Ferdinand Onno wurde am 19. Oktober 1881 als Ferdinand Onowotschek in
der Stadt Czernowitz1)
(Galizien) geboren, das damals zur k. u. k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn1)
gehörte. Nach dem Besuch der "Universität
Wien"1) Ende der 1890er Jahre
erhielt er in Berlin privaten Schauspielunterricht, besuchte zudem die
1899 von Emanuel Reicher1)
und Friedrich Moest1)
gegründete "Reichersche Hochschule für Dramatische Kunst". Um 1900`erhielt Onno erste
Engagements an Kleinstbühnen
in der deutschen Provinz,
trat unter anderem in Köthen1) (heute Sachsen.Anhalt), im
niederschlesischen Schweidnitz1) (heute Świdnica, Polen) und
Kiel1)
auf. 1901 bekam er eine (nachweisbar) erste feste Anstellung in Neisse1)
(heute Nysa, Polen), wurde dann im darauffolgenden Jahr kurzzeitig an das
berühmte Wiener "Burgtheater"1) verpflichtet. Doch
bereits Anfang 1903 ging er in die Metropole Berlin zurück, wurde im
Juni 1903 von Max Reinhardt1) an dessen
Bühnen1)
berufen. Die kommenden drei Jahre erarbeitete sich Onno anfangs mit Nebenrollen, später
mit größeren Aufgaben in Shakespeare-Stücken und anderen
Schauspielen ein breites Repertoire. Er gestaltete unter anderem den Prinz Fortinbras in
dem Shakespeare-Drama "Hamlet"1) (1903) und
den jungen Master Fenton in dessen Komödie "Die lustigen Weiber von Windsor"1) (1904)
oder den syrischen Hauptmann in der Tragödie "Salome"1) (1904)
von Oscar Wilde1).
Porträt des Ferdinand Onno 1916
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1),
18811963); Datierung: 29.05.1916
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv; Inventarnummer 203855-D
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Als Gustav von Prandau trat er in Otto Erich Hartlebens1)
Einakter "Abschied vom Regiment" (1905) in Erscheinung, interpretierte unter anderem
den Demetrius bzw. Lysander in der Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum"1) (1905 bzw. 1906),
den Ferdinand in dem Schiller-Drama "Kabale und Liebe"1) (1906), den
Lorenzo in dem Shakespeare-Stück "Der Kaufmann von Venedig"1) (1906) und
den Grafen Philipp in dem fünfaktigem Trauerspiel bzw. der
zeitsymbolischen Schicksalstragödie "Der Graf von Charolais" (1906)
von Richard Beer-Hofmann1), ein
"neuromantisch-historischer Stoff mit metaphorisch reicher Verssprache
und mehrschichtiger Handlung"2) ; das
Werk wurde
übrigens 1922 von Karl Grune verfilmt → "Der Graf von Charolais"1) (1922).
Ab 1906 wirkte Onno vier Jahre lang am "Deutschen Landestheater" in Prag
(heute: "Staatsoper
Prag"1)) und profilierte sich hier unter anderem im Fach des jugendlichen
Liebhabers.
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1908 war
er beispielsweise in den Ibsen-Stücken "Die
Wildente"1) (Rolle: Gregers Werle),
"Die
Frau vom Meer"1) (Rolle: Lyngstrand) und "Brand"1)
(Rolle: Maler Einar) zu sehen. Der
Durchbruch zum Charakterdarsteller gelang Onno dann ab 1910 am "Deutschen Volkstheater"1)
in Wien, wo er anfangs unter der Direktion (19051916) von Adolf Weisse, zum umjubelten Theaterstar
avancierte. "Seine intensiven, vibrierend-emotionsstarken Jünglingsinterpretationen jener frühen Jahre
ließen die Kritiker oftmals in Verzückung geraten."
kann man bei Wikipedia lesen. In der österreichischen Metropole Wien
hatte Onno endlich seine künstlerische Heimat gefunden, nach 20-jähriger Ensemblezugehörigkeit zum
"Volkstheater" wechselte Onno 1930 erneut an das "Burgtheater", dem er über ein Vierteljahrhundert lang, bis zu seiner Pensionierung, angehören sollte.
Onno verkörperte meist Machtmenschen und hochrangige Persönlichkeiten in klassischen
Stücken, so erlebte man ihn im Verlaufe der Jahre beispielsweise als Herzog von Gloucester in
dem Shakespeare-Drama "König Lear"1)
und als König Edward IV. in "Richard III."1),
ebenfalls von Shakespeare. Als Schiller-Interpret glänzte
er beispielsweise mit der Figur des Franz Moor in "Die Räuber"1),
als Marquis Posa in "Don Carlos"1)
und als Staatssekretär Wilhelm Davison in "Maria Stuart".
