Angela Salloker wurde am 5. März 1913 in Moschganzen bei Pettau1) (heute Ptuj, Slowenien) geboren. Schon früh interessierte sie sich für das Theater, wirkte bei Schulaufführungen mit und gab bereits als 15-Jährige am "Schauspielhaus Graz"1) in Gerhart Hauptmanns Traumdichtung "Hanneles Himmelfahrt"1) mit der Rolle der Hannele Mattern ihr Bühnendebüt; wenig später erhielt sie in Graz ein festes Engagement. Noch im selben Jahr begann sie 1928 eine drei-jährige, private Ausbildung zur Schauspielerin bei Lori Weiser, ab 1935 wurde sie zudem drei Jahre lang in Berlin von der Professorin Margaret Langen in Stimmbildung unterrichtet.
 
Rasch avancierte Angela Salloker zu einer vielbeachteten Charakterdarstellerin, über Graz (bis 1931) und Breslau (bis 1933) kam sie nach Berlin an das "Deutsche Theater"1), wo sie mit ihren eindringlichen Interpretationen sowohl Kritiker als auch Zuschauer begeisterte. Sie brillierte mit den klassischen Frauenfiguren, etwa als Julia in William Shakespeares "Romeo und Julia"1), als Gretchen in Goethes "Faust"1), als Käthchen in Kleists "Das Käthchen von Heilbronn"1), als Luise in Schillers "Kabale und Liebe"1), als Lessings "Minna von Barnhelm"1) oder als Marthe Rull in Kleists "Der zerbrochne Krug"1).

Angela Sallocker als "Maria Stuart"1)
in dem gleichnamigen Schiller-Drama1),
fotografiert von Hanns Holdt1) (1887 – 1944)
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe hier

Angela Sallocker fotografiert von Hanns Holdt (1887 – 1944); Quelle: www.cyranos.ch
Ewald Balser als Corfitz Ulfeld und Angela Salloker als Mareen Brahe in der Aufführung des Stückes "Eines Mannes Leben" von Paul Verhoeven, 1941 am "Deutschen Theater" in Berlin; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft: Scherl Bilderdienst; Datierung: 05.04.1941; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1551/2) Aber auch in Stücken der Neuzeit wusste sie mit ihrem Spiel zu fesseln, etwa als Titelheldin in "Marie Charlotte Corday", einem heute in Vergessenheit geratenen Schauspiel von Walter Gilbricht über die Ermordung des französischen Revolutionärs Jean Paul Marat1) (1743 – 1793) durch die Adlige Charlotte Corday1) (1768 – 1793). Die NZZ (02.12.1936, Abendausgabe, Nr. 2083) notierte nach der Aufführung am 13. November 1936 am "Deutschen Theater" unter anderem: "Der vom Archivalischen herkommende Autor versucht auch, die mehr oder minder scheusäligen Heroen der Revolution mit wenigen Strichen zu zeichnen; an Büchner darf man dabei nicht denken. Wenn das (schon an anderm Ort erprobte) Werk trotzdem im Berliner "Deutschen Theater" mit starkem Beifall begrüßt wurde, so ist dies das Hauptverdienst der Darstellerin Angela Salloker, die noch nie so überzeugend wirkte wie hier als überzeugte Freiheitskämpferin und als schwärmerische Lichtgestalt." Am "Deutschen Theater" erarbeitete sie im Frühjahr 1936 mit Bruno Hübner die Rolle der Agafja Tichonowna in der Gogol-Komödie "Die Heirat", 1941 wirkte sie als Mareen Brahe in der Uraufführung von Paul Verhoevens Historiendrama "Eines Mannes Leben" mit dem Untertitel "Ein Schauspiel in sieben Bildern und einem Epilog" unter der Regie des Autors an der Seite von Theaterlegenden wie Ewald Balser, Elisabeth Flickenschildt und Gerda Maurus mit.

Ewald Balser als Corfitz Ulfeld und Angela Salloker als Mareen Brahe
in der Aufführung des Stückes "Eines Mannes Leben" von Paul Verhoeven
1941 am "Deutschen Theater" in Berlin
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Körperschaft: Scherl Bilderdienst; Datierung: 05.04.1941
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1551/2)

