Filmografie / Hörspiel
Ulrich Pleitgen wurde am 1. November 1942*) in Hannover geboren; er war entfernt mit dem Journalisten und ehemaligen WDR-Intendanten Fritz Pleitgen1) verwandt.
Bevor er zu einem vielgefragten und renommierten Darsteller sowohl auf der Bühne als auch im Film avancierte, ließ er sich an der "Staatlichen Hochschule für Musik und Theater"1) in Hannover zum Schauspieler ausbilden. Sein Bühnendebüt gab er 1970 am Berliner "Schillertheater"1), weitere Engagements führten ihn an so bedeutende Theater wie beispielsweise Basel, Frankfurt, Bochum und Stuttgart; bis 1989 gehört Ulrich Pleitgen zum Ensemble des Hamburger "Thalia Theaters"1), wo er unter anderem mit der Titelrolle in Frank Wedekinds "Der Marquis von Keith"1) oder als Brick Pollitt in Tennessee Williams "Die Katze auf dem heißen Blechdach"1) brillierte. 1989 verließ er das Hamburger Theater und widmete sich verstärkt der Film- und Fernseharbeit.
Bereits seit Anfang der 1980er Jahre zeigte er in vielen Fernsehspielen seine schauspielerische Vielseitigkeit und wurde schnell einem breiten Publikum bekannt. 1986 beeindruckte er in Reinhard Hauffs1) preisgekröntem Kinofilm "Stammheim"1) über den Stammheim-Prozess1) und den Tod mehrerer angeklagter RAF1)-Angehöriger in der "Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim"1) mit der Rolle des Vorsitzenden Richters Theodor Prinzing1), nicht zuletzt wegen dieser darstellerischen Leistung wurde der Film bei den "Internationalen Filmfestspielen von Berlin"1) mit dem "Goldenen Bär"1) ausgezeichnet. Danach wirkte er in den Kinoproduktionen "Der achte Tag"2) (1989) von Regisseur Reinhard Münster1) sowie in der deutsch-russischen Produktion "Choknutye" (1991)
der russischen Filmemacherin Alla Surikowa mit → Wikipedia (englisch).
 
Neben Auftritten in so beliebten Krimi-Reihen wie "Ein Fall für zwei" und "Tatort" oder Serien wie "Reporter" (1988) und "Schwarzenberg" 1989) sah man Pleitgen beispielsweise 1990 als Kriegsminister Albrecht von Roon1) in Tom Toelles historischem TV-Dreiteiler "Bismarck"1) oder 1991 als Rainer Buchkain in Bernd Schadewalds Drama "Verurteilt: Anna Leschek" auf dem Bildschirm.
Mit seiner Rolle des Kapitäns zur See Admiral Wolfgang Schefer wurde Pleitgen dann 1993 in "Nicht von schlechten Eltern"1) zum Serienheld an der Seite seiner Filmehefrau Sabine Postel
1) und seine Beliebtheit brachte dann auch ein "Bambi"1) zum Ausdruck, den er 1994 für diese Rolle erhielt. In den folgenden Jahren war der Schauspieler in TV-Produktionen wie "Weihnachten mit Willy Wuff" (1994), "Nana" (1995), "Im Innern des Bernsteins" (1995) oder "Glück auf Kredit" (1995) auf dem Bildschirm präsent, spielte beispielsweise 1996 den Kommissar Färber in Heide Pils' Drama "Das Ende eines normalen Tages" oder 1997 den bisexuellen Chefarzt Dr. Johannes Steinberg in Dagmar Dameks Zweiteiler "Leben in Angst".
Szenenfoto "Die Sünde der Engel" mit Gudrun Landgrebe 1998 mimte er der Jens Jensen in Jürgen Bretzingers Komödie "Das Glück wohnt hinterm Deich", in Wolf Gremms Krimi "Die Sünde der Engel" nach dem gleichnamigen Roman von Charlotte Link spielte er 1999 den Ex- und Wieder-Liebhaber von Gudrun Landgrebe, stattete 2000 dem "Traumschiff" einen Besuch ab oder spielte im gleichen Jahr den Robert Wiemann in Dietrich Haugks Melodram "Lebenslügen". In jüngerer Zeit stand Ulrich Pleitgen unter anderem mit Senta Berger in "Scharf aufs Leben"1) (2000) vor der Kamera, mimte den Filmehemann von Evelyn Hamann in der Komödie "Ehemänner und andere Lügner" (2001) oder wirkte in dem zweiteiligen Abenteuerfilm "1000 Meilen für die Liebe" (2001) mit.

