Wirken am Theater (Auszug) / Filmografie / Hörspiel
Die Schauspielerin Doris Schade wurde am 21. Mai 1924 im thüringischen Frankenhausen1) (heute Bad Frankenhausen) geboren. Aufgewachsen in der damaligen Sowjetunion und in Japan, wo ihr Vater Eugen Herbert Schade bei der "der Junkers Luftverkehr AG"1) als Ingenieur bzw. Direktor tätig war, kam sie im Alter von neun Jahren nach Deutschland zurück. Zwischen 1942 und 1944 erwarb sie sich ihr darstellerisches Rüstzeug am Leipziger "Alten Theater"1). Ihr Bühnendebüt gab sie 1946 an den "Städtischen Bühnen Osnabrück"1) mit der Rolle der Luise Miller in dem Schiller-Drama "Kabale und Liebe"1). Weitere Theaterstationen wurden die "Bühnen der Freien Hansestadt Bremen"1) (1947–1949), die "Städtischen Bühnen Nürnberg"1) (1949–1954) und die "Städtischen Bühnen Frankfurt am Main"1) (1954–1961). Danach wechselte Doris Schade an die "Münchner Kammerspiele"1), dessen Ensemble sie (vorerst) bis 1972 angehörte, ging dann für fünf Jahre bis 1977 nach Hamburg zu Intendant Ivan Nagel1) an das "Deutsche Schauspielhaus"1). Zurück in München, war sie seit 1977 erneut langjähriges Mitglied der "Kammerspiele", wo sie zuletzt bis 2007 auftrat und im Laufe der Jahre immer wieder Publikum und Kritiker mit ihrer großartigen Schauspielkunst in Inszenierungen namhafter und berühmter Regisseure wie Fritz Kortner, Hans Schweikart1), Paul Verhoeven, August Everding1), Ernst Wendt1), Thomas Langhoff1), Hans Lietzau1), Dieter Dorn1), Peter Zadek1) oder Claus Peymann1) zu überzeugen wusste. Darüber hinaus Weiterhin gastierte sie 1975 mehrfach am "Staatstheater Stuttgart"1), trat an den Schauspielhäusern in Köln und Düsseldorf, am Wiener "Burgtheater"1) sowie bei den "Salzburger Festspielen"1) (1972, 1986) auf.
 
Doris Schade beherrschte sowohl das klassische Fach als auch die Darstellung von Frauengestalten in Stücken der Moderne. Im Laufe ihrer langen, über 60 Jahre andauernden Karriere verlieh sie den unterschiedlichsten Figuren mit ihrem facettenreichen Spiel bewundernswerte Ausdruckskraft, brillierte 1962 unter der Regie Kortners als Shakespeares Desdemona in "Othello"1) an der Seite von Rolf Boysen (Othello) und Romuald Pekny (Jago). Seit den 1980ern machte sie als Kleists Marthe Rull in den Dieter Dorn1)-Inszenierungen des Lustspiels "Der zerbrochne Krug"1) Furore, wurde als Iokaste in "Ödipus"1) und als Königin Elisabeth1) in Schillers "Maria Stuart"1) ebenso gefeierte wie als Ibsens Frau Alving in ""Gespenster"1) oder Hauptmanns Frau John "Die Ratten"1), begeisterte mit der Titelrolle in in "Medea"1) von Hans Henny Jahnn1) und als Marquise de Merteuil in "Quartett" von Heiner Müller1). Über ihre Interpretation der Gutsbesitzerin Ranjewskaja in Tschechows gesellschaftskritischen Komödie "Der Kirschgarten"1)  notierte der Theaterkritiker Prof. Joachim Kaiser1) unter anderem am 31. Mai 1983 in der "Süddeutschen Zeitung": "Doris Schade zeigte aristokratische Allüren, zeigte die Plötzlichkeit und Empfindsamkeit, auf welche wenig Verlaß ist, und auch einen faszinierenden Hauch lebensvoller Unseriosität. Nie sahen wir diese Schauspielerin reicher, ohne jene falsche Affektiertheit, die hier so oft belästigt; nie sahen wir sie bestimmter, im Ausspielen ihrer Mittel genauer." Und C. Bernd Sucher1) schreibt in seinem Buch "Theaterzauberer 1 – 20 Schauspielerporträts" über die "Alleskönnerin" Schade: "Es ist, als begegnete man in jeder Rolle einer anderen Schauspielerin. Es gibt ihn nicht, den Schade-Ton, die Schade-Geste (…): Die Schade ist immer wieder anders, neu. Auf der Suche nach der Figur wird sie stets fündig, entdeckt die Rolle und damit zugleich an sich eine bisher unbekannte Facette, einen nie gehörten Ton. Sie nimmt die Menschen, die sie darstellt, ein, okkupiert sie mit Körper und Geist und äußert dann das Innenleben dieser Kunstfigur ganz realistisch, in völliger Harmonie mit sich selber, ganz unkünstlich." Anlässlich des 80. Geburtstages der "Grande Dame" der "Münchner Kammerspiele" bezeichnete Sucher sie in seinem Artikel "Doris Schade wird achtzig Jahre jung – eine Liebeserklärung" als "eine der besten Schauspielerinnen in Deutschland" und schrieb weiter "Sie will die Frauen, die sie spielt, einnehmen, gewinnen. Nicht, dass sie hinter den Gestalten verschwindet – nein, man erkennt sie noch an der klaren Artikulation, an der Sparsamkeit der genau gesetzten, nie zufälligen gestischen Zeichen – und an ihrem Lachen!" (SZ, 21.05.2004; theodor-frey.de).*)
2007 stand Doris Schade ein letztes Mal im Rahmen eines Liederabends von Franz Wittenbrink1) mit dem Titel "Denn alle Lust will Ewigkeit…" auf der Bühne – als "Friedhofsgärtnerin" kehrte sie die Asche auf und sang leise-ergreifend den berühmten Rolling Stones1)-Song "(I Can't Get No) Satisfaction"1). Eine Auswahl der Stücke bzw. Rollen mit/von Doris Schade findet man hier.
 
