Filmografie / Hörspiel
Hans (Albert) Nielsen wurde am 30. November 1911 als Sohn eines Kaufmanns in der Hansestadt Hamburg geboren. Nach dem Besuch Realschule und einer anschließenden Kaufmannslehre, die er nur seinen Eltern zuliebe absolvierte, nahm er Schauspielunterricht bei Albrecht Schoenhals (1888 – 1978) und Erich Ziegel (1876 – 1950), ließ sich auch in Gesang ausbilden. 1932 gab Nielsen sein Theaterdebüt an den "Hamburger Kammerspielen"1), weitere Engagements führten ihn in den nächsten Monaten nach Augsburg, Kiel und Leipzig; 1938 kam Nielsen nach Berlin und spielte an verschiedenen Häusern.
Nach Ende des 2. Weltkrieges gründete Nielsen zunächst eine Kabarettgruppe ("Die Außenseiter") und wirkte in Revuen von Günter Neumann1) mit. Verpflichtungen führten ihn unter anderem an das "Düsseldorfer Schauspielhaus"1), in Berlin an das "Renaissance-Theater"1) und an das "Theater am Kurfürstendamm"1). Eine seiner wichtigen Theaterrolle war 1963 die des Kardinals in der Uraufführung (20.02.1963) des Stücks "Der Stellvertreter"1) von Rolf Hochhuth1), inszeniert von Erwin Piscator1) am Berliner "Theater am Kurfürstendamm", dem damaligen Haus der "Freien Volksbühne"1), mit unter anderem Dieter Borsche als Papst Pius XII.1); am 21. Oktober 1963 wurde die Aufführung auch als Hörspiel ausgestrahlt → ARD Hörspieldatenbank.
 
Bereits Mitte der 1930er Jahre war der Film auf den begabten Schauspieler aufmerksam geworden und so gab Nielsen 1937 sein Leinwanddebüt mit einem kleineren Part in dem Liebesfilm "Daphne und der Diplomat"2), im gleichen Jahr tauchte er als Pilot Billy Sefton in dem Melodram "Tango Notturno"1) auf. Ein Jahr später übernahm er den Part des Max von Wendlowsky in dem Zarah Leander-Streifen "Heimat"1) (1938), gedreht nach dem Schauspiel von Hermann Sudermann1). Produktionen wie das zunächst verbotenen Historiendrama "Preußische Liebesgeschichte"1) (1938), die Abenteuer "Kautschuk"1) (1938), "Fracht von Baltimore"2) (1938) und "Aufruhr in Damaskus"1) (1939), die Komödie "Fasching"3) (1939) oder der Krimi "Alarm auf Station III"2) (1939) folgten bis Ende der 1930er Jahre. In den 1940er Jahren wirkte Nielsen unter anderem in Wolfgang Liebeneiners1), bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"1) gehörenden Euthanasie-Drama "Ich klage an"1) (1941) als Dr. Höfer mit, das Drama "Titanic"1) (1943) über den Untergang des Luxusliners "RMS Titanic"1) im Jahre 1912, in dem Nielsen 1943 den deutschen 1. Offizier Petersen spielte, wurde vom NS-Propagandaministerium zunächst verboten. Bis Kriegsende zeigte sich Nielsen unter anderem noch in den Produktionen "Leichtes Blut"2) (1943) und "Der Engel mit dem Saitenspiel"1) (1944), die Komödie "Dr. phil. Döderlein"1) (1945) blieb unvollendet → Übersicht Kinofilme bis 1945.
Nach Ende des 2. Weltkrieges konnte der Schauspieler auf der Leinwand mit meist profilierte Nebenrollen, aber auch Hauptrollen an seine früheren Erfolge anknüpfen.. Er trat beispielsweise als König Peter Petroni in der Verwechslungskomödie "Herzkönig"1) (1947) sowie als Wolfgang Grunelius in dem von Helmuth Käutner1) inszenierten Episodenfilm "In jenen Tagen"1) (1947) in Erscheinung. 1949 brillierte er neben Luise Ullrich und Dieter Borsche in dem Drama "Nachtwache"1) und gestaltete beeindruckend den Pfarrer Johannes Heger, der sich in einem Gewissenskonflikt befindet. 
1950 sah man ihn mit der Rolle des Kriminaloberinspektors Thomsen in Kurt Hoffmanns1) Krimi "Fünf unter Verdacht"1), nach dem Roman "Thomas verhört die Prima" von Herbert Moll und Rudolf Becker, eher zu vernachlässigen ist 1957 sein Part des Max Mertens in dem Streifen "Anders als du und ich"1) (1957) von Regisseur Veit Harlan. So notiert filmdienst.de: "Der Film sieht in der Homosexualität keineswegs eine positive Lebensalternative, diffamiert darüber hinaus abstrakte Malerei und atonale Musik, die er als Niederschlag einer solchen "Lebenshaltung" darstellt."
  
