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Lya de Putti wurde am 10. Januar 1897 (nach anderen Quellen 1896*))
als Amália (Lia) de Putty in der Provinzstadt Vecsés1)
(damals Österreich-Ungarn1),
heute Slowakei) geboren. Nach eigenen
Angaben war sie die jüngste Tochter des adligen Ulanen-Offiziers
italienischer Abstammung Baron Pál Putty und dessen Ehefrau, der Gräfin
Gräfin Lili Holyos. Sie wuchs auf dem elterlichen Landsitz bei Kolozsvár1)
(heute: Cluj-Napoca, Rumänien) auf, besuchte eine Klosterschule und erhielt von ihren
Eltern schon früh eine Ausbildung im klassischen Ballett. 1913 heiratete sie
16-jährig auf Drängen ihrer Eltern den Landrat Zoltán Szepessyy
und bekam zwei Töchter, Lucy (geb. 1914) und Judith (geb. 1916).
Kurz nach der Geburt der zweiten Tochter verließ Lya de Putti ihren
Ehemann
und ging nach Budapest1), 1918 wurde die
Verbindung unter strengster
Geheimhaltung wieder geschieden.
In Budapest arbeitete die junge Frau zeitweise als Krankenschwester
und nahm gleichzeitig Unterricht an der Schule der Schauspielerin und Schauspielpädagogin
Szidi Rákosi (1852 1935). Ein erstes Engagement
erhielt sie unter anderem am Budapester Revue-Theater "Royal
Orpheum". "In dieser Zeit engagierte sie Ferenc Molnár für sein Stück
"Das Märchen vom Wolf". Durch Molnár
bekam Putti Kontakte zu den "Phönix-
und Astra-Filmstudios"
und erhielt dort auch kleine und kleinste Statistenrollen. Unter anderem
engagierte Béla Balogh (1885 1945) sie
"A Császár katonái" ("Die Soldaten des Kaisers"), eine Adaption eines
Stücks von Imre Földes1). Langsam wurde Putti bekannt und konnte sich auch neben
etablierten Kolleginnen wie Fern Andra behaupten." notiert Wikipedia.
Foto: Lya de Putti, um 1928 (ca. 1927 bis 1929)
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikipedia
bzw. Wikimedia
Commons; Ross-Karte Nr. 1028/1
Angaben zu Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier |
Eine erste Hauptrolle erhielt sie 1920 von Dolly A. Sigetti in Bukarest in
der rumänischen Produktion "Pe valurile fericirii" ("Auf den Wogen des Glücks").
Über Bukarest kam Lya de Putti 1920 nach Berlin, trat dort an der "Scala"1)
auf und debütierte zudem auf der deutschen
Leinwand in dem Streifen "Zigeunerblut" (1920) des Regisseurs Karl Otto Krause1). Prägnante Nebenrollen in
stummen Produktionen wie in Fritz Langs1) Zweiteiler "Das Indische Grabmal"1) (1921)
und in der von Dimitri Buchowetzki
mit Emil Jannings (Othello)
und Werner Krauß (Jago) nach
dem gleichnamigen Drama
von William Shakespeare in Szene gesetzten
Adaption "Othello"1) (1922) folgten. Dann besetzte sie der legendäre Regisseur Friedrich Wilhelm
Murnau1) (1888 1931) als Tochter
des Grafen Rudenburg (Eduard von Winterstein)
in seinem Meisterwerk "Der
brennende Acker"1) (1922),
von da ab gehörte
Lya de Putti zu den Leinwandstars jener Zeit und wurde als "Vamp von
Berlin" bezeichnet, doch nicht alle Kritiker waren von ihrer
schauspielerischen Leistung angetan. Zu ihrer Verkörperung der
Titelheldin in Robert Dinesens1)
Melodram "Thamar, das Kind der Berge"1)
schrieb der ungarische Filmkritiker und Schriftsteller Béla Balázs1)
(1884 1949) am 7. November 1924 in "Der Tag"1) unter anderem: "Der Film ist zum Einschlafen gut.
Letztere hypnotische Wirkung ist besonders auf Lya de Putti zurückzuführen,
die immer so spielt, als wäre sie direkt aus dem Bett, im Halbschlaf noch ins Atelier geschleppt.
Kein Gefühl, keine Erregung kommt ganz an die Oberfläche dieser schlaffen, faulen Epidermis.
Wie ist diese unbegabte Frau ein 'Filmstar' geworden."
