Der britische Mime Robert Morley wurde am 26. Mai 1908 als Robert Adolph Wilton Morley und Sohn eines Offiziers im britischen Semley (Grafschaft Wiltshire1)) geboren, erhielt seine Ausbildung in England, Deutschland, Frankreich und Italien, da die Eltern eine diplomatische Laufbahn für ihn vorgesehen hatten. Doch Morley fand mehr Gefallen an der Schauspielerei und ließ sich an der Londoner "Royal Academy of Dramatic Art"1) entsprechend ausbilden.
Sein Bühnendebüt gab er 1929 am "Strand Theatre"1) in einer Theaterversion des Romans "Die Schatzinsel"1) von Robert Louis Stevenson1). Einen ersten großen Erfolg feierte er im Londoner West End1) mit dem Stück "Oscar Wilde" von Leslie und Sewell Stokes, knapp zehn Jahre machte er mit der Titelrolle des Oscar Wilde1) in diesem Stück am Broadway Furore; 1960 verkörperte er diese Rolle auch in dem gleichnamigen Spielfilm1) (1960) unter der Regie von Gregory Ratoff1), erhielt jedoch ambivalente Kritiken. So notierte DER SPIEGEL (18/1962) unter anderem: "In dem larmoyant inszenierten Lichtspiel des Regisseurs Gregory Ratoff (Titel: "Oscar Wilde") spielte der Darsteller Robert Morley einen schmollmündigen, feisten Dichter, der vielleicht dem äußeren Bild des wirklichen Wilde entsprach, doch gewiß nicht dem schillernden Intellekt des vielgefeierten, vielgeschmähten Dichter-Dandys."
Morleys Karriere als Filmschauspieler begann mit dem Historiendrama "Marie Antoinette"1) (1938) über die französische Königin Marie Antoinette, dargestellt von Norma Shearer, unter Betonung ihrer Beziehung zu Hans Axel von Fersen, dargestellt von Tyrone Power. Morley mimte den König Ludwig XVI. und erzielte auf Anhieb für seine Leistung eine "Oscar"1)-Nominierung als "Bester Nebendarsteller"1), unterlag jedoch Walter Brennan in "Die goldene Peitsche" ("Kentucky").

Foto: Robert Morley 1973
Urheber: Allan Warren1) (www.allanwarren.com); Quelle: Wikimedia Commons
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Robert Morley 1973; Urheber: Allan Warren (www.allanwarren.com); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz CC-BY-SA 3.0
In den 1940er Jahren folgten Produktionen wie "The Big Blockade"2) (1940, "Die Blockade") als hochrangiger Nazi-Beamter von Geiselbrecht, "Major Barbara"1) (1941) nach dem Theaterstück von George Bernard Shaw1) als Vater von Major Barbara Undershaft (Wendy Hiller1)) oder als britischer Staatsmann Charles James Fox1) in "The Young Mr. Pitt"1) (1942) mit Robert Donat1) in der Titel- bzw. Doppelrolle als Premierminister William Pitt der Jüngere1) und William Pitt der Ältere1). Doch erst in den 1950er und 1960er Jahren konnte Morley mit vielen eindrucksvollen Rollen seine schauspielerische Bandbreite so richtig zum Ausdruck bringen. Allein schon durch seine außergewöhnliche Physiognomie und seine unverwechselbare Gestalt verlieh er vielen Figuren einen nachhaltigen Eindruck, vor allem wenn er sie mit seinem komödiantischen Talent, das niemals ins Klamaukhafte abglitt, überzeichnete. Unvergessen bleibt wohl seine Darstellung des geistig verwirrten Missionars Samuel Sayer in John Hustons1), nach dem Roman von C. S. Forester1) gedrehten Abenteuer "The African Queen"1) (1951, "African Queen") neben Humphrey Bogart und Katharine Hepburn, ebenso seine Darstellung des Schriftstellers und Librettisten W. S. Gilbert1) (1836 – 1911) in "The Story of Gilbert and Sullivan" (1953) an der Seite von Maurice Evans1) als Komponist Sir Arthur Seymour Sullivan1) (1842 – 1900), der filmischen Biografie über Gilbert und Sullivan1), die zusammen 14 komische Opern schufen.
