Filmografie / Hörspiel
Hans Paetsch wurde am 7. Dezember 1909 als Sohn eines Beamten im damals noch zu Deutschland gehörenden elsässischen Städtchen Altmünsterol (heute Montreux-Vieux1), Frankreich) geboren und wuchs in Straßburg, Darmstadt und Berlin auf. Gleich nach dem Abitur begann er ein Studium der Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte, welches er auf Drängen der Eltern erfolgreich abschloss, dann entschied er sich – nach einem Lektorat in Theaterwissenschaft – für den Beruf des Schauspielers. Ein erstes Theaterengagement erhielt der angehende Schauspieler in den 1930er Jahren am "Stadttheater Gießen"1), weitere Verpflichtungen führten ihn an Provinztheater wie nach Heidelberg, Lübeck und Saarbrücken. 1939 kam er an das "Deutsche Theater"1) in Prag, wo er während der Kriegsjahre bis 1944 wirkte, dann wurde er zum Wehrdienst einberufen.
Nach Ende des 2. Weltkrieges setzte Paetsch seine künstlerische Laufbahn zunächst am "Staatstheater Braunschweig"1) und am "Staatstheater Stuttgart"1) (1946/47) fort, 1947 folgte er einem Ruf an das Hamburger "Thalia Theater"1), das für die nächsten fast 30 Jahre seine künstlerische Heimat sowohl als Darsteller als auch Regisseur bleiben sollte. 1975 verließ er das Haus, blieb dem Theater jedoch weiterhin verbunden, erst im Jahre 1991 gab er seinen endgütigen Abschied von der Bühne, trat jedoch noch mit öffentlichen Leseabenden vor sein Publikum.
Mit vielen klassischen aber auch modernen Bühnenfiguren zeigte Hans Paetsch immer wieder seine darstellerische Kraft, populär wurde er jedoch anfangs vornehmlich durch den Film.
  
Erste Erfahrungen vor der Kamera hatte Paetsch mit eher unbedeutenden Rollen in Streifen wie "Silvesternacht am Alexanderplatz"2) (1939), "Mein Mann darf es nicht wissen"2) (1940) oder dem bis heute zu den "Vorbehaltsfilmen"1) zählenden NS-Propaganda-Produktion "Blutsbrüderschaft"1) (1941) gemacht, im deutschen Nachkriegsfilm avancierte er dann zu einem vielbeschäftigten Nebendarsteller. Seine Filmografie umfasst erfolgreiche Produktionen wie das Kriegsdrama "Hunde, wollt ihr ewig leben"1) (1958), den Krimi "Der Mann, der sich verkaufte"1) (1959, mit Hildegard Knef und Hansjörg Felmy), die Thomas Mann-Adaption "Buddenbrooks"1) (1959), den Heinz Erhardt-Klamauk "Natürlich die Autofahrer"1) (1959) oder das Melodram "Der blaue Nachtfalter"1) (1959) mit Zarah Leander. Anfang der 1960er übernahm Paetsch dann unter anderem Aufgaben in dem Krimi "Die Frau am dunklen Fenster"1) (1960) mit Marianne Koch sowie in den zu jener Zeit beliebten Wallace-Streifen "Die toten Augen von London"1) (1961), "Das Rätsel der roten Orchidee"1) (1962) und "Das Gasthaus an der Themse"1) (1962) und auch in dem Thriller "Wartezimmer zum Jenseits"1) (1964), gedreht nach dem Roman "Zahle oder stirb" von James Hadley Chase1), gehörte er als Sir Cyrus Bradley zur Besetzung → Übersicht Kinofilme.
  