Foto: Lya de Putti, um 1928 (ca. 1927 bis 1929)
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons; Ross-Karte Nr. 1028/4;
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hier
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Nach ihrer Titelrolle in dem Melodram "Ilona"2) (1922) sowie der Figur der Melitta
bzw. Veronika in Murnaus
Adaption "Phantom"1) (1922)
nach dem gleichnamigen
Roman1) von Gerhart Hauptmann1) drehte Lya de Putti
als Partnerin von Paul Wegener unter anderem das Drama "S.O.S.
Die Insel der Tränen"1)
(1923; Regie: Lothar Mendes), unter der Regie von
Ewald André Dupont1)
zeigte sie sich mit der weiblichen Hauptrolle der verführerischen
Tänzerin Berta-Marie an
der Seite von Emil Jannings in dem
im Zirkusmilieu angesiedelten Eifersuchtsdrama "Variété"1) (1925),
realisiert nach Motiven des Romans "Der Eid des Stephan Huller"
von Felix Hollaender1). Im Programmheft zu dem Film war damals zu
lesen "Lya de Putti spielt die Frau, die den reifen Mann noch einmal zum Jüngling werden lässt".
Ein weiterer Film des Jahres 1925 war die Komödie "Eifersucht"1)
mit Werner Krauß
und Georg Alexander, mit
Erich Kaiser-Titz
und Hans Adalbert Schlettow als Partner erlebte man sie im gleichen Jahr
in der melodramatischen Geschichte "Im Namen des Kaisers"1) (1925) auf der Leinwand. In Arthur Robisons aufwendigem Kostümfilm
"Manon Lescaut"1) (1926) nach
dem Roman "Histoire
de Manon Lescaut et du Chevalier des Grieux"1) von Antoine-François Prévost1) spielte sie
die Titelrolle der Courtisane Manon Lescaut, die in der Verbannung endet Wladimir Gaidarow gab den Chevalier des Grieux. Ihr vorläufig letzter Film in Deutschland
war der von Manfred Noa1) inszenierte Streifen "Junges Blut"3) (1926), noch im gleichen Jahr
erhielt der Stummfilm-Star einen Vertrag von der "Paramount"1)
und ging nach
Hollywood,
Foto: Lya de Putti um 1928 (ca. 1927 bis 1929)
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons; Ross-Karte Nr. 1028/2
Angaben zu Lizenz (gemeinfrei) siehe
hier |
Ihr erster, mit Regisseur D. W. Griffiths1)
gedrehter Film war die Adaption "Sorrows of Satan" (1927, "Lord Satanas")
nach dem Roman "The Sorrows of Satan" von Marie Corelli1) mit
Adolphe Menjou
als Partner. Diese Produktion geriet zwar zu einem künstlerischen
Erfolg, es kam jedoch zu Auseinandersetzungen mit
"Paramount". Die Züricher "Illustrierte Filmwoche"
(Nr. 25) notierte kurz in einem Artikel unter Berufung auf
"The
New York Times"1), dass "Paramount" nach Beendigung der
Dreharbeiten die Diva nach Europa zurückschicken wollte, "da die
Produktionsleitung nicht daran denkt, die Herstellung eines Filmes von
den Launen einer Diva abhängen zu lassen. Es wird ausdrücklich
erwähnt, dass man von den künstlerischen Fähigkeiten Puttis
begeistert ist, aber ihre Disziplinlosigkeit nicht dulden kann.
Trotzdem "Paramount" der Diva eine energische Sekretärin
als Bewacherin zur Seite gestellt hat, ist das unerzogene Kind seinen
eigenen Weg gegangen, der begreiflicherweise den Amerikanern nicht
passt." → www.e-periodica.ch.
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Doch sie konnte sich weiterhin in Produktionen wie
in "The Heart Thief" (1927, "Herzensdieb") mit Joseph Schildkraut,
gedreht von Nils Chrisander nach der Vorlage
"A Rablólovag" von Lajos Bíró1),
oder in dem von Alan Crosland1)
mit Don Alvarado1) als Partner inszenierten
Drama "The Scarlet Lady" ("1928, "Die rote
Lady") behaupten. Vorübergehende war Lya de Putti wieder nach Berlin zurückgekehrt und
stand dort für Adolf Edgar Licho1) bzw.
die Komödie "Charlotte twas verrückt"1) (1928)
mit Livio Pavanelli vor der Kamera.
Während ihres Deutschlandaufenthaltes erlitt die Stummfilm-Diva durch einen
Sturz aus einem Fenster schwere Verletzungen, der Unfall wurde von der Presse
auch als Selbstmordversuch interpretiert.
Mit "Die
Nacht nach dem Verrat"1) (1929,
"The Informer") entstand in Großbritannien ihr erster Tonfilm, unter der Regie
von Arthur Robison1)
übernahm sie in dieser Adaption nach dem Roman von Liam O'Flaherty1) die weibliche Hauptrolle der Katie Fox.