Amüsant war Morleys Interpretation des englischen Königs Georg III.1) in dem heiteren Historienabenteuer "Beau Brummell"1) (1954, "Beau Brummell – Rebell und Verführer") mit Stewart Granger als Lebemann George Bryan Brummell1) und Elizabeth Taylor als Lady Patricia Belham, einen König, Ludwig XI.1), mimte er auch in "The Adventures of Quentin Durward"2) (1955, "Liebe, Tod und Teufel") mit Robert Taylor in der Titelrolle des Ritters Quentin Durward. In "Around the World in Eighty Days"1) (1956, "In 80 Tagen um die Welt"), der amüsanten Verfilmung des gleichnamigen Romans1) von Jules Verne1), sah man ihn ebenso wie in der George Bernard Shaw1)-Komödie "The Doctor's Dilemma"2) (1958, "Arzt am Scheideweg") mit Leslie Caron und Dirk Bogarde oder dem amüsanten Western "The Sheriff of Fractured Jaw"1) (1958, "Sheriff wider Willen"), wo er als Onkel des widerwillig zum Sheriff ernannten Jonathan Tibbs (Kenneth More1)) auftauchte.
Herrlich war auch sein Reithotel-Besitzer Hector Enderby in dem humorvollen, lose nach dem Krimi "After the Funeral"1) von Agatha Christie1) gedrehten Film "Murder at the Gallop"1)  (1963, "Der Wachsblumenstrauß") der die Hobbydetektivin Miss Marple1) (Margaret Rutherford) in die Irre zu führen versucht und der nicht grade schlanken Kriminalistin im Reitdress Komplimente macht ("…sportlich und weiblich zugleich"). In Jules Dassins1) Parodie auf Gaunerfilme "Topkapi"1)  (1964) nach dem Roman "Topkapi"1) (OT "The Light of Day") von Eric Ambler1) mit Peter Ustinov und Melina Mercouri präsentierte er sich als der geniale Tüftler Cedric Page, in dem Historienspektakel "Dschingis Khan"1) (1965) als Kaiser von China und in der flotten Geschichte "Those Magnificent Men in Their Flying Machines"1) (1965, "Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten") als britischer Verleger Lord Rawnsley.
Eine schöne Rolle hatte Morley auch in Frank Tashlins1) gelungenen Agatha Christie-Adaption "The Alphabet Murders"3) (1965, "Die Morde des Herrn ABC") nach dem gleichnamigen Krimi1)
Hier stand er als Captain Arthur Hastings1) seinem besten Freund, dem von Tony Randall dargestellten, berühmten Meisterdetektiv Hercule Poirot1) zur Seite. Anita Ekberg mimte als Amanda Beatrice Cross eine attraktive, mysteriöse Dame, die in den Fokus der Ermittlungen gerät. Margaret Rutherford und ihr Mann Stringer Davis hatten einen kurzen Gastauftritt in ihren Paraderollen als Miss Marple und Mr. Stringer → film-rezensionen.de. filmdienst.de notiert: "Geglückte Verfilmung eines Agatha-Christie-Romans, die Komik und Spannung geschickt verbindet. Im Mittelpunkt des turbulenten Geschehens steht die Jagd des Meisterdetektivs Hercule Poirot nach einem Mörder, der seine Opfer in alphabetischer Reihenfolge tötet. Für Krimifreunde vergnügliche Unterhaltung."
 
"Die Morde des Herrn ABC": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi im Dezember 2018 auf DVD herausbrachte "Die Morde des Herrn ABC": Szenenfoto mit Robert Morley als Arthur Hastings und Tony Randall als Hercule Poirot; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi im Dezember 2018 auf DVD herausbrachte.