Die darstellerischen Leistungen der Vollblut-Mimin lassen sich zudem an verschiedenen Auszeichnungen ablesen. So erhielt sie als erste Preisträgerin den seit 1986 verliehenen "Gertrud-Eysoldt-Ring"1) für die Gestaltung der Hekabe1) in "Die Troerinnen des Euripides" von Walter Jens1), inszeniert von George Tabori1) an den "Münchner Kammerspielen". Der in Bensheim1) verstorbene Theaterkritiker Wilhelm  Ringelband1) (1921 – 1981), der mit Gertrud Eysoldt (1870 – 1955) in engem Briefkontakt stand, stiftete zur Erinnerung an die legendäre Schauspielerin diesen (heute) mit 10.000 Euro dotierten Theaterpreis, der für hervorragende schauspielerische Leistungen an einem deutschsprachigen Theater von der Stadt Bensheim zusammen mit der "Deutschen Akademie der Darstellenden Künste"1) jeweils im März verliehen wird → siehe auch darstellendekuenste.de sowie stadtkultur-bensheim.de.
Nach dem "Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland"1) (1993) konnte Doris Schade 1999 den "Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst"1) entgegennehmen, 2002 folgten "München leuchtet – Medaille in Gold"1) sowie der "Bayerische Theaterpreis"1) für ihr Lebenswerk. Auf die Frage, ob der Beruf der Schauspielerin für sie ein Glück gewesen sei, antwortete Schade in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" anlässlich ihres 80. Geburtstags: "Ich bin weniger unglücklich, wenn ich spiele."
 
Als vielbeschäftigte Bühnenschauspielerin war Doris Schade seit Ende der 1950er Jahre nur sporadisch im Fernsehen zu sehen, oft waren es Aufzeichnungen von Theaterinszenierungen oder Literaturadaptionen. In späteren Jahren präsentierte sie sich dann mit Episodenrollen auch in populären Krimiserien wie "Der Kommissar", "Derrick", "Der Alte", "Die Männer vom K3" und "Tatort", wie beispielsweise als Agentin Ira Kusmansky in der "Tatort"-Episode "Wenn Frauen Austern essen"1) (2003). Beispielsweise trat sie als Mutter Erichson in dem Vierteiler "Jahrestage"1) (2000) nach dem gleichnamigen Romanzyklus von Uwe Johnson1) in Erscheinung, spielte in dem vielbeachteten, autobiografisch gefärbten Familiendrama "Bobby"1) (2002) die Benita Kustermann, welche unerwartet an ihrem 60. Geburtstag stirbt und ihren am Down-Syndrom erkrankten jüngsten Sohn (Rolf Brederlow1)) zurücklässt. In der Tragikomödie "Die schönsten Jahre"2) (2005), gedreht nach der Kurzgeschichte von Elke Heidenreich1), glänzte sie als resolute Mutter Eva Hellmann, die zu ihrer Tochter Nina (Ulrike Kriener1)) ein gespanntes Verhältnis hat. Bereits bei dem Film "Altweibersommer"3) (2000) hatten Schade und Kriener gemeinsam vor der Kamera gestanden. Zuletzt gehörte Doris Schade zur Besetzung der Episode "
Reise in den Tod"4)(EA: 23.05.2008) aus dem Dauerbrenner "Der Alte"1) und mimte die Mutter des Möbelhausbesitzers Hans Melzer (Peter Sattmann), der die Liaison mit einer jungen Thailänderin bzw. dem späteren Opfer (Young-Shin Kim1)) missfällt → Übersicht TV-Produktionen.
  
