Filmografie / Hörspiel
Ulrich Mühe, um 1995 fotografiert von Hans-Ludwig Böhme; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2011-a_0000140); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Hans-Ludwig Böhme; Urheber: Hans-Ludwig Böhme; Datierung: um 1995; Quelle: www.deutschefotothek.de Ulrich Mühe (Friedrich Hans Ulrich Mühe) wurde am 20. Juni 1953 als Sohn eines Kürschnermeisters im sächsischen Grimma1) geboren, wo er zusammen mit seinem Bruder Andreas seine Kindheit und Jugend verbrachte. Anders als sein Bruder, der später die Werkstatt des Vaters übernahm, interessierte sich Ulrich schon früh für das Theater. Er besuchte die Polytechnische Oberschule seiner Geburtsstadt, die er 1973 mit Abitur bzw. der Berufsausbildung als Baufacharbeiter abschloss, anschließend wurde er zum Wehrdienst einberufen. Nach seiner Entlassung ging Mühe 1975 nach Leipzig an die Theaterhochschule "Hans Otto"1) und ließ sich zum Schauspieler ausbilden. Parallel dazu übernahm er erste kleinere Rollen am "Städtischen Theater" im damaligen Karl-Marx-Stadt (seit 1990 "Theater Chemnitz"1)). Nach Beendigung des Studiums erhielt er dort 1979 ein festes Engagement, debütierte als  Lyngstrand in dem Stück "Die Frau vom Meer"1) von Hendrik Ibsen1), blieb dem Haus dann vier Spielzeiten lang verbunden.
1982 kam Mühe auf Bereiben Heiner Müllers1) als Gastschauspieler an die Ostberliner "Volksbühne"1) und glänzte in dessen Inszenierung seines Werkes "Macbeth", 1983 folgte er einem Ruf an das "Deutsche Theater"1) in Ostberlin und avancierte rasch in zahlreichen klassischen und modernen Stücken mit seinem facettenreichen Spiel zu einem anerkannten Charakterdarsteller. 

Ulrich Mühe, um 1995 fotografiert von Hans-Ludwig Böhme
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2011-a_0000140)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Hans-Ludwig Böhme;
Urheber: Hans-Ludwig Böhme; Datierung: um 1995;
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Er brilliert beispielsweise als Königssohn Sigismund in dem Versdrama "Das Leben ist Traum"1) von Calderón de la Barca1), interpretierte den Sohn Osvald in dem Ibsen-Drama "Gespenster"1) ebenso eindrucksvoll wie den Titelhelden in Goethes "Egmont"1) (1986) oder den Patriarch von Jerusalem in Lessings "Nathan der Weise"1) (1989) an der Seite von Otto Mellies in der Titelrolle. Vor allem in der Zeit des politischen Umbruchs wurde Mühe von Kritikern wie Publikum gleichermaßen hochgelobt, so etwa mit seiner Darstellung als Protagonist in Heiner Müllers siebeneinhalbstündigm Doppelprojekt "Hamlet/Hamletmaschine"1) nach William Shakespeare  → Theatertreffen 1991."Mühe ist ein ungewöhnlich talentierter Schauspieler, der, ohne je zu forcieren, selbst die wahnwitzigsten, eben nicht psychologisch begründbaren Veränderungen seiner Figur mit aller Leichtigkeit entwickelt, sich einer Rolle zugleich mit der größten intellektuellen Distanz nähert und sie andererseits beherzt emotionell einnimmt. Er offenbart das Kind und den Liebhaber, den zornigen Revolutionär und den Mitmacher." schrieb 1990 der Theaterwissenschaftler und Theaterkritiker Professor Dr. C. Bernd Sucher1). Über seine Zeit beim Theater sagte Mühe später einmal in einem Interview: "Das Theater war der einzige Ort in der DDR, an dem die Leute nicht belogen wurden. Für uns Schauspieler war's wie eine Insel. Wir konnten uns Kritik leisten, die in einem volkseigenen Betrieb harte Konsequenzen gehabt hätte." → Wichtige Theaterrollen bei Wikipedia.

