Fritz Muliar um 1965; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Photo Simonis; Datierung: um 1965; Copyright Photo Simonis/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer SIM 116) Fritz Muliar wurde am 12. Dezember 1919 als Friedrich Ludwig Stand bzw. unehelicher Sohn eines russisch-jüdischen Vaters in der österreichischen Hauptstadt Wien geboren und wuchs in Wien-Neubau1) auf. Sein leiblicher Vater Maximilian Wechselbaum war ein Tiroler k.u.k. Offizier, der sich um seinen Sohn nicht kümmerte und später Nationalsozialist wurde. Muliars Mutter Leopoldine Stand dagegen, die als Sekretärin bei der Oesterreichischen Kontrollbank1) arbeitete, war eine überzeugte Sozialdemokratin. 1924 lernte sie den russisch-jüdischen Juwelier Mischa Muliar kennen und heiratete ihn. Fritz Muliars familiärer Hintergrund war damit multikulturell geprägt: Seine Großeltern waren erzkatholisch und deutschnationaler Gesinnung, seine Mutter eine engagierte Linke und sein Stiefvater Jude.2)
Nach der Schule, die er 16-jährig beendete, absolvierte Muliar eine Ausbildung am "Neuen Wiener Konservatorium"1), machte anschließend ab Mitte der 1930er Jahre erste Erfahrungen als Schauspieler an Kleinkunstbühnen wie der von Stella Kadmon1) ("Der liebe Augustin"1)) sowie später dem "Simpl"1). Nach dem 2. Weltkrieg, den er aktiv als Frontsoldat – 1942 wegen des Vorwurfs der "Wehrkraftzersetzung" zunächst zum Tode verurteilt, dann aber an die russische Front strafversetzt – sowie in späterer Kriegsgefangenschaft erleben musste, setzte Muliar seine unterbrochene künstlerische Tätigkeit fort.
1946 fing er als Sprecher bei der Ende August 1945 von den Briten mit den Sendern Graz und Klagenfurt gegründeten "Sendergruppe Alpenland"1) an, wo er seine spätere Frau Gretl Doering kennenlernte. Doering brachte ihren vierjährigen Sohn Heinz mit in die Ehe, aus der kurze Zeit nach der Hochzeit Sohn Hans hervorging.2)
  
