Wolfrid Lier*) (fälschlicherweise
oft Wolfried) wurde am 1. Februar 1917 in Berlin geboren und wuchs
auch dort auf. Gleich nach seinem Schulabschluss entschied er sich für
den Beruf des Schauspielers und ließ sich entsprechend ausbilden, sein
Bühnendebüt gab er 1938 am Stadttheater Neisse. Ein Jahr
später wechselte er an das Landestheater Gotha-Sondershausen,
dessen Mitglied er bis 1943 war. Dann musste Lier seine Karriere
unterbrechen, da er zum Wehrdienst einberufen wurde, erst einige Jahre
nach Kriegsende konnte er seine Laufbahn fortsetzen. Ab 1950 trat er
zwei Jahre lang am Berliner "Theater am Kurfürstendamm"1) auf,
gleichzeitig wirkte er zur Spielzeit 1951/52 an der Berliner "Tribüne"1);
eine weitere Station wurde 1953 das "Bayerische Staatsschauspiel"1),
dessen Ensemblemitglied er auch wieder zwischen 1959 und 1961 war,
sowie die "Münchner Kammerspiele"1), wo er
unter der Intendanz von Hans Schweikart1),
August Everding1) und
Hans-Reinhard Müller
viele große Rollen gestaltete.
Bundesweit bekannt wurde Wolfrid Lier seit Mitte der 1960er Jahre durch
seine umfangreiche Fernsehtätigkeit, vor allem in zahlreichen Serien
tauchte der Mann mit den markanten, manchmal finsteren Gesichtszügen
immer wieder auf. Erste Aufmerksamkeit erregte er als Unteroffizier
Jaletzki in dem ersten Teil "Das Tagebuch des Jürgen Wilms"
des frühen Mehrteilers "Am
grünen Strand der Spree"1) (1960), meist spielte er in
der nachfolgenden Zeit Jahren kleine Gauner, Betrüger oder sonstige
zwielichtige und verschlagene Gestalten, wurde schon bald zur idealen
Besetzung in populären Krimi-Reihen wie "Es geschah an der Grenze" (1960),
"Alarm in den Bergen" (1965), "Kommissar Brahm" (1967)
und "Graf Yoster gibt sich die Ehre" (1967). In
Quotenrennern wie "Der Kommissar", "Derrick",
"Der Alte", "Sonderdezernat K1", "Die Krimistunde",
"Der Fahnder" und "Tatort" war er für Jahrzehnte ein
"Dauergast", ebenso wie in vielen Einzelproduktionen. Unter
anderem agierte er mit Hannelore Elsner und Rosemarie Fendel in Rolf von Sydows
Tschechow-Adaption "Die Nacht des Schreckens" (1963),
unter der Regie von John Olden mimte er in der legendären dreiteiligen
Posträuber-Geschichte "Die Gentlemen bitten zur Kasse" (1966)
das Bandenmitglied Walter Lloyd an der Seite von Horst Tappert. Rainer Werner Fassbinder
besetzte in den Mehrteilern "Acht Stunden sind kein Tag"1) (1972)
und "Berlin Alexanderplatz" (1980). Insgesamt wirkte Lier in über
150 TV-Produktionen mit, zur
unfangreichen Serien-Filmografie zählen beispielsweise auch "Die
Powenzbande" (1973), "Es muss nicht immer Kaviar sein"2) (1977),
"Jauche und Levkojen" (1979),
"Sternensommer"1) (1980),
"Detektivbüro Roth"1) (1986) und "Marleneken"2) (1990);
einen seiner letzten Fernsehauftritt hatte der Schauspieler in Nina Grosses
Liebesfilm "Thea und Nat" (1992) sowie in der zweiteiligen
Pilot-Folge "Eine verhängnisvolle Bürgschaft"2) (1994)
aus der Familienserie "Immenhof"1);
aufgrund des Todes von Wolfrid Lier übernahm Werner
Dissel1) die Figur des Haus-Faktotums
Wilhelm in den weiteren Episoden.
