1939 war der NS-Propagandaminister Joseph Goebbels1) auf den Schauspieler aufmerksam geworden, als dieser am "Deutschen Theater" in Shakespeares "Othello" den Jago überaus bösartig interpretierte. Goebbels soll Marian bedrängt haben, in dem von Veit Harlan geplanten antisemitischen Hetz-Streifen "Jud Süß"1) die historische Figur des jüdischen Finanzbeamten Joseph Süß Oppenheimer1) (1698 1738) zu verkörpern. Marian habe sich fast ein Jahr lang geweigert, diese Rolle anzunehmen, aber "weil er gerne gut aß und trank", vor allem aber, weil er an einer ständigen Angst vor sozialer Missachtung litt, stellte er sich mit dieser Rolle vor die Kamera. Goebbels schrieb in sein Tagebuch: "Mit Marian über den Jud-Süß-Stoff gesprochen. Er will nicht recht heran, den Juden zu spielen. Aber ich bringe ihn mit einigem Nachhelfen doch dazu." Damit erlangte der eher als politisch desinteressiert geltende Schauspieler (bis heute) eine traurige Berühmtheit, rund 20 Millionen Menschen sahen das unsägliche Machwerk der NS-Propaganda zwischen 1940 und 1945; weitere Informationen zu der bis heute als so genannter "Vorbehaltsfilm"1) eingestuften NS-Produktion "Jud Süß" aus dem Jahre 1940 bei → Murnau Stiftung, filmportal.de, www.dhm.de, bundesarchiv.de. Nach seiner Titelrolle in "Jud Süß" stand Marian unter anderem noch für den ebenfalls als "Vorbehaltsfilm" geltenden Propagandastreifen "Ohm Krüger"1) (1941) über den von Emil Jannings dargestellten südafrikanischer Politiker Paul Kruger1), genannt "Ohm Krüger", als britischer Unternehmer und Politiker Cecil Rhodes1) vor der Kamera, mimte den diabolischen Magier Graf Cagliostro1) in dem Hans Albers-Kassenschlager "Münchhausen"1) (1943) und den sensiblen Komponisten Michael in der herausragenden Adaption "Romanze in Moll"1) (1943) als Partner von Marianne Hoppe, in Szene gesetzt von Helmut Käutner1) frei nach der Erzählung "Les bijoux" von Guy de Maupassant1). Zu Marians weiteren Filmen bis Kriegsende zählen die Romanze "Reise in die Vergangenheit"2) (1943) und der Krimi "Tonelli"1) (1943), die noch 1945 gedrehten Produktionen "Die Nacht der 12"1), "Dreimal Komödie"1) und "Das Gesetz der Liebe"1) gelangten erst nach Marians Tod 1949 in die Lichtspielhäuser. In der Endphase des 2. Weltkrieges wurde Marian von Propagandaminister Goebbels auf die "Gottbegnadeten-Liste"1) gesetzt und entging so einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront → Übersicht Filmografie. Marians schauspielerisches Schaffen wird allein durch seine berüchtigste Rolle bzw. Mitwirkung in "Jud Süß" überlagert: "Marians Gesicht wurde damit weltweit zum antisemitischen Sinnbild des jüdischen Frauen- und Rassenschänders", so der Berliner Medienwissenschaftler und studierte Psychologe Dr. Friedrich Knilli1) in seinem Buch "Ich war Jud Süß. Die Geschichte des Filmstars Ferdinand Marian"1). In dieser im Jahre 2000 erschienenen Biografie schildert Knilli die tragische Lebensgeschichte des österreichischen Schauspielers, der an der Rolle menschlich zerbrochen ist: Nach 1945 wurde Marian mit einem Berufsverbot belegt und von der Filmindustrie geächtet, er sprach immer mehr dem Alkohol zu und kam schließlich nahe Freising1) (Oberbayern) bei einem Autounfall ums Leben. Marian erlag seinen schweren Kopfverletzungen am 7. August 1946, danach wollten die Gerüchte nicht verstummen, der Schauspieler habe sich aus Verzweiflung das Leben genommen, ja sogar eine Mordtheorie wurde ins Spiel gebracht. Wikipedia führt aus: "Bis heute wird darüber spekuliert, ob es sich dabei um einen Suizid wegen seiner damaligen, perspektivlosen beruflichen Situation gehandelt habe. Dagegen spräche erstens, dass der amerikanische Filmoffizier Münchens, Eric Pleskow1), zu diesem Zeitpunkt schon bereit gewesen wäre, Marian aufgrund einer angenommenen Unschuld irgendwann von der schwarzen Liste zu streichen und damit ein neuer Abschnitt in der Karriere des eigentlich beliebten Schauspielers hätte beginnen können und zweitens, dass außer Ferdinand Marian noch zwei Mitfahrer im Auto saßen, die nur leicht verletzt wurden." Ferdinand Marian, der seit 30. März 1936 mit der von Regisseur Julius Gellner1) geschiedenen Schauspielerin Maria Byk1) (1904 1949) verheiratet gewesen war, fand die letzte Ruhe auf dem "Münchener Nordfriedhof"1). Maria Byk, die man im April 1949 ertrunken aufgefunden hatte (vermutlich handelte es sich um Selbstmord) wurde ebenfalls in dieser Grabstätte beigesetzt → Foto der früheren Grabstelle bei knerger.de sowie Wikimedia Commons. "Das Grab Marians, sowie das seiner Frau und seines unehelichen Sohnes Ferdinand Anton wurden im Frühjahr 2020 aufgelöst." vermerkt Wikipedia Im Sommer 2009 begannen die Dreharbeiten zu Oskar Roehlers1) Filmbiografie "Jud Süß Film ohne Gewissen"1) mit Tobias Moretti1) (Ferdinand Marian), Justus von Dohnanyi1) (Veit Harlan), Martina Gedeck (Anna Marian1)) und Moritz Bleibtreu1) (Hitlers Propaganda-Chef Josef Goebbels1)) in den Hauptrollen. Die deutsch-österreichische Koproduktion thematisiert die Entstehung von Veit Harlans unsäglichem antisemitischen Propagandastreifens und und basiert auf Knillis Buch "Ich war Jud Süß"; der Inhalt des Films hat mit dem damals realen Geschehen jedoch so gut wie nichts gemein. Die Uraufführung fand am 18. Februar 2010 im Rahmen der "60. Filmfestspiele von Berlin"1) statt, Kinostart in Deutschland war der 23. September 2010. |
||
Siehe auch Wikipedia,
cyranos.ch,
filmportal.de,
Murnau
Stiftung.de Fotos bei virtual-history.com |
||
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de Lizenz Foto Ferdinand Marian (Urheber: Hanns Holdt): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. |
||
|
||
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster
schließen. Home: www.steffi-line.de |