") oder brachte am 21. Februar 1962 in Zürich erstmals die Dürrenmatt-Komödie "Die Physiker"1) auf die Bühne. Die Uraufführung der "Physiker" wurde zum "Theatererfolg der Saison". Unter der Regie von Kurt Horwitz brillierten Hans Christian Blech ((Möbius), Gustav Knuth (Newton1)) und Theo Lingen (Einstein1)) als die drei geisteskranken "Physiker" sowie Therese Giehse als Ärztin Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd. Bereits der Andrang des Premierenpublikums war so groß, dass die "Uraufführung" am "Schauspielhaus Zürich" an drei Abenden gegeben wurde, beginnend mit der eigentlichen Premiere am 21. Februar 1962 (in manchen Publikationen wird auch der 20. Februar 1962 genannt).3) → siehe auch Wirken am Theater  bei tls.theaterwissenschaft.ch

  
Neben seiner umfangreichen Arbeit für das Theater fand Horwitz zudem noch Zeit in Film- und Fernsehproduktionen mitzuwirken. Erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte er bereits beim Stummfilm, mimte unter anderem in dem surrealen Karl Valentin-Kurzfilm "Mysterien eines Frisiersalons"1) (1923) den "Geköpften" bzw. Widersacher von Professor Moras (Erwin Faber1)) – Regie führten Bertolt Brecht1) und Erich Engel1), die gemeinsam mit Valentin auch das Drehbuch schrieben. Doch erst im Tonfilm übernahm er öfter Filmangebote, trat unter anderem in Produktionen wie "Die verkaufte Braut"1) (1932), "Peter Voss, der Millionendieb"1) (1932), "Was Frauen träumen"1) (1933) oder "Muss man sich gleich scheiden lassen" (1933) in Erscheinung. Im deutschsprachigen Nachkriegsfilm stand er für das mit Ewald Balser in der Rolle des Prof. Dr. Ferdinand Sauerbruch1) gedrehte Biopic "Sauerbruch – Das war mein Leben"1) (1954) als Chirurg Geheimrat Prof. Dr. Johann von Mikulicz1) vor der Kinokamera sowie als Bischof in der Adaption "Der letzte Sommer"1) (1954), realisiert nach Motiven der gleichnamigen Novelle1) von Ricarda Huch1) → Übersicht Kinofilme.
 
Im Fernsehen war Horwitz seit Mitte der 1950er Jahre des öfteren, überwiegend in Literaturadaptionen präsent. Man erlebte ihn beispielsweise unter der Regie von Fritz Umgelter1) als Richter in "Die Panne"4) (1957) nach der gleichnamigen Erzählung/dem Hörspiel 1) von Friedrich Dürrenmatt1), als Kardinal in "Ruf ohne Echo"4) (1959) nach dem Roman "Les saints vont en enfer" von Gilbert-Pierre Cesbron (1913 – 1979) oder als Kaiser Karl V.1) in "Gericht über Las Casas"4) (1960) nach der Erzählung "Las Casas vor Karl V."1) von Reinhold Schneider1) mit Wolfgang Büttner als Dominikaner Bartolomé de las Casas1). Hans Lietzau1) brachte mit "Maria Stuart"4) (1963) das gleichnamige Trauerspiel1) von Friedrich Schiller1) auf den Bildschirm und besetzte Horwitz neben den beiden Gegenspielerinnen Agnes Fink (Maria Stuart1), Königin von Schottland) und Elfriede Kuzman (Elisabeth1), Königin von England) als Ritter Amias Paulet, Hüter der Maria. In "Italienische Nacht"1) (1966) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Ödön von Horváth1) zeigte er sich als der Major, in "Baumeister Solness"1) (1966), inszeniert von Hans Schweikart1) nach dem gleichnamigen Drama1) von Henrik Ibsen1), als Baumeister Knut Brovik neben Peter Lühr in der Titelrolle.
In der Rolle historischer Persönlichkeiten wusste er ebenfalls zu überzeugen, so als Diplomat Geheimrat Friedrich von Holstein1) in dem Dokumentarspiel "Die Affäre Eulenburg"4) (1967) über die "Harden-Eulenburg-Affäre"1) mit Hans Caninenberg als Kaiser Wilhelm II.1), Richard Münch als Fürst Philipp zu Eulenburg1) und Arnfried Krämer1) als Journalist Maximilian Harden1). Den Zweiteiler "Das Attentat: L.D. Trotzki"4) mit dem Untertitel "Tod im Exil" setzte August Everding1) nach der Vorlage von Paul Mommertz1) bzw. dem Bericht "Mord in Mexiko. Die Ermordung Leo Trotzki's" von Leandro Sanchez Salazar mit Peter Lühr als Leo Trotzki1) in Szene, Horwitz stellte den Philosophen und Pädagogen John Dewey1) dar, der 1937 die Untersuchungskommission über die stalinistischen Vorwürfe gegen Trotzki leitete. Eine weitere prägnante Rolle war der Doge von Venedig in " Othello"4) (1968) nach dem gleichnamigen Shakespeare-Drama1) mit Wolfgang Reichmann in der Titelrolle, in "Mein Freund Harvey"1) (1970) nach der gleichnamigen Komödie1) von Mary Chase1) mit Heinz Rühmann als der schrullige Elwood P. Dowd spielte er als Richter Omar Gaffney den Rechtsbeistand von Elwoods Schwester Veta (Susi Nicoletti).
Zu Horwitz' letzten Arbeiten für das Fernsehen  zählten der Part des Antiquitätenhändlers Dodo Maifarth, Großvater von Schülerin Katja (Donata Höffer1)), in der Geschichte "
Das provisorische Leben"4) (1971) und der des Generaloberst Felix Graf von Bothmer1) in dem von Paul Verhoven in Szene gesetzten Dokumentarspiel "Der Hitler/Ludendorff-Prozeß" (1971) über den Hitler-Ludendorff-Prozess1) mit Alf Marholm als General Erich Ludendorff1) → Übersicht TV-Produktionen.
Außerdem betätigte sich der Schauspieler als Sprecher in etlichen Hörspielen, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Kurt Horwitz wurde 1959 mit der "Josef Kainz-Medaille"1) der Stadt Wien für seine Inszenierung von "Der Menschenfeind" gehrt, 1961 überreichte man ihm den "Bayerischen Verdienstorden"1), anlässlich seines 75. Geburtstages im Dezember 1972 würdigten Medien und Kulturschaffende die Leistungen des Schauspielers und Regisseurs.
Zwei Jahre später erlag Kurt Horwitz am 14. Februar 1974 im Alter von 76 Jahren in München seinem Herzleiden; die letzte Ruhe fand der in späten Jahren vornehmlich wegen seiner "angeborenen Würde" und "kühlen Noblesse" geschätzte Künstler5)  auf dem "Münchener Nordfriedhof"1)  an der Seite seiner Ehefrau Adele → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Horwitz war verwitwet und hinterließ aus der Verbindung mit der Schauspielerin Adele Leschka (1893 – 1951) die 1921 geborene Tochter Ruth, die als Chefdramaturgin beim "Bayerischen Rundfunk"1) arbeitete; Ruth Horwitz starb am 3. September 2014 nach kurzer schwerer Krankheit → trauer.sueddeutsche.de.
Siehe auch Wikipedia, tls.theaterwissenschaft.ch
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) felix-bloch-erben.de, 4) Die Krimihomepage
Quellen: 3) Wikipedia (abgerufen 11.08.2011),  5) Nachruf bei www.spiegel.de (Artikel nicht mehr online)
    
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage,
theatertexte.de, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, suhrkamptheater.de)
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