Til Kiwe (Jan Heinrich Tilman Kiwe, auch Til Kive und Till Kiwe) wurde am 7. Juni 1910 als Eduard Heinrich Kiefer*) in Aachen1) geboren, wo er auch seine Kindheit und Jugend verbrachte. Schon früh interessierte er sich für die "schönen Künste", bereits als Schüler ließ er sich am Konservatorium seiner Geburtsstadt in Gesang ausbilden. Nach dem Abitur studierte er ab 1934 in Köln und Baltimore drei Jahre lang Ethnologie1), gleichzeitig nahm er in Köln Schauspielunterricht bei Adolf Manz1) (1885 – 1949) sowie in Baltimore am "Studio of Dramatic Art".
Während des 2. Weltkrieges musste Kiwe seine Berufspläne unterbrechen, da er zum Kriegsdienst einberufen wurde; unter seinem später abgelegten Namen Eduard Kiefer erhielt er als Kriegsteilnehmer in Afrika am 18. Mai 1943 im Range eines Hauptmanns das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes1). Er geriet in Gefangenschaft und konnte erst 1946 seine Karriere als Schauspieler beginnen. Erste Auftritte absolvierte er in München am Experimentiertheater "Die Spieler", im Verlaufe der Jahre folgten Engagements an verschiedenen Münchner Bühnen wie beispielsweise an den "Kammerspielen"1) und am "Bayerischen Staatsschauspiel"1), wo er bis Anfang der 1970er Jahre viele große Rollen spielte. Ab 1972 war Kiwe am Theater fast ausschließlich als Regisseur tätig und machte sich mit Inszenierungen wie dem Kleist-Lustspiel "Der zerbrochne Krug"1) – hier gestaltete er auch den Ruprecht Tümpel –, Shaws "Pygmalion"1) oder "Finden Sie, dass Constanze sich richtig verhält?" von William Somerset Maugham1) einen Namen.
Zu seinen wichtigen Bühneninterpretationen zählten neben klassischen Figuren wie dem Haimon1), Antigones Verlobter, in der Sophokles-Tragödie "Antigone"1) viele moderne Charaktere. So stellte er beispielsweise den Wanderarbeiter George in der Bühnenversion der Steinbeck-Novelle "Von Mäusen und Menschen"1) dar, den Jim O'Connor in dem Drama "Die Glasmenagerie"1) von Tennessee Williams1) oder den Tschang-ling in dem Märchenspiel "Der Kreidekreis"1) von Klabund1). Kiwe gab den Leander in der Tragödie "Des Meeres und der Liebe Wellen" von Franz Grillparzer, den Sohn Eilif in dem Brecht-Drama "Mutter Courage und ihre Kinder"1) und den Fürsten Jon Rand in der Komödie "Schluck und Jau"1) von Gerhart Hauptmann1). Ebenfalls großen Erfolg feierte Kiwe mit der Rolle des Professor Higgins in Shaws "Pygmalion".