Szenenfoto "Die Sünde der Engel" (1999) mit Gudrun Landgrebe1)
Foto mit freundlicher Genehmigung von www.ziegler-film.com
© Ziegler Film GmbH & Co. KG
Seit 2003 war er der schweigsame und melancholische Kommissar Matthias Sander in den neuen Folgen um die Hamburger Kripo-Männer vom "K3" und klärte für den NDR mit seinen Kollegen zwei Mal pro Jahr am Sonntagabend in der ARD Verbrechen auf; im Herbst 2006 gab Pleitgen die Rolle in "K3 – Kripo Hamburg"1) aus gesundheitlichen Grüden an seinen Kollegen Walter Kreye ab. Eine ganz andere Figur verkörperte Pleitgen seit April 2004 in der erfolgreichen Familienserie "Familie Dr. Kleist"1); hier spielte er – auch in der 2. Staffel seit April 2006 sowie 3. Staffel seit November 2008 – humorvoll den ehemaligen Apotheker, Hobby-Höhlenforscher und alleinstehenden Onkel Johannes Kleist, der seinem Neffen Dr. Christian Kleist alias Francis Fulton-Smith und dessen zwei Kinder nach dem Tod von Christians Ehefrau bei sich aufgenommen hat und anfangs erst einmal lernen muss, mit dieser turbulenten "Großfamilie" fertig zu werden. Nach rund zwei Jahren Pause startete die 4. Staffel am 2. November 2010, bis 8. Februar 2011 wurden dreizehn neuen Folgen gesendet. Ende Oktober 2013 ging es mit dreizehn neuen Geschichten weiter – allerdings ohne Ulrich Pleitgen alias Onkel Johannes, der wie Christina Plate (Marlene Kleist) die Serie auf eigenen Wunsch verließ.
 
Anfang November 2005 tauchte Pleitgen dann als Kunsthistoriker Konrad Bechtholsheim auf, der die engagierte Pastorin Carla Bergmann alias Marie-Luise Marjan in Dagmar Dameks modernem Heimatfilm "Dem Himmel sei Dank" bei ihrer problematischen Arbeit in einer kleinen Gemeinde im Sauerland unterstützt. Eher leichte Unterhaltungskost war der Mitte Dezember in der ARD ausgestrahlte turbulent-heitere Weihnachtsfilm "Hilfe, meine Tochter heiratet"; Pleitgen mimte den leidgeprüften Dresdner Anwalt Julius Weimann, der damit klar kommen muss, dass seine geliebte Tochter Julia (Arzu Bazman) kein kleines Mädchen mehr ist.
Aktuell überzeugte Pleitgen seit 25. August 2011 in dem ZDF-Vierteiler "Wilde Wellen – Nichts bleibt verborgen"1) mit der Hauptrolle des Ex-Kapitäns bzw. Restaurantbesitzers  Michel Dumont, Vater der im Zentrum des Geschehens stehenden jungen Pariser Polizistin Marie Lamare (Henriette Richter-Röhl). In der von Ulli Baumann nach einer Romanreihe bzw. einem Drehbuch von Christiane Sadlo1) ("Inga Lindström") aufwendig inszenierten, melodramatisch-kriminalistischen Familiensaga geht es um schicksalhaft-düstere Familiengeheimnisse, Vergangenheitsbewältigung, fiese Intrigen und natürlich kommt vor allem die Liebe nicht zu kurz. Vor der Kulisse der romantischen Küste der westfranzösischen Bretagne zeigen sich in weiteren Hauptrollen Johannes Zirner als junger, sympathischer Archäologie-Professor Paul Racine, Hanns Zischler als wohlhabender Fischgroßhändler bzw. Maries Patenonkel Léon Menec, Katja Weitzenböck als dessen dominante, Ränke schmiedende Ehefrau Claire, Daniel Roesner als labiler Sohn und designiertem Firmenerbe Caspar Menec sowie Eleonore Weisgerber als Kunstmalerin bzw. Menecs erste Ehefrau Sabine du Maurier; mehr zu den inzwischen auf DVD erschienen einzelnen Folgen "Der Schuss" (EA: 25.08.2011), "Der Verdacht" (EA: 28.08.2011), "Der Sturz" (EA: 01.09.2011) und "Die Erlösung" (EA: 04.09.2011)  bei www.bavaria-film.de und www.quotenmeter.de sowie der Filmkritik des Journalisten Rainer Tittelbach (www.tittelbach.tv).
 
