Johannes Riemann vor 1930 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864–1930); Ross-Karte Nr. 1375/1; Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Der Schauspieler und Regisseur Johannes Riemann wurde am 31. Mai 1888 in Berlin geboren. Sein Vater stirbt, als er 7 Monate alt ist; er wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Als kleiner Junge besucht er die Gemeindeschule in der Gipsstraße. Frühzeitig zeigt er Interesse für das Singen und nimmt erfolgreich an einer Aufnahmeprüfung für den Berliner Hof- und Domchor teil, mit dem er mehrmals vor der kaiserlichen Familie auftritt. Eigentlich will er Oratorien-Sänger werden, befolgt aber während des Stimmbruchs, wo er in einer Musikalienhandlung arbeitet, den Rat eines Lehrers und nimmt Schauspielunterricht bei Anna von Strantz-Führing1) und Alexander Strakosch1). Damit ändert sich seine Leidenschaft – Johannes Riemann wird Schauspieler. 1908 erhält er sein erstes Engagement am "Hebbel-Theater"1) in Berlin. Danach zieht es ihn in die Provinz, wo im Fach des jugendlichen Helden sein Repertoire ständig erweitert. Stationen sind Teplitz1), Meran1) und Marienbad1), bis er 1911 nach Berlin, an die dortige "Volksbühne"1) zurückkehrt. Nach einer Spielzeit geht er ans "Hoftheater"1) nach Weimar1), wo Johannes Riemann zum Charakterschauspieler reift. Um 1916 holt in Max Reinhardt1) ans "Deutsche Theater"1) in Berlin. Nebenbei veranstaltet der junge Künstler Vortragsabende, die seinen Namen in Berlin bekannt machen.*)

Johannes Riemann vor 1930 auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid (1864 – 1930)

Ross-Karte Nr. 1375/1
Quelle: virtual-history.com
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Bereits zu Stummfilmzeiten tauchte Riemanns Name in den Besetzungslisten von Kinoproduktionen auf, Leinwanddebüt gab er in dem von Rudolf Biebrach in Szene gesetzten Drama "Gelöste Ketten"1) (1916) als Partner von Henny Porten. Es folgten Haupt- und prägnante Nebenrollen in Produktionen wie beispielsweise als Leutnant Wend dem Zweiteiler "Die Faust des Riesen"1) (1917) nach dem Roman von Rudolf Stratz1), als Graf Vronski in der Adaption "Anna Karenina"2) (1920) nach dem gleichnamigen Roman1) von Leo Tolstoi1) mit Lya Mara in der Titelrolle oder als Richard de la Croix in "Sappho"1) (1921) nach dem Roman von Alexandre Dumas d. Ä.1) mit Pola Negri als die Lebedame Sappho. In "Wilhelm Tell"1) (1923) nach dem gleichnamigen Drama1) von Friedrich Schiller1) mit Hans Marr als Schweizer Nationalheld Wilhelm Tell1) mimte er als Ulrich von Rudenz den Neffen des Werner, Freiherr von Attinghausen (Max Gülstorff), in dem zeitweilig als verschollen geltenden Streifen "Die Stadt ohne Juden"1) (1924) nach dem Roman von Hugo Bettauer1) war er als Leo Strakosch der Protagonist.
 

Johannes Riemann ca. 1920 auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Ross-Karte Nr. 354/2; Quelle: Wikimedia Commons

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Johannes Riemann ca. 1920 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864–1930); Quelle: Wikimedia Commons: Lizenz: gemeinfrei
Johannes Riemann vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Riemann zeigte sich in dem Melodram "Prater"1) (1924) mit dem Untertitel "Die Erlebnisse zweier Nähmädchen als Lokomotivführer Fritz einmal mehr zusammen mit Henny Porten, in der Komödie "Lumpen und Seide"1) (1925) als Erik, Ehemann von Irene (Mary Parker), in der Familiensaga "Die Wiskottens"1) (1926) nach dem Roman von Rudolf Herzog1) als der "Englishman" Wilhelm, einer der Söhne des Industriellen Wiskotten (Karl Platen) und dessen Ehefrau (Gertrud Arnold1)) und in dem von Reinhold Schünzel mit sich selbst als das Berliner Original Gustav Knospe in Szene gesetzten Lustspiel "In der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehn!"1) (1926) als der Privatgelehrte Dr. Ernst Körner. Zu seinen letzten Arbeiten für den Stummfilm zählte der Part des Klavierspielers Carlos Galiano in der im Süden Spaniens angesiedelte Geschichte "Valencia, du Schönste aller Rosen"1) (1927) mit María Dalbaicí (1902 – 1931) als Blumenverkäuferin Valencia und die Rolle des zerstreuten, kurzsichtigen Gelehrten Werner Heywoldt, der in "Fräulein Chauffeur"2) (1928) die als Mann verkleidete Tochter eines bankrotten Berliner Großbankiers (Mady Christians) als Privatchauffeur engagiert → Übersicht Stummfilme.

