Martin Lüttge wurde am 7. Juli 1943 in Hamburg geboren, verbrachte seine Kindheit dann kriegsbedingt von 1946 bis 1952 im zu Bad Bramstedt1) gehörenden Weiler Klashorn und ging in Hamburg zur Schule. Da er zunächst Bauer werden wollte, machte er eine landwirtschaftliche Ausbildung in Großbritannien, nahm dann aber Anfang der 1960er Jahre Schauspielunterricht an der "Schauspielschule Zerboni"1) in Gauting1) und dann an der "Neue Münchner Schauspielschule"1)
Martin Lüttge 01; Copyright Virginia Shue Zwischen 1966 und 1970 gehörte er zum Ensemble der "Münchner Kammerspiele"1), wo er sich schnell einen Namen als vielseitiger Charakterdarsteller machte. So sah man ihn dort beispielsweise seit der Premiere am 2. September 1969 unter der Regie von Peter Zadek1) als Priester Kiro in der deutschsprachigen Erstaufführung des Stücks "Schmaler Weg in den tiefen Norden" von Edward Bond1). Anschließend stand Lüttge bis 1974 am "Düsseldorfer Schauspielhaus"1) auf der Bühne, ein weiteres Engagements führte ihn bis 1977 nach Stuttgart an das "Württembergische Staatstheater", wo er beispielsweise unter der Regie von Niels-Peter Rudolph1) als Florindo Aretusi in der Komödie "Der Diener zweier Herren"1) von Carlo Goldoni1) (→ Theatertreffen 1977) oder in einer Inszenierung von Claus Peymann1) und Achim Freyer1) als Faust/Plutus/Kranich in Goethes "Faust I"1)  und "Faust II"1) brillierte → Theatertreffen 1977.
  
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) 
zur Verfügung gestellt.  Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
 
1978 gehörte Lüttge auf einem Bauernhof im oberbayerischen Mehring1) zu den Mitbegründern der freien Theatergruppe "Zelttheater", dem heutigen "Theaterhof Priessenthal", mit dem er bis zuletzt als Regisseur, Autor und Schauspieler und Stücken wie "Wir Nibelungen", "Frauenschuh", "Das kalte Herz" nach dem gleichnamigen Märchen1) von Wilhelm Hauff1) oder "Hamsterlegende", aber auch mit Klassikern durchs In- und Ausland tourte. Seit 1988 sah man Lüttge auf der Priessenthaler Bühne, beispielsweise  als Luzifer in der Komödie "Mensch Herrmann"3) von Holger Franke1) sowie seit 1997 in dessen unkonventionellen Krimi "Der Kommissar, der Komödiant, der Tod und die Liebe". Seit der Premiere am 6. Dezember 2000 übernahm er neben Norbert Kentrup1) als Wilhelm Grimm1) die Rolle des Jacob Grimm1) in "Die Brüder Grimm" von Dagmar Papula1), einem Stück über das Leben der berühmten "Märchenbrüder Grimm"1), bis 2009 stand "Die Brüder Grimm" auf dem Spielplan → theaterhof-priessenthal.de. Zum Jahresende 2006 und Jahresanfang 2007 gastiert Lüttge in Berlin mit der Theaterproduktion "Brüder Grimm" in der Rolle des Jacob Grimm, den er bereits seit 6 Jahren mit großem Erfolg auf Gastspielen in Finnland, Bulgarien, Polen und Estland verkörperte. Jetzt erst konnte er die Gelegenheit wahrnehmen, vor Ort in Berlin die letzte Ruhestätte der Brüder Grimm auf dem St. Matthäus-Friedhof1) in Schöneberg1) zu besuchen.2) 
In den nachfolgenden Jahren gingen Lüttge und das Ensemble des "Theaterhof Priessenthal" auch mit dem Shakespeare-Drama "Macbeth"1) auf Tournee, waren unter anderem im Sommer 2003 in der Burgruine "Burg Hayn"1) im hessischen Dreieichenhain1) zu sehen; schon bei der Premiere Anfang März in Hamburg hatte der Schauspieler mit der Titelrolle sowohl Kritiker als auch Publikum begeistert. Ein weiteres Shakespeare-Schauspiel mit Lüttge war die Komödie "Was Ihr wollt"1), welche am 7. April 2007 Premiere feierte, Lüttge glänzte hier bis 2012 mit der komischen Rolle des Haushofmeisters Malvolio → Shakespeare und Partner.
Einem breiten Publikum bekannt wurde Lüttge Anfang der 1990er Jahre mit seiner Rolle des leicht verschrobenen und brummigen Kriminalhauptkommissars Bernd Flemming in den "Tatort"1)-Folgen aus Düsseldorf1). Zusammen mit der charmanten Kommissarin Miriam Koch (Roswitha Schreiner1)) sowie dem stets verschuldeten und fahrigen Hauptmeister Max Ballauf (Klaus J. Behrendt1)) löste er bis 1997 so manchen kniffligen Fall. Dann ging Lüttge nach 15 Folgen mit der Story "Brüder"1) vorzeitig in den wohlverdienten Ruhestand, weil er als Schauspieler nicht auf ein bestimmtes Rollen-Klischee festgelegt werden bzw. der ungeheuren Popularität entfliehen wollte.