Szenenfoto aus "Gespenster" von Henrik Ibsen; Inszenierung: "Deutsches Theater", Berlin
Historische Originalbeschreibung: "Gespenster" von Henrik Ibsen erlebt am 18.11.1983 in den
 wiedereröffneten "Kammerspielen" seine Premiere. Unter der Regie von Thomas Langhoff
spielen Inge Keller (l.) die Frau Alving, Ulrich Mühe (M.) den Sohn Osvald
und Simone von Zelinicki das Dienstmädchen Regine Engstrand (r.). 
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 183-1983-1118-005;
Fotograf: Hartmut Reiche / Datierung: 18.11.1983; Lizenz CC-BY-SA 3.0
Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv  Bild 183-1983-1118-005 bzw. Wikimedia Commons

Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.

Szenenfoto aus "Gespenster" von Henrik Ibsen; Inszenierung: "Deutsches Theater", Berlin; Historische Originalbeschreibung: "Gespenster" von Henrik Ibsen erlebt am 18.11.1983 in den wiedereröffneten "Kammerspielen" seine Premiere. Unter der Regie von Thomas Langhoff spielen Inge Keller (l.) die Frau Alving, Ulrich Mühe (M.) den Sohn Osvald und Simone von Zelinicki das Dienstmädchen Regine Engstrand (r.). Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank,Bild 183-1983-1118-005; Fotograf: Hartmut Reiche / Datierung: 18.11.1983;  Lizenz CC-BY-SA 3.0; Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt; Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv  Bild 183-1983-1118-005 bzw. Wikimedia Commons
Bereits seit Ende der 1970er Jahre war Mühe durch verschiedenste Aufzeichnungen von Bühneninszenierungen auch im Fernsehen bekannt geworden, seine erste TV-Hauptrolle spielte er 1983 als Walter Retzlow in der Literaturadaption "Der Mann und sein Name"2) nach der gleichnamigen Erzählung1) von Anna Seghers1). In DEFA-Produktionen wurde er zunächst nur mit kleineren Aufgaben betraut, so in den Streifen "Olle Henry"1) (1982) von Ulrich Weiß1) und "Die Frau und der Fremde"1) (1985) von Rainer Simon1) nach der Novelle "Karl und Anna" von Leonhard Frank1). Doch mit Herrmann Zschoches1) Biopic "Hälfte des Lebens"1) (1985) und der Rolle des Dichters Friedrich Hölderlin1) gelang Mühe der Durchbruch zum Film- und Fernsehstar. Für seine eindrucksvolle Darstellung des glücklich-unglücklich verliebten Dichters an der Seite von Jenny Gröllmann als angebetete Bankiersgattin Susette Gontard1) wurde er ein Jahr später mit dem Kritikerpreis "Die große Klappe" ausgezeichnet. Nach Bernhard Wickis Alfred Andersch-Verfilmung1) "Sansibar oder Der letzte Grund"3) (1987) und der Rolle des Dr. Grote betraute ihn Wicki in seiner preisgekrönten Joseph Roth-Adaption1) "Das Spinnennetz"1) (1989) neben Klaus Maria Brandauer und Armin Mueller-Stahl mit der Figur des karrieresüchtigen, gewissenlosen Leutnants Theodor Lohse, womit Mühe nun auch internationale Beachtung fand und wenig später den "Bayrischen Filmpreis"1) als "Bester Darsteller" mit nach Hause nehmen konnte. Dazwischen lagen Auftritte in verschiedenen ambitionierten TV-Produktionen, etwa in der zweiteiligen Geschichte "Das Buschgespenst"1) (1986) nach Karl May1) oder in der Romanze "Nadine, meine Liebe"2) (1988) nach der Erzählung "Es waren zwei Königskinder" von Harald Hauser1). Von der Kritik hoch gelobt wurde Mühe als "artistischer" Rezitator von Texten Georg Büchners1) in Konrad Herrmanns1) experimentellem, dokumentarische Dichterporträt "Lieb Georg"2) (1988).
Johanna Schall und Ulrich Mühe sprechen bei der Berliner Großdemonstration am 4. November 1989; Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 183-1989-1104-034; Fotograf: Hubert Link / Datierung: 4. 11.1989 / Lizenz CC-BY-SA 3.0. Auch nach der so genannten "Wende" blieb Mühe ein vielgefragter Darsteller, der sich sowohl auf der Bühne, im Fernsehen als auch auf der Kinoleinwand  mit seinem facettenreichen Spiel als vielschichtiger Charakterdarsteller empfahl. Die Theaterzuschauer konnten ihn unter anderem 1990 und 1991 bei den "Salzburger Festspielen"1) als König Alfonso VIII.1) in dem Trauerspiel "Die Jüdin von Toledo"1) von Franz Grillparzer1) in einer Inszenierung von Thomas Langhoff1) erleben – seine spätere Ehefrau Susanne Lothar gab Alfonsos Mätresse Rahel1) –, Gastspiele am Wiener "Burgtheater"1), an den "Hamburger Kammerspielen"1) oder auch bei den "Wiener Festwochen"1) sind nur einige Stationen seiner Bühnentätigkeit. Darüber hinaus war Mühe ein begnadeter Rezitator, erfreute das Publikum mit Lesungen und Literaturveranstaltungen.
 
