Übersicht (Auswahl) Theater / Film / Hörspiel
Porträt von Werner Pledath im Januar 1954; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001148_237); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 01.1954; Quelle: www.deutschefotothek.de Werner Pledath erblickte am 26. April 1898 in Berlin das Licht der Welt; über den familiären Hintergrund ist derzeit nichts bekannt. Nach dem Besuch der von Max Reinhardt1) gegründeten "Schauspielschule des Deutschen Theaters zu Berlin" (heute "Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin"1)) arbeitete er seit Beginn der 1920er Jahre an verschiedenen Berliner Bühnen. Er wirkte unter anderem am "Deutschen Theater"1) und am "Hebbel-Theater"1), gehörte zudem 1928 mit Gerhard Bienert, dessen jüngerem Bruder Reinhold Bernt1) und Adolf Fischer1) zu den Gründungsmitgliedern der progressiven "Gruppe Junger Schauspieler", die vor allem sozialkritische Stücke aufführte und mit ihrem Programm auf Tournee ging.
Nach Ende des 2. Weltkrieges spielte Pledath zunächst kurzzeitig am Berliner "Schlosspark Theater"1), wechselte dann erneut an das "Deutsche Theater", wo er bis Anfang der 1960er Jahre auf der Bühne stand. Zu einer seiner Paraderollen zählte der Oberst Pickering in dem Schauspiel "Pygmalion"1) von George Bernard Shaw, den er erstmals 1952 brillant in einer Inszenierung von Rudolf Noelte1) an den "Kammerspielen" gegeben hatte. Weitere beachtenswerte Auftritte hatte er beispielsweise als Senator Clark in "Die respektvolle Dirne" von Jean-Paul Sartre1) (1957, Regie: Wolfgang Heinz1)) oder als Chefredakteur Dr. Seidel in "Professor Mamlock"1) von Friedrich Wolf (1960, Regie: Wolf-Dieter Panse1)) → mehr zum Theater-Wirken siehe hier.
  
Porträt von Werner Pledath im Januar 1954
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pkm_0001148_237)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 01.1954
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Nach dem Bau der "Berliner Mauer" am 13. August 1961 musste der in West-Berlin lebende Pledath seine Tätigkeit für das "Deutsche Theater" sowie sämtliche Filmaufgaben im Ostteil der Stadt einstellen. Er übernahm nun nur noch sporadisch Aufgaben an Westberliner Bühnen, beispielsweise am "Hansa-Theater"1) und an der "Schaubühne am Lehniner Platz"1).
 
Seit Aufkommen des Tonfilms konzentrierte sich Pledath verstärkt auf die Arbeit vor der Kamera, erste Erfahrungen mit der Filmszene hatte er bereits Anfang der 1920er Jahre gemacht und mit einer winzigen Rolle in dem stummen Streifen "Der Mensch am Wege"2) (1923) mitgewirkt. Nach einem kleinen Part in Lupu Picks musikalischem Drama "Gassenhauer"1) (1931) sollten bis 1945 rund 110 weitere Produktionen folgen, in denen er sich mit den unterschiedlichsten Randfiguren zeigte – die ganz große Hauptrolle blieb ihm jedoch versagt. Pledath mimte in den Kassenschlagern jener Jahre Gutsbesitzer und Direktoren, Polizisten und Kommissare, Rechtsanwälte und Richter, Pfarrer und Professoren oder auch schon mal Kammerdiener und Kellner – die ganze Palette der unverzichtbaren Nebenrollen. Bei der DEFA1) konnte der Schauspieler nach dem Krieg seine Filmkarriere nahtlos fortsetzen, neben einigen satirischen "Stacheltier"-Kurzfilmen1), in denen er seine komödiantische Begabung unter Beweis stellen konnte, prägte er sich unter anderem als Wirtschaftssaboteur Gustav Benthin in dem SED-Prestigeprojekt "Familie Benthin"1) (1950) ein, ebenso wie als Polizeirat Walter in dem Krimi "Zugverkehr unregelmäßig"1) (1951) oder als Reeder Brinkmann in dem Abenteuer "Anna Susanna"1) (1953). Mitte September 1954 hatte Ernst Kahler1) an den "Kammerspielen" des "Deutschen Theaters" das Stück "Hotelboy Ed Martin" nach "Merry-Go-Round" von Albert Maltz und George Sklar mit Ulrich Thein als Titelheld auf die Bühne gebracht, am 11. März 1955 kam dann eine Filmversion der Aufführung3) in die Lichtspielhäuser, in der nun ein breites Publikum Pledath als Bürgermeister Manning erleben konnte. Letzte Leinwandauftritte hatte er als Geheimrat Hauck in den beiden Biopics über Ernst Thälmann1), die von Kurt Maetzig unter den Titeln "Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse"1) (1954) und Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse"1) (1955) realisiert worden waren, sowie als Bankier Heinz Parochlitz in dem Drama "Weißes Blut"2) (1959): "Am Schicksal eines strahlenverseuchten Offiziers der Bundeswehr (Jürgen Frohriep) werden die unheilvollen Auswirkungen der Atombombenversuche aufgezeigt. Ein thematisch beachtlicher, inszenatorisch unausgeglichener, doch weitgehend eindringlicher Film." notiert das Filmlexikon, siehe auch defa-stiftung.de.
 