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Martin Lüttge 02; Copyright Virginia Shue
  
Die "Tatort"-Folgen mit KHK Bernd Flemming
(Link: tatort-fundus.de)
Martin Lüttge 03; Copyright Virginia Shue

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Bereits seit Mitte der 1960er Jahre übernahm Lüttge Parts in verschiedensten Fernsehspielen. So sah man ihn neben Gastauftritten in so beliebten Krimiserien wie "Derrick"1), "Der Kommissar", "Das Kriminalmuseum" oder "Sonderdezernat K1" beispielsweise 1966 als Soldat Charles Wingate in "Bratkartoffeln inbegriffen"4), in Szene gesetzt von Fritz Umgelter1) nach dem Schauspiel "Chips with Everything" von Arnold Wesker1). In den 1970er Jahren zeigte er sich unter anderem als Satiruker Jegór Dmítritsch Glúmow in "Eine Dummheit macht auch der Gescheiteste"5) (1977) nach der gleichnamigen Komödie1) von Alexander N. Ostrowski1) oder in den 1980ern als jovialer Nazi-Scherge Dr. Rudolf Lange1) in dem Dokumentarspiel "Die Wannseekonferenz"1) (1984). 
Nach seinem Ausstieg als "Tatort"-Kommissar kehrte der Schauspieler immer wieder auf den Bildschirm zurück: So gab er den sympathisch-gewissenhaften Staatsanwalt Koerber in der ZDF-Serie "Koerbers Akte"6) (1996), trat beispielsweise in der SAT.1-Dürrenmatt-Adaption "Es geschah am helllichten Tag"8) (1997) in Erscheinung oder 1998 mit der Titelrolle des Bauamts-Chefs Lupo in der hochgelobten Groteske "Lupo und der Muezzin" → wunschliste.de. Zudem blieb Lüttge aber auch dem Krimi mit Auftritten in "Die Verbrechen des Professor Capellari"1) (1999, Folge 4 "In eigener Sache"6)), der "Tatort"-Episode "Direkt ins Herz"1) (2000) oder der "Polizeiruf 110"1)-Folge "Bruderliebe"1) (2000) treu. 2001 mimte Lüttge den Pfarrer Ambrosius in der Liebeskomödie "Sag einfach ja!"7), 2002 den Richard Werner in der Romanze "Flamenco der Liebe"7), ein Jahr später verkörperte er den Präsident des Bundeskriminalamtes Horst Herold1) in dem von Oliver Storz1) inszenierten, preisgekrönten Zweiteiler "Im Schatten der Macht"1), dem Polit-Drama um die Verstrickung Willy Brands1) (dargestellt von Michael Mendl) in die Guillaume-Affäre.
Nicole Heesters mit Martin Lüttge in "Katz und Hund"; Szenenfoto mit freundlicher Genehmigung von www.ziegler-film.com; Copyright Ziegler Film GmbH & Co. KG Im April 2005 gehörte der Schauspieler zur Besatzung der Komödie "Neue Freunde, neues Glück"7), gedreht nach dem Roman "Die schöne Gegenwart" von Leonie Ossowski1): Hier spielte er wunderbar den pensionierten Architekten Ulrich Windeck, der Nele Ungureit (Christiane Hörbiger), die nach 35 Jahren von ihrem Mann wegen einer Jüngeren verlassen wurde, gemeinsam mit der tüddeligen Gerda Griese (Heidelinde Weis) und dem charmanten Ex-Banker Rupert Neumann (Ernst Jacobi) bei der Gründung einer Senioren-WG unterstützt. Turbulenzen mit Behörden, vor allem aber mit Neles Sohn Hannes waren da vorprogrammiert…
 