Im Kino zeigte sich Doris Schade erstmals 1981 in einem Langfilm und spielte in Margarethe von Trottas1) Drama "Die bleierne Zeit"1) die Mutter, auch in den von Trotta-Produktionen "Heller Wahn"1) (1983), "Rosa Luxemburg"1) (1986, hier als Politikerin Clara Zetkin1)) und "Rosenstraße"1) (2003) gehörte sie zur Besetzung. Für Rainer Werner Fassbinder1) stellte sie in "Die Sehnsucht der Veronika Voss"1) (1982) die Sprechstundenhilfe Josefa dar, in Roland Suso Richters1) Literaturverfilmung "Nichts als die Wahrheit" (1999), mit Götz George als KZ-Arzt Dr. Josef Mengele1), die Mutter des jungen deutschen Anwalts und Mengele-Experten Peter Rohm (Kai Wiesinger1)). Zu nennen ist auch der vielfach ausgezeichnete und für den Oscar nominierte Kino-Erfolg "Jenseits der Stille"1) (1996) von Regisseurin Caroline Link1) mit der Rolle der Lilli, Großmutter der jungen Protagonistin Lara (Sylvie Testud1)). Einem jungen Publikum wurde Doris Schade durch die drei Streifen "Die Wilden Hühner"1) (2006), "Die Wilden Hühner und die Liebe"1) (2007) und "Die Wilden Hühner und das Leben"1) (2009) bekannt, von Vivian Naefe1) gedreht nach der gleichnamigen Jugendbuchreihe1) von Cornelia Funke1). Hier punktete Doris Schade als Alma Slättberg, genannt Oma Slättberg und Sprottes (Michelle von Treuberg1)) Großmutter mütterlicherseits. "Sie ist ziemlich bissig, überheblich und bevormundend, worunter Sprotte und auch Melanie zu leiden haben. Da Sprottes Mutter viel als Taxifahrerin arbeitet, muss Sprotte oft bei Oma Slättberg übernachten." kann man bei Wikipedia lesen → Übersicht Kinofilme. Zudem stand die gefeierte Mimin des öfteren im Hörspielstudio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier

Als Doris Schade am 25. Juni 2012 im Alter von 88 Jahren in ihrer Münchener Wohnung im Kreise ihrer Familie starb, trauerte nicht nur dir Theaterszene um eine ganz große Schauspielerin. Für Christine Dössel war sie in dem Nachruf der "Süddeutschen Zeitung "eine Bühnenabenteurerin mit dem Mut zum Experiment, zum Schrillen und zur Hässlichkeit", die "dieses Damenhafte in ihrem Auftreten, ihrer eleganten Gestalt, in ihrem einnehmenden, auch im Alter schönen Gesicht mit den klaren Zügen und den strahlenden blauen Augen" hatte. → sueddeutsche.de. Gerhard Stadelmaier1) schrieb in der "Frankfurter Allgemeine": "Ob Königin, Revolutionswitwe oder Dienerin: Um die Theater-Schauspielerin Doris Schade war stets ein Zug von eleganter Mokanz." → www.faz.net.

Doris Schade war mit dem Schauspieler und Theaterintendanten Heinz-Joachim Klein5) (1906 – 1998) verheiratet und Mutter eines gemeinsamen Sohnes. Die letzte Ruhe fand sie auf dem Münchener Nordfriedhof1) an der Seite ihres Mannes → Foto der Grabstelle bei knerger.de.

Quelle (unter anderem*) **)): Wikipedia, prisma.de
Siehe auch die Nachrufe bei www.sueddeutsche.de, www.faz.net
Lesenswert ist das Selbstportrait "Jeder Auftritt ein Anfang" bei 100 Jahre Münchner Kammerspiele.
*) Henschel Theaterlexikon (Henschel Verlag, 2010, S.  753/754)
**) Langen Müller's Schauspielerlexikon der Gegenwart (München 1986, S. 892)
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch), 2) prisma.de, 3) tittelbach.tv, 4) Die Krimihomepage, 5)
whoswho.de
Wirken am Theater (Auszug)
Quelle (unter andrem): "Henschel Theaterlexikon", Hrsg. C. Bernd Sucher (Henschel Verlag, 2010, S. 753/754)
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), dreimaskenverlag.de, munzinger.de,
fischertheater.de, josefstadt.org, theaterderzeit.de, theatertexte.de;
R = Regie, UA = Uraufführung, DE = Deutschsprachige Erstaufführung)
Filme
Kinofilme /Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de

(Fremde Links: deutsches-filmhaus.de, Wikipedia (deutsch/englisch) filmportal.de, 
Die Krimihomepage, prisma.de, tittelbach.tv)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch), krimilexikon.de)
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