Auch die Fernsehzuschauer konnten sich von Pledaths darstellerischer Vielseitigkeit überzeugen, am 15. September 1957 strahlte der "Deutsche Fernsehfunk"1) (DFF) Rudolf Noeltes Inszenierung von Shaws "Pygmalion"4) aus den "Kammerspielen" des "Deutschen Theaters" aus, Margret Homeyer glänzte als Blumenmädchen Eliza Doolittle, Heinz Hinze1) als Professor Henry Higgins, Gerhard Bienert als Alfred Doolittle und Pledath wie gewohnt bravourös als Oberst Pickering. Eine weitere Theater-Übertragung war am 28. Dezember 1958 "Das Tagebuch der Anne Frank"4), die Bühnenversion von Frances Goodrich1) und Albert Hackett1) des berühmten Werks "Das Tagebuch der Anne Frank"1) mit Kati Székely1) als Anne und unter anderem Wolfgang Heinz1) als Vater Otto Frank, Ursula Burg als Mutter Edith Frank und Pledath als Herr van Daan. Wie erwähnt gab er den Chefredakteur Dr. Seidel in "Professor Mamlock"4) (EA: 14.02.1960), einmal mehr an der Seite von Wolfgang Heinz (Professor Mamlock) und Ursula Burg (Ellen Mamlock). Dazwischen lagen verschiedene DFF-Produktionen, mit denen Pledath sich in das Gedächtnis des TV-Publikums schrieb. So beispielsweise als russischer Zar Paul I.1 in der Literaturadaption "Sekondeleutnant Saber"4)  (1956), als Gelehrter und Professor Nikolai Stepanowitsch in "Die goldene Kutsche"4) (1958) nach dem Schauspiel von Leonid Leonow1), als Schriftsteller Kaiser in dem Schwank "Das schwarze Schaf"4) (1959) oder als Edelmann Baptista in der Shakespeare-Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung"4) (1961) mit Margot Ebert1) in der Titelrolle.
In Westdeutschland wirkte Pledath nur noch in zwei, von Ludwig Cremer1) in Szene gesetzten Fernsehfilmen mit, verkörperte in "Bartleby"5) (1963) nach der Erzählung von Herman Melville1) den Unternehmer bzw. Multimillionär Johann Jakob Astor1) sowie einen Dänen in "24 Stunden im Leben einer Frau" (1965), gedreht nach der Novelle von Stefan Zweig1) → mehr zur Filmografie siehe hier.
 