"Zunächst als Stummfilm begonnen, versuchte man dem aufkommenden
Tonfilm Rechnung zu tragen, indem man Teile des Filmes mit Dialogen
versah." vermerkt Wikipedia. Der Streifen musste nachsynchronisiert werden und kam überdies beim
Publikum nicht an. Daraufhin verkündete Lya de Putti ihren Rückzug von der
Leinwand und wollte als Theaterdarstellerin reussieren, doch auch dieser
Versuch, eine neue Karriere zu starten scheiterte. Die am 17. November 1930
am Broadway1) ("Cort Theatre") uraufgeführte Komödie "Made in France" von Jack Larric
(† 1941) wurde
schon nach wenigen Tagen wieder abgesetzt.
Foto: Lya de Putti vor 1929
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.flickr.com;
Ross-Karte Nr. 777/1
Angaben zu Lizenz (gemeinfrei) siehe
hier
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Lya de Puttis Leben endete auf tragische Weise: Am 27. November 1931 starb
die Schauspielerin mit nur
34 Jahren (legt man das Geburtsjahr 1897 zugrunde) in New York City1) an den Komplikationen einer Operation: Sie hatte einen Hühnerknochen verschluckt, der ihr operativ entfernt werden
musste, eine sich anschließende Blutvergiftung sowie Lungenentzündung
überlebte sie nicht. Die letzte Ruhe fand sie auf dem "Ferncliff Cemetery"
in Hartsdale, einem Ortsteil von Greenburgh1)
(Westchester
County1), New York1)).
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Nach ihrer kurzen ersten Ehe mit Zoltán Szepessyy, der wenige Wochen nach dem Tod
der Schauspielerin Selbstmord beging, soll Lya de Putty den schwedischen oder
norwegischen Diplomaten Baron Ludwig Christensen geheiratet haben, der 1922 an einem Herzinfarkt
verstarb; als dritter Ehemann wird ab 1922 bis zu ihrem Tod Louis Janke
genannt.4)
Lya de Putti spielte gern Doppelrollen, war gutes oder abgründiges Mädchen,
welches Männer anlockte und ins Unglück stürzte beides oft in einer
Person. Hypnotische Wirkung entfaltete sie vor allem im Stummfilm, wo ihre
Figuren schläfrig umschattet erschienen, von einem Rätsel umgeben, im
Halbschlaf der Somnambulen. "Schön, schlangenhaft und wollüstig"
erschien sie dem Filmkritiker Rudolf Arnheim1), ihre Fähigkeit, erotische
Erregung optisch zu demonstrieren war exzellent ausgebildet. Neben ihren
sinnlichen Tragödien, in denen sie Mädchen, schöne Russinnen oder exotische
Prinzessinnen mit halbgeschlossenen Augen spielte, überzeugte sie später als
bedingungslos Liebende oder Gläubige, die jedes Ungemach in Kauf nimmt.5)
Von Johannes Zeilinger1) stammt das 1991 veröffentlichte Buch "Lya de Putti. Ein vergessenes Leben",
von Gisa Schleelein der Dokumentarfilm "Das dritte Leben der Lya de Putti" (1995)
→ filmdienst.de.