"Die Morde des Herrn ABC": Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto
mit Robert Morley als Arthur Hastings und Tony Randall als Hercule Poirot
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi
im Dezember 2018 auf DVD herausbrachte.
  
Zu Morleys weiteren Arbeiten in den 1960er Jahren zählten unter anderem der Krimi "A Study in Terror"1) (1965, "Sherlock Holmes' größter Fall") mit der Figur des Mycroft Holmes1) und ältere Bruders von Meisterdetektiv Sherlock Holmes1) (John Neville1)), der Streifen "The Trygon Factor"1)  (1966, "Das Geheimnis der weißen Nonne") nach Motiven des Romans "Kate Plus Ten") von Edgar Wallace1) mit Stewart Granger als Superintendent Cooper Smith, die Komödie "Tendre voyou"2) (1966, "Geliebter Schuft") mit Jean-Paul Belmondo, die Gaunerkomödie "Hot Millions"1) (1968, "Das Millionending") mit Peter Ustinov sowie das US-amerikanischen TV-Drama "Luther"1) (1968) nach dem Theaterstück von John Osborne1) mit Robert Shaw1) als Reformator Martin Luther1) – hier glänzte Morley als Papst Leo X.
In der aufwendigen Historienverfilmung "Cromwell"1) (1970, "Cromwell – Der Unerbittliche") mit Richard Harris als Lordprotektor Oliver Cromwell1) und unter anderem Alec Guinness als König Charles I.1) trat Morley als Earl of Manchester in Erscheinung.
Die 1970er zeigten Morley in Produktionen wie dem Agentenfilm "Das Mörderschiff"1) (1971, "When Eight Bells Toll") mit Anthony Hopkins oder der Horror-Satire "Theatre of Blood"1) (1973, "Theater des Grauens"). In der rabenschwarzer Krimi-Komödie "Who Is Killing the Great Chefs of Europe?"1) (1978, "Die Schlemmerorgie") war ihm die Hauptrolle des massigen Gourmet-Kritikers und Herausgeber eines Feinschmecker-Magazins Max Vanderveere, der in Mordverdacht an den Meisterköchen Europas gerät, gewissermaßen auf den Leib geschrieben. 
Robert Morley, aufgenommen 1975 in seinem Heim in England; Quelle: commons.wikimedia.org bzw. Wikipedia; Urheber: Allan Warren (www.allanwarren.com); Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported lizenziert. Es ist erlaubt, die Datei unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren; es gibt keine unveränderlichen Abschnitte, keinen vorderen und keinen hinteren Umschlagtext. Der vollständige Lizenztext ist im Kapitel GNU-Lizenz für freie Dokumentation verfügbar. Zu Morleys letzten Arbeiten für das Kino zählten unter anderem die Graham Greene1)-Adaption "The Human Factor"1) (1979, "Der menschliche Faktor"), die Krimi-Komödie "Oh Heavenly Dog"1) (1980, "Ein Himmelhund von einem Schnüffler"), das Abenteuer "High Road to China"1) (1983, "Höllenjagd bis ans Ende der Welt") sowie zuletzt der Thriller "Istanbul"2) (1989).
Interessante Rollen verkörperte Robert Morley in seinen letzten Jahren zudem im Fernsehen, so beispielsweise als Lord Godmanchester in dem Vierteilerteiler "The Old Men at the Zoo" (1983) nach dem Roman von Angus Wilson1), als Herzkönig in dem Zweiteiler "Alice in Wonderland"1) (1985, "Alice im Wunderland") nach dem berühmten, gleichnamigen Kinderbuch1) von Lewis Carroll1), als Lord Decimus Barnacle in "Little Dorrit"4) (1987, "Klein Dorrit") nach dem gleichnamigen Roman1) von Charles Dickens1) und als Sir Forbes Keith Wentworth in der der neuerlichen, dreiteiligen Jules Verne-Verfilmung "Around the World in 80 Days"1) (1989, "In 80 Tagen um die Welt") → Übersicht Filmografie.