Pledath gehörte schon seit den 1930er Jahren zu den vielbeschäftigten Synchronsprechern, lieh unter anderem Godfrey Tearle1) als Professor Jordan in der ersten deutschsprachigen Version des Hitchcock-Klassikers "Die 39 Stufen"1) (1935, The 39 Steps) seine Stimme. In späteren Jahren sprach er unter anderem für Amedeo Nazzari1) den Kampfflieger Luciano Serra in dem Biopic "Zwischen Leben und Tod"1) (1938, Luciano Serra pilota), für Claude Rains1) den Don José Alvarez in dem Errol Flynn-Abenteuer "Der Herr der sieben Meere"1) (1940, The Sea Hawk), für Francis L. Sullivan1) den Pothinus in der britischen Shaw-Adaption "Caesar und Cleopatra"1) (1945) oder für Reginald Owen1) den de Treville in der gelungenen Alexandre Dumas-Verfilmung "Die drei Musketiere"1) (1948, The Three Musketeers), unter anderem mit Gene Kelly als D'Artagnan und Lana Turner als Lady de Winter.
Dem Hörspiel widmete sich Pledath ebenfalls und zählte zu den Pionieren des Rundfunks, bereits 1926 beteiligte er sich für die "Ostmarken Rundfunk AG"1) (ORAG) in Königsberg an der Ausstrahlung des Ludwig Thoma-Einakters "Lottchens Geburtstag" (EA: 21.06.1926) und war als Privatdozent Dr. Traugott Appel zu hören. Nach Ende des 2. Weltkrieges bereicherte der Schauspieler dann so manche Produktion des "Rundfunks der DDR"1), eine Auswahl der in der ARD-Hörspieldatenbank aufgeführten Stücke findet man hier am Ende des Artikels.
Obwohl Werner Pledath als Theaterschauspieler, vor allem aber beim Film Spuren hinterlassen hat, scheint er heute jedoch weitgehend vergessen – er starb am 5. Dezember 1965 im Alter von 67 Jahren in West-Berlin. Verheiratet war der Charaktermime seit 1933 mit seiner 1908 geborenen Kollegin Loni Michelis1), mit der er unter anderem am "Deutschen Theater" in "Das Tagebuch der Anne Frank" spielte – sie gab die Frau van Daan – oder als Ehepaar Busenagel in dem "Stacheltier"-Streifen "Vorsicht Hochspannung"3) (1957) zu sehen war. Erstmals stand das Paar 1933 für die von Kurt Gerron inszenierte musikalische Albers-Komödie "Heut' kommt's drauf an"2) gemeinsam vor der Kamera → Loni Michelis bei defa-sternstunden.de (Memento bei web.archive.org).
 
Loni Michelis (Leonie Pledath) starb rund zwei Monate nach dem Tod ihres Mannes am 11. Februar 1966 mit nur 57 Jahren in Berlin (West). Ihr älterer Bruder Frank Michelis1) (1905 – 1975) war ebenfalls ein bekannter Schauspieler und mit der Rundfunksprecherin Ingeborg Olbricht (1918 – 2007) verheiratet → filmstadt-quedlinburg.de.
  
  

Loni Michelis 1951 in dem Stück "Zehn zu Null" von A. Jaroslav Urban
an der "Neuen Bühne" im Berliner "Haus der Kultur"
Regie: Bodo Schweykowski
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000981_039)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 09.11.1951
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Loni Michelis 1951 in dem Stück "Zehn zu Null" von A. Jaroslav Urban an der "Neuen Bühne" im Berliner "Haus der Kultur"; Regie: Bodo Schweykowski; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pk_0000981_039); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: 09.11.1951; Quelle: www.deutschefotothek.de
Quellen: Volker Wachter*) sowie "Lexikon der DDR-Stars"**),
Wikipedia, www,cyranos.ch
*) Artikel von Volker Wachter auf der ehemaligen Webseite defa-sternstunden.de → Memento bei web.archive.org
**) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 262)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) defa-stiftung.de, 4) fernsehenderddr.de, 5) Die Krimihomepage
Theater-Wirken (Auszug) in Berlin
Quelle (unter anderem): Wikipedia
(Fremde Links: Wikipedia, theaterwissenschaft.ch; R = Regie, P = Premiere)
   
Filme
Kino / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia (deutsch/englisch), 
Murnau Stiftung, defa-stiftung.de, fernsehenderddr.de, Die Krimihomepage)
Kinofilme Fernsehen (Auszug) – DFF-Produktionen (wenn nicht anders vermerkt)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de