Ulrich Mühe und Johanna Schall1) sprechen bei der Berliner
Alexanderplatz-Demonstration1) am 4. November 1989 
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 183-1989-1104-034;
Fotograf: Hubert Link / Datierung: 04. 11.1989 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
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Originalfoto und Beschreibung:
Deutsches Bundesarchiv Bild 183-1989-1104-034 bzw. Wikimedia Commons
Beispielsweise brillierte Mühe am "Burgtheater" unter der Regie von Claus Peymann1) seit der Premiere am 17. Mai 1991 als Titelheld in einer modernen Version von Goethes "Clavigo"1), unter anderem zusammen mit Paulus Manker1) (Freund Carlos), Martin Schwab1) (Beaumarchais), Andrea Clausen1) (Marie Beaumarchais) und Thomas Thieme (Guilbert) → www.zeit.de, www.taz.de. Für Peymann verkörperte er 1994 an der "Burg" den Peer Gynt in dem gleichnamigen dramatischen Gedicht1) von Henrik Ibsen, die Mutter Aase wurde von Annemarie Düringer dargestellt, die Solveig von Regina Fritsch1) → www.zeit.de. Mit Luc Bondy1) erarbeitete er die Figur des Henri in "Drei Mal Leben"1) von Yasmina Reza1), die Uraufführung mit Susanne Lothar als Sonja sowie Andrea Clausen und Sven-Eric Bechtolf als Ehepaar Finidori  fand am 29. Oktober 2000 im "Akademietheater"1) statt und geriet zu einem solch riesigen Erfolg, dass die Inszenierung zum "Berliner Theatertreffen"1) im Mai 2001 nach Berlin eingeladen sowie auch im Fernsehen gezeigt wurde → Theatertreffen 2001. An den "Hamburger Kammerspielen" erlebte man Mühe zur Spielzeit 1998/99  als Tinker in der deutschsprachigen Erstaufführung des Stücks "Gesäubert"1) von Sarah Kane1), in Szene gesetzt von Peter Zadek1) und einmal mehr an der Seite von Susanne Lothar, welche die Grace darstellte (Premiere: 12.12.1998) → spiegel.de, Theatertreffen 1999. Anlässlich der "Wiener Festwochen" wirkte er 2003 in der außergewöhnlichen Bühnenproduktion "Wittgenstein Incorporated ", einem zweieinhalbstündiges Solo für einen Darstellervirtuosen des Niederländers Peter Verburgt, als Philosoph Ludwig Wittgenstein1) (1889 – 1951) mit. 2005 gestaltete Mühe an der Berliner "Schaubühne am Lehniner Platz"1) den Boulevardjournalisten Ian, trat gemeinsam mit Katharina Schüttler1) (Cate) und Thomas Thieme (Soldat) in dem ebenfalls von Sarah Kane geschriebenen sowie von Thomas Ostermeier1) inszenierten Drei-Personenstück "Zerbombt"1) auf → www.faz.net, www.tagesspiegel.de.