Martin Lüttge mit Nicole Heesters in der vergnüglichen Komödie "Katz und Hund"7) (2003)
Szenenfoto mit freundlicher Genehmigung von www.ziegler-film.com
© Ziegler Film GmbH & Co. KG
Es folgten Produktionen wie "Wen die Liebe trifft"7) (2005) oder "Die Pferdeinsel"1) (2006), ein Wiedersehen mit dem sympathischen Schauspieler konnten die Fernsehzuschauer seit Anfang Januar 2007 in den aktuellen Folgen um das "Forsthaus Falkenau"1) feiern. Lüttge mimte den verwitweten Vater des neuen Försters Stefan Leitner (Hard Krüger jr.1)), der die Nachfolge von Martin Rombach (Christian Wolff) angetreten hatte. Rund 95 Folgen lang (221–312) gehörte Lüttge mit dieser Figur zur Besetzung des einstigen Quotenrenners, seinen letzten Auftritt hatte Lüttge in der Geschichte "Spielverderber"6) (EA: 25.10.2013). Mit der Episode "Ende gut, alles gut?"6) beendete das ZDF am 27. Dezember 2013 diesen populären Dauerbrenner.
Daneben übernahm der Schauspieler immer mal wieder Gastrollen in anderen populären Serie wie "Großstadtrevier"1), "SOKO Stuttgart"1), oder "Heiter bis tödlich – Nordisch herb"1) → Übersicht TV-Produktionen.
Die Kinozuschauer erlebten Lüttge unter anderem 1968 mit der kleinen Rolle des Studenten, der aus Geldmangel in einem Fahrstuhl lebt, in dem Kult-Film "Zur Sache, Schätzchen"1) auf der Leinwand. Der Durchbruch gelang ihm 1973 mit der Titelrolle des berüchtigten Ein- und Ausbrechers Julius Adolf Petersen1) in der Gaunerkomödie "Der Lord von Barmbeck"1).
  

"Der Lord von Barmbeck": Abbildung DVD-Cover sowie
Szenenfoto mit Martin Lüttge als Julius Adolf Petersen,
der als "Lord von Barmbeck" zu zweifelhaftem
Ruhm kam, und Simone Rethel als Liesbeth
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die
Produktion Ende August 2020 auf DVD herausbrachte.

"Der Lord von Barmbeck": it Martin Lüttge als Julius Adolf Petersen,genannt "Lord von Barmbeck", und Simone Rethel als Liesbeth; mit freundlicher Genehmigung  von Pidax-Film, welche die Produktion Ende August 2020 auf DVD herausbrachte. "Der Lord von Barmbeck": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung  von Pidax-Film, welche die Produktion Ende August 2020 auf DVD herausbrachte.
In dem Zeitportrait "Berlinger – Ein deutsches Abenteuer"1) (1975), einem von Alf Brustellin1) und Bernhard Sinkel1) realisierten Film über das Leben des fiktiven deutschen Wissenschaftlers, Abenteurers und Industriellen Lukas Berlinger, übernahm er neben Protagonist Martin Benrath (Berlinger) die Rolle des Pfeiffer, in Wolfgang Staudtes1) Psychodrama über eine Selbstmörderin "Zwischengleis"1) (1978) sah man ihn als Alfons Eichmayr an der Seite von Mel Ferrer und Pola Kinski1). In dem Kinderfilm "Bananen-Paul"1) (1980) mimte er einen Dompteur, in Adolf Winkelmanns1) preisgekröntem Streifen "Jede Menge Kohle"1) (1981) den Fahrer Lewandowsky, in Hark Bohms komödiantischem Wirtschaftskrimi "Der kleine Staatsanwalt"8) (1987) den missbrauchten Bauingenieur Kaiser. 1989 wirkte Lüttge in dem niederländischen Streifen "Laura Ley" mit, 1997 als Kommissar in dem Kinderkrimi "Schweinesand – Eine Insel voller Geheimnisse"8), in dem Road-Movie "Verrückt nach Paris"1) (2002) tauchte er als Kollakowski, Heimleiter einer Einrichtung für Behinderte, auf. Zuletzt spielte Lüttge in Didi Danquarts1) Drama "Bittere Kirschen"8) nach dem Roman "Lenas Liebe" von Judith Kuckart1) in einer Kinoproduktion und verkörperte den Julius Dahlmann, bei dem die Schauspielerin Magdalena Behsler, genannt Lena (Anna Stieblich1)), als Untermieterin einzieht. Vorgestellt wurde der Film bei den "45. Internationalen Hofer Filmtagen"1) Ende Oktober 2011, allgemeiner Kinostart war der 13. September 2012 → Übersicht Kinofilme.
  