Freuen durfte man sich auf den ZDF-Film "Therese geht fremd"4), in dem Pleitgen am 13. November 2011 als Filmehemann von Christiane Hörbiger auftauchte, die als Professorin Therese Engel ihr Herz an einen Jüngeren (Thomas Sarbacher) verliert; mehr bei www.presseportal.de.
Ende Februar 2011 begannen in Hamburg und Umgebung die Dreharbeiten zu dem ARD-Film "Als meine Frau Chef wurde …"3) mit Marie-Lou Sellem und Götz Schubert. Pleitgen präsentierte sich in dieser turbulenten Geschichte um das Ehepaar Hanna und Martin Jens als Martins verwitweter, eigensinnig-störrischer Vater Willi und zeigte als notorischer Griesgram mit konservativen Ansichten einmal eine ganz andere Facette seiner Schauspielkunst; zur Ausstrahlung gelangte der Film am 1. Februar 2013 → www.presseportal.de. Eine überzeugende Figur war die des 73-jährigen Romantikers Jakob, der in der Tragikomödie "Die letzten Millionen"4) (EA: 03.10.2014) gemeinsam mit Lebenspartner Otto (Joachim Bliese) in einer Berliner Seniorenresidenz wohnt. Zusammen mit vier weiteren Heimbewohnern, dem Lebemann Conrad (Michael Gwisdek), der in ihren Hund "Püppi" vernarrten gutmütigen Rosi (Ursula Karusseit) sowie dem liebesmüden Ehepaar Karin (Jutta Wachowiak) und Günter (Dieter Mann) hatten sie eine Lotto-Tippgemeinschaft gegründet. Plötzlich wird das Unwahrscheinliche wahr – die Tippgemeinschaft knackt den Jackpot von 30 Millionen Euro. Jeder der frischgebackenen Multimillionäre geht nun anders mit dem Geldsegen um. Jakob und Otto verwirklichen sich mit ihrem Anteil den Traum von einer eigenen Segeljacht, doch mehr und mehr stellt sich heraus, dass Jakob unter der beginnenden Alzheimer-Erkrankung leidet. "Die Millionen bringen weder die Jugend zurück, noch schützen sie vor Schicksalsschlägen. Im Guten wie im Schlechten muss jeder der Lottokönige auf eigene Weise lernen, dass Geld zwar viele Freiheiten ermöglicht, der Schlüssel zum Glück aber nicht unbedingt aus Gold sein muss. (…) Erfolgsregisseur Udo Witte inszenierte die Geschichte mit hintersinnigem Witz, Gespür für komplexe Charakterzeichnungen und in einer gekonnten Balance aus Humor und Tragik. Neben dem klugen Drehbuch, gespickt mit pointierten Dialogen lebt der Film nicht zuletzt von einem großartigen Darstellerensemble." schrieb die ARD. In einer weiteren Hauptrolle sah man Anna Loos als idealistische Altenpflegerin Carmen, die auch auch die Erzählstimme im Film ist.
Nach dem Kurzfilm "Da nicht für"2), uraufgeführt am 20. Januar 2015 auf dem "Filmfestival Max Ophüls Preis"1) in Saarbrücken, war Pleitgen der Titelheld in der vergnüglichen Geschichte "Immer Ärger mit Opa Charly"4) (EA: 23.09.2016), der seiner Schwiegertochter Jana (Inka Friedrich) als unbelehrbarer Öko-Fanatiker mit illegalen Nacht-und-Nebel-Begrünungsaktionen das Leben schwer macht.
Ulrich Pleitgen im Januar 2015 auf dem "Max Ophüls Filmfestival" in Saarbrücken; Urheber: Wikimedia-User Jensbest; Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: Wikimedia Commons Für seine herausragenden schauspielerischen Leistungen erhielt Pleitgen zahlreiche Auszeichnungen, wurde unter anderem 1972 von der Berliner "Akademie der Künste" mit dem "Berliner Kunstpreis" als bester Nachwuchs-Schauspieler geehrt; 1980 ernannte man ihn zum "Besten Schauspieler des Jahres" aus der Truppe von Claus Peymann in Bochum, 1994 erhielt er, wie erwähnt, einen "Bambi"1) für seine Darstellung in der ARD-Serie "Nicht von schlechten Eltern".
Mit seiner markant-unverwechselbaren Stimme machte sich Pleitgen, der mit seiner Familie in Hamburg lebte, auch einen Namen als Sprecher in zahllosen Hörbuch- und Hörspielproduktionen, wie beispielsweise mit Werken von Edgar Allan Poe1) oder den Krimis des schwedischen Bestsellerautors Henning Mankell1). Eine Auswahl der in der ARD-Hörspieldatenbank aufgeführten Produktionen findet man hier am Ende des Artikels.  2007 erhielt er den "Preis der deutschen Schallplattenkritiker", weitere Preise waren der "Osterwold-Preis 2005" von "HörbucHHamburg" für die beste Hörbuch-Interpretation sowie ebenfalls 2005 eine "Goldene Schallplatte" von "Lübbe Audio" und 2006 der "Deutscher Hörbuchpreis".
Pleitgen hielt darüber hinaus Lesungen und Rezitationsabende ab, unter anderem mit Texten von Thomas Mann.
 