Das Salzburger Publikum konnte den Ausnahmeschauspieler neben dem erwähnten Grillparzer-Stück "Die Jüdin von Toledo" (1990/1991) vier Jahre später 1995 erstmals als Teufel in dem seit 1920 jährlich bei den Festspielen aufgeführten Schauspiel "Jedermann"1) von Hugo von Hofmannsthal1) bewundern. Unter der Regie von Gernot Friedel1) gab Gert Voss die Titelfigur, zur prominenten zu Besetzung gehörten weiterhin unter anderem Martin Benrath (Tod), Maddalena Crippa1) (Buhlschaft), Lola Müthel (Jedermanns Mutter), Oliver Stern1) (Dicker Vetter), Reinhart Firchow (Dünner Vetter), Erwin Steinhauer1) (Mammon), Isabel Karajan1) (Gute Werke) und Gertraud Jesserer (Der Glaube). Zur Spielzeit 1996 und 1997 wechselte die Schauspielerriege ein wenig, so war Hans Dieter Knebel1) der "Dicke Vetter" und Susanne Lothar "Der Glaube". Am 8. August 2000 fand in der Reihe "Dichter zu Gast" die Vorstellung "Christoph Ransmayr Landgänge"1) statt, in der Mühe zusammen mit Ernst Stötzner1), Susanne Lothar, Martin Schwab, Johanna Wokalek1) und Sunnyi Melles1) die Rezitation übernommen hatten, am Dirigentenpult stand Erwin Ortner1). Als Erzähler fungierte er zudem im Sommer 2000 in der Oper "Médée"1) von Luigi Cherubini1) mit Angela Denoke1) in der Titelpartie der Priesterin und Zauberin Médée/Medea1), verstoßene Gemahlin des Argonauten-Anführers Jason/Giasone1) (Michael Schade1)) sowie Dirigent Sir Charles Mackerras1), und auch an dem Konzert "Mon Amour Österreich" (26.08.2000) war er als Rezitator beteiligt → salzburgerfestspiele.at.
Als Regisseur brachte er am 9. Januar 2004 (Premiere) im "Haus der Berliner Festspiele"1) das Drama "Der Auftrag"1) mit dem Untertitel "Erinnerung an eine Revolution" von Heiner Müller1) anlässlich des 75. Geburtstages (* 09.01.1929) des 1995 verstorbenen Autors auf die Bühne. Mühe hatte für sein Regiedebüt prominente Kolleginnen und Kollegen wie Inge Keller, Ekkehard Schall, Udo Samel1) und Herbert Knaup1) ebenso wie die jungen Filmstars Christiane Paul1) und Florian Lukas1) für die Aufführung gewinnen können → www.zeit.de.
  
