Filmografie / Hörspiel
Der Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter Fritz Rémond (oft auch als Fritz Rémond junior bezeichnet) wurde am 9. Oktober 1902 in Karlsruhe1) in eine traditionsreiche Künstlerfamilie hineingeboren. Die Großmutter väterlicherseits, Maria Rémond-Heinemann (1831 – 1902), machte sich einen Namen als Sopranistin, deren in Magdeburg geborener Sohn Fritz Rémond senior1) (1864 – 1936) trat in die Fußstapfen seiner Mutter und zählte zu den bedeutenden Heldentenören seiner Zeit; später (bis 1928) wurde er Intendant der "Oper Köln"1). Ein weiterer Verwandter bzw. Neffe von Fritz Rémond senior war der berühmte Schauspieler und Schriftsteller Curt Goetz (1888 – 1960).
So war es nicht weiter verwunderlich, dass sich der junge Fritz Rémond zum Theater hingezogen fühlte, er sammelte Bühnenerfahrungen unter anderem in Düsseldorf, bei Max Reinhardt1) in Berlin und am "Nationaltheater"1) in Osnabrück. Über Stettin1) (heute: Szczecin, Polen) und Krakau1) (heute: Kraków, Polen), wo er als Oberspielleiter wirkte, kam er 1941 an das "Deutsche Theater"1) in Prag. Gegen Ende des 2. Weltkrieges – inzwischen Leiter der Wanderbühne "Der Thespiskarren", zu der auch Joseph Offenbach gehörte, – gelangte er über Bad Tölz1)  nach Frankfurt am Main, spielte und inszenierte als freier Mitarbeiter zunächst an den dortigen "Städtischen Bühnen"1), wo er mit dem Stück "Unsere kleine Stadt"1) von Thornton Wilder1) (Premiere: 19.01.1946) seinen Einstand gab. "Bei den "Städtischen Bühnen" konnte Rémond, trotz mindestens eines weiteren Stückvertrags als Regisseur, nicht reüssieren. Auch mit der Bewerbung um die dortige Generalintendanz 1950 war er nicht erfolgreich; Theaterdeputation und Magistrat entschieden sich damals für Harry Buckwitz1)." kann man im "Frankfurter Personenlexikon" lesen. In Frankfurt kam es jedoch zu einer erneuten Begegnung mit seinem Freund aus der Prager Zeit, Bernhard Grzimek (1909 –1987), der kurz nach Kriegsende am 1. Juli 1945 den völlig zerstörten zoologischen Garten wieder eröffnet hatte. Auf Anregung Grzimeks gründete Rémond Anfang 1947 das "Kleine Theater im Zoo" (seit 1975: "Fritz Rémond Theater"1)) im Frankfurter Zoogesellschaftshaus1), dessen Impresario er bis zu seinem Tode blieb. 
"Fritz Rémond eröffnete das Privat-Theater am 4. Januar 1947 mit seiner Inszenierung des Stücks "Rausch" von August Strindberg1) und übernahm selbst die männliche Hauptrolle. "Es war eine glanzvolle Premiere, obwohl es eigentlich an allem fehlte. Die Dekorationen waren mehr als primitiv. In der Friedhofsszene bestand das Bühnenbild aus drei Holzkreuzen, die von einem blauen Scheinwerfer angestrahlt wurden. Doch die nach Kultur hungrigen Nachkriegszuschauer störte das ebenso wenig wie die unbequemen Holzbänke, auf denen sie während der Vorstellung im schmalen Saal des halb zerstörten Zoo-Gesellschaftshauses wie im Flohkino sitzen mußten."2)
In den ersten Jahren standen vorwiegend Stücke zeitgenössischer Dramatiker wie Carl Zuckmayer1), George Bernard Shaw1), Jean Giradoux1), Jean Anouilh1), Arthur Schnitzler1), Gerhart Hauptmann1) oder Henrik Ibsen1) auf dem Spielplan, oft von Fritz Rémond in Szene gesetzt und mit sich selbst in tragenden Rollen. Er bot dem Publikum "eine gelungene Mischung zwischen literarisch ambitioniertem und gehoben unterhaltsamem Theater"2) und ließ das "Kleine Theater im Zoo" bald über die Grenzen Frankfurts hinaus bekannt werden. Zahlreiche prominente Schauspieler der 1950er und 1960er Jahre traten bei Fritz Rémond auf, die Liste der Publikumslieblinge ist lang und liest sich wie das "Who is Who" der Nachkriegsära, reicht von Willy Birgel, Karlheinz Böhm, Lil Dagover, Martin Held, Theo Lingen, Hanns Lothar, Curd Jürgens