Ulrich Pleitgen im Januar 2015 auf dem "Max Ophüls Filmfestival" in Saarbrücken
Urheber: Wikimedia-User Jensbest; Lizenz: CC BY-SA 4.0
Quelle: Wikimedia Commons
Ulrich Pleitgen starb überraschend am 21. Februar 2018 im Alter von 75 Jahren in Hamburg an Herzversagen.
Der beliebte Schauspieler war seit 1974 mit Schauspielerin und Autorin Ann-Monika Pleitgen1) zusammen, 1981 gab sich das Paar auch offiziell das Ja-Wort. Stiefsohn Ilja Bohnet1) aus Ann-Monika Pleitgens ersten Ehe mit dem Schauspieler, Theaterregisseur und Bühnenautor Folker Bohnet1) ist ein erfolgreicher Physiker und ebenfalls Schriftsteller. Ruhe und Muße nach anstrengenden Drehtagen fand der Star in seinem kleines Reetdachhaus mit Garten in der Heide, welches das Ehepaar vor einigen Jahren erworben hatte.
Am 1. Oktober 2018 erschien Pleithens Autobiografie unter dem Titel "Ulrich Pleitgen. Ganz oder gar nicht! Aus dem Leben eines Überzeugungstäters. Die nachgelassene Autobiografie", die er in seinen beiden letzten Lebensjahren zusammen mit seinem Stiefsohn Ilja Bohnet verfasst hatte bzw. basierend auf Interviews, die dieser mit seinem Stiefvater in den Jahren 2016 und 2017 führte.
Siehe auch Wikipedia, deutsches-filmhaus.de
*) Wikipedia: Pleitgens Geburtsjahr war 1942, nicht 1946, wie Zeit seines Lebens offiziell verlautbart, siehe Seite 55 in "Ulrich Pleitgen. Ganz oder gar nicht! Aus dem Leben eines Überzeugungstäters.  Die nachgelassene Autobiografie" (Schwarzkopf & Schwarzkopf", Berlin 2018)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) prisma.de, 4) tittelbach.tv
   
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Link: deutsches-filmhaus.de, Wikipedia, filmportal.de, fernsehserien.de, tittelbach.tv, prisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung) bzw. Wikipedia (deutsch/englisch), krimilexikon.de)
   
Ulrich Pleitgen in der Rolle des Autors und Malers Mark Gorman in dem Hörspiel "Groupie" von Arnold Wesker (EA: 22.05.2012, WDR5); Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom WDR (Presse und Information, Redaktion Bild); Copyright WDR/Sibylle Anneck
Ulrich Pleitgen in der Rolle des Autors und Malers Mark Gorman in
dem Hörspiel "Groupie" von Arnold Wesker (EA: 22.05.2012, WDR5)
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom WDR
 (Presse und Information, Redaktion Bild)
© WDR/Sibylle Anneck

    
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Henning Mankell-Hörbücher, gelesen von Ulrich Pleitgen

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