Den Fernsehzuschauern bleibt Mühe vor allem mit der Figur des scharfsinnigen, von seinem fast besessen wirkenden Gerichtspathologen Dr. Robert Kolmaar in der spannenden, preisgekrönten ZDF-Serie "Der letzte Zeuge"1) in nachhaltiger Erinnerung, seit 1998 machte er mit dieser Rolle in mehr als 60 Folgen bis zum Schluss Furore. Dass er sich nie auf einen bestimmten Rollentypus festlegen ließ, bewies der charismatische Schauspieler in unterschiedlichsten Einzelproduktionen. Peter Vogel1) besetzte ihn als den an seiner Hässlichkeit und Verkrüppelung leidenden Protagonisten in "Der kleine Herr Friedemann"2) (1990) nach der gleichnamigen Erzählung1) von Thomas Mann1), in dem Psychodrama "Jugend ohne Gott"1) (1991) nach dem gleichnamigen Roman1) von Ödön von Horváth1) überzeugte er als Lehrer Rockstroh, der mit seinen humanistischen Bildungsidealen in Widerspruch mit den Nationalsozialisten gerät, in Frank Beyers1) Kriegsdrama "Das letzte U-Boot"1) (1993) mimte er den kriegsmüden U-Bootkommandanten Gerber. Der Pfarrer Ohlbaum in Frank Beyers Zweiteiler "Nikolaikirche"1) (1995) nach dem gleichnamigem Roman1) von Erich Loest1), der gescheiterte Rechtsanwalt und Voyeur Stefan Phillis in Fred Breinersdorfers1) zweiteiligem Psychothriller "Das tödliche Auge"1) (1996) mit Susanne Lothar als Opfer Vera Meerholtz oder der dem Tode nahe Krebskranke in dem Sat1-Thriller "Sterben ist gesünder" (1997) sind weitere Figuren, mit denen Mühe die Fernsehzuschauer in seinen Bann zog. In dem Thriller "Todesengel"4) (1999) mimte er den alleinerziehenden Vater Dr. Leon Stein, in dem vielbeachteten Zweiteiler "Im Schatten der Macht"1) (2003), dem von Oliver Storz1) in Szene gesetzten Doku-Spiel um den ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt1) und dessen Verstrickung in die Guillaume-Affäre1), verkörperte er neben dem Protagonisten Michael Mendl den ständigen Vertreter der Bundesrepublik in der DDR, Günther Gaus1) (1929 – 2004). Unterhaltsam war das Abenteuer "Das Geheimnis von St. Ambrose"5) (2006), wo Mühe als Professor Nicolas Cramer auftauchte, darüber hinaus war er auch mit Gastrollen in so populären Krimi-Reihen/Serien wie "Rosa Roth"1), "Siska"1) und natürlich "Tatort"1) auf dem Bildschirm präsent. 
Die Kinogänger erfreute Mühe 1992 als Verlagschefs Dr. Wieland in Helmut Dietls Oscar-nominierten, unter anderem mit Götz George, Christiane Hörbiger, Harald Juhnke, Rolf Hoppe und Uwe Ochsenknecht1) hochkarätig besetzten Satire um die gefälschten Hitler-Tagebücher1) mit dem Titel "Schtonk"1), gemeinsam mit Manfred Krug zeigte er sich in dem die Stasi-Vergangenheit thematisierenden Drama "Der Blaue"3) (1994), gedreht nach dem Buch "Der Blaue. Das Spitzelsystem der DDR" von Lienhard Wawrzyn1), der auch für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnete. Dass er auch in leichten Unterhaltungsstreifen durchaus eine gute Figur machte, bewies er als stressgeplagter Familienvater Dr. Heinrich Gützkow und Ehemann von Almut (Iris Berben) in Peter Timms1) witzigen Geschichte "Rennschwein Rudi Rüssel"1) (1995) nach dem gleichnamigen Kinderbuch1) von von Uwe Timm1), es folgten Produktionen wie die Satire "Peanuts – die Bank zahlt alles"1) (1996) mit der Rolle des erfolglosen, aber einfallsreichen Frankfurter Bauunternehmer Jochen Schuster unter anderem erneut mit Iris Berben und die eindringliche Studie "Engelchen"1) (1996), gedreht von Helke Misselwitz1) mit Susanne Lothar als weibliche Hauptdarstellerin Ramona und Mühe als Kommissar.
Michael Haneke1) realisierte mit ihm den umstrittenen, medienkritischen Psychothriller "Funny Games" (1997) sowie den TV-Film "Das Schloss"1) (1997) nach dem gleichnamigen Prosafragment1) von Franz Kafka1) mit Mühe in der Hauptrolle des "Landvermessers K." Dies war nach "Benny's Video"1) (1992) und "Funny Games" die dritte gemeinsame Arbeit mit dem österreichischen Regisseur. "In der gelungenen Literaturverfilmung verkörpert Ulrich Mühe die Hauptfigur eindringlich und bringt die ganze Absurdität der Verhältnisse mit seinem Spiel auf den Punkt." notiert hierzu die DEFA-Stiftung.
Mühe schlüpfte auch auf der Leinwand in die unterschiedlichsten Masken, mimte den feingeistigen Autor Eschbach in dem humorvollen Horrorthriller "Sieben Monde"1) (1998), den korrekten Bankier Jakob Friedrich Gontard1) in "Feuerreiter"3) (1998, " Hölderlin, le cavalier de feu") mit Martin Feifel1) als Dichter Friedrich Hölderlin1) oder den Staatssekretär Markus Paufler in dem Action-Streifen "Straight Shooter"1) (1999).

Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem Fotografen Edmond Frederik
zur Verfügung gestellt. © Edmond Frederik (Lizensiert)

Ulrich Mühe 2005; Copyright Edmond Frederik
Herrlich seine Doppelrolle des Joseph Goebbels1) bzw. dessen jüdischem Doppelgänger Harry Geduldig in der TV-Politsatire "Goebbels und Geduldig"1) (2000), bedrückend sein zynischer, menschenverachtender KZ-Arzt in "Der Stellvertreter"1) (2002, "Amen."), in Szene gesetzt von Constantin Costa-Gavras1) nach dem gleichnamigem Dokumentarschauspiel1) von Rolf Hochhuth1) mit unter anderem Ulrich Tukur1) als Nazi-Verbrecher bzw. SS-Obersturmführer Kurt Gerstein1). Für Hans W. Geissendörfers1) Kinofilm "Schneeland"1) (2005) nach dem gleichnamigen Roman von Elisabeth Rynell1) stand Mühe als tyrannischer Bauer Knövel zusammen mit Julia Jentsch1) und Thomas Kretschmann1) sowie einmal mehr mit Ehefrau Susanne Lothar vor der Kamera, dann folgte mit Florian Henckel von Donnersmarcks1) Langfilmdebüt "Das Leben der Anderen"1) (2006) und der Rolle des Stasi-Hauptmanns Gerd Wiesler, der damit beauftragt wird, den bekannten DDR-Theaterschriftsteller Georg Dreyman (Sebastian Koch1)) und dessen Geliebte, die Schauspielerin Christa-Maria Sieland, (Martina Gedeck1)) zu bespitzeln, seine Regimetreue aber mit der Zeit revidiert – der Film war die Krönung von Mühes Leinwandkarriere.
Ulrich Mühe und Martina Gedeck bei der Premiere des Films "Das Leben der Anderen" (15.03.2006) Bei der Oscar-Verleihung 20071) wurde das mehrfach im In- und Ausland preisgekrönte Drama in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" ausgezeichnet. Mühe selbst hatte ein Jahr zuvor für seine darstellerische Leistung den "Deutschen Filmpreis"1) und den den "Europäischen Filmpreis 2006"1) jeweils als "Bester Darsteller" sowie die "Goldene Henne"1) entgegen nehmen können, eine Auszeichnung, die seit 1995 jährlich in Berlin zur Erinnerung an die 1991 verstorbene Sängerin und Entertainerin Helga Hahnemann (Spitzname "Henne"; 1937 – 1991) verliehen wird. 2007 folgte dann noch der von der Zeitschrift "Cinema"1) vergebene "Jupiter-Award"1) erneut als "Bester Darsteller" in "Das Leben der Anderen".
 