Fritz Muliar um 1965
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Photo Simonis; Datierung: um 1965
© Photo Simonis / ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer SIM 116)
Über das "Schauspielhaus Graz"1) kam Muliar 1949 an das Wiener "Raimundtheater"1), wo er bis 1952 als Operettenbuffo mit Publikumslieblingen wie Johannes Heesters oder Marika Rökk auftrat; zeitweise arbeitete er zudem als Conférencier im Nachtclub "Moulin Rouge". Von 1952 bis 1965 spielte er erneut im "Simpl" an der Seite von Karl Farkas und Ernst Waldbrunn, aber mit der Zeit auch an allen bedeutenden Bühnen Wiens.
"1957 debütierte Muliar am Wiener "Volkstheater"1), wo er sich zu einem dezidierten Volksschauspieler entwickelte, dessen Palette vom Knieriem in Nestroys "Lumpazivagabundus"1) bis zum Richter Azdak in Brechts "Der kaukasische Kreidekreis"1) reichte. Von 1964 bis zu seinem Eintritt ins "Burgtheaters"1)-Ensemble 1974 spielte er am "Theater in der Josefstadt"1). Hier glänzte er beispielsweise zur Spielzeit 1964/65 bzw. seit der Premiere am 5. Oktober 1964 als Schmierentheaterdirektor Emanuel Striese in dem von Günther Haenel1) in Szene gesetzten Schwank "Der Raub der Sabinerinnen"1) von Franz und Paul von Schönthan1) an der Seite von Ernst Waldbrunn (Gymnasialprofessor Gollwitz), zur Spielzeit 1970/71 als englischer Börsenspekulant Cyril Poges in der Komödie "Purpurstaub" von Seán O'Casey1) (Regie: Hans Hollmann1), Premiere: 17.09.1970) und als La Surette in Jean Anouilhs1) Komödie "Die Goldfische oder Mein Vater der Held" (Regie: Heinrich Schnitzler1), Premiere: 26.11.1970).
Als eine seiner Lieblingsrollen bezeichnete Muliar selbst den Sancho Pansa in "Der Mann von La Mancha"1) an der Seite Josef Meinrads (deutschsprachige Erstaufführung 1968 im "Theater an der Wien"1)). Mit dem Gluthammer in Nestroys "Der Zerrissene"1) feierte Muliar 1974 sein "Burgtheater"-Debüt. Die Nestroy-Rollen, waren es nun der Fett in "Liebesgeschichten und Heiratssachen"1) (1976), der Muffl in "Frühere Verhältnisse"1) (1977), der Melchior in "Einen Jux will er sich machen"1) (1980), der Pfrim in "Höllenangst"1) (1983), der Knieriem in "Lumpazivagabundus" oder der Poppinger in "Der Schützling"1) (1989), gehörten zu seinen wichtigsten am "Burgtheater". Hervorgehoben werden müssen auch Darstellungen wie der Peachum in Brechts "Die Dreigroschenoper"1) (1978) oder der jüdische Bankier Natter in Schnitzlers "Das weite Land"1) (ebenfalls 1978). Die letzten großen Rollen, die Muliar am "Burgtheater" spielte, waren der alte Mann in Mitterers "Sibirien"1) (1990) und der Ill in Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame". "(Quelle: geschichtewiki.wien.gv.at)  
Weitere Figuren, mit denen Muliar das "Burgtheater"-Publikum erfreute, waren unter anderem der Gerichtsvollzieher Herr Loyal in der Moliere-Komödie "Tartuffe"1) (Premiere: 21.12.1979, Regie: Rudolf Noelte1)) mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle, der Nationaloperndirektor Graf Franz Orsini-Rosenberg in Shaffers Drama "Amadeus"1) (1981, Regie: Peter Wood) oder der Zuhälter Pompey Bum, Diener von Bordell-Betreiberin Mistress Overdone, in Shakespeares "Maß für Maß"1) (1981, Regie: Adolf Dresen1)). Henning Rischbieter1) schrieb in "Theater heute"1) (Heft 3, 1981) darüber: "Fritz Muliar als Kuppler und späterer Hilfshenker Pompejus: Er extemporiert, wienerisch und böhmakelnd, über aktuelle österreichische Skandale – so wie das damals Shakespeares Clowns über Londoner Affären taten."3)

Fritz Muliar 1982 bei den "Salzburger Festspielen"1)
Er spielte den Krautkopf, Pächter auf einer Besitzung des Herrn von Lips,
in der Posse mit Gesang "Der Zerrissene" von Johann Nestroy1), (Regie: Otto Schenk),
mit u. a. Helmuth Lohner als Herr von Lips, Otto Schenk als Schlosser Gluthammer
→ archive.salzburgerfestspiele.at
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Fritz Muliar 1982 bei den "Salzburger Festspielen". Er spielte den Krautkopf, Pächter auf einer Besitzung des Herrn von Lips, in der Posse mit Gesang "Der Zerrissene" von Johann Nestroy, (Regie: Otto Schenk), mit u. a. Helmuth Lohner als Herr von Lips, Otto Schenk als Schlosser Gluthammer; Copyright Virginia Shue
Für die Gestaltung des proletarischen "Bettlerkönigs" Peachum wurde Muliar 1978 mit der "Kainz-Medaille"1) ausgezeichnet, mit seinem Dorfrichter Adam in dem Kleist-Lustspiel "Der zerbrochne Krug"1) machte er 1979 bei den "Heppenheimer Festspielen"1) ebenfalls Furore.
Mit Felix Mitterers Einpersonen-Stück bzw. Altersheim-Tragödie "Sibirien" (Regie: Franz Morak1)), in welcher er rund 115  Mal (auch bei Gastspielen in Deutschland) auftrat, erreichte Muliar einen seiner größten künstlerischen Erfolge, bei berliner-schauspielschule.de kann man anlässlich der Aufführung 1992 am Berliner" Schlosspark Theater"1) lesen: "Mit empfindsamer Hingabe, der man sich nicht entziehen kann, spielt der 73jährige Muliar einen im Grunde urgemütlichen Wiener, der sich freilich nicht zufällig selbst immer wieder einen Choleriker nennt. Ein borstiger Alter ist er also auch, deftig raunzend, selbstbewußt aufmüpfig, gegen das Leiden ankämpfend, doch enttäuscht und verzagend immer mehr in sich hineinkriechend. (…) Muliar lebt alle psychologischen Schattierungen dieses alten, vom Dasein zornig Abschied nehmenden Menschen. Ein identifizierendes Schauspielen, wie es selten geworden ist. Der Jubel war daher so verständlich wie verdient." ("Neues Deutschland"1), 30.01.1992) Mehrfach zeigte Muliar seine darstellerische Kunst bei den "Salzburger Festspielen" und bei den "Bregenzer Festspielen"1)  
(Fremde Links: Wikipedia, R = Regie, UA = Uraufführung)
:

"Salzburger Festspiele"

"Bregenzer Festspiele"
1990 verließ Muliar aus Altersgründen das "Burgtheater", gab jedoch weiterhin Gastspiele im In- und Ausland und kehrte 1994 an das "Theater in der Josefstadt" zurück, dessen Ehrenmitglied er seit 1996 war. Er stand beispielsweise in der Komödie "Vermischte Gefühle" von Richard Baer als Hermann Löwy zusammen mit Elfriede Ott) auf der Bühne (Premiere: 03.11.1994; Regie: Franz Morak → josefstadt.org), brillierte als Marchese Vincelli in Nestroys "Liebesgeschichten und Heiratssachen"1) (Premiere: 15.05.1996; Regie: Erwin Steinhauer → josefstadt.org) oder als Rudi Lemberger in "Berge versetzen" von Richard Banks (Premiere "Kammerspiele": 14.11.1996; Regie: Erhard Pauer → josefstadt.org) – zugleich beging Muliar mit dieser Aufführung sein 60-jähriges Bühnenjubiläum. Einmal mehr  Erfolge als Schmierentheater-Direktor Striese feierte er in "Der Raub der Sabinerinnen"1), diesmal mit Peter Minich1) als Professor Gollwitz  (Premiere: 09.04.1998; Regie: Heinz Marecek1) → josefstadt.org). Am 9. Dezember 1999 (Premiere) folgte unter der Regie von Franz Morak die österreichische Erstaufführung der tragisch-komischen Männerkomödie "Besuch bei Mr. Green" von Jeff Baron4) mit einem glänzend aufspielenden Muliar als resoluter, alter Titelheld Mr. Green, der nach dem Tod seiner Frau mit Gott und der Welt hadert, durch den jüdischen Yuppie Ross Gardiner (Michael Dangl1)) jedoch langsam wieder Lust am Leben findet → josefstadt.org; anlässlich der Verleihung des "KulturPreis Europa 2001" wurde die Aufführung in einer Festvorstellung am 13. Oktober 2001 erneut gezeigt.

Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem Fotografen Moritz Schell
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Moritz Schell (www.moritzschell.com);
 © Moritz Schell