Lya de Putti vor 1929
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: .cyranos.ch;
Angaben zu Lizenz (gemeinfrei) siehe
hier
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Filme
Filmografie bei der
Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de;
P = Produktion; R = Regie; D = Deutschland, Ö = Östtereich)
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Stummfilme (Produktion: Deutschland, wenn nicht anders
vermerkt)
- 1918: Die Soldaten des Kaisers / A császár katonái (P:
Ungarn; nach
dem Theaterstück von Imre Földes;
R: Béla Balogh (18851945); als Erzsike Karady) → IMDb
- 1920: Auf den Wogen des Glücks / Die Wellen der Liebe / Pe valurile fericirii (P:
Rumänien: R: Dolly A. Szigethy; als ?) → IMDb
- 1920: Zigeunerblut
(u. a. nach der Oper "Carmen" von
Georges
Bizet; R: Karl
Otto Krause; als ?) → Wikipedia (englisch)
- 1921: Die Liebschaften des Hektor Dalmore
(R: Richard
Oswald); mit Conrad
Veidt in der Titelrolle; als Zofe)
- 1921: Die treibende Kraft (nach einer Vorlage von Victorien Sardou;
R: Zoltán Nagy; als ?) → IMDb
- 1921: Du bist das Leben (nach der Vorlage von Hedwig
Courths-Mahler; R: Franz
Eckstein nach dem
Drehbuch von Rosa Porten;
als ?) → IMDb
- 1921: Das
indische Grabmal (Drehbuch: Fritz
Lang und Thea
von Harbou nach deren Roman; R: Joe
May; als Tänzerin Mirrjha)
- 1922: Othello
(nach dem gleichnamigen Drama von
William Shakespeare;
R: Dimitri
Buchowetzki; mit Emil
Jannings;
in der Titelrolle und Werner
Krauß als Jago; als Lucia) → filmportal.de
- 1922: Der
brennende Acker (R: Friedrich
Wilhelm Murnau; als Gerda, Tochter aus erster Ehe von Graf Rudenburg
(Eduard
von Winterstein)) → Murnau
Stiftung, filmportal.de
- 1922: Phantom (nach dem gleichnamigen Roman
von Gerhart
Hauptmann; R: Friedrich Wilhelm Murnau; als Melitta,
Tochter der Baronin (Ilka
Grüning) sowie Veronika, Tochter des Eisenwarenhändlers Harlan
(Adolf Klein))
→ Murnau Stiftung, filmportal.de
- 1923: Die drei Marien und der Herr von Marana
/ Die drei Geliebten des Herrn von Marana (P: D/Ö; von (Regie) und
mit Reinhold
Schünzel als Don Juan de la Marana; als ?) → IMDb
- 1923: Die Fledermaus
(nach den Libretti von Karl
Haffner und Richard
Genée zu der gleichnamigen
Operette von
Johann
Strauss (Musik); R: Max
Mack; als Adele)
- 1923: Ilona
(R: Robert
Dinesen; als Ruschka / Ilona, Tochter von Graf Balogh (Arnold Korff))
- 1923: Die Schlucht des Todes (von
(Co-Regie mit Francis A. Bertoni († 1955)/Max
Obal) und mit Luciano
Albertini als
Cowboy Manuelo; als dessen Fau Rosita) → IMDb
- 1923: S.O.S. Die Insel der Tränen
(R: Lothar
Mendes; als die Schiffbrüchige Lilian Harding, Paul
Wegener als
der Matrose Jack)
- 1924: Thamar, das Kind der Berge
(R: Robert
Dinesen; als Thamar, Anton
Pointner als Ölbohr-Ingenieur Frank Bondy)
→ filmportal.de
- 1924: Claire, die Geschichte eines jungen Mädchens (R:
Robert Dinesen; als Claire) → IMDb
- 1924: Malva
(R: Robert Dinesen; als die heißblütige Malva) → filmportal.de
(Foto)
- 1924: Ein Weihnachtsfilm für Große
(Kurz-Spielfilm von und mit Paul
Heidemann; als ?)
- 1924: Komödianten
(R: Karl
Grune; als anfängliche Laien-Darstellerin, später Bühnenstar
Lydia und Ehefrau ihres Mentors,
dem gefeierten Schauspieler Axel Swinborne (Eugen
Klöpfer)) → filmportal.de
- 1924: Im Namen des Kaisers
(R: Robert
Dinesen; als Beamtentochter bzw. Medizinstudentin Sonja Smirnow)
→ filmportal.de
(Foto)
- 1925: Eifersucht
(R: Karl
Grune; als Marthe, Ehefrau von Georges Ménard (Werner
Krauß); Georg
Alexander als
Pierre de Ronceray, der Autor und Hausfreund) → filmportal.de
- 1925: Varieté
(nach Motiven des Romans "Der Eid des Stephan Huller"
von Felix
Hollaender; R: Ewald André Dupont;
mit Emil
Jannings als der wegen Mordes verurteilte Häftling Nr. 28
"Boss" Huller; als dessen ehemaliger Geliebte,
die Tänzerin Berta-Marie) → Murnau
Stiftung, filmportal.de
- 1926: Manon Lescaut
(nach dem Roman "Histoire
de Manon Lescaut et du Chevalier des Grieux" von
Antoine-François
Prévost; R: Arthur
Robison; als Manon Lescaut, Wladimir
Gaidarow als
Chevalier des Grieux)
- 1926: Junges Blut
(R: Manfred
Noa; als Theater-Primadonna Grita, Walter
Slezak als Oberprimaner Walter) → Murnau Stiftung
- 19261928: Produktionen in den USA
- 1928: Charlott etwas verrückt
(R: Adolf
Edgar Licho; als Charlott, Gattin von Justus Verloh (Livio
Pavanelli))
- 1929: Rund um die Liebe (Kompilationsfilm
von Oskar Kalbus; Archivmaterial)
Tonfilm
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