Maria Koppenhöfer wurde am 11. Dezember 1901 als Tochter des Hotelbesitzers Franz Koppenhöfer (1866 – 1942) und dessen Ehefrau Dorothea (1864 – 1909) in Stuttgart geboren; schon früh interessierte sie sich für das Theater, wollte bereits als Kind Schauspielerin werden. Nach Beendigung der Schulzeit machte sie am Bodensee zunächst eine einjährige Hauswirtschaftslehre, war anschließend kurze Zeit als Haushaltshilfe im schwäbischen Land beschäftigt. Erst 16-jährig kam sie dann in Stuttgart zu der Hof- und Staatsschauspielerin Emmy Remolt-Jessen1) (1876 –1948) und erhielt von dieser eine fundierte Ausbildung.
Maria Koppenhöfer als Iphigenie und Gustaf Gründgens als Orest in "Iphigenie auf Tauris" von Johann Wolfgang von Goethe am "Staatlichen Schauspielhaus" in Berlin unter der Regie von Lothar Müthel; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft: Scherl Bilderdienst; Copyright ÖNB/Wien; Datierung: 02.01.1943; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1151/2) Erste Erfolge konnte sie dann am "Landestheater Stuttgart" verzeichnen, wenig später wechselte sie 1921 als jüngstes Mitglied für drei Jahre an die "Münchner Kammerspiele"1) unter Otto Falckenberg1) (1873 – 1947). Eine weitere Verpflichtung führte die junge Schauspielerin zur Spielzeit 1924/25 nach Köln, danach ging Maria Koppenhöfer nach Berlin an das von Max Reinhardt1) (1873 – 1943) geleitete "Deutsche Theater"1). Hier trat sie am 20.10.1925 als Frau Ma in Klabunds "Kreidekreis"1) zum ersten Mal auf, dann als Kunigunde in "Das Käthchen von Heilbronn"1) und als Olga in "Fegefeuer in Ingolstadt"1) von Marieluise Fleißer1). 1926 bis 1944 war Koppenhöfer die moderne Heroine und Tragödin des "Staatstheaters Berlin"1). Die stilbildenden Regisseure jener Zeit – Leopold Jessner1), Jürgen Fehling1), Erich Engel1), Lothar Müthel1) und Gustaf Gründgens – entwickelten Koppenhöfers darstellerische Fähigkeiten im Zusammenspiel mit anderen bedeutenden Schauspielerinnen und Schauspielern in einer großen Zahl von Aufführungen.2)
1943 wurde ihr der Titel "Staatsschauspielerin"1) verliehen.

.Maria Koppenhöfer 1943 als Iphigenie und Gustaf Gründgens als Orest in
"Iphigenie auf Tauris"1) von Johann Wolfgang von Goethe1)
am "Staatlichen Schauspielhaus" in Berlin,
inszeniert von Lothar Müthel
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Körperschaft: Scherl Bilderdienst; © ÖNB/Wien; Datierung: 02.01.1943
Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1151/2)

Das Bühnenrepertoire der Schauspielerin, die stets eine herbe Schönheit ausstrahlte, war breit gefächert, nie ließ sie sich auf einen bestimmten Frauentyp festlegen und zeigte mit allen ihren Rollen ihre enorme darstellerische Dominanz. Besonders das klassische Schauspiel gab ihr besondere Möglichkeiten, ihr vielschichtiges Können zu zeigen. Ihre starke dunkle Stimme besaß wie ihr Gesichtsausdruck eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit; sie beherrschte alle Register von den weichsten Regungen bis zum Ausbruch dämonischer Rachsucht.
Nach Ende des 2. Weltkrieges trat Maria Koppenhöfer seit Dezember 1945 erneut an den "Münchner Kammerspielen" auf, brillierte hier insbesondere im Sommer 1947 unter der Regie von Erich Engel in der Erstaufführung des Schauspiels "Eurydice" von Jean Anouilh1), mit dem der Autor den uralten Mythos um Orpheus1) und Eurydike1) aufgreift. Ein letztes Mal brillierte sie 1948 mit der Titelrolle bzw. der liebenswert-lächerlich, exzentrischen Aurélie in dem von "Kammerspiele"-Intendant Hans Schweikart1) inszenierten satirischen Theaterstück "Die Irre von Chaillot"1) von Jean Giraudoux1) – Adolf Gondrel1) gab als "Präsident" deren Gegenpart → spiegel.de
 

