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Friedrich Joloff wurde am 14. Dezember 1908 als Friedrich Jolowicz
in Berlin geboren. Nach seiner Ausbildung (19251927) an der Schauspielschule des
"Deutschen Theaters"1) seiner Geburtsstadt unter anderem
bei Lothar Müthel1) (1896 1964) trat der Nachkomme
polnischer Einwanderer an verschiedensten Berliner
Bühnen mit zunächst kleineren Rollen auf. Mit Beginn des Nazi-Regimes
wurde er ab 1933 aus rassischen Gründen ("nicht arisch") mit einem Auftrittsverbot
belegt*).
Einige Quellen nennen auch seine Verbindung zu homosexuellen Kreisen.
Friedrich Joloff emigrierte nach Italien, wurde dort mit Beginn des 2. Weltkrieges zur Wehrmacht eingezogen. Erst
nach Kriegsende und seiner
Entlassung aus amerikanischer bzw. kanadischer Kriegsgefangenschaft konnte
er ab 1947 seine Karriere als Schauspieler fortsetzen.
Am Theater sah man ihn in vielen klassischen Rollen, so beispielsweise als
Maler Conti in dem Lessing-Trauerspiel "Emilia Galotti"1), als Sohn Arnold in
Gerhart Hauptmanns Drama "Michael Kramer"1) oder als
Autor Trigorin in "Die Möwe"1)
von Anton
Tschechow1).
Friedrich Joloff, 1938 fotografiert von Fritz
Eschen1) (19001964)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_e_0053660)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Fritz Eschen
Urheber: Fritz Eschen; Datierung: 13.10.1938;
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Populär wurde Friedrich Joloff jedoch durch den Film nicht zuletzt aufgrund seines markanten Äußeren,
in zahlreichen, auch internationalen Streifen mimte er in prägnanten
Nebenrollen den Bösewicht und Schurken. Sein Leinwanddebüt hatte er mit
einem winzigen Part in
Hans Schweikarts1) Melodram "Melodie
des Schicksals"1) (1950) gegeben,
nach der britischen Produktion "Desperate Moment" (1953,
"Sekunden
der Verzweiflung") neben Dirk Bogarde folgte unter anderem die Rolle des Theo in
Georg Tresslers1) Drama "Die Halbstarken"1) (1956)
an der Seite von Horst Buchholz. Mit
Marion Michael spielte er in
dem Abenteuer "Liane die weiße Sklavin"1) (1957),
Veit Harlan besetzte ihn als Verführer Dr. Boris Winkler in
seinem anti-homosexuellen Hetzstreifen "Anders als du und ich"1) (1957)
und mit Hollywoodstar Ernest Borgnine stand er für den Thriller "Man on a String" (1960,
"Geheimakte M") vor der Kamera. In dem Wallace-Krimi "Die Tür mit den 7 Schlössern"1) (1962)
mimte Joloff einen zwielichtigen Hausmeister, zwei Jahre später zeigte
er sich in
"Das Wirtshaus von Dartmoor"1)
als der undurchsichtige, ehemalige Gefängniswärter Mr. Simmons,
der in der Nähe des Zuchthauses Dartmoor ein Gasthaus betreibt. Yves Allégret1)
gab ihm den Part des Aristopoulos in seiner spannenden Literaturverfilmung
"Johnny Banco"1) (1967,
"Jonny Banco geliebter Taugenichts") mit
Horst Buchholz in der Titelrolle, in Wolfgang Beckers Thriller "Ich
schlafe mit meinem Mörder"1) (1970)
stand er dann mal auf der Seite der Guten und mimte einen Kommissar. Zu
Joloffs letzten Arbeiten für das Kino zählen die Produktionen "Käpt'n Rauhbein aus St. Pauli"1) (1971)
und "Dr. M schlägt
zu"1) (1972) → Übersicht
Kinofilme.