Bereits Anfang der 1950er Jahre begann Paetschs Arbeit für das Medium Fernsehen, wo er in Literaturadaptionen, Komödien sowie etlichen Dokumentarspielen zu überzeugen wusste. Beispielsweise stelle er in "Blick zurück im Zorn"3) (1958) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von John Osborne1) den Colonel Redfern dar, Vater von Alison Porter (Ingrid Andree), in "Die begnadete Angst"3) (1958) nach dem Schauspiel "Les dialogues des Carmélites" von Georges Bernanos1) nach der Novelle "Die Letzte am Schafott"1) von Gertrud von le Fort1) spielte er den Marquis de la Force. Ein Jahr später mimte er den Captain Blakely in "Die Caine war ihr Schicksal"3) (1959), der Adaption des Romans bzw. Theaterstücks von Herman Wouk1). Mehrfach verlieh Paetsch in dokumentarischen TV-Filmen Personen der Zeitgeschichte Kontur, verkörperte den britischen Premierminister Benjamin Disraeli1) in "Kampf um Kautschuk" mit Klausjürgen Wussow als Henry Wickham1), der 1876 mit seinem Export von Kautschuksamen das brasilianische Kautschukmonopol durchbrach, den französischen Staatspräsidenten Jean Casimir-Perier1) in dem Dreiteiler "Affäre Dreyfus"3) (1968) über die Dreyfus-Affäre1) mit Karl-Michael Vogler als Hauptmann Alfred Dreyfus1) sowie 1969 den General Hans von Seeckt1) in "Friedrich Ebert – Geburt einer Republik"1) und in dem inhaltlich anschließenden Film "Friedrich Ebert und Gustav Stresemann, Schicksalsjahre der Republik", jeweils mit Kurd Pieritz1) als Friedrich Ebert1) sowie Dieter Wagner1) als Gustav Stresemann1). Paetsch stellte den US-amerikanischen Diplomaten Llewellyn E. Thompson1) in "Die Kubakrise 1962"3) (1969) über die Kubakrise1) dar, den Admiral Reinhard Scheer1) in "Marinemeuterei 1917"1) 1969) und den Papst Pius IX.1) in dem Zweiteiler "Maximilian von Mexiko"4) (1970) mit Michael Heltau als Maximilian I.1). Man sah ihn als Staatskanzler Fürst von Hardenberg1) in "Gneisenau – Die politische Auflehnung eines Soldaten" (1970) mit Ullrich Haupt als Generalfeldmarschall Graf Neidhardt von Gneisenau1) und als US-Außenminister Dean Rusk1) in "Die Pueblo-Affaire"3) (1972), dem Dokumentarspiel von Peter von Zahn über die Kaperung der "USS Pueblo"1) im Januar 1968. Auch in dem Zweiteiler "Preußen über alles …"4) (1971) mit dem Untertitel "Bismarcks deutsche Einigung" mit Heinz Klevenow1) als Otto von Bismarck1) und Dieter Borsche als Kaiser Wilhelm I.1) gehörte er als Eduard von Simson1), der als "erster deutscher Verfassungsvater" angesehen wird, zur Besetzung. Ab Mitte der 1970er Jahre reduzierte der Mann mit der im fortgeschrittenen Alter väterlichen Ausstrahlung die Arbeit vor der Kamera, seinen Schwerpunkt verlegte er neben seiner Theaterarbeit auf die Tätigkeit für den Hörfunk, die Synchronisation und interessante Audio-Produktionen. Doch er tauchte immer mal wieder, vor allem mit Episodenrollen in Serien auf, so unter anderem 1985 als Landrat Mühlner in drei Folgen des Quotenrenners "Die Schwarzwaldklinik"1), in einer weiteren populären Serie, "Das Erbe der Guldenburgs"1), mimte er ab 1987 etliche Folgen lang den Dr. Hollander. In dem Dokumentarspiel über das "Wendejahr" mit dem Titel "Wer zu spät kommt – Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution"1) (1990) verkörperte er den DDR-Politiker Horst Sindermann1) → Übersicht TV-Produktionen.