Premiere von "Iphigenie in Delphi"1) 1941 in Berlin
Uraufführung des neuen Stückes von Gerhart Hauptmann1)
im "Staatlichen Schauspielhaus" mit Hermine Körner in der Titelrolle
v.l.: Gustav Knuth als Pylades, Maria Koppenhöfer als Elektra1)
und Bernhard Minetti als Orest1); Premiere: 15. November 1941,
dem 79. Geburtstag des Autors, inszeniert von Jürgen Fehling1)
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)1)
Körperschaft: Scherl Bilderdienst; © ÖNB/Wien; Datierung: 12.11.1941
Bildarchiv Austria (Inventarnummer S 2267/77)

Premiere von "Iphigenie in Delphi" 1941 in Berlin; Uraufführung des neuen Stückes von Gerhart Hauptmann im "Staatlichen Schauspielhaus" mit Hermine Körner in der Titelrolle; v.l.: Gustav Knuth als Pylades, Maria Koppenhöfer als Elektra und Bernhard Minetti als Orest; Premiere: 15. November 1941, dem 79. Geburtstag des Autors; Regie: Jürgen Fehling; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft: Scherl Bilderdienst; Copyright ÖNB/Wien; Datierung: 12.11.1941; Bildarchiv Austria (Inventarnummer S 2267/77)
Zum Film war Maria Koppenhöfer erst relativ spät gekommen, doch nur selten nutzten die Filmemacher das darstellerische Potential der Charaktermimin, legten sie schon früh auf das "Mütterfach" u. Ä. fest und besetzten sie meist mit Nebenrollen. Ihr Leinwanddebüt hatte sie mit einem kleinen Part der Tante Clementine in "Opernredoute"3) (1931) gegeben, der Verfilmung der Operette "Der Opernball"1) von Richard Heuberger1) (Musik) mit unter anderem Iván Petrovich und Liane Haid. Es folgten Aufgaben in Produktionen wie "24 Stunden aus dem Leben einer Frau"1) (1931) nach der Novelle von Stefan Zweig1) mit Henny Porten, "Unheimliche Geschichten"1) (1932) nach den Novellen "Der schwarze Kater"1) von Edgar Allan Poe1) und "Der Selbstmörderklub"1) von Robert Louis Stevenson1) oder in dem Streifen "Das erste Recht des Kindes"1) (1933). Dem nationalsozialistischen Propagandafilm konnte sich Koppenhöfer nicht vollkommen entziehen, so wirkte sie in Gustav Ucickys Abenteuer "Flüchtlinge"1) (1933) an der Seite von Hans Albers mit, einem der ersten Propagandafilme nach der Machergreifung der Nationalsozialisten. Auch in dem anti-kommunistischen, nach dem Krieg als "Vorbehaltsfilm"1) eingestuften Streifen "Friesennot"1) (1935) mit dem Untertitel "Ein deutsches Schicksal auf russischer Erde" gehörte sie zur Besetzung und und zeigte sich als junge deutsche Mutter, die auf den Armen ihr totes Kind nach Hause trägt. Dem ganz NS-Ideologie entsprechende, von Veit Harlan in Szene gesetzte Helden-Epos "Der Herrscher"1) (1937) nach dem Theaterstück von August Christian Riekel1), basierend auf Motiven des Schauspiels "Vor Sonnenuntergang"1) von Gerhart Hauptmann1) mit Emil Jannings in der Titelrolle des Matthias Clausen, wurde nach Kriegsende als "Vorbehaltsfilm" eingestuft – hier spielte Maria Koppenhöfer die Paula Clothilde Clausen, Ehefrau von Clausens Sohn Wolfgang (Paul Wagner1)). In Wolfgang Liebeneiners prominent besetztem Biopic "Bismarck"1) (1940) mit Paul Hartmann als Otto von Bismarck1) stellte sie die deutsche Kaiserin und Königin von Preußen Augusta1), Ehefrau von Kaiser Wilhelms I. (Friedrich Kayssler) dar.
Zur Koppenhöfers Filmografie jener Jahre zählen das Melodram "Schlussakkord" (1936), der Schwank "Der Raub der Sabinerinnen"1) (1936), das Bergdrama "Der Berg ruft!"1) (1938) von und mit Luis Trenker oder die Literaturverfilmungen "Andalusische Nächte"3) (1938) und "Anna Favetti"3) (1938). In der von Carl Froelich in Szene gesetzten, ambivalent beurteilten Historienverfilmung "Das Herz der Königin"1) (1940) überzeugte sie in einer ihrer wenigen Hauptrollen – als englische Königin Elisabeth I.1), Gegenspielerin der Königin von Schottland, Maria Stuart1) (Zarah Leander). Bis Kriegsende zeigte sie sich in einigen weiteren Produktionen, so unter anderem in Géza von Bolvárys Komödie "Ein Mann mit Grundsätzen?"3) (1943) mit Protagonist Hans Söhnker als Frau Senator Petersen. Die Literaturadaption "Der Puppenspieler"1) (1945), Verfilmung der Novelle "Pole Poppenspäler"1) von Theodor Storm1), blieb ebenso unvollendet wie "Die Schenke zur ewigen Liebe"1) (1945), gedreht nach dem gleichnamigen Roman von Walter Vollmer1). Die Premiere einer ihrer letzten Arbeit für das Kino, Leni Riefenstahls Berg-Melodram "Tiefland"1) entstanden nach der gleichnamigen Oper1) von Eugen d'Albert1) (Musik) konnte Maria Koppenhöfer nicht mehr miterleben. Die Dreharbeiten des ehrgeizigen Projekts mit Riefenstahl als Tänzerin Martha, Bernhard Minetti als Don Sebastian und unter anderem Koppenhöfer als Amelia hatten bereits am 1. August 1940 begonnen, der Film gelangte jedoch aufgrund juristischer Auseinandersetzungen1) erst ab 11. Februar 1954, mehr als fünf Jahre nach ihrem Tod, in die westdeutschen Kinos.
Koppenhöfers Künstlertum war auch auf der Leinwand ohne artistische Fertigkeit. Die zuweilen exzentrischen Gestalten ihrer Rollen zeichnete sie scharf – aber nie übertrieben – und einprägsam, nicht zuletzt dank ihrer vollendeten Sprachkultur. Koppenhöfer artikulierte keinen Satz unbedacht; um so bewundernswerter waren ihre Hurtigkeit und schwerelose Heiterkeit, Ergebnisse ihrer Selbstdisziplin und Selbstkritik.4)
 