Ulrich Mühe und Martina Gedeck anlässlich der Premiere des Films
"Das Leben der Anderen" (15.03.2006)
Foto mit freundlicher Genehmigung von Bodo Petermann
© Bodo Petermann, BP PHOTO (www.bpphoto.de)
Eine letzte Leinwandrolle spielte Ulrich Mühe an der Seite von Helge Schneider1) in der im Vorfeld kontrovers diskutierten Hitler-Satire "Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler"1) (2007) von Regisseur und Drehbuchautor Dani Levy1). Mit dem Part des jüdischen Weltschauspielers Professor Adolf Grünbaum, der Adolf Hitler1) alias Helge Schneider Unterricht geben soll, verbuchte er zu Lebzeiten einen letzten großen Kinoerfolg. Das bereits 2006 abgedrehte kammerspielartige Drama "Nemesis"1) mit Ehefrau Susanne Lothar als Partnerin feierte nach langem Rechtsstreit erst  am 27.10.2010  im Rahmen der "Internationalen Hofer Filmtage"1) seine Premiere. "Im Spielfilmdebüt von Nicole Mosleh1) verkörpern Mühe und Lothar zum letzten Mal ein Paar, das in Abgründe blickt. Still und mit aller Gewalt, schrill und mit aller Zärtlichkeit." notierte unter anderem Ulrich Amling in DER TAGESSPIEGEL" anlässlich der Vorstellung Mitte Oktober 2011 im Berliner Kino "Babylon"1), allgemeiner Kinostart war der 15. November 2012 → filmportal.de.
   

Ulrich Mühe anlässlich der Premiere des Films
"Das Leben der Anderen" (15.03.2006)
Foto mit freundlicher Genehmigung von Bodo Petermann
© Bodo Petermann, BP PHOTO (www.bpphoto.de)

Ulrich Mühe bei der Premiere des Films "Das Leben der Anderen" (15.03.2006)
Während seiner schauspielerischen Karriere stand Ulrich Mühe seit Mitte der 1980er Jahre, anfangs regelmäßiger, in den 1990ern sporadisch, auch im Hörspielstudio; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. An Hörbüchern sind unter anderem zu nennen das berühmte Werk "Der kleine Prinz"1) (1999) von Antoine de Saint-Exupéry1), was ihm 2000 den "Preis der deutschen Schallplattenkritik"1) einbrachte, sowie Saint-Exupérys Erlebnisbericht "Wind, Sand und Sterne"1) (2003) und der Roman "Südkurier"1) (2003). Er las weiterhin beispielsweise stimmgewaltig die Erzählung "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke"1) (1998) von Rainer Maria Rilke1) oder das Märchen "Das kalte Herz"1) von Wilhelm Hauff1) (2001) → weitere Hörbücher mit Ulrich Mühe bei Wikipedia
  
Neben den erwähnten Preisen war Mühe unter anderem Träger der "Helene-Weigel-Medaille"1) und des "Gertrud-Eysoldt-Rings"1), 1992 konnte er einen "Bambi"1) entgegen nehmen, 1994 wurde er mit der "Kainz-Medaille"1) ausgezeichnet. Zwei Mal erhielt er den "Deutschen Fernsehpreis"1) (1998, 2005), 2006 würdigte man seine Leistungen mit dem "Bernhard-Wicki-Filmpreis"1). Posthum wurde ihm 2007 die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Grimma verliehen, seit 12. April 2011 hat auch Mühe einen "Stern" auf dem Berliner "Boulevard der Stars"1) ; Mühe war seit 1995 Mitglied der "Bayerischen Akademie der Schönen Künste"1) in der Abteilung "Darstellende Kunst" → Weitere Auszeichnungen bei Wikipedia.
Der politisch engagierte Künstler gehörte im Herbst 1989 zu den prominenten DDR-Schaffenden, die am 4. November an der Alexanderplatz-Demonstration1) in Berlin teilnahmen und sich für eine Demokratisierung des Landes aussprachen. Zudem las er öffentlich im damals von Dieter Mann geleiteten "Deutschen Theater" in Ost-Berlin aus Walter Jankas1) Buch "Schwierigkeiten mit der Wahrheit", noch bevor dieses in der DDR erscheinen durfte.
Ulrich Mühe und seine Frau Susanne Lothar Am 22. Juli 2007 erlag Ulrich Mühe in seinem Sommerhaus in  Walbeck1) (Sachsen-Anhalt), dem Wohnort seiner Mutter Isolde und seines Bruders Andreas, mit nur 54 Jahren den Folgen seiner Magenkrebserkrankung. Bereits kurz nach der "Oscar"-Verleihung im März 2007 hatte er sich einer Operation unterziehen müssen. Die Beisetzung fand auf auf Wunsch des Verstorbenen drei Tage nach seinem Ableben am 25. Juli 2007 in aller Stille im engsten Familienkreis auf dem Gemeindefriedhof in Walbeck statt→ Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
Mühe hinterließ seine dritte Ehefrau, die Schauspielerin Susanne Lothar, sowie seine fünf Kinder. Susanne Lothar starb 21. Juli 2012 mit nur 51 Jahren in Berlin, ihre Asche wurde vor der norddeutschen Küste auf See bestattet. 
  