Darüber hinaus war Wolfrid Lier in verschiedensten erfolgreichen
Kinoproduktionen mit prägnanten Nebenrollen zu sehen, eine erste
kleine Aufgabe hatte ihm Josef von Báky in "Der Ruf"1) (1949)
übertragen, es folgten Filme wie Fritz Kortners "Sarajevo Um Thron und Liebe"1) (1955) hier
mimte er den Attentäter Danilo Ilić , Helmut Käutners
Biopic "Ludwig II."1) (1955),
die Zuckmayer-Adaptionen "Des Teufels General"1) (1955)
und "Ein Mädchen aus Flandern"1) (1956)
oder Falk Harnacks Melodram "Arzt ohne Gewissen"1) (1959). Zur Filmografie der 1960er und 1970er Jahre
gehörten beispielsweise das Arztdrama "Ein Frauenarzt klagt an"1) (1964),
der Krimi "In Frankfurt sind die Nächte heiß"1) (1966) und
die Theodor Storm-Verfilmung "Der
Schimmelreiter"1) (1978). Letzte Kinorollen spielte er in der
Hallervorden-Komödie "Didi und die Rache der Enterbten"1) (1985)
und der Krimi-Groteske "Die Schokoladenschnüffler"1) (1986).
Zudem war der Schauspieler seit Ende der 1940er Jahre umfangreich für den Hörfunk tätig, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank
gelisteten Produktionen findet man hier;
vereinzelt stand er auch im Synchronstudio → synchronkartei.de.
Wolfrid Lier erlag am 14. Dezember 1993 im Alter von 76 Jahren
in München seinem Krebsleiden. Die letzte Ruhe fand er auf dem
Waldfriedhof von Fürstenfeldbruck1)
(Feld 6, Grabnummer 5) → Foto der Grabstelle bei
knerger.de.
Das Grabnutzungsrecht lag seit 2019 bei dem Schauspieler René Haßfurther
(→ renehassfurther.de), der dieses nach dem Tod von
Kurt Rebmann, dem Lebensgefährten von Wolfrid Lier, übernommen
hatte; im November 2024 wurde die Grabstelle aufgelassen, sie existiert
somit nicht mehr.
Lier war vorübergehend mit Marianne Kortner (1929 2014), der Tochter des
legendären Fritz Kortner
verheiratet → tagesspiegel.de.
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Die ehemalige Grabstelle von
Wolfrid Lier
Fotos Zur Verfügung gestellt von René Haßfurther;
© René Haßfurther |
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die
Krimihomepage,
fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de) |
Kinofilme
Fernsehen (Auszug)
- 1955: Zwischen den Zügen
(nach der Komödie "Still Life" von Noël Coward;
als Albert Godby)
- 1956: Oberst Chabert (nach der Erzählung
von Honoré de Balzac mit Paul Verhoeven
als Oberst Chabert;
Regie: Volker
von Collande; als Kanzleivorsteher Boucard)
- 1957: Schinderhannes (nach dem Theaterstück
von Carl Zuckmayer über Johannes Bückler, genannt "Schinderhannes",
- mit Hans Christian Blech in der Titelrolle; Regie: Peter
Beauvais; als Peter Zughetto, Mitglied der berüchtigten "Hunsrückbande")
- 1959: Johanna aus Lothringen (nach dem Theaterstück
"Joan of Lorraine"
von Maxwell Anderson
über Jeanne d'Arc;
mit Elfriede Kuzmany;
Regie: Michael
Kehlmann; als Jean d'Estivet)
- 1960: Am
grünen Strand der Spree (Fünfteiler nach dem Roman von Hans
Scholz;
als Unteroffizier Jaletzki in 1. "Das Tagebuch des Jürgen Wilms")
- 1960: Es geschah an der Grenze (Serie; als
Ganove Jean in der Folge
"Zehn Zoll zuviel")
- 1961: General Quixotte (nach dem Theaterstück von Jean Anouilh;
Regie: Peter
Beauvais; als Doktor) → www.zeit.de
- 1961: Der Feind
(als Mugis)
- 1961: Die Sache mit dem Ring (als Joe)