Im Laufe ihrer Karriere konnte die Schauspielerin an zahlreichen bedeutenden deutschsprachigen Bühnen ihre darstellerische Bandbreite beweisen, unter anderem in Wien am "Burgtheater"1) und am "Theater in der Josefstadt"1) – hier u. a. seit der Premiere am 12. Dezember 1941 in Heinz Hilperts1) Inszenierung des Schauspiels "Gyges und sein Ring" von Friedrich Hebbel1) mit Paul Hubschmid (Gyges) und Mathias Wieman (König Kandaules) als Gattin des Kandaules Rhodope – sowie in München, Konstanz, Zürich, Kassel, Göttingen oder auch in Hamburg. Am "Deutschen Schauspielhaus"1) in Hamburg  erlebte man sie beispielsweise zur Spielzeit 1963/64 in Rudolf Steinboecks1) Inszenierung von Hugo von Hofmannsthals Lustspiel "Der Schwierige"1) (Premiere: 04.03.1964), zusammen mit Leopold Rudolf1), Peter Weck, Erni Mangold und anderen. Darüber hinaus glänzte sie bei den "Salzburger Festspielen"1), wo sie 1939 und 1941 in Heinz Hilperts Inszenierung von Shakespeares "Viel Lärm um nichts"1) zusammen mit Albert Bassermann (Benedikt) und Albin Skoda (Claudio) als Beatrice auftrat. Erstmalig hatte sie sich dem Salzburger Festspielpublikum am 11. August 1934 als Gretchen in Goethes "Faust I"1) an der Seite von Ewald Balser (Faust) und Raoul Aslan (Mephistopheles) präsentiert (Regie: Max Reinhardt1)). 1938 verkörperte sie das Klärchen in Goethes "Egmont"1) mit Ewald Balser in der Titelrolle (Regie: Heinz Hilpert). Auch bei den "Heidelberger Schlossfestspielen"1) und "Bad Hersfelder Festspielen"1) war Angela Salloker stets ein gern gesehener Gast.

Angela Salloker 1939 als Gretchen in "Faust"
in der Inszenierung von Heinz Hilpert am Wiener "Burgtheater"
anlässlich der 6. "Reichstheaterfestwoche"
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Körperschaft: Scherl Bilderdienst; Datierung: 08.06.1939
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1551/1)

Angela Salloker 1939 als Gretchen in "Faust" in der Inszenierung von Heinz Hilpert am Wiener "Burgtheater" anlässlich der 6. Reichstheaterfestwoche"; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft: Scherl Bilderdienst; Datierung: 08.06.1939; Copyriht ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 1551/1)
Nur sporadisch zeigte sich Angela Salloker auf der Leinwand, konnte jedoch auch hier, wie später im Fernsehen, Erfolge feiern. Ihr Debüt als Filmschauspielerin gab sie 1934 als Fanny an der Seite von Emil Jannings und Max Gülstorff in dem Melodram "Der schwarze Walfisch"1), einer deutschen Version von Marcel Pagnols1) Dramen "Fanny" und "Marius". Nach der Rolle der Irene von Ketterer in Erich Engels Offiziers- und Liebesgeschichte "Hohe Schule"1) (1934, auch: "Das Geheimnis des Carlo Cavelli", u. a. mit Rudolf Forster und Hans Moser) wurde die damals 22-jährige Schauspielerin über Nacht schlagartig berühmt: In Gustav Ucickys opulentem, starbesetztem Historienfilm "Das Mädchen Johanna"1) (1935) verkörperte sie die Titelfigur Johanna von Orleans1), spielte neben Publikumsmagneten wie Heinrich George (Herzog von Burgund1)), Gustaf Gründgens (König Karl VII. von Frankreich1)), Willy Birgel (Stadtkommandant Graf La Trémouille1)), René Deltgen (Maillezais, Unterhändler des Königs) oder Erich Ponto (Lord Talbot1), englischer Armeeführer). Die Produktion, welche damals von den Nazis das Prädikat "staatspolitisch und künstlerisch besonders wertvoll" erhielt, wurde 1945 zunächst wegen allzu deutlicher Parallelen zum Nationalsozialismus verboten. Dennoch ist gerade Angela Salloker mit diesem episodenhaften Film über das Leben und Sterben der Jungfrau von Orleans bzw. ihrer feinnervigen Darstellung in nachhaltiger Erinnerung geblieben.
Trotz ihres Leinwanderfolges zeigte sich die Schauspielerin nur noch in wenigen Kinoproduktionen, so mit einer Hauptrolle in Géza von Bolvárys musikalischem Streifen "Mädchenpensionat"2) (1936), als Eva Rull in Gustav Ucickyss Kleist-Adaption "Der zerbrochene Krug"1) (1937) mit einem glänzenden Emil Jannings als Dorfrichter Adam) sowie in Karl Ritters Streifen "Die Hochzeitsreise"3) (1939) nach dem Roman "Le voyage de noce" von Charles de Coster1). Der melodramatische Film erzählt die Geschichte der eifersüchtig-intriganten Gastwirtin Roosje van Steelandt (Françoise Rosay1)), die ihrer geliebten Tochter Grietje (Angela Salloker) und deren Mann, dem Arzt Dr. Paul Goethals (Mathias Wieman), die Ehe zur Hölle macht.
 