Das Fernsehen bot dem Schauspieler mit den markanten Gesichtszügen ab
den 1960er Jahren ein breites Betätigungsfeld. Neben Auftritten in so
beliebten Krimi-Reihen wie "Derrick", "Der Alte" oder
"Dem Täter auf der Spur" erlebte man Joloff beispielsweise 1963
in dem mehrteiligen Durbridge-Straßenfeger "Tim Frazer" als Kapitän Nikiyan,
drei Jahre später erlangte Joloff mit seiner Rolle des Oberst Henryk Villa
und Chef des Galaktischen Sicherheitsdienstes in "Raumpatrouille Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes
Orion" enorme Popularität. Durch das 2003 in die Kinos gekommene
Film-Remake bzw. dem Zusammenschnitt aller sieben Folgen der Kultserie "Raumpatrouille Orion Rücksturz ins Kino"1) war sein
Name auch Jahre nach seinem Tod wieder in aller Munde.
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Bis Mitte der 1970er Jahre folgten zahlreiche eindrucksvolle Nebenrollen, so
sah man ihn unter anderem als Generalleutnant Aratov in dem
Zweiteiler "Oberst Wennerström"2) (1965) über den von
Paul Hoffmann
dargestellten schwedischen Offizier Stig Wennerström1).
In den von Wolfgang Becker1)
nach den Drehbüchern von Herbert Reinecker1)
in Szene gesetzten mehrteiligen
Straßenfegern "Der Tod läuft hinterher" (1967)
und "Babeck" (1968) wirkte er ebenso mit wie in
dem Krimi "Ein Sarg für Mr. Holloway"2) (1968).
"Oberst Wennerström": Abbildung DVD-Cover sowie
Szenenfoto mit Friedrich Joloff als Generalleutnant Aratov
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche
den Zweiteiler im Januar 2017 auf DVD herausbrachte. |
In
der dreiteiligen, spannenden Story des Erfolgs-Duos Becker/Reinecker mit dem
Titel "11 Uhr 20" (1970) sah man Joloff als
"Leiche" Dr. Arnold Vogt einer seiner letzten
Fernsehauftritte. Danach wurde es
still um den beliebten Schauspieler → Übersicht TV-Produktionen.
Neben seiner umfangreichen Arbeit als Schauspieler war Friedrich Joloff vor
allem in den 1950er Jahren ein vielbeschäftigter Synchronsprecher.
So lieh er
beispielsweise Orson Welles,
Vittorio Gassman,
Richard Basehart1),
James Mason,
Peter Cushing,
Christopher Lee,
John Barrymore,
Jack Palance1)
und Vincent Price1) seine
Stimme → Übersicht bei
Wikipedia
bzw. synchronkartei.de.
In zahlreichen
Hörspiel-Produktionen wirkte er seit Ende der 1940er Jahre
ebenfalls mit, auch hier ist seine Arbeit als Sprecher beachtlich
→ Wikipedia
(Auswahl)
Im Fernsehen war Joloff ein drahtig-sehniger Mann von asketischer Erscheinung, ausgestattet mit einem kantig-schmalen
Charakterkopf seit den ausgehenden 60er-Jahren auf mächtige Bösewichter, undurchsichtige
Drahtzieher und sinistre Dunkelmänner abonniert. (
) Seit 1967 lebte Friedrich Joloff in
seinem Retirium auf Djerba1) (Tunesien) und kehrte nur noch für die eine oder andere Film- und Fernsehrolle in die Bundesrepublik zurück.*)
Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Friedrich Joloff in einem
Pflegeheim im niedersächsischen Kleinenborstel, Ortsteil der Gemeinde Martfeld1)
nahe in Verden
(Aller)1). Der Schauspieler starb am 4. Januar 1988 im Alter von 80 Jahren Verden an der
Aller, die letzte Ruhe fand er in
einem anonymen Grab auf dem Friedhof von Martfeld.
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