- 1961: Der Mantel (nach der Novelle
von Nikolai Gogol; Regie: Walter
Henn; als
der 2. Beamte des Ministeriums) → IMDb
- 1962: Becket oder Die Ehre Gottes (nach dem Bühnenstück von Jean
Anouilh; mit Heinz
Baumann als Thomas
Becket;
als 2. Englischer Baron)
- 1962: Papiermühle
(nach dem Lustspiel von Georg
Kaiser; als Piveteau)
- 1963: Die Nacht des Schreckens (nach der Kurzgeschichte "Eine
schreckliche Nacht" von Anton
Tschechow; als Orlow) → IMDb
- 1963: Bilderkomödie (als Parker)
- 1963: Die Spieler (nach der Komödie
von Nikolai Gogol; Regie Walter Henn; als Gasthof-Diener Alexej;
→ weitere Besetzung IMDb)
- 1963: Der Geisterzug (als Herbert Price)
- 1963: Kleider
machen Leute (nach der Novelle
von Gottfried Keller;
als Pflümli)
- 1964: Dann geh zu Thorp (als Hans Mayer)
- 1964: Die Teilnahme (als Dr. Manuel Foddis)
- 1964: Unterm Birnbaum (nach der
Novelle von Theodor
Fontane; als
Schulze Woytasch)
- 1964: Kommissar
Freytag (Krimiserie; als Privatdetektiv Joseph Pistulla in der Folge "Briefe aus Sydney")
- 1965: Gewagtes
Spiel (Serie; als Bartlitzer in der Folge "Das Geheimnis von Scheferloh")
- 1965: Alarm
in den Bergen (Krimiserie; als Ex-Häftling Leonhard in der Folge "Der Tod
im Paket")
- 1965: Auf einem Bahnhof bei Dijon (als Inspektor Louvet)
→ www.zeit.de
- 1965: Die chinesische Mauer (nach dem
Drama
von Max Frisch; als der Ausrufer)
- 1965: Die echten Sedemunds (nach dem Drama von Ernst
Barlach; Regie: Hans Lietzau;
als Schneider Mankmoos)
- 1966: Die
Gentlemen bitten zur Kasse (Dreiteiler über den großen Postzugraub 1963; als Elektriker Walter Lloyd)
- 1966: Die Ersten und die Letzten (nach
dem Roman von John Galsworthy;
als John Evans)
- 1966: Die
rote Rosa (über Rosa
Luxemburg, gespielt von Ursula Lingen;
als Dritter Choreut)
- 1966: Ich
war Schlemihl (als Kranz)
- 1967: Kommissar
Brahm (Krimiserie; als Stadtstreicher Alfons Bühler in der Folge "Tatverdacht")
- 1967: Graf
Yoster gibt sich die Ehre (Krimiserie; als Louis in der Folge
"Gangstermemoiren")
- 1967: Dichters Ehrentag (nach dem Einakter von Ludwig Thoma;
Inszenierung "Residenztheater", München;
Regie: Franz Josef Wild; als Oskar Zinnkraut;
→ weitere Besetzung IMDb)
- 19671968: Das
Kriminalmuseum (Krimiserie)
- 1968: Die aufrichtige Lügnerin (nach dem Theaterstück von Marcel
Achard; Regie: Trude Kolman: als Assessor Lablache)
- 1969: Bitte recht freundlich, es wird geschossen (Zweiteiler, als
Donovan)
- 1969: Die missbrauchten Liebesbriefe (nach der Literatursatire
von Gottfried Keller; Regie: Hans
Dieter Schwarze; als Balthasar)
- 1969: Saids Schicksale (nach dem Märchen von Wilhelm
Hauff (in "Das
Wirtshaus im Spessart"); als Kalum-Bek)
- 19691974: Der
Kommissar (Krimiserie)
- 1970: Unter Kuratel (als Schloss)
- 1970: Die Preußen kommen (als Sergeant Rawolle) → www.wunschliste.de
- 1971: Ein Vogel bin ich nicht (als Max)
- 1972: Pater Brown (Serie; als Wicks in der Folge "Vaudreys
Verschwinden")
- 19721973: Acht
Stunden sind kein Tag (Fünfteiler; Regie: Rainer
Werner Fassbinder; als Wolf)
- 1973: Butler
Parker (Krimiserie; als Peter Banks in der Folge
"Schottischer Whiskey")
- 1973: Okay S.I.R. (Krimiserie; als
Harry in der Folge "Kastanien aus dem Feuer")
- 1974: Der