Während des 2. Weltkrieges bzw. in den nachfolgenden Jahren zog sich Angela Salloker vollständig vom Filmgeschäft zurück, widmete sich ausschließlich ihrer Arbeit am Theater. Lediglich 1949 sah man sie in Eduard von Borsodys Heimatfilm "Weißes Gold" (auch "Bergwasser"/"Angela") noch einmal auf der Leinwand. Danach ließ sie sich mehr als zwei Jahrzehnte später erst wieder von Maximilian Schell überreden, eine kleine Gastrolle (als sie selbst) in dessen Film "Der Fußgänger"1) (1973) zu übernehmen.
Ab den 1960er Jahren wirkte Angela Salloker sporadisch in TV-Produktionen mit, vornehmlich waren es Verfilmungen von Theater-Klassikern. So spielte sie beispielsweise die Frau Helene Alving in Peter Beauvais' Ibsen-Adaption "Gespenster"4) (1966), u.a. mit Martin Benrath (Oswald Alving) und Martin Held (Pastor Manders), die Ella Rentheim in "John Gabriel Borkman"4) (1967, ebenfalls von Ibsen) mit Heinz Moog in der Titelrolle und die Iokaste1) in der Sophokles-Tragödie "König Ödipus"1) (1967), inszeniert von Oswald Döpke1) mit Wolfgang Reichmann als König Ödipus1) und Hans Christian Blech als Kreon1). In der von Kurt Wilhelm in Szene gesetzten Noel Coward-Komödie "Duett im Zwielicht" (1969) überzeugte sie als Filmehefrau von Paul Verhoeven, gab an der Seite von Hannes Messemer eine brillante Madeleine de Scuderi in der E. T. A. Hoffmann-Verfilmung "Das Fräulein von Scuderi"4) (1976). Die Aufführung aus dem "Theater in der Josefstadt" von Hugo von Hofmannsthals "Der Unbestechliche"1) (Premiere: 17.01.1974; Regie: Ernst Haeusserman1)) mit Angela Salloker als Baronin bzw. dem im Zentrum des Geschehens stehenden Otto Schenk als Kammerdiener Theodor wurde für das Fernsehen aufgezeichnet und Mitte Juli 1974 ausgestrahlt; seit 2007 ist das Lustspiel im Rahmen der "Edition Josefstadt" im Handel erhältlich.
Drei Mal konnte man Angela Salloker auch in populären Krimi-Serien bewundern, so in den "Kommissar"-Episoden "Kellner Windeck" (1971) und "Schwarzes Dreieck" (1973) sowie in der "Derrick"1)-Folge "Ein Kongreß in Berlin" (EA: 24.08.1979). Ihren letzten Fernsehauftritt hatte sie 1981 als Anna Pawlowna in Otto Schenks Tolstoi-Adaption "Der lebende Leichnam" mit Helmuth Lohner als Protagonist Fedor (Fedja) Protasov → Übersicht Filmografie.
Neben ihrer umfangreichen Arbeit für das Theater sowie den eher seltenen Filmauftritten arbeitete die Schauspieler auch als Sprecherin für etliche Hörspiele, vereinzelt stand sie im Synchronstudio, wie unter anderem für Frank Capras1) Lustspiel "You can't take it with you"1) (1938, "Lebenskünstler"), wo sie 1947 Jean Arthur1) die Stimme lieh  → DER SPIEGEL (6/1947). Für Alexis Smith1) sprach sie in "The Adventures of Mark Twain"1)  (1944, "Die Abenteuer Mark Twains"), einem Biopic über Samuel Clemens1) alias Mark Twain (Fredric March), dessen Ehefrau Olivia Langdon Clemens (1845 – 1904). Eine weitere Synchronarbeit war der Film "Phone Call from a Stranger"1) (1952, "Ein Fremder ruft an"), hier hörte man sie als Marie Hoke, im Original Bette Davis.
 
Angela Salloker starb am 3. Januar 2006 im Alter von 92 Jahren in Graz1), die letzte Ruhe fand sie in einem Familiengrab auf dem dortigen Ortsfriedhof im Stadtbezirk St. Peter1) (Petersbergenstr. 22; Grab-Nr. 12, Feld 1, Reihe 4) → Foto der Grabstätte bei knerger.de.
Die Schauspielerin war mit ihrem Kollegen Armin Dahlen (eigentlich Armin Schiestl) verheiratet, mit dem sie für den Streifen "Weißes Gold" (1949) vor der Kamera stand. 
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch sowie
den Nachruf bei www.welt.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) film.at, 3) filmportal.de, 4) Die Krimihomepage
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