Johannes Riemann vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Auf Grund seiner Bühnenerfahrung setzte Riemann seine Karriere auch im Tonfilm erfolgreich fort, in dem von E. W. Emo1) inszenierten und heute verschollen Streifen "Heute Nacht – eventuell" (1930) konnte man ihn als Nervenarzt Dr. Jürgen bzw. Ehemann von Jenny (Jenny Jugo) erstmals auch hören. Man sah ihn unter anderem als Partner von Maria Paudler mit einer Doppelrolle in der Verwechslungskomödie "Der falsche Ehemann"3) (1931), neben Albert Bassermann trat er als Rittmeister von Malzahn in der Literaturverfilmung "Kadetten"2) (1931) in Erscheinung oder stand mit Magda Schneider für die amüsante Geschichte "Fräulein – Falsch verbunden"2) (1932) vor der Kamera. In zahlreichen weiteren Unterhaltungsproduktionen gehörte der populäre Schauspieler zur Besetzung, beispielsweise als Parteisekretär Harry Greif in der Satire "Hasenklein kann nichts dafür"1) (1932) nach dem Bühnenstück von Hans Mahner Mons (1883 – 1956) mit Jakob Tiedtke als Schneidermeister Titus Hasenklein, als Herzensbrecher bzw. Gutsbesitzer Hans Volkmann, Freund von Rechtsanwalt Werner Radke (Oskar Karlweis), in "Die Herren vom Maxim"2) (1933) oder als Rechtsanwalt Paul Brandt, Ehemann von Lisa (Fita Benkhoff), in "Die un-erhörte Frau"2) (1936).

Foto: Urheber Yva1) (Else Ernestine Neuländer-Simon; 1900 – 1942)
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Foto Johannes Riemann: Urheberin Yva (Else Ernestine Neuländer-Simon, 1900–1942); Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei
Für Wolfgang Liebeneiner1) gab er den Bankier Aristide de Saval in der Adaption "Yvette"2) (1938) nach der gleichnamigen Novelle von Guy de Maupassant1) mit Käthe Dorsch als einstige Kurtisane jetzt Gräfin Oktavia Obardi, Ruth Hellberg als deren Tochter Yvette und Albert Matterstock als der junge Ingenieur Jean Servigny, in Heinz Rühmanns Regiedebüt "Lauter Lügen"1) (1938) nach dem Theaterstück von Hans Schweikart1) war er als Chirurg Dr. Richard Algys neben den Hauptdarstellern Albert Matterstock und Hertha Feiler mit dabei. Von (Regie) und mit Willi Forst als George Duroy entstand die Verfilmung "Bel Ami"1) (1939) nach dem Roman "Bel-Ami"1) von Guy de Maupassant, hier überzeugte Riemann als der auf seinen Vorteil bedachte Abgeordneter Laroche, Geliebten der mit Charles Forestier (Will Dohm) verheirateten Madeleine (Olga Tschechowa).
Zu Riemanns Arbeiten während des 2. Weltkrieges gehörte unter anderem das Biopic "Friedemann Bach"1) (1941) nach dem Roman "Friedemann Bach" von Albert Emil Brachvogel1) mit Gustaf Gründgens als Wilhelm Friedemann Bach1), ältester Sohn des von Eugen Klöpfer dargestellten Johann Sebastian Bach1), wo er dem sächsischen Staatsmann Heinrich Graf von Brühl1) Kontur verlieh. Dem perfiden NS-Propagandafilm entzog er sich weitgehend, spielte unter anderem den Sänger Frank Rohland in "Oh, diese Männer"2) (1941) nach dem Bühnenstück "Drei blaue Augen" von Géza von Cziffra1), bildete zusammen mit Rudolf Platte (Hausdiener Poldi) als Oberkellner Alexander die "Sonntagskinder"2) (1941) oder minte als Rittmeister Freiherr Emerich von Luck in der Kostümfilmkomödie "Kleine Residenz"1) (1942) den Hoftheater-Intendanten. In "Liebeskomödie"2) (1943) von (Regie) und mit Theo Lingen als Kellner Max kam er als berühmter Operettenkomponist Attilio Paterner daher, in "Geliebter Schatz"1) (1943) nach dem Bühnenstück "Babusch" von Gábor von Vaszary1) als der in zweiter Ehe mit Eva (Dorit Kreysler) verheiratete Felix Eilers bzw. Vater von Lotte (Sonja Ziemann). Letzte Filme, in denen Riemann bis Kriegsende mitwirkte, waren "Ein Mann für meine Frau"2) (1943) nach der Komödie von Georg Zoch1), wo er als Film-Ehemann von Dagmar (Magda Schneider) auch sein Gesangstalent unter Beweis stellte, und "Das Lied der Nachtigall"2) (1944) nach dem Bühnenstück "Die gelbe Nachtigall" von Hermann Bahr1), in Szene gesetzt von Theo Lingen mit sich als Sekretär des von Riemann dargestellten Tenors Alfred Lorm und Elfie Mayerhofer als Sängerin Fanny Hobichler.
Nach Kriegsende wurde es stiller um den beliebten Schauspieler, lediglich in vier Kino-Produktionen war er nach längerer Krankheit bzw. mehr als zehn Jahren noch einmal auf der Leinwand präsent, konnte jedoch nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen: So zeigte er sich als Dr. Schreiber in Géza von Bolvárys Heimatfilm "Was die Schwalbe sang"1) (1956) nach Motiven Novelle "Immensee"1) von Theodor Storm1) und als Verleger Alfons Rhoden in Géza von Cziffras1) Komödie "Der schräge Otto"1) (1957) mit Walter Giller als Presseagent Otto Schräge. Paul Verhoeven gab ihm in seinem heiter-ironischen Lustspiel "Jede Nacht in einem anderen Bett"1) (1957) den prägnanten Part des Fürsten von Wiesenberg und für Joe Stöckel mimte er den Hieronymus Walden in dem Klamauk-Streifen "Zwei Bayern im Harem"1) (1957) mit Stöckel als Schiffskoch Jonathan und Beppo Brem als Obermaat Michel,
Danach übernahm er noch Aufgaben in zwei TV-Produktionen, spielte in einer Live-Übertragung den Vincent in "Eurydice"4) (1957) nach dem Theaterstück von Jean Anouilh1) mit Gitty Djamal1) als Nymphe Eurydike1) und Udo Vioff als Orpheus1), sowie den Generaldirektur in der Geschichte "
Der lachende Dritte" (1961) → Übersicht Tonfilme (als Darsteller).
 