Ulrich Mühe und seine Frau
Susanne Lothar
Das Foto (einschl. Hintergrund) wurde mir freundlicherweise
von dem Fotografen Kai-Uwe Heinrich zur Verfügung gestellt. 
Das Copyright liegt bei Kai-Uwe Heinrich. © Kai-Uwe Heinrich
Freunde, Weggefährten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens brachten ihre Anteilnahme und Bestürzung über den frühen Tod zum Ausdruck, einhellig wurde Mühe als einer der "ganz Großen" in der deutschen Theater- bzw. Filmlandschaft bezeichnet. Der "Westdeutsche Rundfunk" würdigte Ulrich Mühe für seine beindruckende "Hingabe an die Schauspielkunst", WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff sagte unter anderem "In seinen zahlreichen Rollen im Fernsehen, im Kino sowie im Theater berührte und begeisterte er sein Publikum". Die Worte des damaligen Kulturstaatsministers Bernd Neumann1) stehen stellvertretend für die "Verbeugungen" vor einem der großen Mimen unserer Zeit: "Mit seiner Kunst und der ihm eigenen enormen Wandlungsfähigkeit, mit seiner leisen und bescheidenen Art hat Mühe das Publikum und die Kritiker immer wieder aufs Neue fasziniert. (…) Ulrich Mühe wird vor allem für Cineasten und Freunde des Theaters unvergessen bleiben". → Weitere Nachrufe unter anderem bei welt.de, spiegel.de, tagesspiegel.de, deutschlandfunkkultur.de
 
In erster Ehe war der Schauspieler mit der Dramaturgin Annegret Hahn1) verheiratet gewesen, aus dieser Verbindung stammen die zwei Söhne, der Fotograf Andreas Mühe1) (geb. 1979) und Konrad Mühe2) (geb. 1982), der "Bildende Kunst" an der Berliner "Universität der Künste"1) studierte und den Kurzfilm "Fragen an meinen Vater"2) (UA: 12.02.2011) realisierte. Zwischen 1984 und 1990 war Mühe mit Schauspielerkollegin Jenny Gröllmann (1947 – 2006) verheiratet, mit der es noch kurz vor deren frühen Tod zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kam. Die 1985 geborene gemeinsame Tochter Anna Maria Mühe1) hat sich inzwischen ebenfalls als herausragende Schauspielerin profiliert. Aus Mühes geschlossenen Ehe mit Susanne Lothar stammen Tochter Sophie Marie (geb. 1995) und Sohn Jakob (geb. 1998).
Siehe auch Wikipedia, deutsches-filmhaus.de, prisma.de, filmportal.de sowie DEFA-Stiftung
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2)  fernsehenderddr.de, 3)  filmportal.de, 4) prisma.de, 5) tittelbach.tv
     
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de

(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, fernsehenderddr.de, fernsehserien.de, tittelbach.tv)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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