"Fünf unter Verdacht": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi im April 2015 auf DVD herausbrachte. "Fünf unter Verdacht": Szenenfoto mit Hans Nielsen (Mitte) als Kriminalrat Thomsen; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi im April 2015 auf DVD herausbrachte.
"Fünf unter Verdacht": Abbildung DVD-Cover sowie
Szenenfoto mit Hans Nielsen (Mitte) als Kriminalrat Thomsen
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den
Krimi im April 2015 auf DVD herausbrachte.
  
Zum eigentlichen Leinwandstar avancierte Nielsen im deutschen Nachkriegsfilm nicht, dies lag wohl daran, dass er auf den Typ des würdigen Grandseigneurs festgelegt war, auf den "Darsteller nüchterner Geschäftsleute und brummiger, doch beherzter Geistlicher", wie es einmal ein Kritiker beschrieb. Meist wirkte er in seinen Rollen älter, als er tatsächlich war, gab oftmals das gütige Familienoberhaupt. Viele Produktionen, in denen Nielsen mitwirkte wurden jedoch nicht zuletzt auch durch ihn erfolgreich, so überzeugte er beispielsweise mit der Figur des Gerichtspräsidenten in Kurt Hoffmanns Curt Goetz-Adaption "Hokuspokus"1) (1953) an der Seite des Autors in der Rolle des Peer Bille und Gattin Valérie von Martens als Agda Kjerulf, in dem kriminalistischen Melodram "
Teufel in Seide"1) (1955) mit Lilli Palmer und Curd Jürgens war er der engagierte Strafverteidiger, ebenso wie in den Justizdramen "Gestehen Sie, Dr. Corda!"1) (1958) mit Hardy Krüger und "Kriegsgericht"1) (1959), realisiert nach der Erzählung "Kreuzer Pommern" von Willi Berthold1) mit Karlheinz Böhm, Christian Wolff und Klaus Kammer als drei schiffbrüchige, deutsche Marinesoldaten. In "Hochzeit auf Immenhof"1) (1956), dem zweiter Film der Immenhof-Trilogie1), mimte er herrlich den widerborstigen Onkel Pankratz, der am Ende doch sein gutes Herz zeigt und in Wolfgang Liebeneiners romantisierendem Historienfilm "Königin Luise"1) (1957) verlieh er an der Seite von Ruth Leuwerik als Königin Luise1) dem Minister Karl August von Hardenberg1) Kontur. 
Hans Nielsen als Anwalt Dr. Reinhardt mit Protagonist Lex Barker in "Frauenarzt Dr. Sibelius"(1962); Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film" Anfang der 1960er Jahren trat Nielsen auch in einigen beliebten Wallace-Streifen1) auf, wie beispielsweise als Rechtsanwalt Warren D. Haveloc in "Die Tür mit den 7 Schlössern"1) (1962) oder als hemdsärmeliger Mr. Tilling in "Das Indische Tuch"1) (1963). Eine prägnante Figur war 1964 die Major a. D. Friedrich Hackländer in Wolfgang Staudtes1) Geschichte "Herrenpartie"1), eine Mischung aus politischer Satire und Schicksalstragödie. Nielsen verlieh hier einem arrivierten Spießer, der mit seinen Kriegsverbrechen konfrontiert wird, eindrucksvolle Züge. Letzte Aufgaben vor der Kinokamera übernahm er als Inspektor Forbes in dem Krimi "Hotel der toten Gäste"1) (1965) und als Bürgermeister in dem deutsch-spanischen Western "Die Hölle von Manitoba"1) (1965) → Übersicht Kinofilme nach 1945.
   