Zum Film war Til Kiwe Ende der 1940er Jahre gekommen und übernahm im deutschen Nachkriegskino, aber auch in internationalen Produktionen profilierte Nebenrollen. Renommierte Regisseure wie Rudolf Jugert1), Bernhard Wicki, G. W. Papst1), Helmut Käutner1), Billy Wilder1) oder John Sturges1) besetzten ihn an der Seite der damals großen Stars. Erste Erfahrungen vor der Kamera hatte Kiwe in Streifen wie "Das goldene Edelweiß" (1949) und "Wer fuhr den grauen Ford?" (1950) gesammelt, in den 1950er Jahren wirkte er in etlichen Erfolgsfilmen mit. In "Kinder, Mütter und ein General"1) (1954, u.a. mit Therese Giehse) tauchte er als Werner auf, in dem semi-dokumentarische Spielfilm "Es geschah am 20. Juli"1) (1955) über das fehlgeschlagene Attentat auf Adolf Hitler1) vom 20. Juli 1944 mit Bernhard Wicki als Claus Schenk Graf von Stauffenberg1)) verlieh er dem Widerstandskämpfer Werner von Haeften1) Kontur, mimte den Bauern Vinzenz in der Literaturadaption "Die Geierwally"1) (1956) an der Seite von Protagonistin Barbara Rütting oder gehörte zur Besetzung des Kriegsstreifens "Der Stern von Afrika"1) (1957) mit Joachim Hansen als Hans-Joachim Marseille1)). Für Rolf Hansen spielte er in dessen Tolstoi-Verfilmung "Auferstehung"1) (1958) den Taras an der Seite von Horst Buchholz, in dem Kriegsdrama "Der Arzt von Stalingrad"1) (1958, u.a. mit O. E. Hasse) war er ebenso präsent wie in Helmut Käutners Zuckmayer-Verfilmung "Der Schinderhannes"1) (1958) mit Curd Jürgens und Maria Schell. Weitere Kinoproduktionen waren unter anderem Wolfgang Schleifs Kriegsabenteuer "Rommel ruft Kairo"1) (1959), Frank Wisbars Drama "Nacht fiel über Gotenhafen"1) (1959) oder Bernhard Wickis Meisterwerk "Die Brücke"1) (1959). Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren war Til Kiwe an großen internationalen Kinoproduktionen beteiligt, hierzu zählen Billy Wilders Komödie "One, Two, Three"1) (1961, Eins, zwei, drei), John Sturges' Kriegsfilm "The great Escape"1) (1963, Gesprengte Ketten), Richard Lesters Satire "How I Won The War"1) (1966, Wie ich den Krieg gewann), Ronald Neames Politthriller "The Odessa File"1) (1974, Die Akte Odessa), John Sturges' Kriegsabenteuer "The Eagle Has Landed"1) (1976, Der Adler ist gelandet) und Rodney Amateaus Satire "Son of Hitler"1) (1978, Hitlers Sohn) → Übersicht Kinofilme.

Für das Fernsehen arbeitete Til Kiwe verstärkt seit Ende der 1950er Jahre, bleibt hier vor allem mit seiner Hauptrolle des Kommissar Peters in der Krimiserie "Hafenpolizei" in nachhaltiger Erinnerung, den er 1963 in der ersten Staffel dreizehn Folgen lang spielte. Weitere Serienauftritte hatte er beispielsweise in "Die fünfte Kolonne" (1964), "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger" (1966), "Graf Yoster gibt sich die Ehre" (1968),"Toni und Veronika" (1970) und "Der Kurier der Kaiserin" (1970/71, mit Klausjürgen Wussow). An Einzelproduktionen sind ambitionierte TV-Filme zu nennen, so in dem von Walter Jens1) verfassten Dokumentarspiel "Die rote Rosa"2) (1966) über Rosa Luxemburg1), dargestellt von Ursula Lingen, oder in der von Franz Josef Wild in Szene gesetzten Shakespeare-Adaption "König Richard II."1) (1968) mit Hannes Messemer in der Titelrolle, wo Kiwe als Graf von Salisbury überzeugte. Weiterhin war der Schauspieler beispielsweise in den Dokumentarspielen "Der Röhm-Putsch"2) (1967) sowie "Die Pueblo-Affaire"2) (1972) zu erleben, einem Fernsehspiel von Peter von Zahn über die Kaperung der "USS Pueblo"1) im Jahre 1968. Letzte Auftritte vor der Fernsehkamera hatte er 1980 in der Jugendserie "
Merlin – Das geheimnisvolle Leben eines Magiers"1) → Übersicht TV-Produktionen.

Til Kiwe schrieb neben seiner umfangreichen Arbeit als Darsteller auch zahlreiche Drehbücher für Film und Fernsehen, drehte darüber hinaus für die UNESCO als Produzent und Regisseur mehr als 15 Dokumentarfilme in allen Teilen der Welt, so unter anderem "Menschen, Technik und moderne Waffen" und "Assuan und seine Folgen". Als Synchronsprecher war er ebenfalls umfangreich beschäftigt, lieh Stars wie Errol Flynn, David Niven, Douglas Fairbanks jr., Paul Meurisse1) oder Jean Marais seine Stimme; zudem betätigte er sich im Synchronstudio als Autor und Regisseur → mehr bei synchronkartei.de.

Der vielseitige Künstler Til Kiwe starb am 30. November 1995 im Alter von 85 Jahren in München; die letzte Ruhe fand er in einem Familiengrab auf dem dortigen Neuen Südfriedhof1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Til Kiwe  war zuletzt verwitwet und hinterließ einen Sohn und eine Tochter. 

Siehe auch Wikipedia
*) laut Wikipedia bzw. Personalbogen auf  ww2gravestone.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage
 
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der
Internet Movie Database sowie filmportal.de
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Kinofilme Fernsehen (Auszug)
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