Fritz Muliar 02; Copyright Moritz Schell
Im Dezember 2002 nahm Muliar dann an den "Kammerspielen" (vorerst) endgültig Abschied von der Bühne; letztmalig trat der Kammerschauspieler als Hausknecht Muffl in der Nestroy-Posse "Frühere Verhältnisse"1) sowie als Anatol in Schnitzlers "Abschiedssouper"1) auf (Premiere: 19.12.2002, Regie: Peter Gruber1)) → josefstadt.org. "Ich gehe schweren Herzens, weil das hier meine Wohnung, meine Leut" waren", beschrieb er Zeitungsberichten zufolge seine damalige Gemütslage. Doch so ganz konnte er dem Theater wohl doch nicht den Rücken kehren. Zur Spielzeit 2006/2007 übernahm er am "Theater in der Josefstadt" die Rolle des Großvaters in dem Stück "Das Fest" von Thomas Vinterberg1) und Mogens Rukov, das bereits 1998 als Spielfilm ("Das Fest") erschienen war (Premiere: 25.01.2007; Regie: Philip Tidemann1) → josefstadt.org). Am 8. November 2007 gelangte in einer Inszenierung von Wolf-Dietrich Sprenger1) das Stück "Der Panther" mit Muliar als "der Mann ohne Name" zur Uraufführung, das Autor Felix Mitterers1) seinem Protagonisten Muliar auf den Leib geschrieben hatte → josefstadt.org. "Wirkungsvolle Partitur – Wolf-Dietrich Sprengers Regie eröffnet Muliar und seiner kongenialen Partnerin Elfriede Ott alle Möglichkeiten, dies mit diskreten, leisen Tönen und kleinen Gesten, aber auch mit Einsatz drastischer, situationskomischer Mittel berührend deutlich zu machen." schrieb unter anderem die "Wiener Zeitung". In dem Schauspiel "Der jüngste Tag" von Ödön von Horváth1) (Premiere: 28.02.2008, Regie: Philip Tiedemann) übernahm er den kleinen Part des Streckengehers → josefstadt.org, In dem Drama "Mein Kampf"1) von George Tabori1), der damit die "Wiener Jahre" Adolf Hitlers1) als Bewohner eines Männerwohnheims in der Hauptstadt Österreich-Ungarns vor dem 1. Weltkrieg thematisiert, zeigte sich Muliar als der Koch Lobkowitz an der Seite des den jungen Hitler darstellenden Florian Teichtmeister1) (Premiere: 29.05.2008, Regie: Peter Wittenberg). "Auf der Bühne erscheinen die schäbigen Quartiere der Obdachlosen, im Hintergrund bleibt die imperiale Architektur sichtbar. Fritz Muliar ist ein wahrhaft reizender und komischer Gott Lobkowitz, Alexander Waechter1) ein widerlicher und unheimlicher Himmlischst, eine Paraphrase auf den SS-Führer Heinrich Himmler1). Die "Josefstadt" hat mit "Mein Kampf" wieder einmal eine Produktion in ihrer eigenen Oberliga geschafft." notierte "Die Presse" → josefstadt.org.  
Als Regisseur überzeugte Muliar ebenfalls, anlässlich seines  60. Geburtstag gab Muliar 1979 am Wiener " Volkstheater" sein Regie-Debüt und inszenierte die Komödie "Der Floh im Ohr" von Georges Feydeau. Am "Salzburger Landestheater" setzte er 1991 die Nestroy-Posse mit Gesang "Frühere Verhältnisse"1) in Szene, 1998 am "Theater in der Josefstadt" die Komödie "Zwei ahnungslose Engel" von Erich Ebermayer1) mit Susanne von Almassy und Elfriede Ott1) als die zwei alten "ahnungslosen" Schwestern Mary und Helen Carter (Premiere "Kammerspiele": 29.05.1998) → josefstadt.org, theatertexte.de.
Muliar gehörte nach Ende des 2. Weltkrieges rasch zur ersten Garde der österreichischen Volksschauspieler, wurde schnell über die Grenzen seines Heimatlandes bekannt und auch Film- und Fernsehen machten sich schon früh das komödiantische Talent des Wieners zunutze, allerdings in Kinoproduktionen meist nur in Nebenrollen. Bereits 1940 hatte der Schauspieler eine kleinen Part in dem in dem Streifen "Herz ohne Heimat"5) übernommen, nach dem Krieg wirkte er in zahlreichen Unterhaltungs- und Heimatfilmen mit. So beispielsweise 1950 in dem Revuefilm "Das Kind der Donau"1) mit Marika Rökk, Muliar tauchte in Operettenverfilmungen wie 1951 in "Der fidele Bauer" mit Paul Hörbiger auf, in Produktione mit "Wiener Schmä" wie 1953 in "Die Regimentstochter"1) oder in Heimatfilmen wie 1956 in "Försterliesel"1). Er gab meist volkstümliche Figuren, war beschwingter Gymnastiklehrer wie in "Ober zahlen"1) (1957), Bauarbeiter wie in "Wien, Du Stadt meiner Träume"1) (1957) oder dicklicher Komiker wie in "Kauf dir einen bunten Luftballon"1) (1960) → Übersicht Kinofilme.
Auch in den 1960er Jahren konnte Muliar in zahlreichen seichten Unterhaltungsfilmen noch nicht so recht seine schauspielerische Kunst unter Beweis stellen. Erst 1972 bot ihm das Fernsehen mit der Titelrolle in der nach dem berühmten Roman von Jaroslav Hašek1) gedrehten Serie "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk"1) die Gelegenheit, die Bandbreite seines Könnens zu demonstrieren. Mit einer Mischung aus naiver Dümmlichkeit und raffinierter Bauernschläue begeisterte Muliar 15 Folgen lang die Fernsehzuschauer mit seiner Version des "Schwejk", die zu seiner Paraderolle wurde und untrennbar mit seinem Namen verbunden bleibt. Im Verlaufe der nächsten Jahre trat Muliar in vielen weiteren TV-Produktionen auf, in seinen letzten Lebensjahren war er unter anderem in den TV-Serien "Kommissar Rex"1) oder "Schlosshotel Orth" auf dem Bildschirm präsent  → Übersicht TV-Sendungen.
 