Hans Nielsen als Anwalt Dr. Reinhardt mit Protagonist
Lex Barker in "Frauenarzt Dr. Sibelius"1) (1962)
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt  von "Pidax film",
welche den Streifen Anfang Juni 2013 auf DVD herausbrachte.
Das Fernsehen spielte kaum eine Rolle in Nielsens filmischem Schaffen → TV-Produktionen.
Neben seiner umfangreichen schauspielerischen Arbeit für Theater und Film war Nielsen auch ein gefragter Synchronsprecher: Mittels seiner vollen und modulationsfreudigen Stimme konnten sich beispielsweise Errol Flynn, Tyrone Power, Trevor Howard, James Stewart, Fred Astaire oder Spencer Tracy dem deutschsprachigen Publikum verständlich machen. Bei Wikipedia kann man lesen: "Er lieh seine Stimme berühmten Schauspielkollegen wie Fred Astaire (in "Ein süßer Fratz"1) und "Daddy Langbein"1)), Gary Cooper (u. a. in "Gegenspionage"1)), Errol Flynn (u. a. in "Robin Hood, König der Vagabunden"1), "Die Liebesabenteuer des Don Juan"1) und "Herr des wilden Westens"1)), Cary Grant ("Hexenkessel"1)), Rex Harrison ("Cleopatra"), Phil Silvers1) ("Es tanzt die Göttin"1)), David Niven (u. a. "Des Königs Dieb"1)), Tyrone Power (u. a. "Im Zeichen des Zorro" und "In den Klauen der Borgia"1)), James Stewart (u. a. in seiner Oscar1)-prämierten Rolle in "Die Nacht vor der Hochzeit"1) sowie "Anatomie eines Mordes"1)), Robert Taylor (in "Quo vadis?"1)), Spencer Tracy (in "Malaya"1)), Orson Welles (in "Citizen Kane"), Victor Sjöström1) (in "Wilde Erdbeeren"1)) und Trevor Howard (in "Der dritte Mann"1)). Des Weiteren sprach er die Rolle des Merlin1) in dem Disney-Film "Die Hexe und der Zauberer"1). Dieser Film war Nielsens einzige Synchronarbeit für die Zeichentrickbranche. Zudem war er die Stimme des Erzählers in "Don Camillo und Peppone"." → mehr bei synchronkartei.de. Im Hörspielstudio war der Schauspieler ebenfalls zu finden, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
  
Hans Nielsen starb am 11. Oktober 1965 mit nur 53 Jahren in West-Berlin1), zuvor war er wegen Rückenbeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert worden, bei der Untersuchung diagnostizierten die Ärzte Leukämie. Die letzte Ruhe fand der beliebte Schauspieler auf dem "Friedhof Heerstraße"1) im Berliner Ortsteil Westend1); die Grabstätte (Grablage: 19–D–16) ist inzwischen nicht mehr existent → Foto der ehemaligen Grabstelle bei knerger.de
Der Schauspieler war seit 1937 in erster Ehe mit Anna Katharina Elisabeth Novian verheiratet, trotz einer gemeinsamen Tochter scheiterte die Ehe. Nach der Scheidung heiratete Nielsen seine zweite Ehefrau Annemarie Giersch, die einen Sohn mit in die Verbindung brachte. Ehefrau Nummer 3 soll wenige Monate vor seinem Tod am 18. August 1965 Jutta Jusseit geworden sein.
  
Der Filmhistoriker Thomas Barthol veröffentlichte Mitte September 2023 eine Biographie über den Künstler mit dem Titel "Hans Nielsen: Der charmante Kavalier", der nie in der Top-Liga der Filmstars spielte, aber dennoch "mit seinen darstellerischen und stimmlichen Mitteln zu überzeugen wusste" und mit etlichen Rollen in nachhaltiger Erinnerung geblieben ist.
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Murnau Stiftung
   
Filme
Kinofilme: Produktionen bis 1945 / Nachkriegsproduktionen
Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung, Die Krimihomepage)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia,
tls.theaterwissenschaft.ch, felix-bloch-erben.de)
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