kleine Doktor (Krimiserie; als Calmet in der Folge "Der Dieb der
Diebe")
- 1974: Die
Powenzbande (Fünfteiler nach dem Roman von Ernst
Penzoldt; als Möbelfabrikant Tröstlein in Teil 4)
- 19741977: Sonderdezernat
K1 (Krimiserie)
- 19751992: Derrick
(Krimiserie)
- 1977: Achsensprung (als Trödler)
- 1977: Es
muss nicht immer Kaviar sein (Serie nach dem Roman von Johannes Mario Simmel; als Lazarus in der Folge
"Lazarus")
- 19771978: Der
Anwalt (Krimiserie)
- 19771986: Polizeiinspektion 1 (Krimiserie)
- 19771988: Der
Alte (Krimiserie)
- 1978: Paul kommt zurück (als Stasny) → tvspielfilm.de
- 1978: Ehrlich währt am längsten (als
Kommissar Sibley)
- 1978: Jauche und Levkojen
(17 Teile nach dem Roman von Christine
Brückner; in Folge 16/17 als Opa Preissing)
- 19791983: Tatort
(Krimireihe)
- 1980: Berlin Alexanderplatz
(14 Teile nach dem Roman von Alfred Döblin; Regie: Rainer
Werner Fassbinder;
als Arbeiter in Teil 9 "Von den Ewigkeiten zwischen den Vielen
und den Wenigen")
- 1981: Sternensommer
(Kinder- und Jugenserie; als Opa Glasuscheck)
- 1983: Monaco Franze Der ewige Stenz (Serie; als Fred
in der Folge "Abgestürzt")
- 1983: Die
Matrosen von Kronstadt (über den Kronstädter
Matrosenaufstand; als Mirow)
- 1983: Auf
Achse (Serie; als Albert Rabe in der Folge "Die letzte Chance")
- 1983: Rummelplatzgeschichten
(Serie; als Herr Pleschka in der Folge "Maxe")
- 1985: Marktplatz der Sensationen des Egon Erwin Kisch
/ Trziste senzací (Fünfteiler nach dem
nach dem Buch von Egon Erwin Kisch;
in 2 Folgen als Inspektor Binder)
- 19851994: Der
Fahnder (Krimiserie)
- 1986: Wanderungen
durch die Mark Brandenburg (Fünfteiler nach dem fünfbändigen
Werk von Theodor Fontane;
als von Beeren in Teil 4 "An der Spree und nach Gransee"
nach "Spreeland")
- 1986: Detektivbüro Roth (Krimiserie; als Oskar)
- 1988: Bei Thea (als Fritz Katz) → www.zeit.de
- 1988: Ein Unding der Liebe (Zweiteiler
nach dem Roman von Ludwig
Fels; mit Erich Bar als der Außenseiter:
Georg Bleistein, der bei seiner Großmutter (Trude
Breitschopf) und seiner Tante (Ingeborg
Lapsien) aufwuchs,
die ihn lieblos aufzogen; als Tischlinger)
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"Ein Unding der Liebe":
Abbildung DVD-Cover
sowie Szenenfoto
mit Erich Bar (r.)
und Wolfried Lier
Mit freundlicher Genehmigung
von "Pidax Film", welche
die Produktio
am 17.05.2019 auf
DVD herausbrachte.
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- 19891991: Mit
Leib und Seele (Serie; als Pfarrer Heinrich)
- 1990: Der neue Mann (als Hausmeister) → tvspielfilm.de
- 1990: Marleneken (Zweiteiler; als Helmut Möller)
- 1990: Wer
zu spät kommt Das Politbüro erlebt die deutsche
Revolution (Dokumentarspiel; als Hermann Axen)
- 1991: Schwarz Rot Gold (Krimireihe) Schmutziges Gold (als Herr Schobert)
- 1991: Unser Haus (als Vater Gleinich) → www.spiegel.de
- 1992: Freunde fürs Leben (Serie: als Heinrich Turm)
- 1992: Thea und Nat (als Kasper Fenning) → tvspielfilm.de
- 1994: Immenhof (Serie; als
Haus-Faktotum Wilhelm in der zweiteiligen Folge "Eine verhängnisvolle Bürgschaft")
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Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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