Neben seiner Mitwirkung als Schauspieler in rund 120 Kinoproduktionen betätigte sich Riemann, der auch auf der Bühne Erfolge verzeichnen konnte, in den 1930er Jahren mitunter zudem als Regisseur, seine Domäne war der leichte, heitere Unterhaltungsfilm. Produktionen wie "Ich sehne mich nach Dir"2) (1934) mit Camilla Horn und Louis Graveure (1888 – 1965), "Ich heirate meine Frau"1) (1933) mit Lil Dagover und Paul Hörbiger, "Ave Maria"2) (1936) mit Beniamino Gigli und Käthe von Nagy oder zuletzt "Gauner im Frack"2) (1937) mit Camilla Horn und Carl Günther1) als Gaunerpärchen Vera Dalmatoff und Baron von Geldern alias Baroff sowie Paul Klinger als Frauenheld Conny tragen seine Handschrift; verschiedentlich zeichnete er als Co-Autor auch für das Drehbuch verantwortlich → Filme als Regisseur.
Johannes Riemann vor 1930 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864–1930); Ross-Karte Nr. 1375/2; Quelle: virtual-history.com; Lizenz: gemeinfrei Filmportal notiert: "Die "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten im Januar 1933 stellt für seine Karriere ebenso wenig ein Problem dar, wie zuvor der Wechsel zum Tonfilm. Tatsächlich bekundet Riemann sogar seine Sympathie für das "Dritte Reich"1) und wird im Gegenzug 1939 von Adolf Hitler1) zum Staatsschauspieler1) ernannt. Trotzdem nehmen die Rollenangebote um 1943 deutlich ab und Johannes Riemann wechselt wieder zum Theater."
 
Johannes Riemann starb am 30. September 1959 im Alter von 71 Jahren in Konstanz1); die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen Hauptfriedhof → Foto der inzwischen eingeebneten Grabstelle bei knerger.de; über sein Privatleben ist nichts bekannt.
Bereits 1940 erschien von Erich Knauf1) die Biografie "Johannes Riemann. Porträt eines Schauspielers".

Johannes Riemann vor 1930 auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid (1864 – 1930)
Ross-Karte Nr. 1375/2
Quelle: virtual-history.com
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Siehe auch cyranos.ch, Wikipedia, filmportal.de 
Fotos bei virtual-history.com
*) Quelle:  www.film-zeit.de (Artikel nicht mehr online → archivierte Version bei archive.ph)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Murnau Stiftung, 4) Die Krimihomepage
Lizenz
Fotos Johannes Riemann (Ueheber Nicola Perscheid/Alexander Binder/Yva): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme: Als Darsteller / als Regisseur
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
Stummfilme bei der "German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung,
Die Krimihomepage; R = Regie)
  

 
Johannes Riemann vor 1930 auf einer Fotografie
von Nicola Perscheid (1864 – 1930)
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia

Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier 
Johannes Riemann vor 1930 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864-1930); Lizenz: gemeinfrei
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
Lizenz Standfoto/Szenenfoto aus "Veritas vincit" (1919): Dieses Bilder ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
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