Hans Paetsch bleibt vor allem mit seiner unverwechselbaren, sonoren Bariton-Stimme in zahllosen Hörspielen und dem Kinderfunk des NDR sowie als Rezitator und Erzähler vieler Geschichten in Erinnerung. Für Generationen von Kindern und Jugendlichen war er der "Märchenonkel der Nation" schlechthin, seine markante Stimme kam mit den Kassetten des Labels "EUROPA"1) in fast jeden Haushalt, über hundert Platten und Kassetten hat er besprochen. "Die Hexe Schrumpeldei"1), "Der kleine Muck" nach dem gleichnamigen Märchen1) von Wilhelm Hauff1), "Hui Buh, das Schlossgespenst"1), "Hanni und Nanni"1) und "Fünf Freunde"1) von Enyd Blyton1) gehören ebenso dazu wie Adventsgeschichten oder Märchen der Gebrüder Grimm1) und Hans Christian Andersen1). Zuletzt war er beispielsweise an der Hörspielserie "Gabriel Burns"1) beteiligt und leitete jede Folge mit einem kleinen Text ein, bei "Point Whitmark"1) sprach er in den ersten 30 Folgen am Ende jeder Geschichte den Teaser1) zur nächsten Folge. Zu seinen Arbeiten als Sprecher zählen anspruchsvolle Literaturproduktionen in der NDR-Reihe "Am Morgen vorgelesen", unter anderem mit Texten von Leo Tolstoi, Herman Melville1), Miguel de Cervantes1) und Charles Dickens1) → Hörspiele mit Hans Paetsch bei hoerspielland.de, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Die Faszination seiner unverwechselbaren Stimme erklärte Paetsch selbst einmal in einem Interview mit der "Berliner Morgenpost": "… weil ich den Kindern Märchen vorlese, so wie es sich gehört. Dazu sind viele Kollegen zu vornehm. Sie machen nicht das, was ich mache: voller Wut erzählen … Wenn der Wolf kommt, dann spreche ich wie ein Wolf."5) Die Süddeutsche Zeitung schrieb am 26.6.1995 unter anderem: "Wenn der liebe Gott einen Pressesprecher hätte, würde der klingen wie Hans Paetsch. Ganz genau so. Weise, vertraut und irgendwie immer richtig."
Zudem war er auch in einigen Kinoproduktionen wie in "Otto – Der Liebesfilm"1) (1992), "Sommer der Liebe"2) (1992) und "Lola rennt"1) (1998) als Erzähler zu hören. Als Synchronsprecher war Paetsch ebenfalls sehr aktiv, lieh unter anderem Barry Morse1) (als Lieutenant Phil Gerard) in der legendären Krimiserie "The Fugitive" ("Dr. Kimble – Auf der Flucht") und Ray Teal1) (als Sheriff Roy Coffee) in der nicht minder legendären Westernserie "Bonanza" (ZDF-Synchronisation 1967–1968) seine Stimme; in der Science-Fiction-Serie "Kampfstern Galactica"1) (1978–1980) sprach er den Prolog → mehr zur umfangreichen Synchronisation bei synchronkartei.de.
  
Der sympathische Schauspieler, Sprecher und Regisseur Hans Paetsch starb am 3. Februar 2002 im Alter von 92 Jahren in Hamburg; die letzte Ruhe fand er auf dem Hamburger Waldfriedhof Volksdorf1) an der Seite seiner zweiten Ehefrau, der ehemaligen Schauspielerin Trude Wagenknecht († 1992) → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Gernot Romann, damaliger Programmdirektor "Hörfunk" des NDR sagte unter anderem: "Seit den 50er-Jahren gehörte Hans Paetsch zu den Markenzeichen des NDR. Er war als Rezitator zu hören, als Erzähler von Märchen und Fabeln und wirkte in unzähligen Hörspielproduktionen mit. In den Erinnerungen der Menschen wird seine Stimme weiter leben." (Quelle: presseportal.de)
Hans Paetschs erste Ehefrau war bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, nach dem Tod von Trude Paetsch, mit der er 50 Jahre lang verheiratet war und die an den Folgen der Alzheimer-Krankheit verstarb, ging der Schauspieler eine dritte Verbindung mit Ehefrau Anneliese ein, die bis zuletzt an seiner Seite war.

Siehe auch Wikipedia, zauberspiegel-online.de

Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Die Krimihomepage, 4) fernsehserien.de
Quelle:  5) dpa
    
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de

(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, hoerspiele.dra.de, musiklexikon.ac.at,
Die Krimihomepage, fernsehserien.de, bundesstiftung-aufarbeitung.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
1940er 1950er 1960er 1970er 1980er ab 1990
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia,
tls.theaterwissenschaft.ch, niederdeutsche-literatur.de)
1940er Jahre 1950er Jahre 1960er Jahre 1970er Jahre 1980er Jahre ab1990
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de