Foto: Robert Morley, aufgenommen 1975 in seinem Heim in England
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Urheber: Allan Warren1) (www.allanwarren.com); 
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Neben seiner umfangreichen Tätigkeit für Theater und Film machte sich Morley, der wegen seiner humorvollen Äußerungen immer ein gern gesehener Gast in verschiedensten Talk-Shows war, auch als Schriftsteller einen Namen: 1966 erschien seine Autobiografie "Responsible Gentleman", er veröffentlichte Satiren, humorvolle und skurrile Geschichten. So gab er 1978 "Robert Morley's Book of Brickss" heraus, welches er autistischen Kindern widmete und welches zum Bestseller wurde, ebenso wie drei Jahre später sein "The Second Book of Bricks". 1979 erschienen seine Werke "Book of Worries" und "More Morley", weitere Publikationen sind unter anderem "Morley Matters" (1980), "The Best of Robert Morley" (1981), "The Pleasures of Age" (1988) oder "Aerobics for the spirit" (1990) → Werke (Auswahl) bei Wikipedia.
  
Der große Charakterdarsteller Robert Morley, der für mehr als 100 Filme vor der Kamera stand, starb am 3. Juni 1992 wenige Tage nach seinem 84. Geburtstag in einem Krankenhaus in Reading1) (Grafschaft Berkshire1)) an den Folgen eines Schlaganfalls, den er zuvor in seinem Heim in britischen Dörfchen Wargrave nahe Reading erlitten hatte; die letzte Ruhe fand er auf dem "St Marys Churchyard" von Wargrave → Foto der Grabstelle bei findagrave.com; hier wurde später auch seine Ehefrau Joan beigesetzt.
Seit 1940 war er mit Joan North Buckmaster (1910 – 2005), der Tochter der renommierten britischen Schauspielerin Dame Gladys Cooper (1888 – 1971) verheiratet; aus der Verbindung gingen drei Kinder hervor, die Söhne Sheridan5) (1941 – 2007) und Wilton (geb. 1951) sowie Tochter Annabel (geb. 1946). Der älteste Sohn Sheridan Morley war ein bekannter Theaterkritiker und Biograf, der 1993 die Biografie "Robert, My Father" veröffentlichte. Eine weitere Biografie war bereits 1979 von Schwiegertochter Margaret Morley unter dem Titel "Larger Than Life: The Biography of Robert Morley" auf den Markt gekommen.
Morley gehörte zu den ganz Großen nicht nur der britischen Filmszene sondern war auch international angesehen. Der Künstler erhielt verschiedene Auszeichnungen, 1957 wurde er mit dem britischen Verdienstorden "Commander of the Order of the British Empire"1) (CBE) geehrt, eine Erhebung in den Ritterstand lehnte er jedoch stets ab. 1980 würdigte die "University of Reading"1) sein künstlerisches und literarisches Schaffen mit dem Ehrendoktortitel.
Der Filmkritiker Michael Althen1) schrieb über Morley: "Manche Leute kommen gleich mit einem Gin Tonic in der Hand zur Welt, rauchen Zigarre und führen amüsante Unterhaltungen. Und das ist auch gut so, denn als Kinder hätten sie vermutlich alt ausgesehen. So wie Robert Morley, dessen Erscheinung jeden Gedanken an ein Leben vor dem Alter verbietet… Morley war ein großer Kindskopf, der Durchtriebenheit wie Arglosigkeit mit demselben infantilen Vergnügen verkörperte. Mit seiner Leibesfülle schuf er sein eigenes Denkmal, mit seinem Charakterkopf verlieh er noch den unscheinbarsten Filmen ein Gesicht." (Quelle: .prisma.de)
Siehe auch prisma.de, Wikipedia
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch), 2) filmdienst.de, 3) prisma.de, 4) fernsehserien.de, 5) Wikipedia (englisch)
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