und Inge Meysel bis hin zu Heinz Rühmann und Grethe Weiser – um nur einige der legendären Künstler zu nennen. "Mit dem Ufa-Star Sybille Schmitz als Partnerin brachte er beispielsweise zur Spielzeit 1952/53 den Dreiakter "Heute Nacht in Samarkand" (OT: "Ce soir, à Samarcande") des französischen Dramatikers Jacques Deval1) zur deutschen Erstaufführung, im darauffolgenden Jahr erneut mit Sybille Schmitz in der Titelrolle die dramatisierte Fassung des berühmten Romans "Thérèse Raquin"1) von Émile Zola1). Darüber hinaus galt Fritz Rémond als Förderer junger Talente, so startete unter anderem Hans-Joachim Kulenkampff im Herbst 1947 seine Karriere am "Kleinen Theater im Zoo", auch Boy Gobert, Louise Martini wurden von Fritz Rémond "entdeckt".2)
Immer wieder musste Fritz Rémond um den Erhalt seines kleinen Theaters kämpfen und durchlebte so manche Krise, die er jedoch stets erfolgreich meisterte. "Der in jeder Hinsicht kolossale Theaterdirektor soll sogar einmal erfolgreich vor Frankfurts legendärem Nachkriegsoberbürgermeister Walter Kolb1) auf die Knie gefallen sein, um dessen Unterstützung für sein Theater zu erflehen. Seit der Mitte der sechziger Jahre, nachdem die Städtischen Bühnen und die "Komödie" neue Häuser im Stadtzentrum erhalten hatten, mußte Rémond besonders hart um die Existenz seines Theaters kämpfen. Vor der Premiere zu Molnárs1) "Eins, zwei, drei"1) am 3. Mai 1966 trat er vor den Vorhang und erklärte, daß die 20. Spielzeit 1966/67 die letzte des "Kleinen Theaters im Zoo" sein würde. Erst nach städtischen Zugeständnissen zur Saalrenovierung und Subventionierung entschloß er sich, nicht aufzugeben. Trotz aller Tiefs habe er, wie er einmal sagte, sein unter so viel Schmerzen geborenes Kind doch nicht im Stich lassen können."2)
  
In den 1950er und 1960er Jahren übernahm Fritz Rémond neben seiner umfangreichen Arbeit für das Theater Aufgaben vor der Film- und Fernsehkamera, sein Leinwanddebüt gab er bereits 1944 mit einem kleinen Part in der charmanten Krimikomödie "Sieben Briefe"3) neben O. W. Fischer und Elfriede Datzig. Im Unterhaltungskino der 1950er Jahre mimte er prägnante Nebenrollen und zeigte immer wieder, welch ein virtuoser Komödiant er war, "dessen eindringliche Darstellungen liebenswürdig-skurriler Käuze, versoffener Melancholiker etc. selbst an den oft zweitklassigen Filmen, in denen seine Kunst überliefert ist, nicht Schaden nehmen konnten." notiert Wikipedia. Mitunter war er auch in ambitionierten Literaturadaptionen zu sehen, so als ehemaliger Theaterdirektor Harro Hassenreuter in Robert Siodmaks1) Gerhart Hauptmann-Verfilmung "Die Ratten"1) (1955) an der Seite von Maria Schell (Pauline Karka) und Curd Jürgens (Bruno Mechelke). Als CIC-Offizier Ted zeigte er sich in dem Kriegsstreifen "08/15 – In der Heimat"1) (1955), als Professor Mareau in dem Melodram "Nacht der Entscheidung"3) (1955) und als Professor Schwarzenberger in der O. W. Fischer/Marianne Koch-Komödie "Mit Himbeergeist geht alles besser"1) (1960) nach einer Vorlage von Johannes Mario Simmel1). Mit der ganz auf Protagonist Hans-Joachim Kulenkampff zugeschnittenen heiter-belanglosen Geschichte "Immer die Mädchen"1) (1959) lieferte er seine einzige Kino-Regiearbeit ab, spielte mit Curd Jürgens und Klaus Kinski in der Krimikomödie "Bankraub in der Rue Latour"1) (1961; Regie: Curd Jürgens) und mimte den Gauner Manchette oder trat als Philosoph Rollin in der Groteske "Der grüne Kakadu"4) (1963) in Erscheinung, gedreht von Michael Kehlmann1) nach dem gleichnamigen Einakter1) von Arthur Schnitzler1). Eine letzte Rolle in einer Kinoproduktion spielte Rémond als alternder Schauspieler Emil Stoltmann in Will Trempers1) Drama "Die endlose Nacht"1) (1963) → Übersicht Kinofilme.