Fritz Muliar 1956 während einer Aufnahme im Tonstudio
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Ungenannt; Datierung: 1956
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummmer FO400591/06)

Fritz Muliar 1956 während einer Aufnahme im Tonstudio; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Ungenannt; Datierung: 1956; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummmer FO400591/06)
Fritz Muliar 03; Copyright Moritz Schell Neben seiner umfangreichen Tätigkeit für Theater, Film- und Fernsehen, die auch Regiearbeiten einschließen, nahm Muliar, der als Meister des jüdischen Humors bezeichnet wird, zahlreiche Schallplatten und CDs auf, wie beispielsweise "Fritz Muliar erzählt Jüdische Witze". Bis zuletzt waren Muliars Lesungen und Solo-Vortragsabende mit Texten der Kleinkunst, des Kabaretts und der Kaffeehausliteratur stets ausverkauft.
Als Schriftsteller machte sich der vielseitige Künstler ebenfalls einen Namen: Im Oktober 1996 erschien sein Buch "Strich drunter. Bevor es wieder zu spät ist", drei Jahre später "Das muss noch gesagt werden", welches Muliar für sich selbst und das Publikum zu seinem achtzigsten Geburtstag geschrieben hat. In seinem 2003 veröffentlichten Werk "Melde gehorsamst, das ja!" lässt Muliar sein bewegtes Leben Revue passieren. 
 
Für seine Leistungen erhielt Muliar im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen: Unter anderem verlieh man Fritz Muliar 1975 den Professorentitel sowie das "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse", seit 1986 durfte er sich "Kammerschauspieler"1) nennen, 2001 erhielt er den "Kulturpreis Europa"1) und am 21. November 2002 überreichte ihm der damalige österreichische Bundespräsident Dr. Thomas Klestil1) das "Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich"1). 2004 ehrte man in mit der "Platin Romy" für sein Lebenswerk, 2008 mit dem "Ferdinand-Raimund-Ring"1). Der Künstler war Mitglied der Österreichischen "Gesellschaft für Menschenrechte", gehörte dem "P.E.N.-Club"1) an und fungierte seit 1982 als Vizepräsident der "Österreichischen Bühnengewerkschaft" → Übersicht der Auszeichnungen bei Wikipedia.  
   
Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem Fotografen Moritz Schell zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Moritz Schell (www.moritzschell.com)
© Moritz Schell
Professor Fritz Muliar, zu dessen Hobbys das Sammeln von Bildern und Pfeifen gehörte, feierte am 12. Dezember 1999 bei bester Gesundheit seinen 80. Geburtstag im Kreise seiner Familie und engen Künstlerfreunden. Auch im hohen Alter begeisterte der umtriebige Mime sein Publikum, fast bis zuletzt stand Muliar auf der Bühne, war im "Theater in der Josefstadt" in der Komödie "Die Wirtin" zu erleben, verfasst von Peter Turrini frei nach der Komödie "Mirandolina"1) von Carlo Goldoni1) (Premiere: 29.01.2009, Regie: Janusz Kica1)), und mimte den alten, im Rollstuhl sitzenden  italienischen Baron von Ciccio , der diesen nur verließ, um den tosenden Applaus entgegen zu nehmen   → josefstadt.org. Am Sonntag, den 3. Mai 2009 fiel der letzte Vorhang für den Vollblutschauspieler, in der Nacht auf Montag (04.05.2009) starb Fritz Muliar mit 89 Jahren, nachdem er in seiner Wohnung zusammengebrochen und in das "Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien"1) gebracht worden war; als Todesursache vermutete man Herzversagen.
Die Beisetzung Muliars in einem Ehrengrab (Gruppe 33G, Nr. 42) fand im Beisein zahlreicher Polit- und Theaterprominenz am 12. Mai 2009 auf dem Wiener Zentralfriedhof1) statt, "Josefstadt"-Direktor Herbert Föttinger1) war als Redner bei der vorangehenden Trauerfeier anwesend und erinnerte an die über 70 Jahre währende außergewöhnliche Karriere des Charaktermimen Muliar. Wie "derStandard.at" meldete, wurde Muliar zunächst in der Aussegnungshalle aufgebahrt, damit auch die Öffentlichkeit Abschied von dem Publikumsliebling nehmen konnte, wobei von Muliar gesungene Lieder gespielt zu hören waren → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons
Die Medien würdigten vielfach Muliars schauspielerische Leistungen, Muliar war seit Jahren der beliebteste und einer der höchstdekorierten Volksschauspieler Österreichs. Er war schlicht "der Muliar": In Wien heißt es, wenn ein Schauspieler seinen Vornamen verliert, dann hat ihn das Publikum geadelt. konnte man in einem Nachruf  unter anderem in der "Rheinische Post" lesen. Der damalige österreichische Bundeskanzler Werner Faymann1) bezeichnete Muliar als "österreichische Legende". Er habe Menschen auf der Bühne "zum Lachen und Nachdenken gebracht" und sei bis zu seinem Tod ein "sozial engagierter und multikultureller Geist" geblieben, der sich "durch unerschrockenen Mut und gesellschaftspolitisches Engagement" ausgezeichnet habe. Zum Tode des Theatermannes schrieb die Theaterkritikerin Christine Dössel in der "Süddeutschen Zeitung" (05.05.2009): Muliar war mehr als nur ein begnadeter Wiener "Volksschauspieler", er war ein Kopf, eine Stimme, ein zorniger Humanist und Querulant (…). Wien verliert mit ihm einen Solitär – nicht nur des Theaters.3)
Muliar hatte trotz seines hohen Alters noch viele Pläne. Laut seines Verlages arbeitete er bis zu seinem Tod an seiner Autobiografie "Denk ich an Österreich. Eine Bilanz", aufgezeichnet von Helmut A. Niederle1). Das Buch wurde im Juli 2009 posthum als Muliars Vermächtnis im traditionsreichen "Residenz Verlag"1) veröffentlicht → residenzverlag.com
Seit 1955 war Muliar in zweiter Ehe mit Franziska Kalmar, der ersten ORF-Fernsehsprecherin, verheiratet, aus dieser Verbindung gingen die Söhne Alexander (geb. 1957) und Martin (geb. 1959) hervor. Martin Muliar trat in die Fußstapfen seines Vaters und ergriff den Schauspielerberuf → www.martinmuliar.com.
Muliars Sohn Hans aus der ersten Ehe mit Gretl Doering verstarb 1990.
Der Künstler, engagierter Sozialdemokrat sowie bekennender Freimaurer und Mitglied einer Wiener Loge, lebte zuletzt mit seiner Frau im niederösterreichischen Groß-Enzersdorf1) in der Nähe der Lobau1) bei Wien.
 
 

Der Burgschauspieler Fritz Muliar 1962 im Schlafrock in seiner Wohnung,
daneben sitzt seine Gattin Franziska Kalmar, sie lesen gemeinsam ein Textbuch.
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Scheidl; Datierung: 1962
© Scheidl / ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO91064)

Der Burgschauspieler Fritz Muliar 1962 im Schlafrock in seiner Wohnung, daneben sitzt seine Gattin Franziska Kalmar, sie lesen gemeinsam ein Textbuch. Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Scheidl; Datierung: 1962; Copyright Scheidl / ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO91064)
Siehe auch Wikipedia, filmportal.de, geschichtewiki.wien.gv.at
sowie die Nachruf bei www.welt.de. www.sueddeutsche.de und www.zeit.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 5) filmportal.de
Quellen:
2) Wikipedia
3) "Henschel Theaterlexikon", Hrsg. C. Bernd Sucher (Henschel Verlag, 2010, S. 615/616)
4) rowohlt-theaterverlag.de
   
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Die Krimihomepage, 
lagis-hessen.de, fernsehserien.de, rowohlt-theaterverlag.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
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