Ferdinand Ono 1916 als Karl Moor in "Die Räuber"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1),
18811963); Datierung: 29.05.1916
Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv; Inventarnummer 203857-D
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Er gab den jugendlichen Helden Orest1) in "Iphigenie auf Tauris"1)
ebenso grandios wie den "Torquato Tasso"1), später
den Kaiser Maximilian1) in "Götz von Berlichingen"1)
und den "Faust"1)
in den Bühnenklassikern von Johann Wolfgang von Goethe1). Onno verkörperte den
Scipio1) in dem wenig
bekannten Dramenfragment "Hannibal und
Scipio"1) von Franz Grillparzer1), wusste aber auch in
zeitgenössischen Werken Publikum
und Kritik zu überzeugen. So verkörperte er am 15. Januar 1915 in der
Uraufführung des Trauerspiels "Armut"4)
von Anton Wildgans1) am
"Deutschen Volkstheater" unter der Regie von Hubert Keusch den
Sohn Gottfried. Am 22. März 1922 machte er in der Uraufführung von Hans Kaltnekers1) Drama
"Die Opferung"1)
von sich reden, in einer Inszenierung von Hans Brahm1) spielte er den
Prinzen: "Der Protagonist des Stückes, ein Prinz, rebelliert
vergeblich gegen die Hinrichtung eines Lustmörders und fasst daraufhin
die Idee, die Gewalttätigkeit der Menschheit zu entsühnen, indem er
seine Geliebte ("Madonna") tötet, um so als ein moderner
Christus die Schuld auf sich zu nehmen, wobei Abraham1) und
Isaak1) und
Golgatha1) für die Tat Pate stehen. (
)"3). Im Dezember 1922 feierte das Stück "Die Namenlosen"
("Les ratés") von René Lenormand1) Premiere, wo Onno die männliche Hauptrolle an der Seite
von Helene Thimig spielte (→ Theaterzettel bei austria-forum.org), Ende der 1920er Jahre
trat er mit der Titelrolle in "Raskolnikow" von
Eugen Zabel1) und Ernst Koppel nach dem Roman
"Schuld und Sühne"1) von
Fjodor Dostojewski1) in Erscheinung.
Am "Burgtheater" wirkte er unter anderem in einigen
Uraufführungen mit, so Ende Februar 1926 in dem Versdrama "Der standhafte
Prinz"5)
von Calderón de la Barca1) oder Mitte Mai 1931 in der
dramatischen Dichtung "Der Gang zum Weiher"1) von
Arthur Schnitzler1). Ebenfalls
im Mai 1931 sah man Onno als Hofkaplan Ivar Bodde in dem Ibsen-Schauspiel
"Die Kronprätendenten"1).
Später bzw. Anfang der 1950er Jahre gab der inzwischen über
70-Jährige unter
anderem den Astrologen Baptista Seni1) in der Schiller-Trilogie "Wallenstein"1) (1952,
"Die
Piccolomini"/"Wallensteins
Tod"1))
und den Dogen von Venedig in der Shakespeare-Tragödie "Othello"1) (1952).
Ferdinand Onno als
(Fotos mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber: Atelier D'Ora-Benda (Madame d'Ora1),
18811963); Quelle/© ÖNB/Wien, Bildarchiv;
Link: Wikipedia) |
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"Torquato Tasso"
Datierung: 17.05.1916
© ÖNB Bildarchiv, Inventarnummer 203848-D |
Orest in "Iphigenie auf Tauris"
Datierung: 17.05.1916
© ÖNB Bildarchiv, Inventarnummer 203850-D |
Marquis Posa in "Don Carlos"
Datierung: 01.1927
© ÖNB Bildarchiv, Inventarnummer 204789-D |
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"Raskolnikow"
Datierung: 01.1927
© ÖNB Bildarchiv, Inventarnummer 204779-D |
Scipio in "Hannibal und Scipio"
Datierung: 01.1927
© ÖNB Bildarchiv, Inventarnummer 204781-D |
"Gottfried" in "Armut"
Datierung: (vermutlich 1916)
© ÖNB Bildarchiv, Inventarnummer 204791-D |
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Seit Ende der 1910er Jahre betätigte sich Onno kurzzeitig beim Film,
zeigte sich erstmals mit der Doppelrolle des Herbert von Leer bzw. des
Mönchs Ambrosius in dem von Rudolf Stiassny1)
gedrehten, patriotischen Drama "Der Rebell"6) (1919) auf der Leinwand.
Es folgten weitere
Nebenrollen, so wurde er unter anderem von Max Neufeld1) in dessen
frühen, nach dem Roman "The
Woman in White"1) von Wilkie Collins1) realisierten, zweiteiligen
Verfilmung "Die Frau in Weiß"1) (1920) an der
Seite von Titelheldin Liane Haid sowie von
Otto Kreisler1)
in dem Biopic "Ludwig II." (1922) mit Olaf Fjord als
legendärem Bayernkönig Ludwig II.1) besetzt. Regisseur
Mihály Kertész1), der
später in den USA unter dem Namen "Michael Curtiz" Furore machen sollte,
gab ihm an der Seite des Protagonisten Michael Varkonyi1)
die Rolle des Marquis de Valois in seiner Adaption "Der junge Medardus"1) (1923)
nach dem gleichnamigen
Bühnenstück1) von Arthur Schnitzler1) und auch in Kertész' Monumentalfilm "Die
Sklavenkönigin"1) (1924)
war der Mime als Dichter Ana mit von der Partie zugleich Onnos
letzte Arbeit vor der Kamera. Nach nur elf Produktionen beendete er
auch schon wieder seine überschaubare Leinwandkarriere, um sich
ausschließlich seiner Tätigkeit am Theater zu widmen
→ Übersicht Filmografie.
Der Schauspieler Ferdinand Onno starb am 18. August 1969 im hohen
Alter von 87 Jahren in Wien1). Die letzte Ruhe fand er auf dem
Wiener "Friedhof Meidling"1)
im 12. Wiener Gemeindebezirk Meidling1)
(Grabstelle Abt. 7, Gruppe 1, Nr. 154)
an der Seite seiner Ehefrau Elisabeth (1883 – 1963).
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