Maria Koppenhöfer, eine der "wandlungsfähigsten Frauen der deutschen Bühne und des Films"4) erlag am 29. November 1948 –  wenige Tage vor ihrem 47. Geburtstag – in Heidelberg ihrem langjährigen Krebsleiden. Die letzte Ruhe fand sie auf dem "Fangelsbachfriedhof"1) in Stuttgart → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Anlässlich des Todes schrieb DER SPIEGEL (49/1948) unter anderem "Die dunkle, scharfe Stimme der Frau, deren Gesicht ihr Lehrer einst zu häßlich für eine Bühnenlaufbahn hielt, prägte sich auch dem deutschen Filmpublikum ein. Die Klassiker gaben Maria Koppenhöfer stets die größte Entfaltungsmöglichkeit." → spiegel.de
Verheiratet war die Schauspielerin seit Mitte September 1928 mit dem Regisseur Dr. Julius Halewicz, der ab 1933 aufgrund seiner jüdischen Wurzeln im Exil leben musste; die in Berlin geschlossene Ehe hielt jedoch nur wenige Jahre und wurde Anfang Juni 1936 in Krakau geschieden. Die am 7. Mai 1929 geborene Tochter Milenka starb 1945 an den Folgen der Kinderlähmung → www.leo-bw.de. "Da ihre Tochter Halbjüdin war, musste Koppenhöfer im Verlaufe der Naziherrschaft um das Leben ihrer Tochter fürchten und versteckte diese auf dem Lande." notiert cyranos.ch.
Textbausteine des Kurzportraits von cyranos.ch
Siehe auch Wikipedia, Deutsche Biographie
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de
Quellen:
2) Badenhausen, Rolf, "Koppenhöfer, Maria" in: "Neue Deutsche Biographie 12" (1979, S.  576 f.) → deutsche-biographie.de
4) DER SPIEGEL (49/1948)
 
Kinofilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung)
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