Seit Mitte der 1950er Jahre erlebte man den Mimen mit den markanten Gesichtszügen in verschiedenen, überwiegend ambitionierten Fernsehspielen, mitunter Aufzeichnungen erfolgreicher Aufführungen aus dem "Kleinen Theater im Zoo" wie beispielsweise das Lustspiel " Nicht zuhören, meine Damen!"5) (1954) von Sacha Guitry1) oder der Krimi "Monsieur Lamberthier"5) (1957) von Louis Verneuil. In nachhaltiger Erinnerung ist er in der von Rolf Hädrich1) in Szene gesetzten Satire "Doktor Murkes gesammeltes Schweigen"5) (1963) nach der gleichnamigen Erzählung1) von Heinrich Böll1) geblieben, hier glänzte Fritz Rémond als Schauspieler Prüll neben Dieter Hildebrandt (Dr. Murke), Robert Meyn1) (Professor Bur-Malottke) und Dieter Borsche (Intendant des Funkhauses). Als einer der letzten TV-Auftritte ist die von Helmut Käutner1) inszenierte hintersinnige Persiflage "Christoph Kolumbus oder Die Entdeckung Amerikas"1) (1969) zu nennen, wo er in das Kostüm eines leichtgeschürzten Eingeborenen-Häuptlings schlüpfte. Die Produktion mit Karl-Michael Vogler als Christoph Kolumbus1), gedreht nach der gleichnamigen Theatersatire von Kurt Tucholsky1) (als Peter Panter) und Walter Hasenclever1), ist inzwischen auf DVD im Handel erhältlich → Übersicht TV-Produktionen.
 
Seit Kriegsende arbeitete Fritz Rémond auch für den Hörfunk, so wirkte er unter anderem als als Lorenzo il Magnifico1) in der SWR-Produktion "Fiorenza"6) (EA: 29.03.1948) nach dem gleichnamigen Schauspiel1) von Thomas Mann1) mit oder sprach den verschuldeten Schankwirt und "Dorfmaterialisten" Abel Hradschek in "Unterm Birnbaum"6) (HR/EA: 03.09.1951; Regie: Fränze Roloff1)), von Günter Eich1) für den Hörfunk bearbeitet nach der gleichnamigen Novelle1) von Theodor Fontane1). Er übernahm den Part des Anwalts Lebjedew in der BR/HR/SWF-Produktion "Raskolnikoff"6) (EA: 03.11.1962; Regie: Hermann Wenninger1)), von Leopold Ahlsen1) dramatisiert nach Fjodor Dostojewskis1) großem Roman "Schuld und Sühne"1) mit Oskar Werner in der Titelrolle des Raskolnikoff. In der inzwischen auf CD erhältlichen Hörspielversion des berühmten Heinrich Spoerl-Romans1) "Die Feuerzangenbowle"6) (BR/EA: 17.05.1970; Regie: Heinz-Günter Stamm1)) mit Hans Clarin als Dr. Johannes Pfeiffer sprach er den Professor Crey. Zudem führte er verschiedentlich Regie, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Grabstelle von Fritz Rémond auf dem Kölner Friedhof  "Melaten"; Copyright Wilfried Paqué Fritz Rémond, dem 1970 die " Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main"1) sowie 1971 das "Große Bundesverdienstkreuz"1) verliehen wurde, starb am 31. März 1976 im Alter von 73 Jahren im hessischen Bad Nauheim1). Die letzte Ruhe fand er auf dem Kölner Friedhof "Melaten" (Lit. J). In dem Familiengrab der Dumonts wurde auch vier Jahre später seine Ehefrau Carola, eine geborene Dumont (1896 – 1980), beigesetzt.