Martin Lüttge konnte während seiner langen Schauspielerkarriere zahlreiche Auszeichnungen für seine herausragenden Leistungen entgegennehmen: So erhielt er unter anderem 1968 den "Förderpreis für Nachwuchsdarsteller" der Stadt München, 1975 gemeinsam mit Ottokar Runze1) einen "Bambi"1) für "Der Lord von Barmbeck" in der Kategorie "Bester Film National" und 1982 den Förderungspreis "Darstellende Kunst" der Berliner "Akademie der Künste"1). 1993 erhielt er den "Bayerischen Heimatpreis" in der Sparte "Kultur und Gemeinschaft", 2000 den "Kulturpreis" des Landkreises Altötting1) sowie 2001 den "Oberbayerischen Kulturpreis"
1).
 
Der Schauspieler starb am 22. Februar 2017 im Alter von 73 Jahren nach längerer schwerer Krankheit im schleswig-holsteinischen Plön1), wo er zuletzt mit seiner zweiten Ehefrau lebte. "Bühne und Leben – beides musste für ihn immer zusammenpassen. Glaubwürdigkeit war ihm daher am wichtigsten. Martin Lüttge wollte vor allem ein aufrichtiger, ehrlicher Charakter sein – und das ist ihm geradezu vorbildlich gelungen. (…) Wenige hielten so konsequent an ihren politischen Prinzipien und an ihrer Lebenseinstellung fest wie dieser Schauspieler, dem jeder Fanatismus völlig fremd war. Das machte Martin Lüttge daheim in Priessenthal zu einem ausgesprochenen Sympathieträger. Er konnte ein ganzes Dorf von sich überzeugen und das ist allemal schwerer als ein Staatstheaterpublikum zu begeistern." schrieb unter anderem Peter Jungbluth in einem Nachruf bei www.ndr.de.
Lüttge war in erster Ehe bis 1972 mit seiner Kollegin Gila von Weitershausen verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter. Seit 1999 war die Schauspielerin bzw. Ehefrau Marlen Breitinger an seiner Seite → theaterhof-priessenthal.de.
Siehe auch prisma.de, Wikipedia, deutsches-filmhaus.de,
den Artikel zum 70. Geburtstag (07.07.2013) bei www.focus.de sowie
die Nachrufe bei
www.br.de, sueddeutsche.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) felix-bloch-erben.de, 4) Die Krimihomepage, 5) deutsches-filmhaus.de, 6) fernsehserien.de, 7) prisma.de, 8) filmportal.de
Quelle: 2) Wikipedia
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, fernsehserien.de, Die Krimihomepage, deutsches-filmhaus.de, prisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
… und hier noch Martin Lüttge 

… 1990/1991 als Wilhelm Tell
in dem Schauspiel von Friedrich Schiller,
bei dem er auch Regie führte
(Tourneetheater Erich Kuhnen)
© Fotografin Virginia Shue (Hamburg)

Martin Lüttge 1990/1991 als Wilhelm Tell in dem Schauspiel von Friedrich Schiller; Copyright Virginia Shue
… 1992 auf Tournee mit Ehefrau
Marlen Breitinger
in der Shakespeare-Tragödie
"Timon von Athen"
© Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
Martin Lüttge 1992 mit Ehefrau Marlen Breitingerin der Shakespeare-Tragödie "Timon von Athen"; Copyrigt Virginia Shue
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