 
Das "Frankfurter Personenlexikon"7) vermerkt: Der leidenschaftliche Schauspieler brillierte besonders in den Rollen der Komödianten und Heuchler, als Molière1), Napoleon1), der Geizige1) und der Dorfrichter Adam1). Der Theaterdirektor Emmanuel Striese in Schönthans "Der Raub der Sabinerinnen"1) war eine seiner liebsten und seine letzte Rolle. Günther Rühle1) schrieb Rémond in der FAZ vom 4.4.1976 ein "Nachwort zu seinem Leben": "Fritz Rémond war ein Mime. Mimen spielen, im Gegensatz zu modernen Schauspielern, ungeschützt durch Regie. Er unterschied sich von den straffen, fixen Schauspielern heutigen Schlages dadurch, daß in den tiefen Furchen seines fleischigen Gesichts die Tragödien und die Komödien der Weltliteratur versteckt schienen. Aus seinen wäßrigen Augen konnte der Blitz zucken, der ganze fragenstellende Jammer der Kreatur sich herausdrängen. (…) Rémonds Lehrsatz war einfach: Theater ist Theater, also das, was seit altersher ist. Die Folgerung hieß: Spielt, was rührt, was lachen und heulen macht. (…) Er hatte nichts übrig für Theoreme des Theaters. (…) Sein Haus wurde ein Haus der Zuflucht der Gefühle. Man sah hier Glanz und Elend des Mimus. Immer war Rémond selbst das Zentrum, soviel Regisseure und Stücke er auch um sich versammelte. Er zeigte bis zur Chuzpe die Pracht seiner Techniken. Er liebte die Improvisation. Ein Urtier des Theaters. (…) Er riß gern die unsichtbaren Figuren der Phantasie aus ihrem Schlaf heraus. Er war abhängig von ihnen. – Das machte den Mimen. – Es gibt keinen mehr wie ihn."

 
Foto: Grabstelle von Fritz Rémond auf dem Kölner Friedhof "Melaten"
© Wilfried Paqué
Siehe auch Wikimedia Commons
Nach dem Tod seines langjährigen Prinzipals wurde die in "Fritz Rémond Theater"1) umbenannte Bühne zunächst von Rémonds langjährigem Weggefährten und Bühnenbildner Lothar Baumgarten, ab 1985 von dessen Sohn, dem Dramaturgen und Regisseur Egon Baumgarten geleitet; bereits kurz vor seinem Tod hatte Rémond selbst zur Spielzeit 1975/76 die Geschäftsführung Lothar Baumgarten übergeben. Im März 1995 übernahm Professor Claus Helmer1), Direktor des Frankfurter Boulevardtheaters "Die Komödie"1), das Theater als zweite Spielstätte und rettete dieses so traditionsreiche Haus vor der Schließung. Nach wie vor werden klassische, aber auch zeitgenössische Stücke auf anspruchsvolle und unterhaltsame Weise ganz im Sinne seines Gründers präsentiert. "So sollen sich im "Fritz Rémond Theater" Heiteres und Ernstes, Klassisches und Zeitgenössisches, Erhabenes und Leichtes, Unterhaltung und Nachdenklichkeit die Hand reichen. Denn: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen". heißt es auf der Webseite des Theaters.
Im Foyer des "Fritz Rémond Theaters" erinnern ein Ölporträt des Frankfurter Künstlers Ferry Ahrlé1) (→ www.fnp.de) sowie eine Bronzebüste von Margot Wagner an seinen legendären Gründer.
Quellen (unter anderem)*): Wikipedia, www.fritzremond.de
Siehe auch frankfurter-personenlexikon.de
*)  Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch (Francke Verlag Bern, 1992, Bd. 3)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de,  4) film.at, 5) Die Krimihomepage, 6) ARD-Hörspieldatenbank
2) Quelle: www.sabinehock.de ("Wochendienst", hg. vom Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, Nr. 48 vom 10.12.1996)
7) Artikel aus: "Frankfurter Biographie 2" (1996,  S. 189–191, verfasst von: Dr. Sabine Hock (redigierte Onlinefassung für das "Frankfurter Personenlexikon")
   
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia (deutsch/englisch), Die Krimihomepage,
fernsehserien.de, agso.uni-graz.at)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch), vvb.de)
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